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Die Prozessoren-Marktanteile im zweiten Quartal 2019

Von Tom's Hardware kommen mit Berufung auf die Marktforscher von Mercury Research neue Zahlen zum Stückzahlen-Marktanteil im x86-Prozessorenmarkt für das abgelaufene zweite Quartal 2019. Jenes ist das letzte vor dem Ansturm von AMDs Zen-2-Generation, womit mit diesen Marktanteils-Zahlen ein exemplarisches Beispiel für den Fall geschaffen wird, das Rückbetrachtungen (wie es alle Statistiken und Quartalsberichte prinzipbedingt sind) durchaus auch schon einmal von den nachfolgenden Ereignissen glatt überrollt sein können. Aber auch ohne den sicherlich positiven Einfluß der Zen-2-basierten Prozessoren machte sich AMD in diesem zweiten Quartal 2019 schon ganz vernünftig: Im Desktop-Segment gab es mit 17,1% Marktanteil zwar nur dasselbe Ergebnis wie im Vorquartal, aber das Mobile-Segment legt einen Prozentpunkt auf 13,1% sowie das Server-Segment einen halben Prozentpunkt auf 3,4% (jeweils zum direkten Vorquartal) zu.

Leider gab es keine neuen Zahlen zum insgesamten x86-Marktanteil, die diesbezüglich von Tom's Hardware genannte Statistik bezieht sich auf den kompletten x86-Markt inklusive auch SemiCustom-Lösungen, sprich Spielekonsolen-SoCs. Hierfür liegen jedoch kaum Vergleichswerte zu früher vor, zudem zählt man Spielekonsolen-SoCs üblicherweise nicht zum Prozessoren-"Markt" – weil hierbei schließlich der Wettbewerb nur einmal pro Generation, sprich aller 7-9 Jahre stattfindet, danach keinerlei Wechsel-Möglichkeit mehr besteht. Aufgrund der zu sehenden Zahlen für die Einzel-Segmente kann man aber gut und gerne hochrechnen, das AMD im insgesamten x86-Markt (ohne IoT/Embedded/SemiCustom-Prozessoren) derzeit bei ca. 14% Marktanteil stehen sollte. Intel ist damit als einziger Mittbewerber mit weltweit beachtbaren Stückzahlen (VIA macht kaum noch etwas substantielles, die JointVentures Thatic & Zhaoxin erreichen ebenfalls noch keine Masse) immer noch die übergroße Macht im x86-Prozessorenmarkt, mit Marktanteilen von (umgerechnet) 82,9% im Desktop-, 85,9% im Mobile-, 96,6% im Server- sowie ca. 86% im Insgesamt-Markt.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 insgesamt
Q2/2019 17,1% vs. 82,9% 14,1% vs. 85,9% 3,4% vs. 96,6% -
Q1/2019 17,1% vs. 82,9% 13,1% vs. 86,9% 2,9% vs. 97,1% 13,3% vs. 86,7%
Q4/2018 15,8% vs. 84,2% 12,1% vs. 87,9% 3,2% vs. 96,8% 12,3% vs. 87,7%
Q3/2018 13,0% vs. 87,0% 10,9% vs. 89,1% 1,6% vs. 98,4% 10,6% vs. 89,4%
Q2/2018 12,3% vs. 87,7% 8,8% vs. 91,2% 1,4% vs. 98,6% 9,1% vs. 90,9%
Q1/2018 12,2% vs. 87,8% 8,0% vs. 92,0% 1,0% vs. 99,0% 8,6% vs. 91,4%
Q4/2017 12,0% vs. 88,0% 6,9% vs. 93,1% 0,8% vs. 99,2% -
Q3/2017 10,9% vs. 89,1% 6,8% vs. 93,2% - 7,5% vs. 92,5%
Q2/2017 11,1% vs. 88,9% - - -
Q1/2017 11,4% vs. 88,6% - - -
Q4/2016 9,9% vs. 90,1% - - -
Q3/2016 9,1% vs. 90,9% - - -
AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau – Quelle aller Zahlen: Mercury Research (jeweils ohne IoT/Embedded/SemiCustom-Prozessoren)

Das laufende dritte Quartal sollte dann für AMD schon deutlich anders aussehen – wobei auch hier wieder die übliche Langsamkeit der Entwicklung auf großen und gleichzeitig eingefahrenen Märkten zu beachten wäre. Es ist für das dritte Quartal 2019 sicherlich mit einem beachtbaren Effekt im Desktop- und Server-Markt zu rechnen, aber der eigentliche Gewinn der Zen-2-Generation dürfte sich vermutlich erst zeigen, wenn selbige Prozessoren dann schon wieder aus dem Markt gehen. Die konstant steigenden Marktanteile von AMD auch in Quartalen, wo es überhaupt keine Produktreleases gab, zeigen schon ganz gut darauf hin, das AMD das Potential der Generationen Zen 1 und Zen+ nur ganz allmählich erntet, was dann auch bei Zen 2 (und nachfolgenden Zen-Generation) so der Fall sein dürfte. Dadurch, das die reinen Verkaufszahlen hier dem Release-Geschehen so derart klar wie weit hinterherhinken, würde im übrigen nicht einmal ein plötzlicher Intel-Konter AMDs weiteren Marktanteils-Aufschwung für die nächste Zeit gefährden. Die Marktanteile holen einfach immer erst mittel- und langfristig nach, was dem jeweiligen Hersteller "zusteht".

Für einen eigenen Konter hat Intel bekannterweise kaum noch Pfeile im Köcher bzw. muß schlicht und ergreifend auf die Fertigstellung von einigermaßen in der Zukunft liegenden Produkten warten. Die kommenden Mobile-Prozessoren von Ice Lake geben Intel eine vernünftige Aussicht fürs Mobile-Segment, aber im Desktop- sowie Server-Segment klebt Intel an jahrealter Technologie, welche auch nach einer gewissen Aufhübschung in Form von Refresh-Generationen nicht wirklich viel reißen kann. Hier kommen letztlich die Punkte einer starken AMD-Roadmap sowie einer schwachen Intel-Roadmap direkt zusammen und werden Intel in der Folge noch weitere Marktanteile kosten. Wirkliche Abhilfe gibt es bei Intel wohl erst dann, wenn man entweder die 10nm-Fertigung tatsächlich noch einmal schlagkräftig bekommen könnte oder aber dann eines Tages zur 7nm-Fertigung wechselt. Selbst im erstgenannten Fall ist das ganze aber noch einige Zeit entfernt, bis zum Jahr 2021 dürfte sich Intel weitgehend mit derzeit bekannter Prozessoren-Technik sowie der (Segment-mäßig) limitierten Ice-Lake-Generation durchschlagen müssen.