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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2020

Nach Intel und AMD hat nun auch Grafikchip-Entwickler nVidia seine Geschäftsergebnisse für das zweite Quartal vorgelegt, welches bei nVidia im Geschäftskalender wie bekannt um einen Monat zeitversetzt stattfindet (Mai bis Juli) und zudem fiskalisch schon zum Geschäftsjahr 2021 gehört. In diesem Zeitraum von Mai bis Juli 2020 gab es bei nVidia zwei bedeutsame Entwicklungen, welche sich auch beide in den Geschäftszahlen wiederfinden lassen: So wurde mit dem Quartalsanfang die Übernahme des Netzwerksausrüsters "Mellanox" realisiert, welcher zuletzt für ca. 400 Mio. Dollar Quartalsumsatz stand und bei nVidia nunmehr deren Datacenter-Sparte verstärkt – welche auch prompt um 611 Mio. Dollar gegenüber dem letzten Quartal zulegte. In nVidias Kern-Geschäft mit GeForce-Grafikkarten dürfte es hingegen den Effekt der Nachbestellungen aufgrund des "Lockdown-Booms" in diesem Frühjahr gegeben haben, gefolgt offenbar direkt von den Lagerbereinigungen zur Vorbereitung der nachfolgenden Ampere-Generation, so dass nVidia auch in der GeForce-Sparte um erkleckliche 341 Mio. Dollar gegenüber dem letzten Quartal zulegen konnte.

In der Summe führt dies logischerweise zu einem neuen Quartalsrekord von 3,866 Mrd. Dollar beim Umsatz, gegenüber dem letzten Quartal ein Sprung um +26%, gegenüber dem (wegen der Mellanox-Übernahme allerdings nicht direkt vergleichbaren) Vorjahresquartal ein Sprung von gleich +50%. Beachtbar ist hier vor allem, zu welchem Zeitpunkt nVidia diesen Sprung hinlegt: Mitten in einer Corona-Krise mit nachfolgend sich ankündigender Wirtschaftskrise, ausgehend von sowieso schon sehr hohen Zahlen und gleichfalls kurz vor dem Start einer neuen Grafikchip-Generation stehend, wo man eigentlich erst einmal eine kurze Phase des Luftholens vermuten würde. nVidia macht aus diesen Thesen jedoch Kleinholz und steigert den Umsatz nochmals erheblich – und damit auch deutlich oberhalb der Verzerrungen aus dem letzten Crypromining-Boom anno 2017/18. Allein beim Unternehmensgewinn musste man hingegen (für dieses Quartal) ziemlich stark zurückstecken (-32% gegenüber dem Vorquartal) – hier werden allerdings die "Reibungsverluste" der Mellanox-Übernahme enthalten sein, dies könnte sich somit mit den nächsten Quartalen wieder verbessern.

Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020
Umsatz 2579 Mio. $ 3014 Mio. $ 3105 Mio. $ 3080 Mio. $ 3866 Mio. $
Gewinn 552 Mio. $ 899 Mio. $ 950 Mio. $ 917 Mio. $ 622 Mio. $
operativer Gewinn 571 Mio. $ 927 Mio. $ 990 Mio. $ 976 Mio. $ 651 Mio. $

Während es für alle nVidias Nebensparten ein eher durchschnittliches bis unerfreuliches Quartal war (die Quadro-Sparte hat doch deutlich verloren), konnten GeForce- und Datacenter-Sparte wie gesagt sehr erheblich bis enorm zulegen. Dass nVidia mit dem letzten Geschäftsbericht erstmals oberhalb einer Milliarde Dollar mit der Datacenter-Sparte eingenommen hatte, ist inzwischen schon wiedr Schnee von gestern, denn nach der Mellanox-Übernahme ist bereits die nächste Milliarden-Marke in Sichtweite – welche bei gut gehenden Geschäften mit den verschiedenen Server-Lösungen auf Basis des GA100-Chips auch durchaus in den Folgequartalen genommen werden könnte. Mittels des viel größeren Sprungs der Datacenter-Sparte ist jene nunmehr erstmals in der nVidia-Geschichte sogar minimal umsatzträchtiger als die GeForce-Sparte: Letztere steht derzeit bei 43% des Gesamtumsatzes, die Datacenter-Sparte hingegen bei aktuell 45% (mit üblicherweise einer deutlich höheren Gewinnmarge bei der Datacenter-Sparte).

Jene Werte vor Jahresfrist lauteten im übrigen auf 51% zu 25% – und dies ist dann die eigentliche Entwicklung angesichts dieser Geschäftszahlen: nVidia hat seine Zielsetzung, stärker ins professionelle Segment zu gehen, nunmehr auch in seinen Geschäftszahlen manifestieren können – selbst wenn dafür zuletzt die Übernahme der Netzwerkausrüster-Firma "Mellanox" vornehmlich den Ausschlag gegeben hat. Da in dieser Datacenter-Sparte aber auch in Zukunft ein größeres Umsatzwachstum als in der GeForce-Sparte zu erwarten ist, wandelt sich nVidia derzeit somit – vom GeForce-Entwickler hin zum Datacenter-Ausrüster (an professionellen Beschleuniger). Damit muß nVidia-intern nunmehr natürlich die Aufgabenstellung darauf liegen, bei aller Begeisterung ob der professionellen Abnehmer und der geschäftlichen Stärke der Profi-Lösungen nicht das initiale Kerngebiet der Gaming-Beschleuniger zu vernachlässigen. Diese Problematik steht sicherlich nicht heute oder morgen an, aber langfristig wird sich – ganz unvermeidlich – eine gewisse Tendenz zugunsten der Bevorteilung des Profi-Geschäfts ergeben, welcher es natürlich gegenzusteuern gilt.

Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020
Gaming (GeForce) 1313 Mio. $ 1659 Mio. $ 1491 Mio. $ 1339 Mio. $ 1654 Mio. $
Professional Visualization (Quadro) 291 Mio. $ 324 Mio. $ 331 Mio. $ 307 Mio. $ 203 Mio. $
Data Center (Tesla, GRID & DGX) 655 Mio. $ 726 Mio. $ 968 Mio. $ 1141 Mio. $ 1752 Mio. $
Auto (Tegra) 209 Mio. $ 162 Mio. $ 163 Mio. $ 155 Mio. $ 111 Mio. $
OEM & Other 111 Mio. $ 143 Mio. $ 152 Mio. $ 138 Mio. $ 146 Mio. $

Kurzfristig hat nVidia natürlich nur den bestmöglichen Ausblick zu bieten, denn mit dem laufenden dritten Quartal wird die Ampere-Generation erst richtig anfangen zu zünden, speziell im GeForce-Bereich – für selbigen soll es im laufenden Quartal um sogar +25% nach oben gehen. Demzufolge hat nVidia für das dritte Geschäftsquartal einen Umsatzausblick von satten 4,40 Mrd. Dollar angesetzt, was somit logischerweise einen neuen (klaren) Umsatzrekord ergeben würde. Erzielt man tatsächlich dieses Ergebnis, hätte nVidia zudem nach nur drei Jahresquartalen bereits den Umsatz des Gesamtjahres 2019 erreicht, für das Gesamtjahr wird somit auch der Umsatzrekord des Jahres 2018 fallen. nVidia legt augenscheinlich derzeit mal wieder einen Wachstumsschub hin, in dessen Folge Quartalsumsätze von 4 Mrd. Dollar "normal" werden – nicht schlecht für ein Unternehmen, welches erst im zweiten Halbjahr 2016 erstmals die 2-Mrd-Grenze beim Quartalsumsatz geknackt hatte.