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AMD Geschäftsergebnisse Q2/2015: Schlechtestes Quartal seit dem Jahr 2003

Für Prozessoren- und Grafikchip-Entwickler AMD ist es im zweiten Jahresquartal 2015 nochmals rapide bergab gegangen: Der Quartalsumsatz fiel unter die Marke von einer Milliarde Dollar auf nur noch 942 Millionen Dollar zurück – so schwache Quartalsumsätze hatte man zuletzt im Jahr 2003 in einer gänzlich anderen Marktsituation gesehen, bei welcher zudem noch nicht einmal ATI mit an Bord war. Gegenüber dem Vorjahresquartal (zweites Quartal 2014) büsste man heuer 34,6% beim Umsatz ein und erhöhte den Verlust auf das glatt fünffache. Vor allem aber verlor man nochmals gegenüber dem direkten Vorquartal (erstes Quartal 2015) mit -8,5% und nahezu identischen Verlustzahlen – ein Punkt, der eigentlich gar nicht geht, denn üblicherweise sollte das erste Jahresquartal das schwächste des ganzen Jahres sein und danach in allen drei weiteren Jahresquartalen jeweils eine kleine Steigerung erfolgen.

Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014 Q1/2015 Q2/2015
Umsatz 1441 Mio. $ 1429 Mio. $ 1239 Mio. $ 1030 Mio. $ 942 Mio. $
Gewinn -36 Mio. $ 17 Mio. $ -364 Mio. $ -180 Mio. $ -181 Mio. $
operativer Gewinn 63 Mio. $ 63 Mio. $ -330 Mio. $ -137 Mio. $ -137 Mio. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Hauptgrund für dieses überaus schlechte Abschneiden ist der Rückfall der Prozessoren- und Grafikchip-Sparte auf gerade einmal 379 Millionen Dollar Umsatz. Für das eigentliche Kerngeschäft von AMD ist dies ein glatter Witz: ATI hat zu Zeiten seiner Übernahme durch AMD teilweise Quartalsumsätze in Richtung 650 Millionen Dollar erreicht – allein mit Grafikchips wohlgemerkt. Selbst AMD hatte vor diesem Zusammenschluß im Prozessoren-Bereich jahrelang Umsätze von 800-1200 Millionen Dollar und im Grafikchip-Bereich regelmäßig ~400 Millionen Dollar erzielt. Mit nur 379 Millionen Dollar Umsatz an AMD-Prozessoren und -Grafikchips ist das AMD-Kerngeschäft faktisch scheintod – dafür läßt sich niemals der notwendige Entwicklungsaufwand bezahlen, um mit Intel und nVidia auch nur halbwegs konkurrenzfähig zu sein.

AMD hat nachträglich ein riesiges Glück, daß man die Aufträge für die aktuellen Konsolenchips ergattern konnte. Jene Sparte verliert zwar derzeit auch etwas an Umsatz – was logisch ist, da die Großaufträge zum Launch der aktuellen Konsolen-Generation nunmehr durch sind – erwirtschaftet aber zusammen mit Embedded- und Enterprise-Lösungen mit 563 Millionen Dollar inzwischen sogar mehr als AMDs Kerngeschäft mit Prozessoren und Grafikchips. Gäbe es diese Sparte nicht, wäre AMD an dieser Stelle angelangt schon insolvent, denn ohne entsprechende Umsätze verliert das Unternehmen in jedem Quartal eine Menge Geld, diverse laufende Kosten sind gar nicht derart schnell oder auch überhaupt nicht zu reduzieren.

Zum Ende des zweiten Quartals will AMD einen Bestand an flüssigen Mitteln von 830 Millionen Dollar aufweisen – beim derzeitigen operativen Quartalsverlust von 137 Millionen Dollar reicht dies nicht lange, vor allem, weil davon ja auch ständig größere Auslagen zwischenfinanziert werden müssen. Vielleicht berappelt sich AMD durch die Jahresmitte-Vorstellungen der Carrizo-APU sowie der Radeon R300- und Fury-Serien im dritten und vierten Quartal wieder etwas – auch das auf dem PC-Markt allgemein sehr schwache zweite Quartal wäre hierbei einzurechnen, so daß die nachfolgenden Quartale möglicherweise (hoffentlich) wieder AMD-Umsätze oberhalb der Milliarden-Grenze sehen werden. Wie AMD allerdings die Verlustzahlen in den Griff bekommen will, bleibt damit unklar – denn diese gab es schließlich schon im ersten Quartal 2015 in derselben Höhe.

Doch so lange AMD derart konstant Geld verliert, bleibt die Überlebensfähigkeit des Unternehmens in Frage zu stellen. Hinzu kommt, daß all die hoffnungsvollen AMD-Projekte für das Jahr 2016 eben erst für das zweite Halbjahr zu erwarten sind, AMD also noch glatte vier Quartale mit dem aktuellen Produkt-Portfolio und damit den aktuellen Problemen durchzustehen hat. Wenn AMD wirklich darauf setzen wollte, von Artic Islands, Bristol Ridge und Zen gerettet zu werden, dann wäre dies die buchstäbliche Rettung in letzter Sekunde – verbunden dementsprechend mit dem Risiko eines nahezu sofortigen Ablebens, wenn diese Produkte nicht zünden sollten. Besser wäre es für AMD aus heutiger Sicht, sich nicht auf dieses Wagnis einzulassen und andere Wege aus der Misere zu sondieren – konkret die Übernahme durch ein anderes Unternehmen.

Nachtrag vom 19. Juli 2015

Weitere AMD-Aussagen im Zuge der Bekanntgabe der (schlechten) AMD-Geschäftszahlen werden in unserem Forum diskutiert: So hat AMD die schwarze Null auch für den Rest des Jahres gekippt, will zwar im dritten und vierten Quartal besser als im desaströsen zweiten Quartal dastehen, muß aber wohl trotzdem weiterhin Verluste verzeichnen. Damit wird es nochmals enger für AMD, wenn man sich allein nur die Barreserven ansieht: Jene liegen zum Ende des zweiten Quartals bei 830 Millionen Dollar und sollen zum Ende des dritten Quartals auf 700 Millionen Dollar zurückgehen. Zugleich wurden aber 600 Millionen Dollar als "Minimum" genannt – als wohl jene Grenze, worunter es kritisch wird. Allerdings will sich AMD zu diesem Zeitpunkt wohl neues Geld "auf dem Kapitalmarkt" besorgen, alternativ könnten auch die GlobalFoundries-Inhaber aus Abu Dhabi hierbei (erneut) einspringen. Desweiteren wird demnächst ein neues AMD-Sparprogramm erwartet, was das Unternehmen wohl für diese neue Umsatzlage fit machen soll – mit allerdings den Problematiken der kurzfristigen Einmalkosten sowie des damit einhergehenden Verlusts an Manpower.