Frage 3 - Das Referenzdesign

Samstag, 14. November 2009
 

Das Referenzdesign-Konzept der Grafikkarten ist der Alptraum eines jeden Marketing-Managers. Wie soll er dem Anwender vermitteln, dass seine Grafikkarte besser ist, als eine vergleichbare Grafikkarte eines anderen Herstellers, wenn das Referenzdesign die Produkte verschiedener Hersteller vereinheitlicht? Es gilt also auszubrechen, indem man technische oder gestalterische Elemente verändert.


In wie weit weichen Ihre Grafikkarten vom Referenzdesign ab und in wie fern profitiert der Anwender davon?

Silke Lapp (PNY): Im Allgemeinen versuchen wir, so nah wie möglich am Referenzdesign zu bleiben. Von Zeit zu Zeit machen wir die Karten schneller, wie es beispielsweise bei unseren GeForce XLR8 Overclocked Karten der Fall ist, so dass der Nutzer von einer stärkeren Leistung profitieren kann. Wir bieten unseren Kunden das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, was bedeutet, dass das Design in erster Linie nach seiner Verlässlichkeit ausgesucht wird. Es ist uns wichtig, unseren Kunden stets gute Produkte anzubieten.
Dan Forster (Sapphire): Viele unserer Designs weichen vom Referenzdesign ab. Der Grund ist, in einigen Verbesserungen zu finden, die wir einbauen. Dem Endkunden hilft dies hauptsächlich im Bereich der Qualität, der Temperaturentwicklung und der Übertaktbarkeit und am Wichtigsten, in der Lautstärke des Produktes. Innovative Kühllösungen sind sehr gefragt und SAPPHIRE hat z. B. mit der VAPOR-X Technologie ein absolut erfolgreiches und auch von den Kunden sowie der Fachpresse honoriertes Modell im Einsatz.
Maciej Wieczorek (Zotac): Bevor unsere Grafikkarten auf den Markt kommen, werden sie von unseren Ingenieuren verbessert, indem Stromkreise neu konzipiert und optimiert werden. Der Enduser hat damit den Vorteil, dass unsere Karten weniger Strom benötigen als Produkte des Wettbewerbs bei gleicher Performance. Als zweite große Änderung ermöglichen wir durch intelligente Strukturierung der Boards eine höhere Übertaktbarkeit und Stabilität. Der Enduser profitiert hierbei durch die erhöhte Haltbarkeit der Produkte. In der Regel verwenden wir auch ein optimiertes Design des Kühlers, der sich zwar optisch nicht allzu sehr vom Referenzdesign unterscheidet, allerdings in Sachen Lautstärke sowie Stabilität verbessert verhält.
Aileen Tober (Digittrade/Axle): Bei der Gestaltung unserer Grafikkarten versuchen wir in der Regel ein spezielles Design zu entwerfen, um uns vom Mainstream abzuheben und einen Wiedererkennungseffekt zu erhalten. In diesem Zusammenhang hat die Marke AXLE seit diesem Jahr eine Kooperation mit Arctic Cooling begonnen. Für unsere Grafikkarten werden zwar auch genormte Kühlsysteme verwendet, für besondere Produkte jedoch werden Kühllösungen erstellt die einzigartig sind und nur von AXLE verwendet werden.
Georgios Kopanidis (Mushkin): Wir haben Referenzkarten, aber auch von Haus aus übertaktete Versionen.
Sascha Heinrich (MSI): Im Bereich der Grafikkarten zählt zum Einen die hohe Qualität unserer Produkte – zum Anderen sind unsere Karten aber auch durch ihre innovativen Features beliebt. Viele unserer Grafikkarten-Modelle erhalten ein eigenes Platinen- und Kühler-Design. Zu nennen sind die Twin Frozr- und Cyclone-Modelle, welche extrem dicke Heatpipes und durchdachte Konzepte für eine perfekte und geräuscharme Kühlung anbieten. Und auch in puncto Software hat MSI einiges zu bieten: Mit dem neuen Overclocking-Tool „Afterburner“ lassen sich Lüfterdrehzahl und die Frequenzen an GPU-, Speicher- und Shadertakt der MSI Karten ändern. Mehr noch: Viele Mainstream- und Gaming Karten besitzen im Vergleich zu vergleichbaren Grafikkarten ein ausgewähltes Spiele-Bundle, doppelten Speicher und bessere Komponenten nach Military Class-Standard.
Michael Fischer (Gainward): Unsere Karten weichen vom Referenzdesign ab, wobei wir insbesondere auf ein eigenes Boarddesign, erhöhte Taktraten und unsere eigenen Lüfter bauen.
Selene Tian (Leadtek): Leadtek has always been pround of its quality, that is, stability and performance. From fan to every single component, we insist on using quality materials to make the most solid products to all our consumers.
Frances Peng (Manli): In 2009, most of MANLI graphics cards designed with HDMI interface from top to bottom level graphics cards, use full design components with low RMA rate, that means we did not make special cost down just because we keep our best quality for the end users. We also use high efficiency AC cooling graphics cooler, like TwinTurbo cooler for HD4890, or other good performance cooler on 9800GT/9600GT level. MANLI used to make better design with full components for long life and low fail rate graphics products in the past, but we start to make better cooler design and try to implement OC design from this year, will keep make enhancement in the future.
Steffen Bruch (Club 3D): Teilweise ist das Referenzdesign von den Chipherstellern vorgegeben. Wir versuchen generell Karten mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis anzubieten und bieten nicht alle möglichen Karten an, nur weil der Wettbewerb es anbietet. Wenn zur Erreichung des guten Preis-/Leistungsverhältnisses Änderungen am Layout vorgenommen werden müssen und diese technisch mit den Anforderungen einhergehen wird auch das Design geändert. So macht z.B. eine Passiv- Kühlung auf einer High-End-Karte keinen Sinn.

Quintessenz

Es ist interessant zu beobachten, dass die vermeindliche Vereinheitlichung des Referenzdesigns eher einen Innovations-Schub bedingt. Denn während sich früher die Hersteller schon damit zufrieden gaben, ein qualitatives Produkt auf den Markt zu bringen, muss man heute weit aus mehr bieten, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Das Resultat sind nicht nur optische Verschönerungen, sondern vor allem auch ein weiterer Qualitätsanstieg.

Ein gutes Beispiel sind die verwendeten Kondensatoren, Spulen und Spannungswandler. So glänzen selbst die verschleißfreudigen Kondensatoren mittlerweile schon mit einer Lebenserwartung von bis zu mehreren Jahrzehnten. Auch wurde die Effizienz von Kondensatoren, Spulen und Spannungswandlern soweit gesteigert, dass sie im Schnitt ein Drittel weniger Abwärme produzieren. Damit macht sich ein Qualitätsbewußtsein breit, dass vor 3-4 Jahren nur im Ansatz existierte.

Auch praktisch nutzbare Innovationen präsentieren die Hersteller. Dazu zählen leisere Kühlmaßnahmen, die durch großflächigere Kühler oder durch zusätzliche und langsam drehende Lüfter realisiert werden. Zu beobachten ist auch ein verstärktes Aufkommen von Wasserkühler-vorbereiteten-Grafikkarten. Früher blieben diese nur 1-2 Herstellern vorbehalten und dann auch zu sehr stolzen Preisen. Doch mittlerweile entdecken immer mehr Hersteller die Not der WaKü-Anwender, denen beim selbst-durchgeführten Kühlerwechsel der Garantieverlust droht.

Ganz allgemein ist auch ein Zuwachs an Spezial-Lösungen zu beobachten. Die neben den regulären und übertakteten Grafikkarten auf den Markt schwemmen. Dazu zählen Grafikkarten mit einer Semi-Passiven Kühlung, wie bei der MSI Hybrid Frozr, die nur im 3D-Betrieb ihren Lüfter zuschaltet. Oder Midrange Grafikkarten, wie die Radeon HD 4650, die von Sapphire als Low-Profile Modell angeboten wird, um damit auch in flachen HTPCs eine adäquate 3D-Leistung zu realisieren. Vergleichbares bietet auch Zotac mit einer Low Profile GeForce 9600, die trotz der geringen Dimensionen mit einem 256bit Speicherinterface glänzen kann. Ganz allgemein steht damit außer Frage, ob die Einführung des Referenzdesigns einen nachteiligen Effekt auf die Produktvielfalt hatte. Viel eher ist sogar das Gegenteil der Fall.