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Grafikkarten-Verkäufe im deutschen Onlinehandel ziehen im April 2020 stark an

Die zuletzt genannten CPU-Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory hatten es schon angedeutet: Zumindest im Retail-Segment brummt derzeit das PC-Geschäft in deutschen Landen – und dies in einem für den April unüblich starken Maßstab. Eine vorläufige Auswertung zu den Grafikkarten-Absätzen bei der Mindfactory zeigt dann ein ähnliches bzw. sogar leicht stärkeres Bild an: Gegenüber dem März stiegen die Verkaufszahlen um +46%, der Umsatz gar um +50%. Im Vergleich mit dem bisher besten Jahresmonat Januar liegen die Zuwächse immerhin bei +29% auf Stückzahlen-Seite sowie +45% beim Umsatz. Leider liegen hierzu keine monatlichen Vergleichszahlen aus der Vergangenheit vor, allerdings läßt sich anhand der seitens Jon Peddie Research für die zwei letzten Jahre genannten klaren Rückgänge (für weltweite Verkäufe von Desktop-Grafikkarten) zwischen ersten und zweiten Quartal (2019: -16,6%, 2018: -22,1%) durchaus erahnen, das selbige April-Zahlen der Mindfactory doch reichlich ungewöhnlich sind.

Im Endeffekt läßt sich dies wohl nur darüber erklären, das im Corona-bedingten Lockdown mehr Freizeit vorhanden war bzw. allgemein mehr Zeit vor dem heimischen PC verbracht wurde – ergo automatisch erhöhter Bedarf an Gaming-Beschleunigern bei den Einzelhändlern angemeldet wurde. Dass alle reinen Ladengeschäfte über den gesamten Monat geschlossen hatten, dürfte als kleiner Pluspunkt zugunsten der Verkaufszahlen des hierbei ausgewerteten Onlinehändlers auch mit hineinspielen, allerdings werden teure Gaming-Grafikkarten üblicherweise kaum in herkömmlichen Ladengeschäften erstanden. Dabei gab es auch das Detail zu beobachten, das die Absätze von LowCost-Beschleunigern (bis 100 Euro) als einzige deutlich zurückgegangen sind – in allen anderen Marktsegmenten wurde hingegen mehr verkauft. Dies deutet darauf hin, das primär der Endverbraucher im April 2020 Grafikkarten gekauft hat, Business-User (wegen oftmals nur eingeschränkter Geschäftstätigkeit) hingegen seltener. Der zurückgehende Absatz an LowCost-Modellen hat dann auch den insgesamten Durchschnittspreis (aller Verkäufe) erheblich beeinflußt, während die Durchschnittspreise auf die einzelnen Grafikkarten-Modelle bezogen zwischen März und April weitaus weniger stark angestiegen sind.

Januar 2020 Februar 2020 März 2020 April 2020 Mar vs. Apr Jan vs. Apr
AMD 7825 St. 5445 St. 6830 St. 9820 St. +44% +25%
nVidia 10510 St. 8215 St. 9410 St. 13905 St. +48% +32%
INSGESAMT (Stück) 18335 St. 13660 St. 16240 St. 23725 St. +46% +29%
INSGESAMT (Umsatz) 6,67 Mio. € 5,06 Mio. € 6,46 Mio. € 9,70 Mio. € +50% +45%
Durchschnittspreis 364,02 € 370,50 € 398,00 € 408,78 € +2,7% +12,3%
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory von Januar-April 2020

Ziemlich gleich bleibt hingegen das Marktverhältnis zwischen AMD und nVidia, welches sich im April 2020 auf 41,4% zu 58,6% beläuft – nahezu gleich zum Durchschnitt des ersten Quartals. Dies deutet nebenbei darauf hin, das jene Verkaufszahlen, obwohl von nur einem einzelnen Retailer stammend, wohl groß genug sind für eine generelle Marktaussage – denn wären jene aus statistischer Sicht zu klein, sollten die Marktanteile stärker zwischen den Monaten schwanken. Eine perfekte Aussage zum gesamten Grafikkarten-Markt, und sei es nur der deutsche, ist damit aber natürlich nicht zu bekommen – dazu müssten all die großen und kleinen Händler ihre Verkaufsdaten zur Verfügung stellen, was jene üblicherweise sehr ungern tun. In dieser Frage darf jedoch gern in Erinnerung gerufen werden, das man nur mit dem arbeiten kann, was auch tatsächlich an Daten vorhanden ist. Von dieser Prämisse ausgehend ergeben die vorliegenden Daten dann das eindeutige Bild, das außerhalb des LowCost-Segments nahezu alle (nicht direkt auslaufenden) Grafikkarten an Absatz hinzugewinnen konnten, die jeweiligen Verkaufsschlager dabei sogar teilweise deutlich mehr abgesetzt haben als noch im (bisher besten Monat) Januar.

Hiermit wurde somit auch unsere kürzliche Prognose widerlegt, wonach die Verkaufszahlen zum ersten Quartal eine Tendenz gegen die "Alt-Beschleuniger" und im speziellen AMDs Polaris-Grafikkarten aufgezeigt hatten. Jene Tendenz wird mit den April-Verkaufszahlen komplett aufgehoben, denn im April 2020 zogen auch die Umsätze von Radeon RX 570, 580 & 590 nochmals beachtbar an. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte dies einfach nur einer sehr starken Nachfrage geschuldet sein – und in dieser wird das verkauft, was vorhanden ist, nicht das, was irgendwann später einmal vielleicht verfügbar werden wird. Nichtsdestotrotz ergibt sich natürlich auch weiterhin eine generelle Tendenz zugunsten der jeweils neuesten Grafikchip-Architekturen: AMDs Navi und nVidias Turing standen im Januar zusammengerechnet noch für 70,6% aller Verkäufe und 88,2% aller Umsätze, diese Quote ist im April dann auf 80,4% der Verkäufe und sogar 92,0% der Umsätze geklettert. Die erhebliche Differenz zwischen jenen Verkaufs- und Umsatzzahlen zeigt gleichzeitig darauf hin, das Grafikkarten aus älteren Architekturen zunehmend niedrigere Preisbereiche besetzen und somit zwar noch für einige Stückzahlen sorgen können, Umsatz-technisch aber in Richtung der Bedeutungslosigkeit gehen.

Januar 2020 Februar 2020 März 2020 April 2020
GeForce RTX 2080 Ti 495 St. 375 St. 495 St. 585 St.
GeForce GTX 2080 Super 855 St. 600 St. 840 St. 1305 St.
GeForce RTX 2070 Super 2905 St. 2415 St. 2995 St. 4970 St.
GeForce RTX 2070 620 St. 545 St. 425 St. 760 St.
GeForce RTX 2060 Super 1250 St. 1000 St. 1045 St. 1380 St.
GeForce RTX 2060 495 St. 270 St. 370 St. 670 St.
GeForce GTX 1660 Ti 350 St. 230 St. 275 St. 380 St.
GeForce GTX 1660 Super 1130 St. 940 St. 1035 St. 1765 St.
GeForce GTX 1660 475 St. 380 St. 490 St. 870 St.
GeForce GTX 1660 Super 170 St. 110 St. 130 St. 185 St.
GeForce GTX 1650 215 St. 225 St. 300 St. 235 St.
Radeon VII 120 St. 90 St. 180 St. 130 St.
Radeon RX 5700 XT 2360 St. 1770 St. 2695 St. 3970 St.
Radeon RX 5700 1330 St. 875 St. 1095 St. 1090 St.
Radeon RX 5600 XT 95 St. 280 St. 340 St. 535 St.
Radeon RX 5500 XT 395 St. 265 St. 355 St. 625 St.
Radeon RX 590 840 St. 570 St. 420 St. 615 St.
Radeon RX 580 1020 St. 530 St. 735 St. 1435 St.
Radeon RX 570 1350 St. 820 St. 890 St. 1150 St.
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory von Januar-April 2020

Nachtrag vom 21. Juni 2020

Die Grafikkarten-Verkaufszahlen der 'Mindfactory' für den Mai 2020 zeigen ein Abflauen des wohl Lockdown-bedingten Verkaufshochs im April, allerdings immer noch klar bessere Verkaufszahlen als in allen anderen Jahresmonaten und damit weiterhin einen starken Retail-Grafikkartenmarkt an – zumindest in Deutschland (weltweit dürfte dies aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Auswirkungen der Corona-Krise sicherlich abweichend sein). Besonders deutlich ist dieses singuläre Verkaufshoch anhand der GeForce RTX 2070 Super zu sehen: Die nVidia-Karte verkaufte sich im März 2995x, im April gleich 5010x und im Mai dann noch 3300x. Bei allen anderen Grafikkarten bewegte sich zwischen April und Mai bei weitem nicht so viel bzw. glichen sich etwaige Änderungen bei der einen Grafikkarte bei einer anderen Grafikkarte wieder aus. Weil nVidia damit den stärksten Einzelverlust erleiden musste, ging auch der gesamte nVidia-Marktanteil etwas zurück und stand im Mai 2020 bei 44,7% vs. 55,3% – und damit auf einem AMD-Jahreshoch. Da jedoch längerfristige Vergleichswerte fehlen, ist noch nicht klar, ob es sich hierbei um eine übliche Schwankung oder aber einen echten Trend handelt.

Jan. 2020 Feb. 2020 März 2020 Apr. 2020 Mai 2020 Apr vs. Mai Jan vs. Mai
AMD 7825 St. 5445 St. 6830 St. 10010 St. 9955 St. -1% +27%
nVidia 10510 St. 8195 St. 9390 St. 14345 St. 12315 St. -14% +17%
Marktanteile 42,7% vs. 57,3% 39,9% vs. 60,1% 42,1% vs. 57,9% 41,1% vs. 58,9% 44,7% vs. 55,3% - -
INSGESAMT (Stück) 18335 St. 13640 St. 16220 St. 24355 St. 22270 St. -9% +21%
INSGESAMT (Umsatz) 6,67 Mio. € 5,05 Mio. € 6,45 Mio. € 9,89 Mio. € 8,53 Mio. € -14% +28%
Durchschnittspreis 364,02 € 370,41 € 397,96 € 406,20 € 383,20 € -6% +5%
basierend auf den Verkaufszahlen des deutschen Einzelhändlers Mindfactory von Januar-Mai 2020, mit leichten Korrekturen der Zahlen von Februar, März & April gegenüber dem letzten Stand