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Die AMD-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2020

AMD hat seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2020 vorgelegt, welche ähnlich wie bei Intel ziemlich gut für ein erstes Jahresquartal aussehen und damit noch keinerlei beachtbaren Corona-Effekt zeigen. AMD hat es diesbezüglich natürlich einfacher, denn im Vergleichszeitraum des Vorjahres stand man (vor dem Release von Zen 2) noch lange nicht so gut da wie mit den letzten drei Quartalen. Ergo kann man gegenüber dem Vorjahreszeitraum auch gleich +40% mehr Umsatz, +1012% mehr nominellen Gewinn sowie +466% mehr operativen Gewinn vermelden – womit insbesondere an den Gewinnzahlen deutlich wird, das AMD letztes Jahr um diese Zeit (geschäftlich) ein anderes Unternehmen war. Der Vergleich mit dem direkten Vorquartal sieht hingegen einen gewissen Rückgang (-16% beim Umsatz), welcher aber natürlich saisonal zu begründen ist. Wie auch bei Intel kann man sagen, das AMDs erstes Geschäftsquartal 2020 grob dem dritten Geschäftsquartal 2019 entspricht – was jederzeit ein starkes Ergebnis darstellt.

Stärker als bei Intel, wo alle Geschäftssparten zum guten Ergebnis beitrugen, teilt sich der geschäftliche Erfolg bei AMD in die einzelnen Sparten auf: Denn die Sparte "Enterprise, Embedded & Semi-Custom" mit den Server- und Embeded-Lösungen sowie den Spielekonsolen-SoCs lief erheblich schlechter – und dies sogar gegenüber dem Vorjahresquartal. Dies bedeutet, das AMDs sicherlich anziehendes Server-Geschäft immer noch viel zu klein ist, um geschäftlich wirklich wirksam zu werden und das diese Sparte weiterhin an Wohl & Wehe der Konsolen-SoCs hängt. Und diesbezüglich befindet man sich derzeit in einer klaren Übergangsphase: Die Absätze der bisherigen Spielekonsolen schwinden spätestens nach den Ankündigungen zu den NextGen-Konsolen, deren SoCs gehen aber erst (grob) zur Jahresmitte in Produktion, werden somit eventuell ab dem zweiten Quartal geschäftlich sichtbar. Spätestens ab dem dritten Quartal dürfte diese Fertigung dann jedoch für stark anziehende Umsätze in dieser Geschäftssparte sorgen und zudem über Jahre hinweg einen sicheren wie soliden Geldfluß für AMD nach sich ziehen.

Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020
Umsatz 1272 Mio. $ 1531 Mio. $ 1801 Mio. $ 2127 Mio. $ 1786 Mio. $
Gewinn 16 Mio. $ 35 Mio. $ 120 Mio. $ 170 Mio. $ 162 Mio. $
operativer Gewinn 38 Mio. $ 59 Mio. $ 186 Mio. $ 348 Mio. $ 177 Mio. $

Andererseits könnte AMD keinen günstigeren Zeitpunkt für diesen Wechsel zwischen zwei Konsolen-Generationen erwischt haben, denn derzeit ist die Sparte "Computing & Graphics" mit den Ryzen-Prozessoren und Radeon-Grafikkarten des Consumer-Geschäfts wirklich gut dabei, läuft sogar deutlich besser als im dritten Quartal bzw. hat mit +73% (!) auch das viel stärkere Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahresquartal. Wieviel davon auf Ryzen und wieviel auf Radeon entfällt, kann AMD mittels der Zusammenlegung dieser Geschäftssparte natürlich gut verschleiern – vermutlich dürften eher die Ryzen-Prozessoren für das ganze Wachstum gesorgt haben, denn die Radeon-Grafikkarten haben in ihrem Markt nicht nur einen markttechnisch, sondern auch produkttechnisch überlegenen Marktführer (nVidia) vor der Nase. Auch dies bedeutet aber natürlich weitere Wachstumschancen für AMD: Sollte AMD irgendwann einmal ein vollkommen aus Navi-Lösungen bestehendes Grafikkarten-Produktportfolio gelingen, was auch nicht (wie dato) noch vor dem HighEnd-Segment halt macht, dann sollten auch die Radeon-Umsätze weiter anziehen.

Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020
Computing & Graphics 831 Mio. $ 940 Mio. $ 1276 Mio. $ 1662 Mio. $ 1438 Mio. $
Enterprise, Embedded & Semi-Custom 441 Mio. $ 591 Mio. $ 525 Mio. $ 465 Mio. $ 348 Mio. $

Derzeit gibt es Hersteller-seitig natürlich nur kurzfristige Prognosen, welche auf 1,85 Mrd. Dollar Umsatz für das zweite Jahresquartal lauten – etwas besser als im ersten Jahresquartal und natürlich mit Zugewinn gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum, aber sicherlich nur eine eher maue Steigerung zwischen erstem und zweitem Jahresquartal. Andererseits geht Intel wiederum von einem leichten Geschäftsrückgang zwischen erstem und zweitem Jahresquartal aus, AMD hingegen von einer leichten Steigerung – sprich, AMD will sogar noch besser durch die Corana-Krise gehen als Intel. Hierzu dürften gut laufende Produkte an allen Fronten, der laufende Markteintritt von Renoir-basierten Notebooks sowie eventuell auch die ersten SoC-Bestellungen für die NextGen-Konsolen beitragen. Für das Gesamtjahr dämpft AMD wegen der zu erwartenden Wirtschaftskrise dagegen die Stimmung, hat aber immer noch den entgegenlaufenden Trend durch jene NextGen-Konsolen für sich. Sofern AMD seine Prognose halbwegs halten und kein besonders starker Absturz im zweiten Halbjahr kommt, läuft es auch bei AMD auf ein (erneutes) Rekordjahr hinaus.