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Vorserien-Samples von AMDs Summit Ridge (Zen) mit höheren Taktraten gesichtet

Im AnandTech-Forum wird über neue Zen-Vorseriensamples berichtet, welche der Prozessorenentwickler derzeit an die Mainboard-Hersteller verteilt. Jene kommen mit ansprechenden höheren Taktraten als die im Juli gesichteten Zen-Vorseriensamples daher – seinerzeit dürften dies noch recht frühe Samples gewesen sein, aktuell geht es augenscheinlich in Richtung Vorbereitung der Serienfertigung. Gut möglich also, das die jetzt herumgereichten Zen-Vorseriensamples bereits auf Taktraten laufen, mit denen AMD dann in den Launch geht – zu diesem Zeitpunkt sollten die Mainboard-Hersteller schließlich bereits anfangen, ihre neu erstellten AM4-Mainboards auf die von den Zen-Serienexemplaren zu erwartenden Taktraten gegenzuprüfen. Zudem gab es im Juli bei beiden Zen-Vorseriensamples (trotz unterschiedlicher Kernanzahl und abweichender TDP) jeweils nur dieselben Taktraten, aktuell sind die Taktraten der beiden neuen Vorserien-Modelle hingegen deutlich voneinander abweichend (im Klammern die Differenz zu den Taktraten der Juli-Vorserienmodelle):

Base-Takt Turbo allC Turbo 1C TDP
Sample 1: 8 Kerne + SMT (Desktop) 3150 MHz
(+350 MHz)
3300 MHz
(+250 MHz)
3600 MHz
(+400 MHz)
95W
Sample 2: 4 Kerne + SMT (Desktop) 2900 MHz
(+100 MHz)
3100 MHz
(+50 MHz)
3400 MHz
(+200 MHz)
65W

Dabei legt der Zen-Achtkerner sehr deutlich von 2850/3050/3200 MHz auf 3150/3300/3600 MHz zu – auf diesen Taktraten wird sich mit dem Prozessor etwas anfangen lassen, denn Intels aktueller Consumer-Achtkerner in Form des Core i7-6900K taktet auch nur mit 3.2/3.7 GHz. Selbst wenn Summit Ridge am Ende nicht die völlig gleiche Pro-MHz-Performance wie Broadwell oder Skylake erreicht (angenommen wird derzeit allgemein Haswell-Niveau), war das größere Problem immer der Punkt, ob denn die Zen-Taktraten überhaupt ausreichend hoch sein werden – eine Sorge, die sich nunmehr in Wohlgefallen aufzulösen scheint. Selbst im Vergleich mit Vier- und Sechskernern braucht es schließlich eine gewisse Taktrate, denn natürlich wird nicht jede Software auf dem Zen-Achtkerner so gut skalieren wie unter rein theoretischen Benchmarks. Angenommen eine IPC wie bei Intels Haswell und den genannten Taktraten dürfte für AMDs Zen-Achtkerner damit eine Performance nahe des Core i7-6900K herauskommen können – was dann grob gleich schnell wie Intels (aktuelle) Sechskerner sein dürfte und klar schneller als alle Intel-Vierkerner. Bei einem passenden Preispunkt könnte AMD ein solcher Prozessor faktisch aus den Händen gerissen werden.

Hierin könnte dann auch der Grund dafür liegen, das der Zen-Vierkerner nicht ganz so hohe Taktraten aufbieten wird. Gegenüber dem Stand von Juli mit 2850/3050/3200 MHz geht AMD bei diesem nur auf 2900/3100/3400 MHz hinauf, bietet allerdings mit 65 Watt auch eine bessere TDP gegenüber dem Achtkerner an. Möglicherweise limitiert sich AMD bei diesem Vierkerner sogar künstlich: Denn auf höheren Taktraten könnte dieser Vierkerner sicherlich bei passenden (schlecht auf Sechs- und Achtkernern skalierenden) Benchmarks auch fix mal schneller als der Zen-Achtkerner herauskommen, was dann schlecht zum natürlich niedrigeren Preis des Zen-Vierkerners passen würde. Mit der TDP von nur 65 Watt geht AMD auch nicht wirklich in den Konkurrenzkampf gegen Intels K-Modelle (TDP üblicherweise 95 Watt), sondern vielmehr gegen die Breite von Intels Consumer-Programm. Im Skylake-Portfolio wäre dies zuerst der Core i7-6700 (4C+HT, 3.4/4.0 GHz), gegen den AMD auf den genannten Taktraten jedoch verlieren würde. Allerdings hat jener Intel-Prozessor mit 303$ auch einen recht hohen Preispunkt und wird daher eher selten gekauft.

In der Masse gehen dann eher Core i5-6400 (4C, 2.7/3.3 GHz, 182$) und Core i5-6500 (4C, 3.2/3.6 GHz, 192$) über die Ladentheken – gegenüber welchen der Zen-Vierkerner wenigstens eine gewisse Chance haben sollte. Vielleicht kommen ja auch zum Launch noch schnellere Zen-Vierkerner heraus, möglicherweise kann man das ganze händisch über die Übertaktung dieser Prozessoren ausgleichen – ein Feature, was den kleineren Intel-Prozessoren generell fehlt und daher auch wieder zugunsten von AMD spricht. Die genauen Marktchancen der einzelnen Zen-Modelle kann man sowieso erst beurteilen, wenn AMD vermutlich zur CES Anfang Januar 2017 den offiziellen Zen-Launch hinlegt – aber die Vorabaussicht sieht schon einmal gut aus: Die Performance sollte Haswell-Niveau erreichen, die Taktraten sind im vernünftigen Mittelmaß, hinzu kommt die (bei Intel oftmals fehlende) Übertaktungsmöglichkeit und voraussichtlich (hoffentlich) die besseren Preislagen gegenüber Intel. Eigentlich müsste AMD jetzt nur noch anfangen zu liefern ...