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Performance-Entwicklung und Performance/Preis-Verhältnisse von nVidias 250-Dollar-Grafikkarten 2010-2019

Aus unserem Forum kam noch letzten Herbst die Anregung, eine seinerzeitige Gegenüberstellung der GeForce GTX 1660 Super mit gleich schnellen älteren nVidia-Karten erneut aufzulegen – nunmehr aber Preis- und nicht Performance-basiert. Mit etwas Herumkramen in den Archiven war dieser Anregung nachzukommen – leider geht es nicht unterhalb der GeForce-200-Generation, weil sich dann die verfügbaren Informationen über die offiziellen Listenpreise immer mehr verflüchtigen. Die nachfolgende Aufstellung macht somit kenntlich, was nVidia im Preissegment von 200 bis 250 Dollar über die letzte Dekade so angeboten hat. Dabei gab es teils beachtbare Unterschiede zwischen Karten zu 199$ und 249$ Listenpreis – letztere haben oftmals deutlich höhere Stromverbrauchswerte, basieren dann gern (nicht immer) auf einem viel größeren Grafikchip bzw. nicht auf einem explizit für dieses Preissegment aufgelegten Chip. Besonders deutlich ist dies bei der GT200b-basierten GeForce GTX 275 zu sehen, welche nur zum Zweck des Preiskampfs mit ATIs Radeon HD 4890 veröffentlicht und dann auf die seinerzeit notwendige Preislage heruntergebracht wurde.

Architektur Release FHD-Perf. Realverbr. Liste Perf./Preis P/P per Jahr
GeForce GTX 275 Tesla 2  (55nm) 2. April 2009 ~140% 178W 249$ 100% -
GeForce GTX 460 1GB Fermi  (40nm) 12. Juli 2010 160% 113W 229$ 119%  (+19%) +15% per Jahr
GeForce GTX 560 Ti Fermi  (40nm) 25. Januar 2011 210% 149W 249$ 150%  (+26%) +48% per Jahr
GeForce GTX 660 Kepler  (28nm) 13. September 2012 250% 113W 229$ 186%  (+24%) +15% per Jahr
GeForce GTX 760 Kepler  (28nm) 25. Juni 2013 310% 155W 249$ 221%  (+19%) +24% per Jahr
GeForce GTX 960 Maxwell  (28nm) 22. Januar 2015 340% 109W 199$ 271%  (+22%) +14% per Jahr
GeForce GTX 1060 6GB Pascal  (16nm) 19. Juli 2016 590% 114W 249$ 421%  (+55%) +37% per Jahr
GeForce GTX 1660 Turing  (12nm) 14. März 2019 690% 113W 219$ 526%  (+25%) +9% per Jahr
GeForce GTX 1660 Super Turing  (12nm) 29. Oktober 2019 770% 126W 229$ 574%  (+9%) +15% per Jahr
Alle Rechnungen zum Performance/Preis-Verhältnis (P/P) erfolgten mit einer Gewichtung des Preis-Effekts auf 50% – sprich, Preis-Veränderungen gingen nur hälftig in diese Rechnung ein.

Vorstehende Performance/Preis-Rechnungen wurde dabei unter anteiligem Einfluß des jeweiligen Listenpreises durchgeführt: Alle Preisdifferenzen sind nur hälftig (zu 50%) eingerechnet, da zwischen 199$ und 249$ schließlich immerhin +25% Preisunterschied liegen, dies für die Käufer dieses Marktsegments jedoch trotzdem grob derselbe Preispunkt darstellt – und dagegen 25% Mehrperformance in jedem Fall viel interessanter wären als dieselbe Preisdifferenz. Mit dieser anteiligen Rechnung läßt sich die Performance-Entwicklung über die Zeit besser darstellen, ohne dabei die differierenden Preispunkte zu sehr zu gewichten oder aber gleich gänzlich aus der Rechnung zu nehmen. Zudem wurde jene Performance/Preis-Rechnungen zusätzlich auch noch einmal auf die jeweiligen Zeiträume zwischen zwei Neuerscheinungen normiert, da hierbei schließlich extrem unterschiedliche Zeitdifferenzen vorliegen: Teilweise nur ein halbes Jahr bei einem Refresh-Produkt, und teilweise über zwei Jahre zwischen zwei Grafikkarten-Generationen. Erst beide Betrachtungsweise zusammen ergeben dann ein halbwegs stimmiges Bild zur Abfolge von nVidias 250-Dollar-Grafikkarten der letzten Dekade.

So läßt sich erkennen, das die (halb-gewichtet preisnormierten) Performance-Fortschritte im 250-Dollar-Segment normalerweise bei klar unterhalb +30% pro neuer Grafikkarte liegen, der einzige deutliche Ausreißer ist die GeForce GTX 1060 6GB. Die Kurven gleichen sich zwischen absoluten Performance/Preis-Fortschritt und dem jahresnormierten Performance/Preis-Fortschritt dabei größtenteils, mit allerdings zwei beachtbaren Abweichungen: Zum einen die GeForce GTX 560 Ti, welche ihren durchaus üblichen Performancesprung (+31%) gegenüber der GeForce GTX 460 1GB vergleichsweise schnell nach dieser aufbot (nur 6 Monate später) und damit bei einer Jahresnormierung logischerweise steil nach oben zieht. Und zweitens kehrt sich das Verhältnis zwischen GeForce GTX 1660 und 1660 Super glatt um: Beim absoluten Performance/Preis-Fortschritt liegt erstere vorn, beim jahresnormierten Performance/Preis-Fortschritt hingegen letztere. Dies hängt daran, das die GeForce GTX 1660 zwar den größeren Performancevorteil gegenüber ihrer Vorgänger-Lösung hat, allerdings dafür auch deutlich mehr Zeit benötigte – während die GeForce GTX 1660 Ti nur einen minimalen Performancesprung aufbot, als Refresh-Lösung aber vergleichsweise schnell nachfolgte.

Abgesehen davon bewegen sich auch die 250-Dollar-Modelle von Turing nicht gänzlich schlechter als früher in diesem Preissegment angesetzte nVidia-Grafikkarten – oder anders formuliert, lieferte nVidia auch zum Anfang der vergangenen Dekade oftmals genauso mäßige Performance/Preis-Vorteile in diesem Preissegment ab. Allerdings gab es letztlich im Zeitraum von ziemlich exakt 10 Jahren zwischen den zum fast gleichen Preispunkt erschienenen GeForce GTX 275 (2. April 2009) und GeForce GTX 1660 Super (14. März 2019) nur einen insgesamten Performance-Gewinn von +450%. Für eine ganze Dekade ist dies eher mager, dies sind dann gerade einmal knapp +19% Performance-Gewinn pro Jahr. Bei dieser Wachstumsrate stellt sich eine Performance-Verdopplung letztlich erst nach ca. vier Jahren ein, womit selbige Performance-Verdopplung letztlich sogar grob zwei Chip-Generationen benötigt. Die frühere These, das es pro Chip-Generation grob zu einer Performance-Verdopplung kommt, funktioniert in diesem Vergleich dann nicht mehr. Dies scheint allerdings eher ein Sondereffekt dieser 250-Dollar-Grafikkarten zu sein, denn an der absoluten Leistungsspitze werden weiterhin noch größere Performance-Gewinne aufgeboten:

250-Dollar-Modell Liste FHD/4K-Perf. Perf-Diff. Preis-Diff. FHD/4K-Perf. Liste Spitzen-Modell
GeForce GTX 275 249$ ~140% +7% +44% ~150% 359$ GeForce GTX 285
GeForce GTX 460 1GB 229$ 160% +50% +118% 240% 499$ GeForce GTX 480
GeForce GTX 560 Ti 249$ 210% +33% +100% 280% 499$ GeForce GTX 580
GeForce GTX 660 229$ 250% +92% +336% 480%/~62% 999$ GeForce GTX Titan
GeForce GTX 760 249$ 310% +75% +181% 530%/68% 699$ GeForce GTX 780 Ti
GeForce GTX 960 199$ 340% +138% +226% 750%/100% 649$ GeForce GTX 980 Ti
GeForce GTX 1060 6GB 249$ 590%/76% +128% +181% 1180%/173% 699$ GeForce GTX 1080 Ti
GeForce GTX 1660 Super 229$ 770%/101% +126% +336% 1410%/228% 999$ GeForce GTX 2080 Ti

Dies ist gut daran zu sehen, das sich diese 250-Dollar-Grafikkarten immer weiter vom Performance-Niveau der jeweiligen Top-Modelle einer Grafikkarten-Generation entfernt haben: Die GeForce GTX 285 kam vor 10 Jahren gerade einmal +7% vor der GeForce GTX 275 heraus, selbst bei der nachfolgenden (ersten) Fermi-Generation lag der Performance-Abstand zwischen GeForce GTX 460 und GeForce GTX 480 bei nur +50%. Heuer nun sind zwischen GeForce GTX 1660 Super und GeForce RTX 2080 Ti mit +126% Mehrperformance gänzlich andere Performance-Differenzen zu veranschlagen, im Prinzip seit der Maxwell-Generation (mit GeForce GTX 960 und GeForce GTX 980 Ti) gibt es diese Performance-Charakteristik. Dafür wird dann allerdings auch (wie bekannt) sattsam mehr bezahlt: Lag in der Fermi-Generation der Preisabstand zwischen der 250-Dollar-Lösung und dem jeweiligen Spitzenprodukt noch bei grob dem Doppelten, sind es aktuell inzwischen sogar mehr als das Vierfache.

Und hier liegt dann letztlich auch der Grund dafür, das es im diesem Preissegment der 250-Dollar-Karten nicht zu einer Performance-Verdopplung pro Chip-Generation gekommen ist: Die 250-Dollar-Karten mögen grob denselben Preispunkt aufweisen und auch die Kartennamen liegen allesamt in der x60er Nomenklatur – aber inhaltlich sind diese Grafikkarten dennoch arg heruntergerutscht in nVidias Hackordnung. Waren GeForce GTX 460 sowie GeForce GTX 560 Ti seinerzeit noch eine echte Midrange-Modelle mit entsprechend hohem Verbreitungsgrad selbst unter Grafik-Enthusiasten, sind GeForce GTX 1660 sowie GeForce GTX 1660 Super in der öffentlichen Wahrnehmung nunmehr klar ins Mainstream-Segment abgerutscht. Dies sorgt zwar für eine große Verbreitung auf dem Massenmarkt (und nachfolgend bei Steam), aber Midrange-Klasse mit ertragbaren Abstand zur Performancespitze ist dies schon lange nicht mehr. Und so ist die letztliche Erkenntnis all dieses Zahlenwerks rund um nVidias 250-Dollar-Grafikkarten der letzten Dekade schlicht jene, das aus ehemals gutklassigen Midrange-Angeboten nunmehr im Zuge des allgemeinen Preisanstiegs bei Gamer-Grafikkarten klare Mainstream-Beschleuniger geworden sind.

Nachtrag vom 18. Juni 2020

Von Reddit (via WCCF Tech) kommt eine feine Info-Grafik zu den inflationsbereinigten Performance/Preis-Verhältnissen von nVidias Midrange-Grafikkarten, namentlich der x60-Riege. Hierbei wurde die Grafikkarten-Performance gemäß des Performance-Index' von TechPowerUp ins Verhältnis mit den US-Listenpreises zum Launch gesetzt, dies allerdings bereinigt um offizielle Inflationswerte. Die oben dick in gelb/orange stehende Zahlenreihe gibt dann den relativen Unterschied im Performance/Preis-Verhältnis zur Vorgänger-Generation wieder. Gemäß dieser Daten sind im Midrange-Bereich bei nVidia Performance/Preis-Vorteile von einer Generation zur nächsten von zumeist nur 20-30% normal. Ausreißer gemäß dieser Regel sind allein die GeForce GTX 960 sowie (noch stärker) die GeForce GTX 1060 6GB. Im groben Maßstab sowie insbesondere bei jener GeForce GTX 1060 wird mit dieser Info-Grafik im übrigen dasselbe Ergebnis abgebildet wie bei einer früheren Ermittlung an dieser Stelle – deren Differenzen primär auf eine andere Auswahl an Grafikkarten (streng bei bis 250 Dollar Listenpreis) zurückzuführen sind.