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AMD stellt Radeon HD 8000 (OEM) Serie vor - als Rebranding der Radeon HD 7000 Serie

Im Rahmen der CES hat Chipentwickler AMD gleich neun Grafikkarten der Radeon HD 8000 (OEM) Serie vorgestellt. Wer jetzt allerdings dachte, damit jetzt endlich einmal etwas von GCN2-basierte Hardware der Sea-Islands-Generation hören zu können, wurde arg enttäuscht: Alle diese neuen Grafikkarten basieren noch auf der GCN1-Architektur der aktuellen Southern-Islands-Generation (oder älter) – keine einzige der neu vorgestellten Grafikkarten basiert schon auf der eigentlich unter dieser Namensgebung erwarteten GCN2-Architektur. Als Clou schaffte es AMD, sogar noch jeweils eine Grafikkarte aus den Radeon HD 5000 und Radeon HD 6000 Serien nunmehr "neu" als Radeon HD 8000 (OEM) aufzulegen. Die PC-Hersteller wird es natürlich freuen, lassen sich doch ihre PCs dann mit neu klingenden Grafikkarten bewerben – der kürzlich genannte Lenovo-PC mit "Radeon HD 8950" dürfte hier den Anfang gemacht haben und hat natürlich auch das einzige klare Unterscheidungsmerkmal in Form des Kürzels "OEM" gleich weggelassen.

"neue" Grafikkarte alte Grafikkarte Architektur Technik & Taktraten
Radeon HD 8970 OEM Radeon HD 7970 "GHz Edition" GCN1 AMD R1000/Tahiti, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Speicherinterface, 1000/1050/3000 MHz
Radeon HD 8950 OEM Radeon HD 7950 "Boost Edition" GCN1 AMD R1000/Tahiti, 1792 Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Speicherinterface, 850/925/2500 MHz
Radeon HD 8870 OEM Radeon HD 7870 GCN1 AMD Pitcairn, 1280 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Speicherinterface, 1000/2400 MHz
Radeon HD 8760 OEM Radeon HD 7770 GCN1 AMD Cape Verde, 640 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 1000/2250 MHz
Radeon HD 8740 OEM Radeon HD 7750 "900 MHz Edition" GCN1 AMD Cape Verde, 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 900/2250 MHz
Radeon HD 8670 OEM neues Modell GCN1 AMD Oland, 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 1000/?/2300 MHz
Radeon HD 8570 OEM neues Modell GCN1 AMD Oland, 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface, 730/?/2300 MHz (GDDR5) bzw. 730/?/900 MHz (DDR3)
Radeon HD 8400 OEM Radeon HD 6450 VLIW5 AMD RV910/Caicos, 160 (VLIW5) Shader-Einheiten, 8 TMUs, 4 ROPs, 64 Bit DDR Speicherinterface, 625-875/1800 MHz (GDDR5) bzw. 625-875/900 MHz (DDR3)
Radeon HD 8350 OEM Radeon HD 5450 VLIW5 AMD RV810/Cedar, 80 (VLIW5) Shader-Einheiten, 8 TMUs, 4 ROPs, 64 Bit DDR Speicherinterface, 650/900 MHz

Jetzt sind solcherart Rebrandings im Mobile-Bereich oder aber auch in den LowCost-Sphären des Desktop-Bereichs nicht unüblich und werden inzwischen irgendwie doch hingenommen (was nicht bedeutet, daß man mit Rebrandings jemals irgendwelche Beliebheitspreise gewinnen würde). AMD treibt es mit dieser Rebranding-Aktion jedoch maßlos auf die Spitze, gibt es nun doch gleich fünf Radeon HD 8000 (OEM) Grafikkarten, welche mit Radeon HD 87xx oder größer anfangen und wo der Käufer einfach keine alten Chips bzw. ein Rebranding erwartet. Schlimmer noch: Mit dem Rebranding von klaren Performance- und sogar HighEnd-Beschleunigern sprengt AMD jedes bisher dagewesene Maß für Produkt-Rebrandings im Grafikkarten-Bereich.

Man kann damit schon jetzt klar konstatieren, daß die Radeon HD 8000 Serie – das Anhängsel "OEM" hin oder her – schon vor ihrem eigentlichen Start einen schlechten Ruf weg hat. AMD kann jetzt faktisch nur noch Schadensbegrenzung betreiben und den kommenden GCN2-basierten Grafikkarten entweder einen komplett eigenen Nummernkreis geben ("Radeon HD 9000") oder aber eventuell auch ein völlig abweichendes Benennungsschema für jene einführen. Sofern AMD allerdings vor hat, die kommenden GCN2-basierten Beschleuniger innerhalb der nunmehr schon eröffneten Radeon HD 8000 Serie einzuordnen, sollte man sich auf heftige Verschiebungen bei der Bewertung des Unternehmens AMD innerhalb des Enthusiasten-Bereichs gefasst machen (und dies war die vornehme Ausdrucksweise).

Ganz generell muß sich AMD endlich einmal selber fragen, ob es notwendig ist, so viele einfache Fehler zu begehen. Ingenieursleistung zum Chipdesign und zur Fertingungsvorbereitung muß man teuer bezahlen – aber solche Dinge wie Marketingentscheidungen sind erst einmal kostenneutral, tragen aber natürlich langfristig genauso zur Einnahmenseite bei. Sicherlich sind die anderen Marktteilnehmer auch nicht unbeleckt in diesen Fragen, aber AMD vergaloppierte sich zuletzt doch häufiger und heftiger – so auch beim Vision-Branding, was unabhängig einer möglichen Ablösung so oder so einen katastrophalen Fehlerschlag darstellt (die Entscheider bei AMD sollten unbedingt einmal die Kommentare zur Vision-Meldung durchlesen). So erklärt sich jedenfalls von ganz allein, daß AMD trotz nun inzwischen jahrelang guter bis sehr guter Produkte im Grafikchip-Bereich trotzdem nicht das zuletzt eingefahrene Marktverhältnis von grob 40:60 zugunsten von nVidia verbessern kann.