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Die AMD-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2020

Nach Intel hat auch AMD seine Geschäftsergebnisse für das abgelaufene zweite Jahresquartal vorlegt, welche AMD auf einem weiterhin guten Kurs sehen. Im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum legte AMD um +26% beim Umsatz, +349% beim nominellen Gewinn sowie +193% beim operativen Gewinn vor allem auf der Ertragsseite erheblich zu. Im Vergleich zum direkten Vorquartal ging es dagegen beim Umsatz nur um +8% nach oben, während der nominelle Gewinn leicht um -3% sowie der operative Gewinn ebenfalls leicht um -2% zurückgingen. Der aktuelle Geschäftsverlauf ist damit etwas günstiger als bei Intel, wo das zweite Quartel (untypischerweise) unterhalb des ersten Quartals lag. Allerdings hat sich AMD mit seinem zweiten Quartal auch nicht übernommen, ergo dürften hier bei AMD (wie auch bei Intel) eher größere Effekte am wirken sein, welche die ansonsten übliche saisonale Verbesserung zwischen ersten und zweiten Quartal beeinflussen.

Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020
Umsatz 1531 Mio. $ 1801 Mio. $ 2127 Mio. $ 1786 Mio. $ 1932 Mio. $
Gewinn 35 Mio. $ 120 Mio. $ 170 Mio. $ 162 Mio. $ 157 Mio. $
operativer Gewinn 59 Mio. $ 186 Mio. $ 348 Mio. $ 177 Mio. $ 173 Mio. $

Deutlicher kann man dies anhand der Verteilung auf die beiden Geschäftssparten bei AMD sehen, wo AMD im zweiten Quartal in der Consumer-Sparte sogar etwas verloren hat – aber ein erstklassiges Ergebnis aus der Server/Konsolen-Sparte dies wieder in ein insgesamtes Plus gedreht hat. AMD hat zur Erklärung nur eher allgemein die Geschäftsfelder "Ryzen", "Epyc" und "Semi-Custom" erwähnt – und da man derzeit kaum von einem Verkaufsaufschwung bei der alten Konsolen-Generation ausgehen kann, dürfte hier die ersten Vorab-Aufträge für die NextGen-Konsolen mit hineinspielen (eventuell auch Epyc-Aufträge, dies wurde wie gesagt nicht genauer ausgeführt). Ohne jene NextGen-Konsolen hätte AMD vermutlich ein (gegenüber dem direkten Vorquartal) ähnlich maues Ergebnis wie Intel hingelegt – womit Intels Geschäftsergebnisse des zweiten Quartals nun wohl doch nicht das Ergebnis eigener Schwäche darstellen, sondern vermutlich eher denn an der Lage der Weltwirtschaft hängen.

Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020
Computing & Graphics 940 Mio. $ 1276 Mio. $ 1662 Mio. $ 1438 Mio. $ 1367 Mio. $
Enterprise, Embedded & Semi-Custom 591 Mio. $ 525 Mio. $ 465 Mio. $ 348 Mio. $ 565 Mio. $

AMD kann dann trotz dieses (erheblichen) Einflusses in den Folgequartalen den Effekt des Starts der NextGen-Konsolen ausspielen, was durchschnittliche Entwicklungen auf anderen Feldern sehr gut überdecken helfen wird. So rechnet man für das laufende dritte Quartal mit einem Quartalsumsatz von satten 2,55 Mrd. Dollar – eine für AMD nie gekannt hohe Zahl, und dies trotz dass Intel für den gleichen Zeitraum eher von einem Geschäftsrückgang ausgeht. Bei Erreichen dieser Prognose und einem ähnlich guten vierten Jahresquartal würde AMD seinen letztjährigen Umsatzrekord drastisch um grob +30% überbieten – und dann ganz nebenbei sogar den Umsatzzahlen von nVidia nahekommen. Dabei könnte zum Jahresende noch eine zusätzliche Geschäftsbelebung (außerhalb der NextGen-Konsolen) von der nächsten Zen-Generation in Form von Zen 3 bzw. den "Ryzen 4000" und "Epyc 7003" Prozessoren ausgehen.

Im Grafikkarten-Feld wird AMD zwar ebenfalls zum Jahresende mit der Navi-2X-Generation neues bieten, vermutlich wird der Aufbau eines neuen Grafikkarten-Portfolios aber etwas dauern, womit der Effekt dieser Neuvorstellung geschäftlich wohl erst im Jahr 2021 voll sichtbar sein wird. Positive Effekte kann sich AMD hingegen von größeren Verkäufen seiner Renoir-APU erhoffen, welche nunmehr auch im Desktop-Segment steht und dort von den OEM-Herstellern zukünftig womöglich breit eingesetzt wird. Gerüchteweise wird AMD bei der Fertigung der Renoir-APU erst im vierten Quartal das angestrebte Volumen erreichen, womit man auch dann erst alle Aufträge der Hersteller von Desktop-PCs und Notebooks bedienen kann. Dafür, dass dann eigentlich Wirtschaftskrise sein sollte, hat AMD ein sehr starkes Programm für die zweite Jahreshälfte – mit den NextGen-Konsolen als (überaus dickes) Sahnehäubchen oben drauf.

Nachtrag vom 3. August 2020

Bezüglich der jüngsten AMD-Geschäftszahlen gibt es verschiedene Auslegungen, wie die Geschäftsbewegung von AMDs Server/Semi-Custom-Sparte zu bewerten ist – als starker Zuwachs im Server-Geschäft oder aber Vorbote der NextGen-Konsolen. AMDs begleitende Aussagen geben hierzu keine genaue Antwort, dort werden sowohl Server als auch das "Semi-Custom-Business" erwähnt, was beide Möglichkeiten offenläßt. Im Vergleich zu den Zahlen des vorhergehenden Quartals in Verbindung mit älteren Geschäftszahlen rein der Server/Semi-Custom-Sparte fällt allerdings auf, dass jene im ersten Jahresquartal 2020 ungewöhnlich schwach war. Dies deutet nicht gerade auf galoppierende Server-Umsätze hin, zeigt jedoch das Ende der aktuellen Konsolen-Generation samt damit stark zurückgehender Bestellungen für deren SoCs an. Dass zweite Jahresquartal zeigt dann wiederum ein halbwegs vernünftiges Ergebnis für die Server/Semi-Custom-Sparte, womit ergo eine der beiden Optionen satte 200 Mio. Dollar mehr Umsatz gegenüber dem ersten Jahresquartal eingebracht haben muß.

Q1 Q2 Q3 Q4
AMD Server/Semi-Custom 2017 605 Mio. $ 490 Mio. $ 749 Mio. $ 432 Mio. $
AMD Server/Semi-Custom 2018 532 Mio. $ 670 Mio. $ 715 Mio. $ 433 Mio. $
AMD Server/Semi-Custom 2019 441 Mio. $ 591 Mio. $ 525 Mio. $ 465 Mio. $
AMD Server/Semi-Custom 2020 348 Mio. $ 565 Mio. $ - -
Anmerkung: Für 2017 wurden die Zahlen gemäß des neueren Buchhaltungs-Standards "ASC 606" verwendet.

Dass dies AMDs Server-Geschäft gelungen sein soll, wäre in dieser Höhe dann arg überraschend. Eher wahrscheinlich ist, dass die zurückgehenden Bestellungen für die Konsolen-SoCs zur "alten" Konsolen-Generation nun durch die ersten Bestellungen zur kommenden Konsolen-Generation abgelöst wurden. Leider drösselt AMD die Geschäftszahlen für seine zwei Geschäftssparten nicht genauer auf, aber es ist eine gute Annahme, dass der Absatz an Konsolen-SoCs nach wie vor die insgesamte Geschäftslage der Server/Semi-Custom-Sparte dominiert. Unterstützt wird diese These auch durch AMDs Prognose von immerhin 2,55 Mrd. Dollar Quartalsumsatz im laufenden dritten Quartal, was gut 600 Mio. Dollar mehr als zweiten Quartal wäre. In allen anderen Geschäftssparten von AMD ist kein Grund für einen solch hohen Umsatzanstieg zu sehen – außer eben bei den Konsolen-SoCs. Gerade wenn jene im zweiten Quartal nur teilweise geschäftswirksam geworden sind, sollte nunmehr der große Aufschwung mit dem dritten Quartal kommen – was genau das ist, was AMD prognostiziert hat. Es würde daher nicht verwundern, wenn die Server/Semi-Custom-Sparte bei AMD im dritten Quartal erstmals über eine Milliarde Dollar Umsatz macht, vorangetrieben zum Großteil nur über die NextGen-Konsolen.