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Wann finden die 28nm-Grafikkarten zu einem vernünftigen Preispunkt?

Eine der wichtigsten Fragen zu den kommenden 28nm-Grafikkarten dürfte diejenige nach dem passenden Preispunkt sein – nachdem AMD die Grafikkartenwelt ein wenig mit dem Preispunkt von 500 Euro für die Radeon HD 7970 geschockt hat. Normalerweise – so denkt man – sollten Grafikkarten neuer Generationen zum Preispunkt der jeweiligen Modelle der alten Generationen erscheinen, womit der Performancevorteil direkt zum Grafikkartenkäufer weitergegeben wird. Wenn AMD dagegen 500 Euro für die Radeon HD 7970 ansetzt, ergibt sich erst einmal keinerlei Preis/Leistungs-Gewinn für den Grafikkartenkäufer – und vor allem die Befürchtung, nVidia würde den noch schnelleren GK100-Chip dann gleich bei 650 Euro ansetzen. Aber natürlich bestehen diese Befürchtungen nur aus der jetzt gerade aktuellen Preissituation heraus (in welcher die Radeon HD 7970 noch nicht einmal lieferbar ist) und wird sich die Preislage der 28nm-Grafikkarten mit der Zeit setzen.

Wichtig ist aber die Erkenntnis, daß zumindest die allerersten 28nm-Grafikkarten keinesfalls die alte Regel erfüllen, daß die neue Generationen direkt zum Preis der alten Generation in den Markt kommen. AMD kann es sich aufgrund des Status als schnellste SingleChip-Grafikkarte bei der Radeon HD 7970 einfach leisten, den Preispunkt von 500 Euro aufzurufen – wohl wissend, daß sich dieser Preis mit der Zeit automatisch relativieren wird. Mittelfristig ist die Radeon HD 7970 bei 350 Euro und darunter zu sehen, im Endeffekt auf dem Stand der Radeon HD 6970. Nur würde ein Einstiegspreis von 350 Euro bei der Radeon HD 7970 das komplette AMD-Angebot unterhalb dieser Karte ins Wanken geraten lassen, alle Preise der verschiedenen Radeon HD 6000 Modelle müssten entsprechend abgesenkt werden – was völlig sinnbefreit ist, da AMD und die Grafikkartenhersteller die Radeon HD 7970 in den ersten Wochen sowieso nur in eher geringen Stückzahlen liefern können.

Somit ist der hohe Einstiegspreis der Radeon HD 7970 nur folgerichtig – man vernichtet nicht unnötig die Preislagen des "alten" Produktprogramms und durch den hohen Preis bleibt auch ein Nachfrage-Ansturm aus, welchen man sowieso nicht kurzfristig befriedigen könnte. Erst wenn die Produktion der neuen 28nm-Grafikchips auch in hohen Stückzahlen problemlos läuft, lohnen sich Preissenkungen – und das kann ein paar Monate dauern. Eher vorangetrieben werden dürfte dieser Vorgang natürlich durch Konkurrenz: Sobald nVidia ebenfalls 28nm-Produkte in den Markt wirft, wird es gewisse erste Preisimpulse geben. Beispielsweise ist es kaum vorstellbar, daß nVidia seine kommende Performance-Lösung GK104 für 400 Euro veranschlagt. Dies wäre der Preis der GeForce GTX 580 und soviel Performance soll der GK104-Chip durchaus aufbieten, aber nVidia dürfte wohl einen etwas niedrigeren Preispunkt bieten – und damit die erste Preisrunde auslösen. Dann würde auch AMD gezwungen sein, bei der ebenfalls auf 400 Euro erwarteten Radeon HD 7950 entsprechend herunterzugehen, was dann gleichzeitig auch den Preis der Radeon HD 7970 etwas nach unten ziehen könnte.

Vor allem aber die bestehenden 40nm-Lösungen zumindestens des HighEnd-Segments geraten damit unter preislichen Druck und werden schnell im Preis nachgeben müssen. Hier könnte es dann auch das eine oder andere interessante 40nm-Abverkaufsangebot mit wirklich schlagendem Preispunkt ergeben. Gleiches wird letztlich auch im Mainstream und Performance-Segment passieren, sobald die entsprechenden 28nm-Grafikchips veröffentlicht sind. Und erst danach wird sich eine bereinigte Preissituation ergeben, nach welcher man wirklich die Mehrperformance der 28nm-Generation auch kostenlos bekommt, sprich daß die 28nm-Grafikkarten desselben Leistungssegments genauso viel kosten wie seinerzeit deren jeweilige 40nm-Vorgänger. Dieser Vorgang wird allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen – wir rechnen derzeit damit, daß sich nicht vor dem Frühsommer eine befriedigende Preissituation bei den 28nm-Lösungen einstellen wird.