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Intel Geschäftsergebnisse Q2/2015: Nominell solide, aber schwache Geschäftsentwicklung

Prozessorenentwickler Intel hat seine Geschäftsergebnisse für das zweite Quartal 2015 veröffentlicht – welche trotz eines kleinen Aufschwungs gegebenüber dem ersten Jahresquartal mager für Intel-Verhältnisse aussehen. Zwar konnte man wie gesagt gegenüber dem ersten Jahresquartal leicht zulegen – +3,2% beim Umsatz, +35,8% beim Gewinn und +10,7% beim operativen Gewinn – doch dies gleicht weder die große Delle zum Jahresanfang aus, noch ist dies überhaupt ein guter Zuwachs bezogen nur auf zweite Jahresquartale. Das letztjährige zweite Quartal konnte beispielsweise um +8,4% beim Gewinn, +43,6% beim Gewinn und +51,8% beim operativen Gewinn zulegen, dies war dann ein deutlich stärkerer Anzug der Geschäfte nach dem wie üblich schwachen ersten Jahresquartal. Und so kommt es, daß das zweite Quartal 2015 gegenüber dem zweiten Quartal 2014 letztlich sogar schwächer ausfällt: -4,6% beim Umsatz, -3,2% beim Gewinn und -24,7% beim operativen Gewinn sind für Intel einfach nur ungewohnt schwache Zahlen.

Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014 Q1/2015 Q2/2015
Umsatz 13831 Mio. $ 14554 Mio. $ 14721 Mio. $ 12781 Mio. $ 13195 Mio. $
Gewinn 2796 Mio. $ 3317 Mio. $ 3661 Mio. $ 1992 Mio. $ 2706 Mio. $
operativer Gewinn 3844 Mio. $ 4540 Mio. $ 4453 Mio. $ 2615 Mio. $ 2896 Mio. $
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Der Grund hierfür ist einfach zu benennen: Ein allgemein zurückgehendes Geschäft auf dem PC-Markt – und natürlich auch Intels anhaltende Schwäche auf dem Smartphone/Tablet-Markt, wo man viel Geld hineinsteckt und immer noch vergleichsweise wenig herausbekommt. In den vergangenen Quartalen konnte Intel diesen Punkt jedoch immer noch über ein gut laufendes PC-Geschäft verstecken – und dies sogar dann noch, als von den anderen Herstellern bereits erste Klagen über einen schwachen PC-Markt kamen. Nun aber läuft jener PC-Markt augenscheinlich so schlecht, daß dies auch bei Intel durchschlägt – gut illustriert durch den Punkt, daß Intel im ersten Halbjahr 2015 glatt ein Fünftel weniger Desktop-Prozessoren verkauft hat als im ersten Halbjahr 2014. Selbst daß Intel letztes Jahr deutlich aktiver mit Desktop-Neuvorstellungen war, kann dies nicht wirklich beeinflußt haben – da Intels Desktop-Neuvorstellungen dieses wie letztes Jahr jeweils erst ab Mai/Juni antraten und daher nur marginal geschäftswirksam für das erste Halbjahr waren.

Am Ende kann sich auch Intel letztlich nicht den Schwankungen des PC-Marktes entziehen – gerade wenn es so systemische Schwankungen sind wie derzeit, wo viel Computing-Kompetenz auf Smartphones & Tablets ausgelagert wird und gleichzeitig durch weitgehenden Stillstand in Hardware- und Softwareentwicklung der Zwang zu neuen PCs in Ablösung alter Modelle weitaus geringer ist als in früheren Dekaden. Gerade weil Intel so etwas vorhergesehen hat, wollte man schließlich groß in das Geschäft mit Smartphone/Tablet-SoCs einsteigen – mit dem bekannt bisher geringen Erfolg bei gleichzeitig sehr hohen Kosten. Andererseits werden Intel-intern die Beführworter von Smartphone/Tablet-SoCs angesichts dieser Entwicklung auf dem PC-Markt wohl sogar neuen Auftrieb erhalten – bessere Argumente für neue Angriffe auf dem Smartphone/Tablet-Markt kann es schließlich gar nicht geben, Intel könnte dieses zweite Standbein nunmehr wirklich gut gebrauchen. Es muß halt primär ein Weg gefunden werden, jene Smartphone/Tablet-SoCs bei Intel auch mit Gewinnmarge herzustellen – und nicht mehr wie bisher für mickrige Marktanteile hohe Verluste hinnehmen zu müssen.

Dabei befindet sich Intel in der komfortablen Situation, daß man nach wie vor das "Kleingeld" hat, um sich dieserart Experimente leisten zu können: Auch wenn es bei den Consumer-Prozessoren des PC-Markts eher durchschnittlich läuft, so kommt doch die Server-Sparte regelmäßig mit Milliarden-Gewinnen an, welche zudem auch kaum in Bedrohung durch irgendwelche Marktentwicklungen oder Konkurrenten erscheint. Die Entwicklung neuer Internet-Dienste und vor allem dort die Cloud-Dienste werden die Bedeutung dieses Geschäftsbereichs aller Wahrscheinlichkeit in Zukunft noch zunehmen lassen. Zudem ist Intel ganz gut in das Geschäft mit den Kleinchips für das "Internet der Dinge" (IoT) gestartet, hier ergeben sich gemäß eigentlich allen Analysen noch enorme Wachstumschancen. Die Übernahme des FPGA-Herstellers Altera verschafft Intel ein weiteres Standbein in dem bislang von Intel wenig beackerten Markt der FPGA-Spezialchips – Intel versucht also tatsächlich, sich zukünftig möglichst breit aufzustellen.

Ausgangspunkt dafür und für die weitere Intel-Entwicklung bleiben jedoch vorerst die Umsätze und Gewinne aus dem PC-Geschäft. Hier ist Intel wie gesagt durch die aktuelle Schwächephase des PC-Markts entscheidend gehandicapt – was sich ab dem dritten Quartal und eher geschäftswirksam im vierten Quartal dann aber auch wieder in Wohlgefallen auflösen könnte. Die derzeitige Schwäche des PC-Markts wird schließlich nicht nur auf generelle Ursachen, sondern auch auf das Abwarten auf neue Innovationen im Hardware- und Software-Bereich zurückgeführt. Beides kann ab August/September dann in Form der Skylake-Architektur von Intel bzw. Microsofts Windows 10 geliefert werden. Gut möglich also, daß sich zu diesem Zeitpunkt einige Bremsen beim PC-Käufer lösen und wenigstens das Jahresendgeschäft gut ausfällt. Mit einem weiteren Rekord-Jahresumsatz wird es für 2015 bei Intel zwar ziemlich sicher nichts mehr werden (2014: 55,8 Mrd. $), aber man dürfte wenigstens nicht unter das Niveau des Jahres 2013 (52,7 Mrd. $) fallen. Angesichts der Schwierigkeiten, welche andere Hersteller des PC-Markts aktuell haben, ist Intels Geschäft daher immer noch "solide" zu nennen.