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Erstes Benchmark-Ergebnis zu einem 32-Kern-Prozessor von Threadripper 3000 aufgetaucht

Twitterer 188号 weist auf erste Geekbench-Ergebnisse zu einem augenscheinlichen Ryzen Threadripper 3000 32-Kern-Prozessor hin – denn die hierfür benutzte Mainboard-Plattform "WhiteHaven" kommt nur im Threadripper-Bereich zum Einsatz, nicht jedoch im Epyc-Bereich. Threadripper 3000 soll laut letzten Gerüchten in diesem Oktober direkt gegen Cascade Lake X antreten, wobei letzteres nur einen leicht verbesserten Refresh der aktuellen Core-X-Prozessoren mit Skylake-X-Unterbau darstellt, AMD also regulär nicht gefährlich werden kann. Denn AMD wird bei der dritten Threadripper-Generation natürlich mit Zen-2-Rechenkernen anrücken, nimmt also den erheblichen IPC-Boost und die höhere Energieeffizienz ins Threadripper-Segment mit. Ob es auch mehr CPU-Kerne geben wird, ist nach wie vor unklar, der getestete Prozessor lief jedenfalls "nur" mit 32 Kernen. Interessant ist die nicht unbeachtbare Differenz der beiden Geekbench-Ergebnisse: Das erste kommt mit 5932/93344 Punkten daher, das zweite dann mit 5677/94772 Punkten. Denkbar, daß das zweite Ergebnis auf definierter Taktrate geschah (alle CPU-Kerne auf xxx GHz), was zwar dem Multicore-Ergebnis etwas zu gute kommt, wegen des (damit ausgehebelten) Boostverhaltens der Zen-2-Generation das Singlecore-Ergebnis jedoch nach unten drückt.

Technik GB4 Single GB4 Multi Quellen
32C Threadripper 3000 Zen 2, 32C/64T, 3.6/? GHz 5677-5932 93344-94772 #1 + #2
Ryzen Threadripper 2990WX Zen+, 32C/64T, 3.0/4.2 GHz 5100-5300 65-70.000 Geekbench-DB
Core i9-9980XE SKL-X Refresh, 18C/36T, 3.0/4.4 GHz 5400-5900 60-70.000 Geekbench-DB
alle Benchmark-Werte unter dem Geekbench 4 rein unter Linux

Dabei ist der Performance-Vergleich zu anderen HEDT-Prozessoren sowieso schon schwierig, weil die Geekbench-Ergebnisse zum bisherigen 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX gerade zu extrem schwanken: Teilweise nur 20-30.000 Multicore-Punkten – und dann hinauf bis zu 70.000 Multicore-Punkte, alles innerhalb weniger Tage und damit nicht von irgendeinem Patch- und Versions-Stand abhängig. Generell sind die Windows-Ergebnisse allerdings sehr viel niedriger, und da der 32-Kerner von Threadripper 3000 unter Linux getestet wurde, sollte auch nur gegen Linux-Ergebnisse von Ryzen Threadripper 2990WX sowie Core i9-9980XE verglichen werden. In beiden Fällen positioniert sich der Zen-2-Abkömmling klar stärker: Beim Singlecore-Ergebnis wird grob der Stand von Intel erreicht (bzw. ist es etwas mehr als bei Zen+), beim Multicore-Ergebnis sind es dagegen gleich 35-45% Mehrperformance. Für die gleiche Kern-Anzahl wäre dies eine bärenstarke Vorstellung, welche eigentlich nur über die 7nm-Fertigung der Zen-2-Generation erklärbar ist: Hiermit verbraucht der einzelne CPU-Kern ausreichend weniger Strom, so das AMD letztlich im selben TDP-Budget und bei gleicher Kern-Anzahl schlicht mehr Taktrate aufbieten kann.

Jener Effekt ist zudem bei besonders vielen CPU-Kernen (wie bei 32-Kern-Prozessoren) stärker als im Desktop-Bereich und kann vielleicht dieses sehr hohe Performanceplus erklären – welches deutlich oberhalb dem liegt, was zwischen Ryzen 7 2700X und Ryzen 7 3800X (ca. +25% im Schnitt aller Benchmarks) steht. Ein Indiz für diese These ist der angegebene Basetakt von 3.6 GHz für den 32-Kerner der Threadripper-3000-Generation, was wiederum deutlich oberhalb der nur 3.0 GHz Basetakt vom Ryzen Threadripper 2990WX rangiert. Allerdings ist der Geekbench nicht gerade akkurat beim Auslesen dieser Daten für noch nicht veröffentlichte Hardware, insofern kann für diese Taktraten-Angabe derzeit noch keine Gewähr geben werden. Und somit lassen sich diese Geekbench-Ergebnisse letztlich nicht auf die Goldwaage legen: Zum einen handelt es sich nur um einen singulären Benchmark mit bekannterweise sowieso recht schwankenden Ergebnissen, zum anderen kann hier auch immer Overclocking im Spiel sein, die Geekbench-Datenbank weist so etwas nicht explizit aus. Ein Cinebench-Ergebnis würde wohl weitaus klarer in der Aussage sein, gerade weil dabei der Effekt von Betriebssystem-bedingt (sehr) unterschiedlicher Kern-Skalierung entfällt.

Abgesehen von der reinen Performance, wo Threadripper 3000 wohl die wenigstens Probleme haben dürfte, liegt die eigentliche Schwierigkeit bei den im Oktober antretenden neuen HEDT-Prozessoren von AMD & Intel beim generell zurückgehenden Interesse am HEDT-Segment. Dies hängt primär mit der stark gestiegenen Anzahl an CPU-Kernen im regulären Desktop-Segment zusammen, welche von bis zu 4 CPU-Kerne vor dem initialen Zen-Launch anno 2017 auf nunmehr bis zu 16 CPU-Kerne innerhalb von 2½ Jahren rasant angewachsen ist. Wer jetzt noch HEDT-Prozessoren kauft, muß sich der Frage stellen, wie man 24- und 32-Kerner wirklich auslasten will – das hierbei der Kreis der potentiellen Anwender gegenüber früheren Zeiten weniger wird (wo sich diese Frage auf 6-8 CPU-Kerne bezog), ist nur natürlich. Das HEDT-Segment zieht sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren deutlich zurück, zumindest für normalen Konsumenten nimmt dessen Bedeutung rapide ab – weil echte HighEnd-Modelle mit vielen CPU-Kernen es nunmehr eben auch schon in den regulären Portfolios von AMD & Intel gibt. Da der Aufwand dieser Plattformen aber vergleichsweise gering ist (die Chips entstammen der Produktion für andere Marktsegmente) und es immer noch einen gewissen Showcase-Effekt gibt, dürften AMD & Intel diese Schiene jedoch vorerst weiterhin pflegen.

Nachtrag vom 28. August 2019

Twitterer Komachi weist auf ein neues Geekbench-Ergebnis zu Threadripper 3000 hin – diesesmal unter Windows aufgenommen, entgegen den bisherigen Linux-Ergebnissen. Dies macht unter dem Geekbench bei diesen ManyCore-Prozessoren einen großen Unterschied aus – selbige skalieren unter Linux klar besser, ganz besonders die AMD-Modelle. Die Geekbench-Resultate unter Windows sind ergo kein ganz so großer Selbstläufer für Threadripper 3000 wie unter Linux, zudem scheint allerdings die allgemeine Ungenauigkeit dieses Benchmarks hier noch viel stärker durch: Während sich der 32-Kerner von Threadripper 3000 kaum von einem Core i9-9900XE (18C) abheben kann, wird das Multicore-Ergebnis des Threadripper 2990WX (ebenfalls 32C) grob verdoppelt – was dann beiderseits "leicht" unrealistisch erscheint. Am Ende ist der Geekbench einfach nicht gut geeignet zur Bewertung dieser ManyCore-Prozessoren, ein einfacher Cinebench-Durchlauf wäre da deutlich zielführender gewesen. Mitnehmen läßt sich aus diesem Datenbank-Eintrag somit primär nur, das Threadripper 3000 vielleicht schon in Bälde erwartet werden darf. AMD hat sich bezüglich dessen Terminlage allerdings noch nicht festgelegt, für dieses Jahr erst einmal nur eine entsprechende Wortmeldung (nicht aber einen Release) versprochen.

Technik GB4 Single GB4 Multi Quellen
32C Threadripper 3000 Zen 2, 32C/64T, 3.6/? GHz 5523 68576 Geekbench
Ryzen Threadripper 2990WX Zen+, 32C/64T, 3.0/4.2 GHz 4400-4800 25-36.000 Geekbench-DB
Core i9-9980XE SKL-X Refresh, 18C/36T, 3.0/4.4 GHz 5200-5500 51-62.000 Geekbench-DB
alle Benchmark-Werte unter dem Geekbench 4 rein unter Windows (Linux-Ergebnisse siehe vorstehend)