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Die Intel-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2020

Chipentwickler Intel hat seine Geschäftsergebnisse für das dritte Quartal 2020 vorgelegt – welche leicht besser als von Intel vorab erwartet ausgefallen sind, dennoch erstmals einen beachtbaren Rückgang der Intel-Geschäftstätigkeit aufzeigen. So musste Intel durchgehend bei Umsatz, nominellen und operativem Gewinn abgeben – sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zum Vorjahreszeitraum. Bei den Umsatzzahlen ist dies noch weniger deutlich, hier verliert Intel "nur" -7% zum Vorquartal sowie -4% zum Vorjahreszeitraum. Beim nominellen Gewinn wird Intel allerdings mit -16% bzw. -29% stärker gebeutelt, die Zahlen zum operativen Gewinn sehen mit -11% bzw. -22% prinzipiell ähnlich aus. Rein von dieser Zahlenstruktur ausgehend sieht es ganz danach aus, als hätte Intel zwar nicht schlecht verkauft, musste dafür aber hohe Rabatte geben und konnte somit nur noch bemerkbar geringere Gewinne einfahren – üblicherweise ein klares Anzeichen eines stärker werdenden Wettbewerbs.

Nachdem Intel also die letzten drei Quartale noch einmal – teilweise eher überraschend – Rekordquartale mit Quartalsumsätzen nahe 20 Mrd. Dollar auflegen konnte, wurde man nunmehr (endlich) vom Wettbewerb mit AMD eingeholt. Augenscheinlich dauert es eine ganze Weile, ehe so ein Marktumschwung in den jeweiligen Geschäftsberichten durchschlägt, auch bei AMD stellte sich der wirkliche wirtschaftliche Erfolg erst im Laufe des Jahres 2019 ein. Intel sieht dies naturgemäß etwas anders und anhand der immer noch sehr guten Umsatzzahl kann man einiges übertünchen – aber Beobachtern aus der Technik-Ecke ist natürlich klar, dass Intel seine exzellenten Geschäftszahlen nicht ewig durchhalten kann, so lange die neuen, fortschrittlichen CPU-Architekturen sowie Fertigungstechnologien weiterhin nur bei einem Teil von Intels Prozessoren-Portfolio eingesetzt werden. Intel hat sicherlich ein- oder zweimal zu häufig eine Refresh-Generation basierend auf Skylake-Architektur in der 14nm-Fertigung aufgelegt – wobei dies am Ende sicherlich nur notgedrungen passierte, bedingt aus den Schwierigkeiten mit der 10nm-Fertigung.

Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Umsatz 19190 Mio. $ 20209 Mio. $ 19828 Mio. $ 19728 Mio. $ 18333 Mio. $
Gewinn 5990 Mio. $ 6905 Mio. $ 5661 Mio. $ 5105 Mio. $ 4276 Mio. $
operativer Gewinn 6447 Mio. $ 6797 Mio. $ 7038 Mio. $ 5697 Mio. $ 5059 Mio. $

Für wirkliche Probleme im Intel-Land spricht dann vor allem, dass bei einem grob gleichbleibenden Umsatz der Consumer-Parte die Server-Sparte sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch dem Vorjahreszeitraum deutlich abgebaut hat. Am besten läßt sich dies über das Umsatz-Verhältnis zur Consumer-Sparte beschreiben: Während die Server-Sparte im Vorquartal noch bei 75% des Umsatz-Niveaus der Consumer-Sparte rangierte, sind es nunmehr wieder nur noch 60% – und damit zum ersten Mal seit Ewigkeiten ein substantieller Rückgang. Dass sich Intel im Server-Geschäft zuletzt noch viel schlimmer als bei den Consumer-Prozessoren mit Refresh-Generationen ohne große Impulse durchgehangelt hat, schlägt nun augenscheinlich voll durch – hinzukommend natürlich der Zen-Effekt, dass man mittels AMDs Epyc-Prozessoren nunmehr einem ernsthaften und in vielen Disziplinen stärkeren Wettbewerber gegenübersteht. Dass gerade erst Intels nächste Server-Generation (leicht) verschoben wurde, macht die Zukunftsaussichten nicht besser – wobei sich "Ice Lake-SP" auch erst einmal beweisen muß, schließlich handelt es sich hierbei um die erste Server-Umsetzung eines Prozessors mit "Cove" CPU-Kernen sowie basierend auf der 10nm-Fertigung.

Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Client Computing Group  ("Consumer-Sparte") 9709 Mio. $ 10010 Mio. $ 9775 Mio. $ 9496 Mio. $ 9847 Mio. $
Data Center Group  ("Server-Sparte") 6383 Mio. $ 7213 Mio. $ 6993 Mio. $ 7117 Mio. $ 5905 Mio. $
Internet of Things 1234 Mio. $ 1160 Mio. $ 1137 Mio. $ 816 Mio. $ 911 Mio. $
Non-Volatile Memory Solutions Group 1290 Mio. $ 1217 Mio. $ 1338 Mio. $ 1659 Mio. $ 1153 Mio. $
Programmable Solutions Group 507 Mio. $ 505 Mio. $ 519 Mio. $ 501 Mio. $ 411 Mio. $

Auch in anderen Geschäftsfeldern sieht es für Intel nicht unbedingt nach einer schnellen Rückkehr zu steigenden Geschäftszahlen aus, vielmehr steht Intel eventuell eher denn am Anfang eines gewissen geschäftlichen Tals. Zumindest im Jahr 2021 dürfte da vergleichsweise wenig passieren, allenfalls die zum Jahresende 2021 anstehenden 10nm-Generationen "Alder Lake" (Mobile & Desktop) und "Sapphire Rapids" (Server) könnten für eine gewisse Entlastung sorgen. Intel hat aber nun erst einmal "den Faden abreißen lassen", nachfolgend kann man sich nur noch mittels erstklassiger, wirklich überzeugender Produkte zurückkämpfen. Intels hervorragende Stellung im Markt bzw. bei den dominanten OEM-Herstellern garantiert Intel zwar, dass der Abschwung vergleichsweise langsam ablaufen sollte – aber für das erfolgsverwöhnte Intel dürfte dies ein schwacher Trost sein. Ironisch natürlich, dass Intel trotzdem in diesem Jahr aller Voraussicht nach einen (klaren) Umsatzrekord aufstellen wird – dafür reicht schon, wenn Intels (schwache) Prognose für das vierte Quartal 2020 von 17,4 Mrd. Dollar Quartalsumsatz halbwegs erfüllt wird.