Fazit

Sonntag, 21. Januar 2007
 / von Mr. Lolman & Raff & robbitop
 

Hier ist es nun, das volle Leistungsspektrum der Voodoo5 6000. Ein eindeutiges Fazit lässt sich allerdings nicht finden, daher wollen wir zuerst einige Teilergebnisse erläutern.

Es ist nicht zu übersehen, dass 3dfx' Spitzenkarte nicht überall vorn liegt, die absolute Performance-Krone wäre folglich auch durch den Markteintritt der Voodoo5 6000 nicht an 3dfx (zurück)gegangen. Nun, woran liegt das? Ganz einfach: Die Voodoo5 6000 steht und fällt mit der sie umgebenden Infrastruktur sowie den genutzten Spielesettings. Das ist primär auf den Mangel von Hardware-T&L zurückzuführen. Unsere Testspiele der Jahre 2000 und 2001 zeigen bei 1,0 GHz CPU-Takt klar, dass Nutzer kleinerer Auflösungen mit Affinität zu hohen Frameraten damals mit einer GeForce2-Grafikkarte besser bedient waren.

Diese sind dort ungeschlagen schnell, während die Voodoo5-Serie oft auf die CPU warten muss. Gerade die Voodoo5 6000 weist eine so hohe Rohleistung auf, dass sie mit der (simulierten) HighEnd-CPU des Jahres 2000 bei 32 Bit und hohen Auflösungen nur geringe Einbrüche zu verzeichnen hat. Dank der damals enorm hohen Bandbreite von 11,7 Gigabyte/s und effektiv nutzbaren 1,46 Gigapixeln/s kann sie spätestens in 1600x1200x16 zur GeForce2 Ultra aufschließen und sie in 1600x1200x32 durchgängig schlagen. In dieser Auflösung liegen stellenweise sogar riesige Abgründe zwischen den beiden Kontrahenten, wie in Heavy Metal FAKK2 und Unreal Tournament zu sehen.

Diese Lücke schließt erst die GeForce3: Mit ihren gravierenden architektonischen Verbesserungen, allen voran dem Crossbar Memory Controller, überholt sie ihren direkten Vorgänger deutlich. Erstaunlicherweise gelingt es ihr aber nicht durchgängig, die Voodoo5 6000 zu schlagen. Sogar der kleinsten GeForce4 Ti kommt die Voodoo5 6000 in Einzelfällen bedrohlich nahe. Man kann also festhalten, dass die Voodoo5 6000 genau dort punktet, woran man auch heutzutage eine gute Grafikkarte beurteilt: In hohen Auflösungen und bei maximal möglicher Bildqualität.

Wie erwartet, profitiert die Voodoo5 6000 weiterhin am meisten von der CPU-Aufrüstung. Während Voodoo5 5500, GeForce2 GTS und alle Grafikkarten darunter mit einem Gigahertz CPU-Takt bereits fast vollständig ausgelastet sind, kann gerade 3dfx' "Quad-SLI" auch in den fordernsten Einstellungen einige fps gutmachen. Die Zahlen zeigen im Grunde das, was wir versuchten zu erreichen: Der Vorsprung der GeForce2-Serie schwindet bei 2,6 GHz deutlich. Die Voodoo5 6000 hätte demnach damals mit demselben Problem zu kämpfen gehabt, welches aktuell nVidias GeForce 8800 GTX (SLI) befällt: Erst sehr hohe Auflösungen und/oder eine radikal übertaktete CPU zeigen das wahre Potenzial – die Voodoo5 6000 war also auf recht paradoxe Art und Weise "zukunftssicher". Paradox deswegen, weil man dies von ihr mangels diverser Features nicht erwartete.

Weiterhin zeigt sich bei den aktuelleren Spielen klar der Zahn der Zeit in Sachen Treiber: SLI-Probleme und Inkompatibilitäten vergrößern den Abstand zu den GeForce-Karten – leider genau dort, wo sie bei den älteren Spielen punkten kann (1600x1200). Wie die Ergebnisse bei Dungeon Siege 2, Max Payne 1/2 und Unreal Tournament 2004 mit optimierten Treibern aussehen würden, kann niemand so genau sagen. Sicher ist allerdings, dass eine per Treiber forcierbare Texturkompression oft enorme Vorteile mit sich bringen würde, denn die 32 MiB VRAM pro Chip reichen in 32 Bit und höheren Auflösungen oft nicht mehr aus.

Besonderes Augenmerk sollte man weiterhin auf die Effizienz des 3dfx-SLI legen, denn sie liegt unter optimalen Konditionen sogar über der sagenhaften 100%-Marke! Die Voodoo5 5500 performt bei gleicher Taktung (166/166 MHz) dank verdoppelter Einheiten ziemlich genau zwei Mal so schnell wie die Voodoo4 4500 – vorausgesetzt es liegt keine CPU/Interface-Limitierung vor. Bei der Voodoo5 6000 haben wir es davon ausgehend mit dem theoretischen Faktor 2,2 zu tun. Wer die Benchwerte genau betrachtet, der wird beispielsweise bei Max Payne 2 mit 4xAA jedoch eine praktische Leistungssteigerung von 150% feststellen. Genau erklären können wir dieses erstaunliche Verhalten auch nicht, wir gehen aber davon aus, dass dies dem VRAM-"Pool", welcher bei jeder Steigerung der GPU-Anzahl vergrößert wird, zu verdanken ist.

Wie wir bereits im Extrateil zur Bildqualität ausführten, hat 3dfx' VSA-Serie in diesem Bereich eine Reihe Vorteile. Schon eine Voodoo4 4500 kann es beim Anti-Aliasing dank rotiertem Muster qualitativ knapp mit einer GeForce2 Ultra aufnehmen (aber natürlich nicht bei der Geschwindigkeit der Ausführung). Was allerdings Voodoo5 5500 und insbesondere Voodoo5 6000 an AA-Qualität auffahren, ist auch aktuell noch Oberklasse und speziell von den anderen Karten gleichen Alters unerreicht.

Kombiniert mit der guten 16/22-Bit-Optik, die nur in Einzelfällen von der intern stets mit 32 Bit rechnenden Kyro übertroffen wird, sind das zwei klare Pluspunkte. Abzüge gibt es bei der Texturfilterung: Die Kombination aus hochwertigem Supersampling und LOD-Verschiebung bringt zwar gute Qualität, eine GeForce2 mit aktiviertem 2x2 OGSSAA und zusätzlich aktivierter 2facher anisotroper Filterung liegt aber durchschnittlich hauchdünn vor der Texturqualität, welche die Voodoo5 6000 bei 8x SGSSAA samt einem LOD von -2 erreicht.

Kombiniert man diese Ausführungen, kommt heraus, dass die GeForce2 Ultra insgesamt das "rundere" Paket bietet. Schon mit schwachen CPUs sehr schnell, in jedem Mainboard lauffähig, ausreichend Leistung für 1600x1200 und gelegentlich etwas AA/AF – insgesamt keine gravierenden Schnitzer also. Die Voodoo5 6000 hingegen wäre Ende 2000 die mit Abstand schnellste Karte für hohe Auflösungen, Anti-Aliasing und das allseits geforderte 32 Bit gewesen. Diese brachiale Rohleistung muss man bei neuerer Software allerdings mit der Lupe suchen, da die Treiber trotz eifriger Fan-Arbeit erhebliche Defizite aufweisen. Würde 3dfx noch unter den Lebenden verweilen, dann stünde die Voodoo5 6000 dank deren Optimierung vermutlich deutlich besser
da.

3dfx mag zwar mittlerweile länger tot als lebendig sein, aber noch immer gibt es weltweit einige treue Fans, welche deren Fahne hochhalten. Allen gemein ist die Vergötterung der Grafikkarte, die soeben eine durchaus beachtliche Vorstellung ihrer Leistungsfähigkeit demonstrierte. Wir glauben, dass selbst der größte Kritiker nach dem Lesen dieses Artikels zugeben muss, dass die "Göttin" auf ihre ganz eigene Art extrem beeindruckend ist – nicht wahr?

An dieser Stelle wollen wir noch von einer unserer beiden Testkarten Abschied nehmen. Sie starb am Sonntag, den 7. Januar 2007 beim Wiedereinbau ins System. Unsere Hoffnungen liegen nun bei ihrem Meister, der auch schon der anderen Karte zu neuem Leben verhalf.

Danksagung
Wir danken unserem Forumsmitglied Juerg für die Bereitstellung eines Makros, welches die Arbeit an den Benchmark-Diagramm erheblich vereinfachte.