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Umfrage-Auswertung: Wie verbreitet ist Speicherübertaktung?

Mittels einer Umfrage von Ende Juni wurde nach der Verbreitung von Speicherübertaktung gefragt – sprich, ob man hierbei selbst Hand anlegt, wie hoch der dafür betriebene Aufwand ist oder ob man schlicht einfach nur Speicherriegel mit hohen Taktraten ab Werk einkauft. Dabei ergaben sich letztlich drei große Gruppen unter den Umfrageteilnehmern: Immerhin 33,9% kaufen eher nur "normale" Speichertaktungen und übertakten diesen Speicher dann selber aber auch nicht – diese Systeme laufen also im groben so, wie es die CPU-Hersteller mit ihren offiziellen Spezifikationen vorgesehen haben. Weitere 26,4% greifen hingegen zu ab Werk bereits für hohe Speichertaktungen zugelassenen Speicherriegeln, verzichten wiederum auf eine eigene Übertaktung, sondern lassen selbigen Speicher "nur" mit dem vom Modulhersteller freigegebenen Taktraten laufen (realisiert oftmals über XMP-Profile). Und mit 39,7% die nominell größte Gruppe übertaktete dann den gekauften Speicher auch wirklich selber – durch das manuelle Hochsetzen der Taktraten und Austarieren der einzelnen Optionen.

Beim dafür betriebenen Aufwand liegen jene Nutzer mit geringen Aufwand für diese eigene Übertaktung vorn, gefolgt von (in dieser Reihenfolge) den Nutzern mit mittleren wie hohen Aufwand. Wobei der "hohe Aufwand" im Begleittext zur Umfrage auch mit "Ausoptimieren bis hin zu Sub-Timings und allen weiteren Detail-Settings" definiert wurde, ergo wirklich nur etwas für Enthusiasten mit Fachkenntnis darstellt. Augenscheinlich gibt es diese Anwender-Gruppe tatsächlich, und angesichts der Höhe der Anforderung erscheint auch deren Stimmenanzahl von 7,4% aller Umfrage-Teilnehmer relativ gesehen als nicht besonders wenig. In jedem Fall kommt damit die Speicherübertaktung an sich (ob durch eigene Übertaktung oder Übertakter-Speicher realisiert) mit zusammengezählt 66,1% der Umfrageteilnehmer sogar auf die klare Stimmenmehrheit – welche es inzwischen für eine Prozessoren-Übertaktung (selbst im Rahmen des 3DCenters) nicht mehr gibt. Gemäß der letzten diesbezüglichen Umfrage suchen aktuell nur 7,9% bewußt nach gut übertaktbaren Prozessoren, für weitere 17,5% wäre Übertaktung noch ein gewisser Pluspunkt beim Prozessoren-Kauf. Da nicht alle diese Anwender letztendlich tatsächlich übertakten, liegt die Anzahl der Speicher-Übertakter derzeit augenscheinlich klar höher als die Anzahl der Prozessoren-Übertakter (bezogen auf moderne Systeme).

Und dies ist dann die eigentliche Aussage dieser Umfrage (welcher weniger denn in die Richtung gedacht war, welcher Speichertakt läuft – dafür gab es vor einiger Zeit schon eine explizite Umfrage): Speicher-Übertaktung geht heutzutage in Richtung einer gewissen "Normalität" im Enthusiasten-Segment, Prozessoren-Übertaktung ist hingehen klar auf dem Rückzug und wird bei modernen Prozessoren nur noch von einer vergleichsweise kleinen Minderheit betrieben. Dies hängt natürlich mit der zur Verfügung stehenden Technik zusammen: Heutige Prozessoren verwenden immer ausgeklügeltere Boost-Verfahren und erreichen damit oftmals (insbesondere die AMD-Modelle) schon im default-Zustand ein Performance-Ergebnis, welches demjenigen nach Übertaktung schon sehr nahe kommt – Übertakten lohnt hier auf CPU-Seite oftmals nicht mehr. Beim spezifizierten Speicher gehen die CPU-Hersteller hingegen zumeist recht konservativ heran, obwohl die Speicherindustrie schon sehr viel mehr liefern kann – hier lohnt die Übertaktung oder auch der Einkauf von ab Werk für hohe Speichertaktungen zugelassenen Speicherriegeln, ergo ist dies derzeit viel weiter verbreitet.

Die Hauptursache ist aber natürlich, dass sich mittels hohen Speichertaktungen und/oder manuellem Speichertuning insbesondere im Spiele-Einsatz oftmals noch richtig viel herausholen läßt. Dies ist im Normalfall sogar deutlich mehr, als man mit CPU-Übertaktung herausholen könnte, was dann ja auch noch zu unschönen Seiteneffekten wie (deutlich) höherem Stromverbrauch respektive entsprechendem Kühlaufwand bzw. Geräuschbelastung führt. Die Speicherübertaktung hat in dieser Frage ergo die CPU-Übertaktung abgelöst: Speziell wenn es um Gaming-Performance geht, ist die Speicherübertaktung heutzutage das erste Mittel der Wahl – und demzufolge entsprechend oft anzutreffen. Der inzwischen harte Wettbewerb zwischen AMD und Intel hat hierbei durchaus auch seine Hände im Spiel, denn die CPU-Hersteller versuchen natürlich, aus ihren Prozessoren bereits im default-Zustand so viel wie möglich herauszupressen – lassen aber weiterhin beim Speichertakt gewisse Reserven offen. Dies mag damit zusammenhängen, die entsprechenden Systeme für OEM-Hersteller nicht zu teuer zu machen oder weil schnelleres als DDR4/3200 keinen offiziellen JEDEC-Standard darstellt. In jedem Fall existiert diese Lücke – und in jener tummeln sich derzeit die Übertakter, welche nunmehr vornehmlich den Speicher und nicht mehr die CPU übertakten.