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Hardware- und Nachrichten-Links des 2. Oktober 2018

Im Chiphell-Forum hat der bekannte Chiphell-User 'Wjm47196' eine Übersicht über aktuelle Industrie-Gerüchte aus Fernost von sich gegeben, welche einige interessante Ausführungen enthalten. Über den Wahrheitsgehalt kann man natürlich streiten bzw. jenen derzeit weder belegen noch widerlegen – das ganze ist halt eine gerüchteweise Information zu dem, was kommen könnte, aber sicherlich nicht zwingend kommen muß. Zudem ist eine vernünftige Übersetzung in diesem Fall nicht ganz so einfach zu realisieren, erst unter Beachtung der maschinellen Übersetzungen sowohl ins Deutsche als auch ins Englische kommt etwas halbwegs verständliches heraus (Hinweis: mit "Zahnpasta" bzw. "Toothpaste" ist augenscheinlich die Firma Intel gemeint). Eben wegen der Schwierigkeit der exakten Übersetzung kann man auch nicht alles auf die Goldwaage legen, manchmal könnte schließlich ein einzelnes Wort einen gesamten Sinninhalt komplett verschieben. Dies trifft insbesondere auf den ersten Punkt zu, welcher von einer besser als erwartet ausfallenden IPC-Performance von Zen 2 berichtet – gleichfalls aber anmerkt, das dies ursprünglich gar nicht derart geplant gewesen sein soll. Dies erscheint nicht gerade besonders glaubwürdig, denn ein wenig mehr IPC-Performance darf man von einer nominellen Architektur-Verbesserung durchaus erwarten, dürfte AMD in seinen Roadmaps also einkalkuliert haben. Zumindest sollte es zu diesem Punkt besser noch weitere Erklärungen geben – ganz ohne weitere Erklärung bleibt da kaum etwas, worüber man ernsthaft diskutieren könnte.

1.  Die ursprünglich für Zen 2 geplante IPC-Leistung liegt nur auf dem Niveau von Zen 1, tatsächlich wird Zen 2 nun aber besser als gemäß der Roadmap sein. Zeitlich wird man gleich zu Intel herauskommen.
2.  Polaris 30 soll in Bälde vorgestellt werden.
3.  Die Navi-Entwicklung verläuft gut und AMDs RTG wird in 2019 jedes Quartal neue Produkte vorweisen können.
4.  Intels aktuelle Lieferschwäche beruht auf einer Fehleinschätzung des PC-Marktes sowie der langsam laufenden Entwicklung der 10nm-Fertigung.
5.  Intels Grafikchip-Entwicklung läuft plangemäß, nächstes Jahr auf der Computex soll es einen Produktrelease geben.
6.  Es kommt eine Turing-basierte Titan-Grafikkarte mit 12 GB Speicher, deren geschätzter Preispunkt liegt bei 1999 Dollar.

Quelle:  User 'Wjm47196' im Chiphell-Forum am 2. Oktober 2018 (frei übersetzt ins Deutsche)

Gemäß Punkt 2 ist Polaris 30 dann schon demnächst zu erwarten – interessanterweise im Gegensatz zu ersten Meldung zum Polaris-Refreshs (seitens desselben Chiphell-Users) nunmehr mit einem exakten Chip-Codennamen. Gemäß jener ersten Meldung soll es ja bereits im Oktober so weit sein – was eigentlich dann schon alsbald weitere Leaks seitens der Grafikkarten-Hersteller zu neuen Polaris-Grafikkarten provozieren müsste. Gemäß Punkt 3 ist AMDs Vega-Nachfolger "Navi" im Plan und soll AMD jedes Quartal im Jahr 2019 etwas neues im Grafikchip-Geschäft zu bieten haben. Dies hört sich vielversprechend an – allerdings ist (derzeit) noch nicht klar, auf was dieser Release-Regen denn basieren soll. Möglicherweise zählen hierzu dann weitere Polaris-Refreshs (beispielsweise "Polaris 31" für das Mainstream-Segment) und dann vielleicht doch mehr als nur ein Navi-Chip bzw. wenigstens verschiedene Navi-basierte Grafikkarten-Ausführungen, um das Jahr 2019 derart füllen zu können. Punkt 4 ist inzwischen allgemein bekannt, wobei der weitere (vorstehend nicht mit übersetzte Text) als Begründung auch (angebliche) "Untersuchungen", "Schmuggel" und den US/China-Handelskrieg anführt, was wohl eher spezifisch auf China zutrifft und keinesfalls die in Euroland anziehenden Intel-Straßenpreise verursacht hat.

Punkt 5 verspricht die Vorstellung von einem ersten Intel-Grafikprodukt bereits zur nächsten Computex, sprich im Juni 2019. Angesichts von klaren Intel-Aussagen zu einem ersten Intel-Grafikchip erst im Jahr 2020 sollte es sich hierbei bestenfalls um eine Vor-Ankündigung handeln – oder aber die Übersetzung ist fehlerhaft und es geht um etwas gänzlich anderes, beispielsweise wiederum einen integrierten Grafikchip bzw. einen erneut (von AMD) zugekauften Grafikchip in einer "Intel-APU". Auch hier folgt dann noch eine Textpassage, welche schwer übersetzbar ist und daher vorstehend nicht mit aufgeführt wurde. Der letzten Punkt ist dagegen wiederum sehr eindeutig, wie allerdings auch zu erwarten: Es soll noch eine Turing-basierte Titan-Grafikkarte nachfolgen, welche dann allerdings nur 12 GB Speicher haben wird und deren geschätzter Preispunkt bei (immerhin) 1999 Dollar liegen soll. Da letzteres schon im Original nur eine Schätzung ist, kann man nVidia derzeit noch nicht auf diese "kleine" Preiserhöhung festnageln, die letzte Pascal-basierten Titan-Grafikkarte in Form der Titan Xp trat mit 1200 Dollar an (die etwas außer der Konkurrenz laufende Volta-basierte Titan V dagegen gleich zu 2999 Dollar). Einen Releasetermin zu dieser "Titan XT" gibt es noch nicht – vermutlich wird hier aber nichts passieren, bevor nicht die GeForce RTX 2080 Ti erst einmal vernünftig lieferbar ist.

Die PC Games Hardware korrigiert den kürzlich genannten Launchtermin des Coffee-Lake-Refreshs noch um einen Tag: Basierend auf einem anscheinendem Intel-Dokument gibt es am 19. Oktober 2018 sowohl entsprechende Launchreviews als auch den Verkaufsstart im Einzelhandel. Am 8. Oktober fällt zudem ein weiteres Presse-NDA, hierbei dürfte es sich vermutlich um eine offizielle Ankündigung mit Bekanntgabe der Hardware-Daten zu den einzelnen CPU-Modellen handeln. Selbige sind eigentlich schon bekannt, so daß hierzu nur noch der von Intel angesetzte Listenpreis interessant wird – zuletzt gab es Informationen über 369 Dollar beim Core i7-9700K sowie 479 Dollar beim Core i9-9900K. Beide Preise sind nominell hoch, aber angesichts der abgehobenen Straßenpreise der bisherigen Intel-Prozessoren sogar (relativ gesehen) wieder günstig – womit es unwahrscheinlich ist, das die Einzelhändler ähnliche Straßenpreise bieten werden. Gut möglich also, das auch diese ersten Modelle der Core i-9000 Serie letztlich mit beachtbarem Preisaufschlag verkauft werden – und sei es nur, um einen gewissen Preisabstand zu den Modellen der Core i-8000 Serie zu wahren. Zum Core i7-9700K gab es bereits einen regelrechten Vorab-Test, zum Core i9-9900K wenigstens ein paar erste Benchmark-Ergebnisse.

Weit zitiert wird derzeit eine seitens CNBC verbreitete Meinung der Barclays-Analysten, welche einen anbeginnenden Preiskrieg von Intel vs. AMD sehen. Dies erscheint zuerst angesichts der 14nm-Lieferschwäche von Intel sowie in deren Folge stark steigenden Straßenpreisen von Consumer-Prozessoren als "leicht" widersprüchlich – bezieht sich allerdings auch eher auf das OEM-Geschäft von Intel, sowohl bezüglich Consumer- als auch Server-Prozessoren. Denn dort hat Intel (im Gegensatz zum Retail-Segment) die Preise selber in der Hand, kann demzufolge durchaus dem Ansturm von AMDs Zen-Prozessoren mit Preissenkungen entgegentreten, welche dann nicht durch den (hierbei fehlenden) Handel in Preiserhöhungen umgewandelt werden. Intel hatte ja intern bereits die Richtlinie herausgegeben, gegenüber AMD im Server-Geschäft hart kämpfen zu wollen – man ist sich zwar im klaren darüber, das man Marktanteile abgeben wird, will diesen Effekt jedoch minimieren, AMD bei unter 20% Server-Marktanteil halten. All dies bezieht sich zudem stark auf AMDs kommende 7nm-basierte Zen-2-Prozessoren, welche nächstes Jahr Intel gehörig unter Druck setzen sollten, gerade da Intels gleichwertige 10nm-Fertigung immer noch auf sich warten läßt.

Will Intel hierbei wirklich seine Strategie der Begrenzung des AMD-Erfolgs durchziehen, läuft dies natürlich auf einen Preiskampf im OEM-Segment hinaus – denn für nächstes Jahr wird allgemein erwartet, das AMD technologisch halbwegs gleichzieht, womit Intel gar nicht mehr anders als mit niedrigeren Preisen reagieren kann. Mit den offiziellen Listenpreisen und damit diesem Niveau, wo die Retail-Preise (auch ohne Preisübertreibungen wie aktuell) stehen, hat dies allerdings wenig zu tun – bei den Listenpreisen dürfte Intel eher erneut den bisherigen Stil pflegen, möglichst nicht zu billig aufzutreten. Anders formuliert: Sollte tatsächlich ein Preiskrieg seitens Intel losbrechen, muß dies überhaupt nicht bedeuten, das dies zu günstigeren Retailpreise führt – primär würden nur die Hersteller für Komplett-PCs und Server profitieren, wo schließlich auch der Hauptteil von Intels Geschäft stattfindet. Niedrigere Listen- und damit dann Straßenpreise dürfte es dagegen (leider) erst dann geben, wenn AMD bei der Performance der Consumer-Prozessoren tatsächlich vorn liegen sollte – und natürlich auch erst dann, wenn die aktuelle 14nm-Lieferschwäche von Intel wirklich behoben ist, vorher käme schließlich keine von Intels (hypothetischen) Preissenkungen wirklich beim Konsumenten an.