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nVidia bringt den GV100-Chip als "Titan V" in den Consumer-Markt

Nachdem es die beiden letzten HPC-Chips von nVidia (GP100 & GV100) bislang nicht im Consumer-Markt gegeben hatte, kommt nun überraschenderweise eine neue Titan-Karte von nVidia mit GV100-Unterbau. Für den überaus stolzen Preis von 2999 Dollar läßt sich die Karte im US-Shop von nVidia bestellen, wie üblich bei den jüngeren Titan-Karten wird es keine Herstellerdesigns hiervon geben. Der GV100-Chip wird allerdings merkbar beschnitten: Anstatt den maximal möglichen 5376 Shader-Einheiten an einem 4096 Bit HBM2-Speicherinterface sind bei der Titan V nur 5120 Shader-Einheiten an einem 3072 Bit HBM2-Speicherinterface aktiviert. Hieraus erklären sich auch die verbauten 12 GB HBM2-Speicher, welche nur mit dieser Interface-Breite realisierbar sind. All dies packt nVidia in die zuletzt übliche Titan-Konstruktion mit also wieder demselben Lüfter, wenngleich diesesmal unter einem goldenen Farbton der Lüfterabdeckung:

Bezüglich der zu erwartenden Spiele-Performance ist die Titan V derzeit nicht einfach einzuschätzen, da keinerlei Erfahrungswerte zur Volta-Architektur aus diesem Blickwinkel heraus vorliegen. Man kann nur sagen, das die Titan V nominell gesehen +22,5% mehr Rechenleistung gegenüber der Titan Xp mitbringt – dieser relativ mittelprächtige Sprung ergibt sich an den niedrigeren Taktraten der Volta-basierten Karte. Jener sind aller Wahrscheinlichkeit nach notwendig, um die TPD nicht explodieren zu lassen. Denn immerhin stellt der benutzte 12nm-Prozess auch nur eine leichte Verbesserung des vorherigen 16nm-Prozesses dar, sind nun aber gleich +43% mehr Rechenwerke zu versorgen. Die Speicherbandbreite geht im übrigen fast äquivalent um +19,3% nach oben, insofern stellt die Titan V grob eine gegenüber der Titan Xp mit ~20% höherer Rohleistung ausgestattete Karte dar.

Ohne eine Klarstellung, was die Volta-Architektur im Gaming-Bereich an Vorteilen bringt sowie eingedenk des Punkts der (gerade bei diesen extrem hochgezüchteten Karten) limitierten TDP sind von der Titan V derzeit kaum große Performancesprünge zu erwarten. Wenn +20% Mehrperformance gegenüber der Titan Xp herauskommt, wäre dies schon viel – wie gesagt, normalerweise sollte die TDP dies zuverlässig abregeln. Da alle GP102-Karten schon in die Nähe ihrer TDP gekommen sind und der GV100-Chip nun massiv größer gegenüber dem GP102-Chips ist (471mm² zu 815mm² Chipfläche), erscheint es als schwer vorstellbar, das hierbei keine Reibungsverluste in Form von Performance-Abriegelungen durch das gesetzte Power-Limit auftreten werden. Eine Mehrperformance im Rahmen von ca. +15% ist eine eher realistische Annahme, teilweise könnte man aber selbst diesen Wert schon als ziemlich optimisch ansehen. Allein stärker als erwartet ausfallenden Verbesserungen an der Volta-Architektur könnten für eine stärkere Performance der Titan V sorgen.

In irgendeiner Form interessant ist die Titan V damit nicht – nicht einmal im Profibereich, denn auch dort sollte der Performancegewinn ähnlich unterdurchschnittlich ausfallen, immer wieder limitiert durch die Karten-TDP. Aus der 12nm-Fertigung ist halt nicht besonders viel herauszuholen, die gesamte Volta-Klasse war wohl immer schon für eine bessere Fertigung konzipiert, welche eher zu diesen Grenzbereichen passt. Der Preispunkt setzt dem ganzen dann die Krone auf, denn dafür hätte man einen wirklich überzeugenden Performanceschub erwarten können – und nicht ein derart optisch gut aussehendes, von den Daten her jedoch reichlich enttäuschendes Produkt. Wenn man die Titan V in das Diagramm zu den Grafikkarten-Preisen seit 1999 eintragen wollte, würde es in jedem Fall die Skala massiv sprengen. Das die Titan V rein offiziell als Profi-Karte läuft, mag nicht darüber hinwegtäuschen, das echte Profis sowieso zu den Quadro-Karten greifen (müssen) und die Titan V zudem über die ganz normalen GeForce-Treiber versorgt wird.

Wurden die vorherigen Titan-Karten immer noch mit in vielen Benchmarks geführt, selbst wenn deren Preis/Leistungs-Verhältnis schon schlecht war, lohnt sich dies bei der Titan V nicht mehr. Die Karte ist sicherlich eine einmalige tiefgehende Betrachtung wert, muß aber ansonsten nirgendwo als Referenzpunkt weiterverwendet werden – einfach weil die zu erwartenden +15% Mehrperformance für nahezu den dreifachen Preis geradezu extrem irrational sind. Wenn man so viel Geld investieren will, gibt es lohnende Hardware-Anschaffungen als eine 3000 Dollar/Euro teure Grafikkarte, welche (vermutlich) nur +23% auf eine bei 710-750 Euro zu findende GeForce GTX 1080 Ti drauflegt. Selbst mit zwei GeForce GTX 1080 Ti Karten unter SLI würde man preislich nur bei der Hälfte herauskommen und hätte trotz der mittlerweile schwachen SLI-Unterstützung eventuell sogar noch mehr von der aufgebotenen Hardware als mit einer einzelnen Titan V. Und im Profi-Bereich, wo die SLI-Unterstützung meistens besser ist, würde sich eher dieses Modell umso mehr lohnen – gerade, da die Titan V selber kein SLI unterstützt.

GeForce GTX 1080 Ti Titan Xp Titan V
Chipbasis nVidia GP102 nVidia GP102 nVidia GV100
Fertigung 12 Mrd. Transistoren auf 471mm² Chipfläche in 16nm bei TSMC 21,1 Mrd. Transistoren auf 815mm² Chipfläche in 12nm bei TSMC
Architektur Pascal, DirectX 12 Feature-Level 12_1 Volta, DirectX 12 Feature-Level 12_1
Features Vulkan, Asynchonous Compute, DSR, SLI, PhysX, G-Sync Vulkan, Asynchonous Compute, DSR, PhysX, G-Sync
Technik 6 Raster-Engines, 3584 Shader-Einheiten, 224 TMUs, 88 ROPs, 352 Bit GDDR5X-Interface, 2.75 MB Level2-Cache (Salvage) 6 Raster-Engines, 3840 Shader-Einheiten, 240 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit GDDR5X-Interface, 3 MB Level2-Cache (Vollausbau) 6 Raster-Engines, 5120 Shader-Einheiten, 320 TMUs, ? ROPs, 3072 Bit HBM2-Interface, 4.5 MB Level2-Cache (Salvage)
Taktraten 1480/1582/2750 MHz
(Ø-Chiptakt: 1636 MHz)
1404/1582/2850 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
1200/1455/850 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
Speicherausbau 11 GB GDDR5X 12 GB GDDR5X 12 GB HBM2
Layout DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 27,0cm 27,0cm 27,0cm
Ref./Herst./OC / / / / / /
Stromstecker 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol.
off. Verbrauch 250W (GCP) 250W (GCP) 250W (TDP)
Idle-Verbrauch 11W ~12W ?
Spiele-Verbr. 230W ~245W ?
Ausgänge HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4
FullHD Perf.Index 1150% ~1200% geschätzt  ~1350%
4K Perf.Index 175% ~187% geschätzt  ~215%
Listenpreis 699$ 1200$ 2999$
Straßenpreis 710-750€ 1299€ ?
Release 10. März 2017 6. April 2017 8. Dezember 2017

Nachtrag vom 10. Dezember 2017

Wir haben der Titan V möglicherweise ein wenig Unrecht getan, denn die Karte ist aufgrund ihrer Preislage nun garantiert keine Gamer-Karte mehr – und es gibt tatsächlich Anwendungsbereiche im professionellen Bereich, wo man keine Quadro-Karte braucht und eine Titan-Karte also wirklich effektiver sein kann. Hierzu trägt bei, das die Titan V wieder einmal die volle FP64-Power des zugrundeliegenden GV100-Chips sowie sogar dessen Tensor-Cores aufbietet – welche nicht für den Anwendungszweck als Titan-Karte deaktiviert wurden. Vor allem aber wird augenscheinlich, das nVidia den Titan-Markennamen spätestens mit der Titan V nunmehr eindeutig weg von Gamer-Gefilden positioniert. Dies mag über die letzten Titan-Karten betrachtet eher augenscheinlich sein – den Anfang in der Titan-Serie machte allerdings mit der klassischen GeForce GTX Titan eine Grafikkarte, welche in Gamer-Kreise trotz des hohen Preisen durchaus goutiert und auch (gar nicht so selten) gekauft wurde.

Chip Release Perf.Index Listenpreis nächste Gamer-Lösung Gamer-Verbreitung
GeForce GTX Titan GK110 mit 2688 SE 21. Febr. 2013 480% 999$ GeForce GTX 680, 360% @ 499$ beachtbar
GeForce GTX Titan Black GK110 mit 2880 SE 18. Febr. 2014 500% 999$ GeForce GTX 780 Ti, 530% @ 699$ schwach
GeForce GTX Titan X GM200 mit 3072 SE 17. März 2015 780% 999$ GeForce GTX 980 Ti, 750% @ 649$ schwach
Titan X GP102 mit 3584 SE 2. Aug. 2016 1130% 1200$ GeForce GTX 1080 Ti, 1150% @ 699$ minimal
Titan Xp GP102 mit 3840 SE 6. April 2017 ~1200% 1200$ GeForce GTX 1080 Ti, 1150% @ 699$ minimal
Titan V GV100 mit 5120 SE 8. Dez. 2017 ~1350% 2999$ ? whrschl. null

Dies hing allerdings auch mit der speziellen Situation zusammen, das die GeForce GTX Titan seinerzeit bezüglich der Performance allein auf weiter Flur stand und zudem mit 6 GB Grafikkartenspeicher eine ziemlich gute Zukunftstauglichkeit versprach – gerade angesichts der seinerzeitigen nVidia-Karten mit gewöhnlich nur 2 GB Grafikkartenspeicher. Alle nachfolgenden Titan-Grafikkarten waren dann nur noch bestenfalls minimal schneller als die besten Gamer-Grafikkarten – welche diese Differenz jedoch ihrerseits durch Werksübertaktungen überbrücken konnten, damit gewöhnlich sogar schneller als die Titan-Karten herauskamen. Sobald nVidia der Titan V eines Tages eine Volta- oder Ampere-basierte Gamer-Grafikkarte zur Seite stellt, dürfte sich jenes Bild vermutlich erneut zeigen. Und letztlich zeigt nVidia schließlich schon seit einiger Zeit durch die Entfernung von "GeForce GTX" im Grafikkarten-Namen an, das es sich bei "Titan" nicht mehr um Gaming-Lösungen handelt.