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Die Marktanteile für x86-Prozessoren im vierten Quartal 2022

Von WCCF Tech kommen die aktuellen weltweiten Marktanteile für x86-Prozessoren für das vierte Quartal 2022, erstellt wie bekannt seitens Mercury Research. Wie üblich wurden dabei nur die AMD-Marktanteile genannt, allerdings liegt VIA als einziger anderer x86-Anbieter regelmäßig unterhalb der Schwelle von 0,1 Prozentpunkten, läßt sich aus diesen AMD-Zahlen also mit minimaler Fehlerquote genauso auch auf die Intel-Zahlen schließen. Im Jahresschlußquartal 2022 zeigte sich AMD wieder (teilweise) stark verbessert, insbesondere im Desktop-Segment wurde die schwere Scharte des vorhergehenden Quartals nahezu ausgeglichen: Seinerzeit fiel AMD sehr heftig von 20,5% auf 13,9% Marktanteil ab, selbiger steigt im Desktop-Segment jetzt wieder auf annehmbare 18,6%.

Q4/2022 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 18,6% ◀ 4,7 PP pro AMD ◀ 2,4 PP pro AMD 81,4%
x86 Mobile 16,4% ◀ 0,7 PP pro AMD pro Intel 5,2 PP ▶ 83,6%
x86 Server 17,6% ◀ 0,1 PP pro AMD ◀ 6,9 PP pro AMD 82,4%
x86 Console ~100% unverändert unverändert ~0%
x86 Overall 31,3% ◀ 2,8 PP pro AMD ◀ 5,7 PP pro AMD 68,7%
Stückzahlen-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q4/2022 vermeldet durch WCCF Tech; Hinweis: "x86 Console" ist eine eigene Anfügung

Inzwischen liegt auch eine (deutlich) bessere Erkärung des schweren AMD-Schluckaufs im dritten Quartal vor: Allem Augenschein nach haben hier AMDs Minder-Lieferungen in den Handel zugeschlagen, welche AMD zuletzt explizit zugegeben hatte. Intel soll hingegen die voll gegensätzliche Strategie fahren – womit sich dann so krasse Ausschläge wie im dritten Quartal durchaus erklären lassen. Das vierte Quartal rückt dies zumindest im Desktop-Segment einigermaßen wieder gerade, im Mobile-Segment sieht es hingegen weiterhin recht mau aus für AMD. Aber womöglich gilt hier auch weiterhin noch AMDs zurückhaltende Nachliefer-Politik, dies läßt sich natürlich derart detailliert niemals ermitteln. In jedem Fall zeigt diese Episode einmal mehr an, dass sich die Marktanteils-Ermittlung von Mercury Research eben nicht auf den Einzelhandel, sondern auf den Großhandel bezieht – dort hin, wo AMD & Intel direkt verkaufen.

Denn im Einzelhandel hat diese Marktanteils-Delle des dritten Quartals anzunehmenderweise niemals stattgefunden. Es wäre auch leicht irritierend, wenn die Verbraucher in einem Quartal zu 20,5% AMD kaufen, im nächsten nur noch zu 13,9% und im übernächsten wieder zu 18,6%. In einem Geschäft mit so großen Stückzahlen gibt es keine derart großen, so schnellen Schwankungen – dies kann nur innerhalb der Lieferkette geschehen, wo die jeweilige Lagermenge den Puffer gegenüber dem realen Endkunden-Absatz bildet. Und hierbei ist im dritten Quartal 2022 schlicht folgendes passiert: Die Distributoren melden zu volle Läger, AMD fährt seine Nachlieferungen zugunsten dieser Situation für ein Quartal herunter – und nachdem die damit beabsichtige Lagerbereinigung abgeschlossen ist, im nächsten Quartal wieder hoch. Zumindest im Desktop-Segment scheint exakt dies geschehen zu sein, im Mobile-Segment dauert dieser Vorgang womöglich schlicht noch etwas länger.

Während sich im Server-Geschäft AMDs Vormarsch zumindest vorerst abgekühlt hat, gewinnt AMD bei allen x86-Prozessoren erneut hinzu, welche dann allerdings auch IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs beinhalten. Hier könnte (rein hypothetisch) selbst ein Stückzahlen-Effekt für steigende AMD-Marktanteile sorgen – wie wenn das PC-Geschäft schwächelt, die Konsolen-SoCs hingegen in gleicher Menge nachgefragt werden und damit ihr relatives Gewicht in der Insgesamt-Menge erhöhen. Aufgrund der inzwischen klar zu den PC- und Server-Prozessoren abweichenden Zahl für den Insgesamt-Marktanteil erscheint selbiger als immer weniger wertbar – selbst wenn die reine Zahl natürlich gut zur Schlagzeile taugt. In seinem Kern-Geschäft mit PC-Prozessoren hat AMD hingegen eher einiges an Fahrt verloren, der stetige Zugewinn an Marktanteilen der Jahre 2018-2020 ist in inzwischen einer klaren Seitwärts-Bewegung in den Jahren 2021/22 gewichen, nur im Server-Segment ging es noch weiter nach oben.

Natürlich kamen gerade in dieser Zeit reihenweise externe Effekte hinzu, welche einen normalen Geschäftsverlauf auch schon einmal auf den Kopf stellen können. Andererseits hat sich nun auch langfristig seit dem Jahr 2020 kaum etwas an den AMD-Marktanteilen bei Consumer-Prozessoren getan, ergo kann man durchaus auch an andere Erklärungen denken. Durchaus möglich, dass AMD hier an eine natürliche Barriere gekommen ist, wie weit der Marktanteil des kleineren PC-Entwicklers im PC-Markt gehen kann, wenn man primär im DIY-Markt zu Hause ist und bei den Komplett-PC-Anbietern einen eher schweren Stand hat, weil schließlich auch deren Kunden in den Mediamärkten dieser Welt lieber die bekanntere Marke (aka Intel) kaufen. Diese Situation abzulösen durch einen Stand, wo AMD auch in den Augen von Mediamarkt-Verkäufern und Otto Normalverbraucher gleichwertig ist, dürfte wahrscheinlich nur langfristig gelingen. Die aktuelle 20:80-Situation zwischen AMD und Intel im Consumer-Segment substantiell zu durchbrechen, könnte somit durchaus ziemlich lange benötigen.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q4/2022 18,6% vs 81,4% 16,4% vs 83,6% 17,6% vs 82,4% - 31,3% vs 68,7%
Q3/2022 13,9% vs 86,1% 15,7% vs 84,3% 17,5% vs 82,5% - 28,5% vs 71,5%
Q2/2022 20,5% vs 79,5% 24,8% vs 75,2% 13,9% vs 86,1% - 31,4% vs 68,6%
Q1/2022 18,3% vs 81,7% 22,5% vs 77,5% 11,6% vs 88,4% - 27,7% vs 72,3%
Q4/2021 16,2% vs 83,8% 21,6% vs 78,4% 10,7% vs 89,3% - 25,6% vs 74,4%
Q3/2021 17,0% vs 82,9% 22,0% vs 78,0% 10,2% vs 89,8% - 24,6% vs 75,4%
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% 9,5% vs 90,5% - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% 8,9% vs 91,1% - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% 7,1% vs 92,9% - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% 20,2% vs 79,8% 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 5,8% vs 94,2% 19,7% vs 80,3% 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 5,1% vs 94,9% 17,5% vs 82,5% 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 4,5% vs 95,5% 17,0% vs 83,0% 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 4,3% vs 95,7% 15,8% vs 84,2% 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 3,4% vs 96,6% 15,0% vs 85,0% 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% 2,9% vs 97,1% - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 3,2% vs 96,8% 13,5% vs 86,5% 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 1,6% vs 98,4% 11,6% vs 88,4% 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% 1,4% vs 98,6% - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% 1,0% vs 99,0% - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% 0,8% vs 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile" und "Server" enthalten jeweils keinerlei IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs, jene fließen allerdings beiderseits in den Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein. Die Sparte "Client" stellt hingegen den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei die Mobile-Modelle erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen.