27

AMDs Radeon R300 Portfolio wird klarer

WCCF Tech haben auf der Asus-Webseite die kurzzeitige Listung verschiedener Grafikkarten der Radeon R300 Serie erspähen können, darunter auch einer Radeon R9 390X mit gleich 8 GB GDDR5-Speicher. Es wurden dabei nur die Grafikkarten-Namen bekannt und keinerlei technische Daten – aber Asus' Verkaufsnamen enthalten immer teilweise Hinweise auf technische Daten, so daß sich aus diesen Listungen doch schon einiges herauslesen läßt. Insbesondere die ganzen verwendeten Sonderdesigns (DC2 & Strix) weisen im übrigen klar darauf hin, daß es sich hierbei nicht um weitere Karten von AMDs "Radeon R300 OEM" Serie handelt, sondern tatsächtlich um die Retail-Modelle der Radeon R300 Serie:

Asus R9390X-DC2-8GD5
Asus STRIX-R9380-OC-2GD5
Asus STRIX-R9370-OC-4GD5
Asus STRIX-R7360X-DC2OC2-2GD5
Asus R7360-2GD5
= Sonderdesign (DC2) der Radeon R9 390X, 8 GB GDDR5-Speicher
= Sonderdesign (Strix) der Radeon R9 380, 2 GB GDDR5-Speicher
= Sonderdesign (Strix) der Radeon R9 370, 4 GB GDDR5-Speicher
= Sonderdesign (Strix) der Radeon R7 360X, 2 GB GDDR5-Speicher
= Standarddesign der Radeon R7 360, 2 GB GDDR5-Speicher

Mit diesen semi-offiziellen Angaben wird nunmehr klarer, wie AMD sich die Radeon R300 Serie vorstellt: Die bisherigen Modelle der Radeon R200 Serie werden hierfür größtenteils weiterverwendet und bleiben vor allem auf ihren bisherigen Produktnummer: Die Radeon R9 290 Serie wird also nicht zur 380er Serie, sondern geht als 390er Serie ins Gefecht, bei den kleineren Grafikkarten dürfte dies (mit vielleicht geringfügigen Abweichungen) ähnlich aussehen. Für die Fiji-basierten Grafikkarten wird es dagegen wohl durchgehend Sondernamen geben – also nicht wie bei nVidia nur eine einzelne Titan-Grafikkarte (gleichzeitig). Wie dieser Sondername aussieht, ist weiterhin nicht bekannt, laut Heise mauert AMD diesbezüglich sogar gegenüber seinen Boardpartnern.

Heise bringen im übrigen auch erneut die These ins Spiel, AMD könnte an der absoluten Leistungsspitze gleich mit einer DualChip-Grafikkarte antreten – sprich Fiji Pro wäre SingleChip mit 4 GB Speicher und Fiji XT dann gleich DualChip mit 8 GB Speicher. Dies ist eine mögliche Auflösung, allerdings haben Heise an dieser Stelle vermutlich nur Gerüchte & Spinnereien aus Spekulationsforen verarbeitet und keine echte Quelle zu dieser Auslegungsvariante. Die Optimisten hoffen weiterhin auf SingleChip-Varianten mit 8 GB Speicher gleich zum Launch, die Pessimisten gehen von zwei SingleChip-Lösungen mit je 4 GB Speicher aus und erwarten sowohl DualChip-Varianten als auch Modelle mit 8 GB Speicher (dann nach HBM2-Standard) erst zum Jahresende.

Bezüglich des kompletten Portfolios von AMDs Radeon R300 Serie lassen sich damit schon gewisse Grundzüge ausmachen – gerade in Verbindung mit jenen Daten, welche im März schon einmal aus Herstellerkreisen in Berufung auf AMD selber kamen. Die seinerzeitige Namenskonvention stimmt natürlich heute nicht mehr, auch kann sich im LowCost- und Mainstream-Bereich noch einiges verschoben haben – aber an der Leistungsspitze dürften die Angaben halbwegs miteinander kombinierbar sein, was letztlich folgenden derzeitigen Stand des Irrtums ergibt:

Preis AMD-Prognose weitere Infos aus anderen Quellen
"Fiji XT" 850$ zwischen 290X und 295X2 Fiji-Chip, 4096 Shader-Einheiten an einem 4096 Bit DDR HBM-Speicherinterface, ≤1050/500 MHz, 4-8 GB HBM-Speicher, TDP zwischen 250-300W, Performance vermutlich besser als bei der GeForce GTX Titan X
"Fiji Pro" 700$ zwischen 290X und 295X2 Fiji-Chip mit unbekannten Abspeckungen, wahrscheinlich ~15-20% langsamer als Fiji XT
Radeon R9 390X 400$ schneller als die 290 Hawaii-Rebranding mit den Daten der Radeon R9 290X: 2816 Shader-Einheiten an einem 512 Bit DDR GDDR5-Speicherinterface, zu etwas besseren Taktraten von ≤1050/3000 MHz, 8 GB GDDR5-Speicher, Performance vermutlich zwischen GeForce GTX 780 Ti und 980
Radeon R9 390 330$ schneller als die 290 Hawaii-Rebranding mit den Daten der Radeon R9 290: 2560 Shader-Einheiten an einem 512 Bit DDR GDDR5-Speicherinterface, zu etwas besseren Taktraten von ≤1010/3000 MHz, Performance vermutlich Richtung GeForce GTX 970
Radeon R9 380 ? ? wahrscheinlich Tonga-Chip, genauere Daten noch unklar (bestätigt 2 GB Speicher)
Radeon R9 370 ? ? wahrscheinlich Pitcairn-Chip, genauere Daten noch unklar (bestätigt 4 GB Speicher)
Radeon R7 360X ? ? wahrscheinlich Bonaire-Chip wie bei der Radeon R7 360X (bestätigt 2 GB Speicher)
Radeon R7 360 ? ? wahrscheinlich Bonaire-Chip wie bei der Radeon R7 360 (bestätigt 2 GB Speicher)

Hier fehlen natürlich augenscheinlich noch einige Karten, beispielsweise Radeon R9 370X und 380X. Es könnte gut möglich sein, daß AMD zumindest anfänglich bewußt gewisse Lücken im Portfolio läßt, in welchem sich dann die letzten Reste der Radeon R9 200 Serie verkaufen lassen. Genauso gut kann es sein, daß deren Daten derzeit einfach noch fehlen und daß AMD mit einem kompletten Radeon R300 Portfolio in vollständiger Ablösung der Radeon R9 200 Serie antritt. Der Launch-Zeitpunkt soll weiterhin auf dem 16. oder 18. Juni liegen, wobei die Fiji-basierten Modelle wohl erst am 24. Juni in den Handel gehen werden.

Nachtrag vom 29. Mai 2015

Die letzte Meldung zum Radeon R300 Portfolio zog einige Kritik auf sich – völlig korrekt wurde dabei angemerkt, daß es inzwischen beachtbare Bedenken bezüglich einer möglichen Fälschung dieser Daten gibt, da die Quelle der Daten in Form des Asus-Supportforums sich technisch gesehen sehr einfach für Fälschungen nutzen läßt – wie auch ein Nutzer im ComputerBase-Forum nachweist. Interessanterweise kann die gezeigte Tabelle trotzdem so stehenbleiben: Da sich die Radeon R9 390X als Hawaii-Lösung mit 8 GB auch aus anderen Quellen bestätigen lassen konnte, ergibt sich das restliche Portfolio faktisch von selbst: Überall anstatt 2x0 dann 3x0, ohne Verschiebung der mittleren Nummer. Einzig im 280er Portfolio sollte es ein paar Änderungen durch den Verzicht auf den Tahiti-Chip zugunsten des Tonga-Chips geben, ansonsten wird in der Radeon R300 Serie offenbar das Portfolio der Radeon R200 Serie wiedergespiegelt. Bei den LowCost- und Mainstream-Lösungen können sich dennoch hier und da einige Abweichungen ergeben, aber da hatten wir in der Tabelle wohlweislich schon mehrheitlich Fragezeichen und "wahrscheinlich"-Kennzeichnungen eingetragen. Ganz also unabhängig der Asus-Quelle kann diese Tabelle als der derzeitige Informationsstand stehenbleiben – bis jene dann auf Basis neuer, besserer Informationen aktualisiert werden wird.

Nachtrag vom 2. Juni 2015

Videocardz zeigen die Verpackung einer "Gigabyte Radeon R9 380 G1 Gaming" mit 4 GB GDDR5-Speicher – welche indirekt über die Speichermenge bestätigt, daß hierbei der Tonga-Chip und nicht der Tahiti-Chip Verwendung findet. Faktisch dürfte die Radeon R9 380 ein glattes Rebranding der Radeon R9 285 darstellen – wobei noch nicht sicher ist, ob es 2 GB oder gleich 4 GB GDDR5-Speicher als default-Speicherbestückung geben wird, auch die konkreten Taktraten warten noch einer klaren Bestätigung. Die letzte Liste zu AMDs Radeon R300 Portfolio erscheint damit für den Augenblick weiterhin als korrekt, wobei jene trotzdem natürlich noch gewisse Fehler enthalten kann – alle Details liegen halt noch nicht offen. So muß beispielsweise die gerade im Zusammenhang mit der Gigabyte-Karte genannte "Radeon R9 380X" gar nicht sofort kommen, vielmehr kann AMD diese Lücke im Produktportfolio dazu ausnutzen, die alten Radeon R200 Lösungen noch abzuverkaufen.