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News des 28. November 2023

Ausgehend von einer umfangreichen Berichterstattung seitens The New Yorker über nVidia machen derzeit Meldungen die Runde, nVidia würde sich vom Geschäft mit Gaming-Grafikkarten "entfernen". Jene Berichte beziehen sich dabei nur auf einen kleinen Teil des originalen Artikels, welcher einzeln gelesen durchaus eine solche Aussage zulassen würde. Der Punkt ist hier allerdings: Die eMail, welche nVidias Vize-Präsident hierbei erwähnt, wurde noch vor dem Jahr 2019 geschrieben. Denn die nachfolgenden Sätze des New-Yorker-Artikels machen klar, dass nVidia zum Zeitpunkt der eMail ca. 8000 Angestellte hatte. Dies war das letzte Mal im Jahr 2018 der Fall (trifft allerdings auch auf das Jahr 2013 zu). In jedem Fall läßt sich sagen: Es handelt sich somit bei dieser eMail des Firmenchefs um keine aktuellen Aussage – sondern einen jahrealten Vorgriff auf die Zukunft, welche sich erst jetzt in der Praxis materialisiert hat.

[Jensen] sent out an e-mail on Friday evening saying everything is going to deep learning, and that we were no longer a graphics company. By Monday morning, we were an A.I. company. Literally, it was that fast.
Quelle:  Greg Estes, Vize-Präsident von nVidia gegenüber The New Yorker, veröffentlicht am 23. November 2023, bezogen auf ein Ereignis von vor dem Jahr 2019

Wegen des Alters der bewußten eMail verbieten sich allerdings alle Darstellungen, nVidia würde jetzt plötzlich das Gaming-Geschäft vergessen. Dies kann deswegen trotzdem passieren, aber diese Jahre-alte eMail kann dafür nicht als Beleg herangezogen werden. Eher ist sie umgedreht ein Beleg dafür, dass nVidia trotz dieser frühen Ausrichtung auf KI/AI sich eben nicht aus dem Gaming-Markt zurückgezogen oder diesen vergessen hat. Sicherlich kann man nVidias Fortschritt in diesem Feld gerade seit dem Jahr 2018 (Turing-Generation und nachfolgende) als "mittelprächtig" betrachten. Allerdings blieb nVidia die ganze Zeit über Performance-Führer und AMDs teilweise stärkerer (relativer) Fortschritt in diesem Zeitraum begründet sich eher daraus, dass AMD viel mehr aufzuholen hatte. Sicherlich besteht aufgrund der aktuellen nVidia-Geschäftszahlen mit einem DataCenter-Anteil von satten 80% ein Restrisiko darauf, dass sich nVidia langfristig vom Gaming-Markt zurückzieht. Jene uralten Aussagen können dafür jedoch nicht als Beleg dienen.

BornCity weisen auf einen Artikel von ZDNet hin, welcher die finale Wahrheit zur Frage kennen will, ob Microsoft auch Windows 10 noch eine Support-Verlängerung angedeien will. Der Ausgangspunkt der Fragestellung ist wie bekannt, dass Windows 10 nach dem 14. Oktober 2025 keine Sicherheitsupdates mehr erhalten wird, die Nutzer also zum Umstieg auf Windows 11 genötigt werden – und dies angesichts der Verbreitung von Windows 10 sowie den hohen Hardware-Anforderungen von Windows 11 massive Berge an Elektroschrott verursachen wird. Allerdings hat das ZDNet zum Beleg seiner These auch nur eine aktualisierte Aussage in einem Microsoft-Blog vorzubringen. Der (neue) Nebensatz "is unchanged" nach dem Datum des Support-Endes bekräftigt zwar sicherlich nochmals Microsofts Absicht – stellt aber auch nur genau das: Eine derzeitige Absicht.

The Windows 10 end-of-support date of October 14, 2025, is unchanged.
Quelle:  Microsoft-Blogeintrag, November 2023

Dies bedeutet überhaupt nicht, dass diese Diskussion intern bei Microsoft wirklich beendet wäre. Die Aussage hat zudem nur die Qualität eines PR-Spruchs – erstaunlich, dass sich auf diese lapidare Aussage, die Microsoft jederzeit gefahrlos ändern bzw. fallenlassen könnte, ein erfahrener Recke des (englischsprachigen) ZDNets einläßt. Normalerweise sollten, um sich in einer solchen Sache wirklich sicher zu sein, substantielle Konsultationen mit Microsoft-Masterminds erfolgen. Und selbst dann wäre es derzeit einfach noch zu früh für irgendwelche finalen Verkündungen zum Thema. Der eigentliche Druck auf Microsoft in dieser Frage dürfte erst noch kommen, zum einen durch das Herannahen des Ereignisses und zum anderen durch die Politik, welche dieses Thema sicherlich früher oder später entdecken dürfte. Es geht hier schließlich um grob gesehen eine Milliarde (!) Windows-10-PCs, von welchen nur ein kleiner Bruchteil auf Windows 11 Upgrade-fähig ist und der Rest wie gesagt zu Elektroschrott werden soll.

A cached page reveals there were more than 1.4 billion monthly active devices running Windows 10 or Windows 11 in April 2022, according to Microsoft.
Quelle:  The Verge in Berufung auf eine Microsoft-Aussage, Oktober 2023

Rein praktisch gesehen ist sowieso unklar, wie dies gehen soll: Pro Jahr stoßen die PC-Hersteller ca. 300-400 Millionen neue Maschinen aus, eine Produktionsausweitung in diesem großem Maßstab wäre kaum zu schultern und würde eher so etwas wie die Chip-Krise der Jahre 2020/21 in mehrfacher Potenz provozieren. Irgendeine ausgleichende Lösung muß an dieser Stelle somit zwangsläufig gefunden werden: Microsoft muß ja nicht einmal den Support-Zeitraum für Windows 10 generell nach hinten verschieben, auch andere Möglichkeiten wie kostenpflichtigen Support, Geräte-spezifische Ausnahmen und eine Absenkung der Systemanforderungen von Windows 11 sind denkbar. So oder so ist im Fall eines nominell auslaufenden Supports im Jahr 2025 eine echte "PC-Bonanza" zu prophezeien. Eventuelle Kulanz-Regeln wären letztlich sogar gut für Microsoft wie die PC-Hersteller, da selbige diese Boom-Phase verlängern würden und der Umstieg auf Windows 11/12 nicht durch Warenknappheit behindern würde.

nVidia hat nach dem Auslaufen des Alan-Wake-2-Spielebundles ein neues nVidia-Bundle zur Absatzankurbelung seiner GeForce RTX 40 Beschleuniger aufgelegt. Jenes gilt für alle Desktop-Grafikkarten ab der GeForce RTX 4060 und beinhaltet jeweils ein 3-Monats-Abonnement zu Microsofts "PC Games Pass" sowie nVidias "GeForce NOW Priority" Service. Üblicherweise gelten diese Vorteile immer nur für Neukunden dieser Dienste, so war es zumindest bei nVidias letzten Bundle-Angebot mit Beteiligung von Microsofts Game-Pass der Fall. Ebenfalls zu erwarten ist, dass jenes Bundle-Angebot seitens der Gamer nicht besonders warmherzig aufgenommen wird. Doch dass nVidia ein solches Game-Pass-Bundle gleich zweimal im selben Jahr auflegt, zeigt an, dass sich jenes zumindest wirtschaftlich für nVidia und Microsoft lohnen muß.

nVidia "PC Game Pass & GeForce NOW Priority" Spiele-Bundle
teilnehmende Hardware Aktionszeitraum Inhalt des Spielebundles
GeForce RTX 4060, 4060 Ti, 4070, 4070 Ti, 4080 & 4090 Desktop-Grafikkarten 28. November 2023 bis 8. Januar 2024 3-Monats-Abonnement von Microsofts "PC Games Pass" sowie 3-Monats-Abonnement zu nVidias "GeForce NOW Priority" Service
Hinweis: Nicht jeder Händler nimmt an allen Aktionen teil und selbst bei den teilnehmenden Händlern muß nicht jedes Produktangebot Teil der konkreten Aktion sein.