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News des 23. Juni 2022

Tom's Hardware (via VideoCardz) zeigen die Intel-offiziellen Benchmarks zu Arc A770M und A730M, welche sicherlich für die nächste Zeit die einzigen verfügbaren Testergebnisse zu diesen Mobile-Lösungen sowie gleichzeitig zum großen Intel-Grafikchip "ACM-G10" sein werden. In den von Intel gewählten Vergleichen gewinnen die Intel-Grafiklösungen jeweils um einen gutklassigen Abstand – wobei natürlich Punkte wie Hersteller-Bias sowie unbekannte TGP-Werte auf Intel-Seite eine gewisse Unsicherheitskomponente darstellen. Insbesondere mit letztem Punkt läßt sich im Mobile-Segment doch viel schummeln – ergo kann man diese Intel-Benchmarks eigentlich erst dann ernst nehmen, wenn Intel die konkret benutzten TGP-Werte auch auf Intel-Seite offenlegt.

Mobile-Lösungen 3050Ti-L A730M 3060-L A770M
Hardware GA107, 20 SM @ 128 Bit ACM-G10, 24 Xe @ 192 Bit GA106, 30 SM @ 192 Bit ACM-G10, 32 Xe @ 256 Bit
benutzte TGP 60W unbekannt 85W unbekannt
Intel-eigene Benchmarks  (17 Spiele) 64,8% 73,2% 89,2% 100%
Differenz nVidia → Intel –11,4% bzw. +12,9% –10,8% bzw. +12,1%
gemäß der Ausführungen von Tom's Hardware

Doch selbst davon ausgehend, dass diese Benchmarks ungefähr passen und halbwegs fair zustandegekommen sind: Intel hat sich dabei natürlich seine Kontrahenten passend ausgesucht, dass auch ein positives Ergebnis herauskam. Nur ist dann eben der Kontrahent der schnellsten Intel Mobile-Lösung nicht mehr eine GA104-basierte nVidia-Lösung – sondern nur noch eine GA106-basierte. Deutlicher konnte man es (indirekt) nicht sagen, dass Intels Alchemist-Grafikprojekt eine ganze Leistungsklasse niedriger herauskommt als es ursprünglich projektiert war. Dies wird Intel natürlich niemals zugeben, aber die Leaks zur Performance-Zielsetzung der Intel-Grafikchips waren zu klar und vielzählig, als dass jenes allesamt falsche Gerüchte gewesen sein könnten. Intel muß jetzt dieses (deutlich) kleinere Brötchen backen – was dann sogar zu Problemen bei der Wirtschaftlichkeit führen kann.

Denn gewisse Grafikkarten-Designs sind für einen gewissen Preispunkt konzipiert – welcher schwerlich zu halten ist, wenn die Performance-Zielsetzung deutlich verfehlt wird und man nachfolgend preislich deutlich abspecken muß. Ein gutes Beispiel hierfür gibt die Arc A780 im Vollausbau des ACM-G10-Grafikchips ab: Wenn man damit die Performance einer GeForce RTX 3070 hätte einholen können, wären durchaus 500 Dollar Listenpreis möglich gewesen, zu Zeiten der Grafikkarten-Preisübertreibung auch noch mehr. Doch wenn es heuer nur noch die Performance der GeForce RTX 3060 gibt, dann ist nicht mehr als 350 Dollar Listenpreis drin. Diese harsche Preisabspeckung könnte jegliche Wirtschaftlichkeits-Rechnung ruinieren – womit Intel eventuell nicht noch mehr solcherart Grafikchips nachproduziert und sich dann lieber auf die nachfolgende "Battlemage"-Generation konzentriert.

Zur Frage, inwiefern fürs Cryptomining benutzte Grafikkarten eine sinnvolle Anschaffung im Gebrauchtwaren-Markt darstellen, gibt es sicherlich verschiedene Auffassungen und Argumente. Generell denkt man ja, das hart über 24 Stunden arbeitende Mining-Grafikkarten eher stärker abgenutzt sind als reguläre Grafikkarten in Gamer-Händen. Allerdings ist bezüglich des Ethereum-Minings zu beachten, dass die Grafikkarten hierfür zumeist mit deutlich niedrigerem Power-Limit und damit aus Rechenleistungs- wie Verlustleistungs-Sicht handzahm betrieben werden. Zudem könnte die Erfahrung von professionellen Cryptominern dafür sprechen, dass diese Karten generell gut behandelt wurden und daher noch eine längere Lebenszeit zu erwarten haben sollten. Gegenüber diesen zweifellos bedenkbaren Argumenten spricht allerdings ein Bericht seitens WCCF Tech über ehemalige Mining-Beschleuniger mit defekten Speichermodulen.

Hierbei meldete sich eine GeForce RTX 3080 mit nur noch 8 GB Speicher – die beiden restlichen Speichermodule waren augenscheinlich defekt und wurden daher für das Grafikkarten-BIOS abgeschirmt, damit die Karte ansonsten weiterhin laufen kann. Hiermit ergibt sich natürlich auch ein Performance-Abschlag (beim Mining wie beim Gaming), da diese GeForce RTX 3080 dann nur noch mit einem 256-Bit-Speicherinterface läuft (die restlichen beiden 32-Bit-Teilinterface sind nicht mit funktionierendem Speicher bestückt). Und dies zeigt auf einen Effekt hin, welchen selbst sorgsam operierende Cryptominer nicht wirklich verhindern können: Wegen der Konzentration des ETH-Algorithmus auf die Speicherbandbreite wurde bei Cryptomining-Grafikkarten zwar die Rechenleistung heruntergedreht, der Speichertakt hingegen so weit wie möglich aufgedreht. Und dies geht dann logischerweise auch mit einer stärkeren Alterung der Speicherchips einher.

Dabei kann die ehemalige Mining-Grafikkarte sogar im problemfreien Zustand vom Miner zum Gamer übergeben werden, jene Probleme können sicherlich auch erst nachher auftreten (oder mit Glück niemals). In jedem Fall läßt sich die These "ETH-Mining schlaucht nicht" somit nur bedingt halten: Jene gilt sicherlich für den Grafikchip selber, aber dafür eben weniger für die Speicherchips. Selbige lassen sich zwar notfalls austauschen, aber der Aufwand hierfür läßt den Gebraucht-Kauf dann nicht mehr als Schnäppchen erscheinen. Ob das ganze tatsächlich ein breit auftauchendes Problem wird, läßt sich derzeit allerdings unmöglich prognostizieren – da kann man nur die Praxis abwarten, was die Gebraucht-Käufer letztlich an entsprechenden Rückmeldungen liefern.

PS zur gestrigen News: Das neue AMD Spiele-Bundle ist nur für den Erwerb von Komplett-PCs und Notebooks gedacht, das "alte" Bundle hingegen für den Erwerb von einzelnen Grafikkarten. Darin liegt somit der primäre Unterschied zwischen beiden gleichzeitig & nebeneinander laufenden Bundles.