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Die Intel-Geschäftsergebnisse im vierten Quartal sowie Gesamtjahr 2022

Intel hat seine Geschäftszahlen für das abgelaufene vierte Quartal sowie das Gesamtjahr 2022 vorgelegt – und es damit sogar (teilweise) in die regulären Nachrichten geschafft. Denn trotz dass Intels eigene Prognose am Ende des dritten Quartals schon von 14-15 Mrd. Quartalsumsatz bei einem Verlust von –100 Mio. Dollar ausging, sind die nunmehr erreichten 14,0 Mrd. Quartalsumsatz bei einem Verlust von –661 Mio. Dollar schwarz auf weiß zu lesen dann doch noch eine andere Hausnummer, gerade im Vergleich mit früheren geschäftlichen Höhen. Der klare Abwärtstrend von Intel wird mit diesen Zahlen zementiert, gerade da der Vergleich zum Vorjahresquartal auf einen geschäftlichen Höhepunkt mit über 20 Mrd. Quartalsumsatz ausfällt. Demgegenüber hat Intel mit dem abgelaufenen Quartal immerhin –31,6% beim Umsatz sowie jeglichen Gewinn verloren.

Q4/2021 Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022
Umsatz 20'528 Mio. $ 18,353 Mio. $ 15'321 Mio. $ 15'338 Mio. $ 14'042 Mio. $
Gewinn 4623 Mio. $ 8113 Mio. $ –454 Mio. $ 1019 Mio. $ –661 Mio. $
Bruttomarge 53,6% 50,4% 36,5% 42,6% 39,2%

Operativ liegt der Verlust sogar bei 1,1 Mrd. Dollar, die nominelle Zahl konnte durch Steuervorteile und Investitionsgeschäfte noch etwas aufgehübscht werden. Beim Blick auf die Einzelsparten zeigen sich die Neben-Sparten bei Intel interessanterweise als relativ stabil, haben aber natürlich auch nur geringen Anteil am Unternehmensumsatz. Selbiger kommt primär von Consumer- wie Server-Sparten, wobei sich zwischen jenen eine Schuld-Teilung ergibt: Die Consumer-Sparte war zuletzt noch relativ stabil, für das abgelaufene Quartal allerdings der Hauptantreiber des Umsatz-Rückgangs – und steht somit inzwischen auch im Vergleich zum Vorjahr denkbar schlecht da (–35,7% Umsatz). Die Server-Sparte war hingegen im abgelaufenen Quartal stabil, hat hingegen im Vorjahresvergleich genauso klar Federn lassen müssen (–33,0% Umsatz).

Umsätze Q4/2021 Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022
Client Computing  ("Consumer-Sparte") 10'303 Mio. $ 9294 Mio. $ 7665 Mio. $ 8124 Mio. $ 6625 Mio. $
Datacenter and AI  ("Server-Sparte") 6426 Mio. $ 6034 Mio. $ 4649 Mio. $ 4209 Mio. $ 4304 Mio. $
Network and Edge 2086 Mio. $ 2213 Mio. $ 2333 Mio. $ 2266 Mio. $ 2061 Mio. $
Mobileye 356 Mio. $ 394 Mio. $ 460 Mio. $ 450 Mio. $ 565 Mio. $
Accelerated Computing Systems and Graphics 245 Mio. $ 219 Mio. $ 186 Mio. $ 185 Mio. $ 247 Mio. $
Intel Foundry Services 245 Mio. $ 283 Mio. $ 122 Mio. $ 171 Mio. $ 319 Mio. $

Angesichts dieses klaren Rückgangs bei den beiden wichtigsten Geschäftsfeldern wird klar, dass die Grundlage hierfür weniger in Intels Produkten oder Preisen zu suchen ist, sondern vielmehr aus dem Markt selber kommt: Es wird deutlich weniger nachgefragt, sowohl im Geschäft mit PCs als auch mit Servern. Als verstärkender Effekt kommt hinzu, dass die PC-Hersteller nach dem IT-Boom der Jahre 2020/21 auf gefüllten Lägern sitzen und demzufolge ihre Nachbestellungen an Intel in einem stärkeren Maßstab drosseln, als die Nachfrage abnimmt – eben um mit der sich ergebenden Differenz die eigenen Lagerbestände abzubauen. Intel ist allerdings teilweise im selben Dilemma, denn nach dem Hochfahren der Fertigung nach dem Ende der Chip-Krise 2021/22 hat man nun wohl zu viele gefertigte Chips – welche man mit (erheblichen) Rabatten versucht in den Markt zu drücken.

Deswegen schrumpfen bei Intel auch die Gewinnzahlen (überaus deutlich) stärker als die Umsatzzahlen – Gewinn wird hier eigentlich nicht mehr gemacht, es geht wohl nur noch darum, die vorhandene Chip-Fertigung irgendwie loszubekommen, weil irgendwann neue Produkte drohen und damit die alten Produkte noch wertloser werden. Hier muß sich wohl erst einmal der Ausstoß der Intel-Fertigung wieder gemäß der realen Nachfrage einpendeln, bis dahin gehen insbesondere die Gewinnzahlen nach Süden. Und diese Anpassung wird schwer genug werden, denn Intel rechnet für das laufende erste Quartal 2023 mit einem Unternehmensumsatz vor nur noch 10,5-11,5 Mrd. Dollar – dies wären im schlimmsten Fall knapp nur noch die Hälfte des vierten Quartals 2021, was dann gerade einmal anderthalb Jahre entfernt liegt.

Zumindest Intel darf sich somit inzwischen als in der Krise befindlich betrachten – bei den anderen großen Chip-Entwicklern wird man sehen müssen, was jene zu berichten haben (AMD nach dem Wochenende, nVidia in Monatsfrist). Nach den glänzenden Intel-Geschäftszahlen der Jahre 2018-2021, wo man sich wunderte, wieso Intel trotz des technologischen Ansturms von AMD derart gut dastehen konnte, wird Intel nun durch externe Faktoren zu Fall gebracht – an einer Wirtschaftskrise bzw. den Nachwehen eines IT-Booms (mit anschließender Absatz-Delle) kann auch Intel nichts drehen. Dabei steht das Gesamtjahr 2022 noch vergleichsweise gut da: Denn wenn Intel das laufende erste Quartal wirklich mit 10,5-11,5 Mrd. Dollar startet, dann ist für das Gesamtjahr 2023 ein Jahresumsatz zu befürchten, welcher unterhalb des Stands des Jahres 2011 (!) herauskommt.