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Ein aktualisierter Überblick zu AMDs "Solar Systems" & "Sea Islands" Generationen

In der Berichterstattung von Videocardz zu den ersten (AMD-eigenen) Benchmarks zur Radeon HD 8970M ist auch eine AMD/MSI-Folie zu sehen, welche aufzeigt, wie sich die früher schon genannten Grafikchips der "Solar Systems" Mobile-Generation einordnen lassen. Danach wird klar, daß die frühere Zuordnung (welche ja auch nur anhand der Aufzählungs-Reihenfolge angenommen wurde) ziemlich exakt falsch herum war: Die Reihenfolge der Mobile-Chips ist nicht (vom kleinsten zum größten) "Mars – Sun – Neptune – Venus", sondern vielmehr "Mars – Venus – Saturn – Neptune":

Der "Sun" Grafikchip taucht hier gar nicht mehr auf (und wird dagegen von "Saturn" ersetzt) – was aber nicht ganz verwunderlich ist, denn "Sun" war als Mobile-Grafikchip immer schon etwas fraglich, schließlich sind die anderen Mobile-Grafikchip der Solar-System-Generation nach Planeten benannt, wozu die Sonne nicht so richtig passen will. "Sun" bleibt damit vorerst übrig (es existiert eine ältere Treibereintragung, ergo gibt es dieses Projekt wirklich) – womöglich handelt es sich hierbei auch um irgendeine Variante für den professionellen Einsatz, möglicherweise sogar einen Sonderchip wie beispielsweise den AMD-Grafikchip der PS4.

Wie sich die einzelnen Mobile-Grafikchips außerhalb des bekannten Oland/Mars-Chips dann einordnen müssen, ist natürlich noch nicht ganz sicher, kann aber anhand von AMDs früheren Mobile-Generation durchaus gut angenommen werden. Danach dürften Venus und Saturn auf AMDs Mainstream-Grafikchip basieren – angenommen, Solar Systems basiert durchgehend auf der Sea-Islands-Generation, demzufolge dem Bonaire-Chip der Radeon HD 7790. Dies passt auch zu den gezeigten Benchmarks, wo Venus XTX und Saturn XT zwar um 37,5% auseinanderliegen, dieser hohe Unterschied im gewöhnlichen aber doch noch innerhalb desselben zugrundeliegenden Grafikchips erreicht werden kann. Zuletzt hatte AMD jedenfalls immer den aktuellen Mainstream-Grafikchip dann für jeweils zwei Mobile-"Grafikchips" verwendet.

    AMD Solar Systems  (Mobile)

  • Mars  (LowCost-Chip auf GCN1-Basis mit Oland-Abstammung, 384 Shader-Einheiten samt 24 TMUs und 8 ROPs (?) mit 128 Bit DDR Interface)
  • Venus  (wahrscheinlich Mainstream-Chip auf GCN1-Basis mit Bonaire-Abstammung in Ersatz der Radeon HD 7700M Serie)
  • Saturn  (wahrscheinlich Mainstream-Chip auf GCN1-Basis mit Bonaire-Abstammung in Ersatz der Radeon HD 7800M Serie)
  • Neptune  (möglicherweise Performance-Chip auf GCN1-Basis mit Hainan-Abstammung in Ersatz der Radeon HD 7900M Serie)

Damit bliebe noch der Neptune-Chip übrig, welcher dann wohl dem Hainan-Chip aus dem Performance-Segment von AMDs Sea-Islands-Generation entspricht – wenn AMD wie gesagt "Sea Islands" auch für "Solar Systems" verwendet, was aber mit den kleineren Chips bereits geschieht. Mittels Neptune wird AMD etwas Performance oben drauf legen auf die aktuelle Radeon HD 7900M Serie – dies dürfte allerdings nicht so viel sein wie im Desktop-Bereich, da im Mobile-Bereich die Wattagen nicht steigen dürfen. Wohlweislich hat sich AMD bei den vorherigen Benchmarks der Neptune-basierten Radeon HD 8970M auch nur mit der GeForce GTX 680M verglichen, der nur zweitschnellsten Lösung von nVidias GeForce 600M Serie.

nVidia ist allerdings bekannt dafür, im Mobile-Segment gewöhnlich mit viel höheren TDPs als AMD anzutreten, womit natürlich auch mehr Performance möglich wird. Die jeweiligen Top-Lösungen im Mobile-Segment werden aber nur in überteuerten HighEnd-Notebooks verbaut, sind also für die breite Masse selbst an Gaming-fähigen Notebooks nicht relevant. Damit ist aber wenigstens die Grundrichtung von AMDs "Solar Systems" Mobile-Generation neu abgesteckt – einziger wirklich vakanter Punkt ist wie gesagt, ob AMD tatsächlich hier schon durchgehend auf die Sea-Islands-Grafikchips zurückgreifen wird, was aber derzeit einfach die wahrscheinlichere Variante ist.

Damit kann AMD die Produktion dieser Sea-Islands-Grafikchips langsam und ohne den üblichen Nachfrageschock nach dem Launch entsprechender Desktop-Grafikkarten hochfahren – und wenn die Sea-Islands-Produktion dann im vierten Quartal einwandfrei läuft, wird halt auch das Desktop-Segment (nachträglich) bedient. Dies bedeutet natürlich auch, daß die Chips der Sea-Islands-Generation bei AMD schon weitgehend spruchreif sind (was auf Oland und Bonaire schon zutrifft, auch Hainan dürfte angesichts der angezeigten Performance-Werte schon mindestens nahezu fertig sein) und AMD ergo die Sea-Islands-Generation spätestens im Sommer liefern könnte, wenn man nur wollte.

Dies wirft die große Frage auf, warum man – zumindest im Desktop-Segment – nicht liefern will, wo das Chipgeschäft einen doch üblicherweise dazu zwingt, Neuentwicklungen sofort nach Fertigstellung auf den Markt zu werfen. Es gibt derzeit hierzu keine echten Anzeichen und daher muß es eine reine Vermutung bleiben – aber es drängt sich durchaus der "leichte" Verdacht einer entsprechenden Absprache mit nVidia auf. Denn auch nVidia macht derzeit keinerlei Anzeichen, Nachfolge-Chips zur originalen Kepler-Generation in den Markt zu bringen – obwohl zumindest ein Grafikchip der Kepler-Refreshgeneration in Form des GK208-Chips schon spruchreif ist.