Frage 7 - Der Turbo-Modus

Samstag, 14. November 2009
 

Taktmanipulationen durfte man erstmals in den 80ziger Jahren bewundern, wo der Anwender mittels einer Turbo-Taste an seinem Gehäuse, die Taktrate drastisch steigern oder senken konnte. Damals war dies auch weitgehend unproblematisch, da man sich nicht mit dem leidigen Thema der Kühlung befassen musste. Und so arbeiteten alle Computer praktisch immer mit eingeschaltetem Turbo. Womöglich führte das zu den ersten Leistungs-Hypes und sorgte dafür, dass heutige Systeme soweit an ihrem technischen Limit arbeiten, dass selbst kleine Steigerungen zu großen Problemen führen können.

Trotz des Leistungs-Fanatismus folgte die Zeit der Ökonomie, die man weniger den grünen Umweltbewegungen zu verdanken hatte, sondern vielmehr den viel zu stromhungrigen Notebooks und ihrer Kapazitätsschwachen Akkus. Dank Intels Speed-Step und AMDs Cool'n'Quiet wurde der Verbrauch über die vollautomatische Taktmanipulation gedrückt. Ein interessantes Konzept, dass nun in Intels Turbo-Modus weiter gereift ist.

Der Turbo-Modus in den neuen Intel-Prozessoren arbeitet in Abhängigkeit der Kühlung. Wird der Prozessor gut gekühlt, dann taktet er in leistungsbezogenen Situationen nach oben. Je mehr Kühlung ihm Zuteil wird, desto mehr Leistung kann er umsetzen. Ein interessantes Konzept, dass vor allem Anwender belohnt, die ihr System mit einer starken Kühlung entlasten. Da sollte man doch meinen, dass so etwas auch für den Grafikkarten-Markt von Interesse wäre. Eine aktive Überwachung, die von sich aus die Taktraten der Grafikkarte reguliert?


Halten Sie einen Turbo-Modus bei Grafikkarten für sinnvoll oder würde dadurch das Leistungsgefüge durcheinander geraten?

Michael Fischer (Gainward): Ist eine netter Zusatz muss aber nicht sein.
Aileen Tober (Digittrade/Axle): Eine automatische anwendungs- und lastungsabhängige Taktung der Grafikkarten ist durchaus sinnvoll. Entsprechende Lösungen werden bereits erfolgreich in MAC-Books verwendet. Eine vergleichbare softwarebasierte Lösung wurde von AXLE bei der 8600er Serie angeboten. Durch eine Änderung der Hard- und Software wurde eine Temperatur- und lastabhängige automatische Übertaktung realisiert. (i-DSS)
Silke Lapp (PNY): Grafikkarten sind bereits leistungsstark, das Hinzufügen eines Turbo-Modus könnte nützlich sein. NVIDIA entwickelt weiterhin neue Technologien, um unser PC-Erlebnis zu verbessern. Wir vertrauen auf das Fachwissen von NVIDIA und arbeiten sehr gerne an neuen Funktionen.
Georgios Kopanidis (Mushkin): Nein, da hier zuviele Punkte eine Rolle spielen. Wenn der Kunde zB nicht über eine ausreichende Kühlung verfügt, dann kann es zu Abstürzen kommen und das wiederrum fällt dann meistens auf den Hersteller zurück, in diesem Fall wir.
Sascha Heinrich (MSI): Mit dem aktuellen „Afterburner“-Tool haben wir genau diesen Teil realisiert: Ein Tool für die Steuerung und das Monitoring an GPU, Lüfter und Speicher und einer für ATI und NVIDIA Chipsätze.
Frances Peng (Manli): Basically graphics cards performance depends on GPU level, GPU clock and memory type, memory clock, so many of the turbo mode or OC graphics cards comes with better memory modules or use higher GPU voltage to increase the clock capability to a higher level, so it’s not confuse for us to sell these products due to the segment and define of the products. But it do confuse users to choose a suitable products with OC version, standard version and cost down version on same chipset products.
Marla Smith (Diamond Multimedia): Turbo mode is a function of the CPU but does improve game performance. It would be like using the same graphic card but on average pc and turbo mode would be like installing the same graphic card on a high end pc.
Dan Forster (Sapphire): Ich denke, dass dies mit den aktuellen Grafikkarten nicht vergleichbar durchsetzbar ist.
Maciej Wieczorek (Zotac): Normalerweise bewirkt komplettes An- und Abschalten eine verringerte Lebensdauer der elektronischen Teile auf der Grafikkarte. Daher bevorzugen wir eine verringerte Taktung gegenüber einem kompletten Abschalten. Dies wird übrigens bereits seit längerem über 2 verschiedene Taktraten ermöglicht. Wir haben 2D und 3D Taktraten, welche sich in der Performance natürlich unterscheiden, sprich stromsparend wirken wenn keine Performance gebraucht wird.

Quintessenz

Mit i-DSS präsentiert Axle eine dynamische Lösung, bei der die GPU-Leistung in Abhängigkeit zum Leistungsbedarf und zur Kühlung steht. Diese Lösung wird allerdings nur bei einer GeForce 8600 GT angeboten. Eine Grafikkarte, die von Haus aus nicht sehr grenzwertig arbeitet und bei der entsprechend auch viel zusätzliche Leistung herausgezogen werden kann. Ausgehend vom üblichen Standard-Takt kann die Axle-Lösung bis zu 20% an Mehrleistung bieten. Ob dies aber auch bei High-End-Grafikkarten noch so gut funktioniert, wird in Frage gestellt.

So beispielsweise von Manli, die mit der Realisierbarkeit eine interessante Frage aufwerfen. Anders als jede andere Hardware, arbeiten High-End-Grafikkarten sehr grenzwertig. Sie stellen in sich ein beinahe schon geschlossenes System dar, dass seine eigene Stromversorgung und seinen eigenen Arbeitsspeicher besitzt. Dieses System ist dahingehend optimiert, um das Optimum aus der Grafikkarte zu ziehen. Eine weitere Leistungsanhebung ist ganz so ohne weiteres nicht möglich. Und wenn, dann nur in einem minimalen Rahmen, der eine Übertaktung unwirtschaftlich erscheinen lässt. Während nämlich CPUs ein Sicherheitspolster bieten, dass man dem Turbo-Modus zur Verfügung stellen kann, ist genau dieses Sicherheitspolster bei High-End-Grafikkarten praktisch nicht existent, da es schon längst von Seiten des Herstellers ausgereizt wird.

Hierzu braucht man sich nur die OC-Grafikkarten anzusehen. Diese bieten meist nur eine Leistungssteigerung von 5-10% und realisieren diese, indem sie einen leistungsfähigeren Kühler und eine stabilere Stromversorgung bereit stellen. Nach oben hin gibt es also keinen nutzbaren Spielraum. Das einzige was dem Hersteller bleibt, ist die Lastabhängigkeit dynamischer zu gestalten, um zumindest die Lebenserwartung der Grafikkarte zu verbessern und ihren Stromverbrauch zu reduzieren. Und da dies Softwareseitig realisierbar ist, dürfte es dem Anwender keine zusätzlichen Kosten bescheren.