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Die Intel-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2020

Intel hat seine mit Spannung erwarteten Geschäftszahlen für das erste Quartal 2020 vorgelegt – welche entgegen allen durch die Corona-Krise hervorgerufenen Trends überraschend gut bis hin sogar erstklassig aussehen. Denn der übliche, saisonal begründete Rückgang eines ersten Quartals war mit -1,9% beim Umsatz sowie -18,0% beim nominellen Gewinn ausgesprochen schwach – gerade betrachtend den operativen Gewinn, welcher erst zum zweiten Mal in der Intel-Geschichte auf über 7 Mrd. Dollar kletterte und damit sogar noch ein kleines Plus von +3,5% gegenüber dem (starken) vierten Quartal 2019 hinlegte. Der Vergleich mit dem Vorjahresquartal sieht mit Steigerungen von +23,5% beim Umsatz, +42,5% beim nominellen Gewinn sowie +68,6% beim operativen Gewinn sogar regelrecht berauschend aus – wobei das erste Quartal des Vorjahres ein vergleichsweise schwaches Geschäftsquartal für Intel darstellte, jener Vergleich somit nicht ganz solide ist.

In jedem Fall kann man aber sagen, das man bis in die Zeit der Ausläufer der letzten Weltwirtschaftkrise zurückgehen muß, um einen niedrigeren Geschäfts-Rückgang eines ersten Quartals bei Intel zu finden: Ab dem Jahr 2012 fielen die Rückgänge zwischen ersten Jahresquartal und vorherliegendem letzten Jahresquartal durchgehend größer aus als im Fall dieses ersten Quartals 2020. Intel hat sich also zumindest im ersten Monat der Corona-Krise bestens bzw. eigentlich sogar überdurchschnittlich gehalten – sicherlich auch daraus resultierend, das an allen Fronten IT-Dienstleistungen derzeit stärker gefragt sind und Intel vom HomeOffice-Computer bis hin zu Server-Ausrüstungen für Cloud-Zentren und Supercomputer auch überall seine Finger drin hat. Gegenüber großen Verwerfungen der Weltwirtschaft dürfte zwar auch Intel nicht gefeit sein, aber zumindest momentan zeigen sich diese bei Intel noch überhaupt nicht.

Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020
Umsatz 16061 Mio. $ 16505 Mio. $ 19190 Mio. $ 20209 Mio. $ 19828 Mio. $
Gewinn 3974 Mio. $ 4179 Mio. $ 5990 Mio. $ 6905 Mio. $ 5661 Mio. $
operativer Gewinn 4174 Mio. $ 4617 Mio. $ 6447 Mio. $ 6797 Mio. $ 7038 Mio. $

Zum guten Geschäftsergebnis trugen dann auch alle Intel-Sparten bei, wobei in den Hauptsparten jeweils deutliche Zuwächse zum Vorjahresquartal verzeichnet werden konnten und damit beiderseits fast die (exzellenten) Ergebnisses des vierten Quartals 2019 erreicht wurden: Die Consumer-Sparte legte im Jahresvergleich um +13,8% beim Umsatz zu, die Server-Sparte hingegen gleich um satte +42,7%. Damit erreichte die Server-Sparte inzwischen schon 72% des Umsatz-Niveaus der Consumer-Sparte (bei höhere Gewinn-Marge) sowie 35% vom gesamten Unternehmens-Umsatz – wie auch bei den anderen großen Chip-Entwicklern geht die langfristige Entwicklung klar zugunsten der professionellen Produkte. Die anderen drei Intel-Sparten entwickeln gegenüber diesen beiden Schwergewichten nach wie vor keinerlei wirkliche Bedeutung und liegen derzeit kumuliert bei 15,1% vom Unternehmens-Umsatz.

Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020
Client Computing Group  ("Consumer-Sparte") 8586 Mio. $ 8841 Mio. $ 9709 Mio. $ 10010 Mio. $ 9775 Mio. $
Data Center Group  ("Server-Sparte") 4902 Mio. $ 4983 Mio. $ 6383 Mio. $ 7213 Mio. $ 6993 Mio. $
Internet of Things Group 1119 Mio. $ 1187 Mio. $ 1234 Mio. $ 1160 Mio. $ 1137 Mio. $
Non-Volatile Memory Solutions Group 915 Mio. $ 940 Mio. $ 1290 Mio. $ 1217 Mio. $ 1338 Mio. $
Programmable Solutions Group 486 Mio. $ 489 Mio. $ 507 Mio. $ 505 Mio. $ 519 Mio. $

Zumindest für den Augenblick sagen Intels Geschäftszahlen also "Krise, wo?" – und auch wenn dies dann nur Intel betrifft, darf man diesen Hoffnungsschimmer durchaus erst einmal mitnehmen. Selbst Intel geht allerdings von einem gewissen Kriseneffekt aus, wenn man für das laufende zweite Quartal mit geschätzt 18,5 Mrd. Dollar einen schwächeren Verlauf annimmt – obwohl normalerweise das zweite Quartal bei Intel stärker als das erste ausfällt. Relevant dürfte an dieser Stelle aber vor allem sein, wie fix man aus der derzeitigen Lockdown-Situation herauskommt und zu einem weitgehend normalen Wirtschaftsleben gelangt. Passiert dies ab dem Sommer 2020, dann hat Intel weiterhin gute Chancen, das Gesamtjahr 2020 sogar noch mit einem Rekordumsatz (!) abzuschließen. Selbst ein etwas stärkerer Einbruch als erwartet würde kaum etwas generelles an der guten Geschäftslage für Intel ändern – womit nur ein totaler oder/und langfristiger Absturz der Weltwirtschaft für Intel ein bedenkliches Szenario ergeben würde.

Gleichfalls ist diesen Geschäftszahlen natürlich auch zu entnehmen, das es Intel in seinem Hauptmarkt bei PC-Prozessoren weiterhin gelingt, trotz der teilweise technisch überlegenen AMD-Prozessoren sich nicht im Ansatz die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Die exzellenten Verkaufszahlen von AMD im Retail-Segment täuschen in dieser Frage sehr deutlich über die wirklichen Markt- und Machtverhältnisse hinweg, welche sich primär aus den Verkaufszahlen des OEM-Segments ergeben. Auch wenn Intel im Prozessoren-Gesamtmarkt vielleicht nochmals (leicht) nachgegeben haben sollte, reicht dies einfach noch lange nicht aus, um in Zeiten erhöhter Nachfrage sowie teilweise immer noch Lieferschwierigkeiten (und damit keinerlei Druck auf die Preise) Intel geschäftlich unter Druck zu bringen. An diesem Beispiel sollten sich normalerweise Ökonomie-Studenten und -Wissenschaftler abarbeiten, wie man mit dem in der Summe (etwas) schlechteren Produkt trotzdem schafft, eindeutiger Marktführer mit sogar steigenden Geschäftszahlen zu bleiben – ohne das der technologisch überlegene Kontrahent währenddessen auch nur in die Nähe der eigenen Marktbedeutung kommt.