Launch-Analyse: Intel Haswell (Seite 2)

Dienstag, 4. Juni 2013
 / von Leonidas
 

Auf die Möglichkeit, mehr Performance durch mehr Takt herauszuholen, hat Intel bei Haswell nahezu vollständig verzichtet: Die Top-Modelle des Desktop- und des Mobile-Portfolios weisen zu Ivy Bridge identische Taktraten auf. Nur bei den Einsteiger-Modellen gibt es hier und da 100 MHz mehr, was das Kraut dann aber auch nicht mehr fett macht:

Desktop Kerne Taktraten L3 integrierte Grafik TDP Listenpreis
Core i7-4770K 4 + HT 3.5 GHz (TM 3.9 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1250 MHz) 84W 339$
Core i7-4770 4 + HT 3.4 GHz (TM 3.9 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 84W 303$
Core i7-4770R 4 + HT 3.2 GHz (TM 3.9 GHz) 6 MB 5200 (40AE) @ 350 MHz (TM 1300 MHz) + eDRAM 65W ?
Core i7-4770S 4 + HT 3.1 GHz (TM 3.9 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 65W 303$
Core i7-4770T 4 + HT 2.5 GHz (TM 3.9 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 45W 303$
Core i7-4765T 4 + HT 2.0 GHz (TM 3.0 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 35W 303$
Core i5-4670K 4 3.4 GHz (TM 3.8 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 84W 242$
Core i5-4670 4 3.4 GHz (TM 3.8 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 84W 213$
Core i5-4670R 4 3.0 GHz (TM 3.7 GHz) 6 MB 5200 (40AE) @ 350 MHz (TM 1300 MHz) + eDRAM 65W ?
Core i5-4670S 4 3.1 GHz (TM 3.8 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 65W 213$
Core i5-4670T 4 2.3 GHz (TM 3.3 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1200 MHz) 45W 213$
Core i5-4570 4 3.2 GHz (TM 3.6 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1150 MHz) 84W 192$
Core i5-4570R 4 2.7 GHz (TM 3.2 GHz) 6 MB 5200 (40AE) @ 350 MHz (TM 1150 MHz) + eDRAM 65W ?
Core i5-4570S 4 2.9 GHz (TM 3.6 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1150 MHz) 65W 192$
Core i5-4570T 2 + HT 2.9 GHz (TM 3.6 GHz) 4 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1150 MHz) 35W 192$
Core i5-4430 4 3.0 GHz (TM 3.2 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1100 MHz) 84W 182$
Core i5-4430S 4 2.7 GHz (TM 3.2 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 350 MHz (TM 1100 MHz) 65W 182$
Alle Haswell-Prozessoren unterstützen offiziell maximal DDR3/1600-Speicher.

Wie beim Quervergleich mit dem aktuellen Ivy-Bridge-Portfolio zu erkennen, setzt Intel die Preise der Haswell-Prozessoren leicht oberhalb der Preise der Ivy-Bridge-Prozessoren an. Der Mehrpreis liegt zwar meistens nur um Rahmen von knapp 10 Dollar, beim beliebten Core i5-3570K sind es allerdings gleich 17 Dollar mehr für dessen Nachfolger Core i5-4670K. Es kommt zudem hinzu, daß die Ivy-Bridge-Prozessoren nun schon ein Jahr im harten Wettbewerb der Einzelhändler untereinander stehen und daher selbst bei gleichem Listenpreis tendentiell etwas günstiger ausfallen werden als bei einem neu in den Markt kommenden Produkt. Eingedenk der nun etwas höheren Listenpreise von Haswell sollte sich hierbei also ein zumindestens anfänglich bemerkbarer Preisunterschied zuungunsten von Haswell ergeben.

Fast allen Desktop-Prozessoren gemeinsam ist der neue Sockel 1150, welcher Haswell vollständig inkompatibel zu allen bisherigen Mainboards macht. Die einzige Ausnahme sind die R-Modelle, welche Intel nur für OEMs und nur zur Verlötung anbietet, jene Prozessoren wird es daher auch nicht im freien Handel geben. Für die gesockelten Prozessoren stehen die neuen Chipsätze der 8er Serie zur Verfügung, welche im wesentlichen das gleiche wie die Chipsätze der 7er Serie mit ein paar mehr USB 3.0 und SATA III Ports bieten. Als einziger wesentlicher Unterschied entfällt bei den 8er Chipsätzen allerdings der native Support von PCI (können die Mainboard-Hersteller natürlich per Zusatzchip nachrüsten).

B85 H87 Z87
PCI Express Aufteilung 1x16 Lanes (oder Zusatzchip seitens des Mainboard-Herstellers) 1x16, 2x8 oder 1x8 + 2x4 Lanes (oder Zusatzchip seitens des Mainboard-Herstellers)
USB 2.0 12 14 14
USB 3.0 4 6 6
SATA III 6 6 6
Overclocking-Unterstützung auf K-Prozessoren nein nein ja

Bezüglich der Chipsatzwahl gilt das von Ivy Bridge her bekannte: Wenn man übertakten oder/und mehrere Grafikkarten nutzen will, führt nichts am größeren Z87-Chipsatz vorbei – ansonsten kann es aber gern auch der H87-Chipsatz sein, welcher bis auf jene genannten Features identisch zu seinem größeren Kollegen ist.

Notebooks 4C Kerne Taktraten L3 integrierte Grafik TDP Listenpreis
Core i7-4950HQ 4 + HT 2.4 GHz (TM 3.6 GHz) 6 MB 5200 (40AE) @ 200 MHz (TM 1300 MHz) + eDRAM 47W 657$
Core i7-4930MX 4 + HT 3.0 GHz (TM 3.9 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1350 MHz) 57W 1096$
Core i7-4900MQ 4 + HT 2.8 GHz (TM 3.8 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1300 MHz) 47W 568$
Core i7-4850HQ 4 + HT 2.3 GHz (TM 3.5 GHz) 6 MB 5200 (40AE) @ 200 MHz (TM 1300 MHz) + eDRAM 47W 468$
Core i7-4800MQ 4 + HT 2.7 GHz (TM 3.7 GHz) 8 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1300 MHz) 47W 378$
Core i7-4750HQ 4 + HT 2.0 GHz (TM 3.2 GHz) 6 MB 5200 (40AE) @ 200 MHz (TM 1200 MHz) + eDRAM 47W ?
Core i7-4700MQ 4 + HT 2.4 GHz (TM 3.4 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1150 MHz) 47W ?
Core i7-4700HQ 4 + HT 2.4 GHz (TM 3.4 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1200 MHz) 47W ?
Core i7-4702MQ 4 + HT 2.2 GHz (TM 3.2 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1150 MHz) 37W ?
Core i7-4702HQ 4 + HT 2.2 GHz (TM 3.2 GHz) 6 MB HD 4600 (20AE) @ 400 MHz (TM 1150 MHz) 37W ?
Alle Haswell-Prozessoren unterstützen offiziell maximal DDR3/1600-Speicher.

Fehlend sind derzeit durchgehend die Zweikern-Varianten – was damit auch den Ultrabook-Bereich betrifft. Jenen dürfte Intel jedoch sicherlich zeitnah beliefern, sind die Ultrabooks doch ein großes Lieblingsthema von Intel. Für alle anderen Marktsegmente könnte es damit allerdings dauern, ehe Intel dort mit Zweikern-Variante daherkommt – die Terminnennungen reichen derzeit von Ende Sommer bis zum vierten Quartal. Vermutlich dürfte es äquivalent zum Ivy-Bridge-Launch eher zeitig neue Notebook-Zweikerner geben, während die Desktop-Zweikerner noch einige Zeit auf sich warten lassen werden.

Das Thema Übertaktung beschränkt sich auch bei Haswell (fast) allein auf die K-Modelle – dort wird nun allerdings wieder die Möglichkeit zur Grundtakt-Übertaktung geboten, zudem gehen die wählbaren Multiplikatoren nun auf bis zu x80 hinauf. Beides funktioniert jedoch nur bedingt gleichzeitig – die maximal möglichen Multiplikatoren sinken mit steigendem Grundtakt, so daß überall "nur" insgesamt 8 GHz Takt möglich sind. Für den Hausgebrauch dürfte dies allerdings völlig egal sein, denn dabei kommt man bei weitem nicht auf solch hohe Taktfrequenzen.

Sandy Bridge Ivy Bridge Haswell
maximaler CPU-Multiplikator K-Modelle x57 bei 100 MHz Grundtakt x63 bei 100 MHz Grundtakt x80 bei 100 MHz Grundtakt
x64 bei 125 MHz Grundtakt
x48 bei 167 MHz Grundtakt
x32 bei 250 MHz Grundtakt
Grundtakt-Übertaktung K-Modelle fest 100 MHz fest 100 MHz ausgehend von 100 MHz in festen Stufen 125 MHz, 167 MHz oder 250 MHz
maximaler iGPU-Multiplikator K-Modelle ? ? x60 bei 50 MHz Grundtakt
TurboMode-Übertaktung non-K-Modelle jede Turbostufe +400 MHz jede Turbostufe +400 MHz limitiert auf den höchsten regulären TurboMode-Takt (0-200 MHz mehr)

Wie üblich gilt bei der Grundtakt-Übertaktung, daß Abweichungen von den festen Intel-Vorgaben das System sehr schnell instabil werden lassen, da Intel an den Grundtakt viele andere System-Takte koppelt, welche nicht gut auf abweichende Taktraten reagieren. Die 3 bis 5 Prozent mehr Grundtakt, welche über die Intel-Vorgaben hinaus üblicherweise noch möglich sind, sollte man sich daher aus Sicherheitsgründen (und wegen des lächerlich geringen Effekts) besser schenken.

Neben einer Reihe von Overclocking-Verbesserungen gibt es bei Haswell aber auch einen kleinen Overclocking-Rückschritt: So konnte man bei den non-K-Modellen von Sandy & Ivy Bridge noch durchgehend die TurboMode-Taktstufen um jeweils 400 MHz nach oben setzen – so daß ein Core i5-3570 beispielsweise nicht auf maximal 3.8 GHz boostete, sondern eben auf maximal 4.2 GHz. Bei Haswell hat Intel diese kleine Übertaktungsmöglichkeit der non-K-Modelle deutlich zurückgeschraubt, es wird nur noch die Hochsetzung der kleineren TurboMode-Stufen auf den höchsten regulären TurboMode-Takt erlaubt.

Im konkreten Beispiel eines Core i5-4670 mit einem maximalen TurboMode-Takt von 3.8 GHz ändert sich an diesem maximalen TurboMode-Takt also nichts, einzig allein die TurboMode-Taktraten für den Betrieb mit 2, 3 und 4 Rechenkernen werden jeweils auch auf 3.8 GHz hochgesetzt. Der TurboMode-Taktratengewinn der non-K-Modelle von Haswell liegt also zwischen 0 und 200 MHz, nicht mehr bei glatt 400 MHz wie bei den non-K-Modellen von Sandy & Ivy Bridge.

In der Praxis führen die diversen technischen Overclocking-Verbesserungen jedoch nicht zu besseren Overclocking-Erfolgen der K-Modelle im normalen Overclocking-Gebrauch, sprich ohne extremer Kühlmaßnahmen wie flüssiger Stickstoff und ähnliches. Vielmehr kann man sogar von einem leichten Overclocking-Rückschritt sprechen, da viele Prozessoren (beispielsweise Tom's Hardware haben gleich mehrere getestet) nur bis 4,3 GHz kamen. Die nachfolgende Liste der Testergebnisse mag demzufolge vielleicht etwas täuschen – handelt es sich doch hierbei primär um Testergebnisse von Reviewer-Samples, welche möglicherweise von Intel speziell ausgesucht wurden.

Core i5-4670K Core i7-4770K
HT4U 4,5 GHz (@ 1.25V) 4,4 GHz (@ 1.25V)
ComputerBase - 4,5 GHz (@ 1.3V)
Tom's Hardware - 4,7 GHz (@ 1.3V)
breiter Test mehrerer CPUs @ 1.2V: die meisten bis 4,3 GHz, ein paar bis 4,4 GHz, ein paar bis 4,5 GHz, einer bis 4,6 GHz
AnandTech - 4,7 GHz (@ 1.25V)
Hardware Canucks - 4,5 GHz (@ 1.15V)
HardOCP - 4,5 GHz (@ 1.15V) & 4,8 GHz (@ 1.25V)
TechPowerUp - 4,2 GHz (35x120MHz @ 1.2V)
X-bit Labs - 4,4 GHz (@ 1.2V)
Hardware.fr 4,4 GHz (@ 1.3V) 4,5 GHz (@ 1.25V)

Ob die Übertaktungsergebnisse nun etwas schlechter zu Ivy Bridge ausfallen oder nicht, ist aber fast gleich – denn es läßt sich zumindest eindeutig sagen, daß mit Haswell kein Overclocking-Gewinn in der Praxis herauskommt. Die Möglichkeit zur Übertaktung des Grundtakts ist diesbezüglich auch nicht wirklich griffig, zudem scheint jene sogar nur niedrigere CPU-Taktraten zu ermöglichen als die konventionelle Übertaktung per Multiplikator.

Schuld an dieser kleinen Übertaktungsmisere dürfte nach wie die bei Ivy Bridge eingeführte Verbindung des Dies zum Heatspreader mittels einer Wärmeleitpaste (anstatt einer Verlötung) sein, welche nun auch bei Haswell die nominellen Vorteile der 22nm-Fertigung beim Overclocking rein praktisch begrenzt. Grob gesehen liegt Haswell (177mm² @ 22nm) von der Übertaktungsfähigkeit damit nur auf einem Niveau mit Sandy Bridge (216mm² @ 32nm) und Ivy Bridge (160mm² @ 22nm), womit die 22nm-Fertigung bezüglich der Übertaktungsfähigkeit leider bisher gar nichts gebracht hat.