Die Straßenpreise von Intels Desktop-Prozessoren haben in den letzten zwei Wochen in Folge der bekannten 14nm-Lieferschwierigkeiten bei Intel auf breiter Front kräftig angezogen, betroffen ist nunmehr das komplette Angebotsfeld von LowCost- bis Enthusiasten-Modellen. Gegenüber dem Stand von Mitte des Monats gab es im Feld der Core-Modelle von Coffee Lake innerhalb der letzten zwei Wochen einen durchschnittlichen Preisaufschlag von +21%, welcher in der Spitze sogar auf bis zu +35% (beim Core i5-8400) geht. Gegenüber dem Stand von Ende August, dem letzten Zeitpunkt mit halbwegs normalen Preislagen, gab es dagegen einen durchschnittlichen Preisaufschlag von gleich +37%, die Spitze nimmt hierbei wieder der Core i5-8400 mit einem Preisauschlag von satten +59% ein. Gegenüber dem Ende des Augusts wurden diese Straßenpreise auch nur unwesentlich von Währungsschwankungen beeinflußt, der Dollar/Euro-Kurs bewegte sich innerhalb dieser Zeitspanne konstant zwischen 1,15 und 1,17 Dollar/Euro.
Liste | 28. Aug. | 13. Sept. | 29. Sept. | 13.9./29.9. | Aug./Sept. | |
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Core i7-8086K | 425$ | ab 415€ | ab 416€ | ab 469€ | +13% | +13% |
Core i7-8700K | 359$ | ab 330€ | ab 389€ | ab 458€ | +18% | +39% |
Core i7-8700 | 303$ | ab 300€ | ab 368€ | ab 429€ | +17% | +43% |
Core i5-8600K | 257$ | ab 234€ | ab 263€ | ab 309€ | +17% | +32% |
Core i5-8600 | 213$ | ab 214€ | ab 229€ | ab 295€ | +29% | +38% |
Core i5-8500 | 192$ | ab 194€ | ab 219€ | ab 289€ | +32% | +49% |
Core i5-8400 | 182$ | ab 176€ | ab 207€ | ab 279€ | +35% | +59% |
Core i3-8350K | 168$ | ab 159€ | ab 174€ | ab 186€ | +7% | +17% |
Core i3-8300 | 138$ | ab 135€ | ab 155€ | ab 170€ | +10% | +26% |
Core i3-8100 | 117$ | ab 108€ | ab 129€ | ab 168€ | +30% | +56% |
Durchschnitt: | +21% | +37% | ||||
Preisnotierungen ausschließlich für sofort lieferbare Angebote; auf Basis von Geizhals |
Mit der genannten Preissteigerung von durchschnittlich +37% gibt es derzeit faktisch keine attraktiven Angebote mehr bei Intels typischen Consumer-Prozessoren. Für die Preislage eines Intel-Vierkerners (ohne HT) bekommt man bei AMD grob schon einen Sechskerner mit SMT, für einen Intel-Sechskerner (ohne HT) dagegen einen ausgewachsenen AMD-Achtkerner (mit SMT). Intel kann hier gegenüber allenfalls noch ins Feld führen, die weiterhin besseren Spiele-Prozessoren zu bauen – aber die Differenz ist in diesem Feld auch nicht so weltbewegend, als das man hierfür gleich grob 40% Mehrpreis löhnen wollte. Vom Preis/Leistungs-Verhältnis her ist Intel zu diesen Preislagen klar nur zweite Wahl, sollte eher der Blick zu einem AMD-System gehen. AMD hat schließlich nunmehr mittels Pinnacle Ridge bewiesen, das man keine Eintagsfliege aufgelegt hat bzw. die kleineren Probleme beim initialen Zen-Launch inzwischen weitgehend beseitigt wurden.
Nachdem es bei den anderen Desktop-Prozessoren von Intel noch zur Mitte des Septembers keinerlei preisliche Bewegung gegeben hatte, färbt Intels 14nm-Lieferschwäche nun aber auch auf andere Intel-Prozessoren ab. Teilweise kann man hierbei natürlich auch Substitutions-Käufe vermuten – sprich, wenn ein Core i3-8100 nicht oder nur überteuert verfügbar ist, dann greift man eben (für ein einfaches HomeOffice-System) auch schon einmal auf ein Pentium-Modell zurück. In jedem Fall haben nunmehr auch die Preise von Intels LowCost-Modellen innerhalb der letzten zwei Wochen maßgeblich angezogen, um im Schnitt +26% sogar etwas stärker als die Core-Modelle. Die absoluten Preismarkierungen sehen dabei noch nicht so drastisch aus wie bei den Core-Modellen – was aber auch bedeutet, da es hier durchaus noch zu weiteren Preissteigerungen kommen kann, denn derzeit sieht speziell der Straßenpreis des Pentium G5500 mit 91 Euro immer noch deutlich freundlicher aus als der Straßenpreis des Core i3-8100 mit gleich 168 Euro.
Liste | 28. Aug. | 13. Sept. | 29. Sept. | 13.9./29.9. | Aug./Sept. | |
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Pentium G5600 | 86$ | ab 86€ | ab 88€ | ab 110€ | +25% | +28% |
Pentium G5500 | 75$ | ab 80€ | ab 80€ | ab 91€ | +14% | +14% |
Pentium G5400 | 64$ | ab 55€ | ab 59€ | ab 80€ | +36% | +45% |
Celeron G4900 | 52$ | ab 47€ | ab 47€ | ab 60€ | +28% | +28% |
Celeron G4900 | 42$ | ab 34€ | ab 34€ | ab 43€ | +26% | +26% |
Durchschnitt: | +26% | +28% | ||||
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Selbst im Segment der Enthusiasten-Prozessoren von Kaby Lake X und Skylake X ist diese Problematik derzeit zu spüren, hier dürfte es dann jedoch primär auf Substitutions-Käufe hinauslaufen: Wenn der Sechskerner Core i7-8700K derzeit gleich 469 Euro kosten soll, dann kann man ja genauso auch zum Sechskerner Core i7-7800X (383$) oder gar zum Achtkerner Core i7-7820X (589$) greifen. Demzufolge sind vornehmlich die Preise jener Enthusiasten-Modelle gestiegen, welche sich als Ersatzangebot für Consumer-Prozessoren eignen – alles ab dem 12-Kerner Core i9-7920X ist ergo (derzeit noch) nicht betroffen. Der durchschnittliche Preisaufschlag ist bei diesen Enthusiasten-Modellen mit +12% innerhalb der letzten zwei Wochen demzufolge noch am geringsten – bezieht man es allerdings nur auf diese Modelle unterhalb eines Listenpreises von 1000 Dollar (Core i5-7640K bis Core i9-7900X), kommt mit +19% wiederum ein sehr ähnlicher Wert heraus.
Liste | 28. Aug. | 13. Sept. | 29. Sept. | 13.9./29.9. | Aug./Sept. | |
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Core i9-7980XE | 1999$ | ab 1841€ | ab 1843€ | ab 2000€ | +9% | +9% |
Core i9-7960X | 1699$ | ab 1352€ | ab 1359€ | ab 1359€ | ±0 | +1% |
Core i9-7940X | 1399$ | ab 1091€ | ab 1099€ | ab 1133€ | +3% | +4% |
Core i9-7920X | 1199$ | ab 852€ | ab 980€ | ab 982€ | ±0 | +15% |
Core i9-7900X | 989$ | ab 862€ | ab 862€ | ab 1000€ | +16% | +16% |
Core i7-7820X | 589$ | ab 465€ | ab 499€ | ab 658€ | +31% | +42% |
Core i7-7800X | 383$ | ab 365€ | ab 389€ | ab 465€ | +20% | +27% |
Core i7-7740K | 339$ | ab 319€ | ab 322€ | ab 349€ | +8% | +10% |
Core i5-7640K | 242$ | ab 151€ | ab 148€ | ab 179€ | +21% | +19% |
Durchschnitt: | +12% | +16% | ||||
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Für die nachfolgende Zeit sind leider eher noch weiter steigende Preise anzunehmen, selbst wenn das jetzt erreichte Preisniveau bereits deutlich gegen den Kauf von Intel-Prozessoren (und zugunsten von AMD-Prozessoren) spricht. Doch so lange die Lieferungen an Distributoren und Einzelhändler ausbleiben, kennen die Gesetzes des Marktes nur eine Preis-Richtung: Nach oben. Die Preise steigen somit nicht, weil Intel es so will oder selber seine Abgabepreise nach oben setzt – sondern weil die Distributoren und Einzelhändler sich hier eine goldene Nase am aktuellen Mißverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage verdienen. Vermutlich liefert Intel derzeit bevorzugt an OEM-Partner im Rahmen langfristiger Vereinbarungen aus, womit dramatisch wenig für das Retail-Segment übrig bleibt. Mittel der Vorstellung der Core i-9000 Serie dürfte sich der Druck dann auf etwas mehr Prozessoren-Modelle verteilen und womöglich ein Stopp des Preisanstiegs erreicht werden können. Sichtbar niedrigere Preise wird es aber erst dann geben, wenn die Menge der Intel-Nachlieferungen die vorhandene Nachfrage substantiell übersteigt – was gemäß den letzten Meldungen aber erst zur Jahresmitte 2019 (!) zu erwarten ist. Bis zu diesem Zeitpunkt dürften uns diese hohen Prozessoren-Preise bei Intel wahrscheinlich in der einen oder anderen Form begleiten.