Grafikkarten-Marktüberblick August 2012 (Seite 2)

Montag, 20. August 2012
 / von Leonidas
 

Nach wie vor fehlen allerdings noch einige 28nm-Beschleuniger für gewisse Preisbereiche: So zwischen 120 Euro (Radeon HD 7770) und 165 Euro (Radeon HD 7850) – was eigentlich sehr verwunderlich ist, denn üblicherweise gilt dieser Preisbereich als bedeutsamer Umsatzbringer. Allerdings dürfte nVidia in Kürze einen Angriff auf diesen Preisbereich wagen und damit AMD zu einer Reaktion zwingen. Und dann fehlen natürlich noch 28nm-Beschleuniger unterhalb von 85 Euro (GeForce GT 640) – wobei sich AMD und nVidia aber wohl bewußt dazu entschieden haben, in diesem Preisbereich vorerst auf die "alten" 40nm-Modelle zu setzen. Hier wird man sehen müssen, ob in der 2013er 28nm-Refreshgeneration entsprechende Grafikkarten für das untere Mainstream-Segment vorgestellt werden – vorerst bleibt dieser Preisbereich jedoch weiterhin in der Hand von 40nm-Modellen.

    Unsere subjektiven Empfehlungen lauten somit:

  • Im DualChip-Bereich existiert momentan kein echter Wettbewerb, da es hier derzeit nur die GeForce GTX 690 gibt und AMDs Konkurrenzprodukt Radeon HD 7990 weiter auf sich warten läßt. Da die AMD-Karte zudem nicht mit deutlich mehr Performance erwartet wird, dürfte eigentlich alles für das nVidia-Produkt sprechen. Allerdings könnte AMD mit der Radeon HD 7990 (bei Erscheinen) einen echten Preiskampf anfachen, da die Karte kaum teurer als zwei Stück Radeon HD 7970 werden dürften – und damit würde man den Preis der GeForce GTX 690 um glatt 200 Euro unterbieten.
  • Im oberen HighEnd-Bereich bei Preisen ab 350 Euro gibt es mit GeForce GTX 680, Radeon HD 7970 und GeForce GTX 670 gute und jederzeit gangbare Angebote, wovon jedes seine Berechtigung hat: Die GeForce GTX 680 ist diese Karte, wenn es um die bestmögliche Performance einer SingleChip-Lösung geht – und wird derzeit auch noch nicht durch die eigentlich schnellere Radeon HD 7970 "GHz Edition" behindert, welche zwar schon im Juli vorgestellt wurde, bislang aber noch nicht lieferbar ist. Die reguläre Radeon HD 7970 ist dagegen die Karte der Wahl, wenn man auf die Performance unter höheren Auflösungen & Settings schaut, wo sie ihre Stärken hat – und die GeForce GTX 670 glänzt durch ihr gutes Performance/Preisverhältnis gegenüber der GeForce GTX 680, gegenüber welcher sie doch um gleich 100 Euro günstiger zu haben ist.
  • Im unteren HighEnd-Bereich bei Preisen von 260 bis 340 Euro findet nach der neuen Preissituation nur noch der Zweikampf Radeon HD 7950 gegen GeForce GTX 660 Ti statt – welchen die nVidia-Grafikkarte trotz guter Ansätze knapp verliert. Die Radeon HD 7950 bietet inzwischen einfach den bessere Preispunkt samt einer besseren Performance unter höheren Auflösungen & Settings. Wenn dann auch noch die Radeon HD 7950 "Boost Edition" zu gleichen Preisen auf den Markt kommen sollte, würde die GeForce GTX 660 Ti sogar unter dem Standard-Benchmarksetting von 1920x1080 4xAA geschlagen sein. Die ebenfalls in diesem Preisbereich befindliche GeForce GTX 580 ist dagegen klar geschlagen und aufgrund der neuen Angebote generell nicht mehr empfehlenswert.
  • Im oberen Performance-Bereich bei Preisen von 165 bis 260 Euro gibt es nach der neuen Preissituation eine Wachablösung: War hier bisher die Radeon HD 6950 2GB führend, geht dieser Stab nun weiter an die 28nm-Angebote Radeon HD 7850 und Radeon HD 7870. Beide sind gleichermaßen gut gangbar, wobei bei der Radeon HD 7850 auch noch die Sparoption auf nur 1 GB Speicher existiert. Jene Option kann man ziehen, sofern man sicher nicht über 1920x1200 4xAA hinausgehen will – andererseits dürften die ca. 15 Euro Minderpreis in den meisten Fällen nicht attraktiv genug sein. Die anderen Karten dieses Preisbereichs sind durch die neue Preissitation nunmehr klar geschlagen, egal ob von AMD oder nVidia stammend.
  • Im unteren Performance-Bereich bei Preisen von 110 bis 160 Euro sind nach wie vor die Radeon HD 6850 und Radeon HD 6870 die Karten mit den besten Performance/Preis-Verhältnissen – der stark gestiegene Preis der GeForce GTX 560 nimmt diese nVidia-Karte dagegen etwas aus der Rechnung. Allerdings ist der Abstand der beiden vorgenannten AMD-Grafikkarten zum Rest des Feldes nicht mehr so groß wie jener einstmals mal war – auch hier bedingt durch leicht höhere Preise, welches zusammen mit dem knapper werdenen Angebot auf das baldige Auslaufen dieser Karten hinweist. Radeon HD 7770, GeForce GTX 560 und GeForce GTX 560 SE sind zwar geschlagen, aber dennoch gangbare Modelle – während die Radeon HD 6790 beim Performance/Preis-Verhältnis zu stark zurückhängt, um empfehlenswert zu sein.
  • Im oberen Mainstream-Bereich bei Preisen von 75 bis 110 Euro sehen wir Radeon HD 6770 und Radeon HD 7750 vor den anderen Lösungen: Bei gleichem Preispunkt ist die Radeon HD 6770 zwar etwas schneller, die Radeon HD 7750 hat dafür den klar niedrigeren Verbrauch samt dem Neuheitswert. Die Radeon HD 6750 GDDR5 ist ebenfalls noch eine gute Lösung, während die Radeon HD 6750 DDR3 einen deutlich zu geringen Preisabschlag für die Benutzung des klar langsameren DDR3-Speicher bietet. GeForce GTS 450 und GeForce GTX 550 Ti wissen dagegen nicht zu überzeugen – die Karten haben zwar keinen großen Rückstand beim Performance/Preis-Verhältnis, verbrauchen aber deutlich zu viel Strom für ihre Performance. Völlig außer jeder Diskussion ist die GeForce GT 640 – die Karte ist nach wie vor viel zu teuer für ihre recht schwache Performance.
  • Im unteren Mainstream-Bereich bei Preisen von 40 bis 70 Euro kann man aus Sicht der Performance die Radeon HD 6670 GDDR5 empfehlen, aus Sicht des günstigmöglichen Preises (bei immer noch guter Performance) die Radeon HD 6570 DDR3. Die dazwischen befindliche Radeon HD 6670 DDR3 ist ebenfalls ein vernünftiges Angebot, während GeForce GT 430 und 630 beim Performance/Preis-Verhältnis überaus klar geschlagen werden.

Für die nächste Zeit sind dann einige kräftige neue Impulse im Grafikkarten-Markt zu erwarten: Von nVidia werden für den 6. September GeForce GTS 650 und GeForce GTX 660 erwartet, im Oktober folgt dann die GeForce GTX 650 Ti nach. Bei AMD soll die Radeon HD 7990 wohl im September erscheinen, während Radeon HD 7830 und Radeon HD 7930 noch keine konkreten Termine haben. Vor allem aber dürften in nächster Zeit seitens AMD die Radeon HD 7750 "900 MHz Edition", die Radeon HD 7950 "Boost Edition" sowie die Radeon HD 7970 "GHz Edition" lieferbar werden. Mit ein wenig Glück ist das 28nm-Portfolio beider Grafikchip-Entwickler ab November endlich einmal vollzählig – wobei dann durchaus die im Jahr 2013 zu erwartenden 28nm-Refreshchips (AMD Sea Islands & nVidia Kepler-Refresh) langsam an Interesse gewinnen könnten.

Vor allem aber werden die nächsten Monate höchstwahrscheinlich ein Auslaufen von großen Teilen des derzeit noch angebotenen 40nm-Portfolios sehen. Die noch vorhandenen lieferbaren Angebote zu den 40nm-Karten GeForce GTX 580, Radeon HD 6970, GeForce GTX 560 Ti "448 Cores", Radeon HD 6790, Radeon HD 6850, Radeon HD 6770 und Radeon HD 6750 haben schon stark abgenommen, hier deutet sich ein Auslaufen schon in den nächsten Wochen an. Andere 40nm-Modelle werden vielleicht noch etwas länger überleben – insbesondere im unteren Mainstream-Bereich, da es dort keine 28nm-Alternativen gibt bzw. auch nicht entsprechendes in der Pipeline ist. So wie es ausschaut, sind die noch vorhandenen 40nm-Modelle auch gut abverkauft worden, besteht also kaum eine Chance auf Abverkaufsaktionen mit abgesenkten Preisen. Aber vielleicht kann sich nach dem Auslaufen des 40nm-Portfolios endlich ein intensiverer Preiskampf der 28nm-Modelle entwickeln – denn deren Preise sind nach wie vor recht hoch angesichts des eher mäßigen Performance-Gewinns dieser ersten 28nm-Generation.

Keine extra Aufstellung gibt es bei diesem Grafikkarten-Marktüberblick für die Grafikkarten ab 2 GB Grafikkartenspeicher. Da inzwischen die Standard-Speicherbestückung beider Grafikchip-Entwickler bei deren HighEnd-Modellen auf mindestens 2 GB gestiegen ist, lohnt diese extra Disziplin nicht mehr – denn bei Bedarf kann man sich somit aus dem vorhandenen Standard-Angebot bedienen und muß keine Preisaufschläge für höhere Speicherbestückungen mehr ausgeben. Eine extra Auflistung für noch höhere Speicherbestückungen lohnt dagegen noch nicht, da im Normalfall mehr als 2 GB Grafikkartenspeicher nicht benötigt werden. Eine extra Auflistung für Grafikkarten mit nur 512 MB Speicher kann genauso entfallen – einmal abgesehen davon, daß diese zumeist keinen wirklich besseren Preis bieten und auch heutzutage kaum noch zu empfehlen sind, gibt es inzwischen viel zu wenige dieser Angebote, hat sich 1 GB Speicher als Mindestgröße klar durchgesetzt.

Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kummuliert als bessere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die Ergebnisse aller Grafikkarten jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Karten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs.

Die allermeisten der derzeit angebotenene Grafikkarten haben ein gangbares Performance/Preis-Verhältnis, vor allem aber sind die großen Unterschiede der Vergangenheit entschwunden. Übrig geblieben sind nur ein paar negative Ausreißer (nVidias Mainstream-Modelle sowie die GeForce GTX 690), die großen positiven Ausreißer fehlen allerdings in diesem Marktüberblick. Auffallend ist allerdings, daß die beim Performance/Preis-Verhältnis führenden Modelle fast ausschließlich von AMD stammen – es gibt inzwischen ganze neun AMD-Karten mit einem Performance/Preis-Verhältnis von 1,20 oder besser – während sich nur eine nVidia-Grafikkarte (GeForce GTX 560) in dieser Kategorie einreiht.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Karten. Hierbei sollten normalerweise alle 40nm-Karten vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage dann immer etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz üblicherweise merkbar zurück. Die 28nm-Angebote sollten in dieser Frage natürlich durchgehend in einer eigenen Liga spielen.

Und dies zeigt sich dann auch überdeutlich selbst bei den HighEnd-Angeboten: Die 28nm-Beschleuniger liegen überall mit Abstand in Front gegenüber ihren jeweiligen 40nm-Kontrahenten, wobei wiederum die Radeon HD 7750 das beste Performance/Spieleverbrauchs-Verhältnis aufzeigt. Bemerkenswert sind allerdings die exzellenten Performance/Spieleverbrauchs-Werte aller GK104-basierten Grafikkarten – für den HighEnd-Bereich sind solcherart hochklassige Werte eigentlich eher untypisch. Im Bereich der reinen 40nm-Beschleuniger regiert ebenfalls AMD mit durchgängig guten Lösungen, während nVidias 40nm-Beschleuniger im Performance- und HighEnd-Segment in dieser Frage durchaus mithalten können, nVidia allerdings keinerlei energieeffiziente 40nm-Lösungen im Mainstream-Bereich zu bieten hat.