Launch-Analyse: AMD Kaveri (Seite 3)

Donnerstag, 16. Januar 2014
 / von Leonidas
 

Die iGPU-Benchmarks sehen AMD-typisch exzellent aus: Erneut wird die HD Graphics 4600 der Core i3 Prozessoren deutlich überrannt, im Schnitt der Messungen liegt ein Kaveri-basierter A10-7850K hier satte 93,8% vor einem Haswell-basierten Core i3-4330. Allerdings ergibt dieser hohe Vorsprung weniger durch Kaveri selber, da schon der Richland-basierte A10-6800K um immerhin 73,7% vor dem Haswell-basierten Core i3-4330 herauskommt. Zwischen Richland und Kaveri ergibt sich damit auf der iGPU ein eher schmaler Performance-Gewinn von nur 11,9% – dies liegt im Feld des Rohleistungsgewinns der iGPU von 13,7%, ist aber angesichts der großen Anstrengungen und des hohen Transistoren-Budgets, welches AMD für die iGPU angesetzt hat, dennoch enttäuschend.

iGPU Spiele-Performance
A8-7600 (45W) A8-7600 (65W) A10-7850K A10-6800K Core i3-4330
Technik 384 SE @ 654/720 MHz, 45W TDP 384 SE @ 654/720 MHz, 65W TDP 512 SE @ 654/720 MHz, 95W TDP 384 SE @ ≤844 MHz, 100W TDP 20 AE @ 350/1150 MHz, 54W TDP
PC Games Hardware - - 100% 95,4% 53,2%
TweakPC - - 100% 78,7% 53,1%
ComputerBase 82,8% 92,6% 100% 94,7% 55,8%
Tom's Hardware - 94,2% 100% 89,8% 47,9%
AnandTech 84,6% 92,0% 100% 87,8% 46,8%
Hardware Cancucks 84,7% 88,8% 100% 90,5% 50,8%
Hardware.fr - - 100% 90,9% 54,9%
Anmerkungen: Bei TweakPC wurde ein Core i3-4340 (3.6 GHz) anstatt des Core i3-4330 (3.5 GHz) getestet. Bei Hardware.fr wurde ein Core i3-4130 (3.4 GHz) anstatt des Core i3-4330 (3.5 GHz) getestet. In beiden Fällen ergibt dies jedoch keinen Unterschied bei der verbauten Grafiklösung und deren Taktraten.

Primär wird die Kaveri-iGPU hier in der Tat durch deren geringe Speicherbandbreite limitiert, wie die hierzu vorliegenden Benchmarks aufzeigen. Schon mit DDR3/2400 geht es sofort um 5-8% nach oben, obwohl dieser Speichertakt nur um 12,5% höher liegt. Mit niedrigeren Speichersorten als DDR3/2133 verliert die Kaveri-iGPU dagegen merklich an Leistung, unterhalb von DDR3/1866 skaliert das ganze sogar 1:1 (oder noch stärker!) mit dem Speichertakt nach unten. Vor OEM-Systemen mit Kaveri-APU und DDR3/1600-Speicher wäre also deutlich zu warnen, dann verliert die AMD-iGPU ihren Leistungsvorsprung vor Intel. Schnellerer Speicher ist dagegen prinzipiell von Vorteil, wobei dies beim Mainstream-Charakter von Kaveri natürlich immer auch eine Preisfrage ist.

Bemerkenswert ist daneben die hohe iGPU-Performance der abgespeckten A8-7600 Modelle, welche mit nur 384 Shader-Einheiten (auf gleichen Taktraten) immerhin nur 75% der Rohperformance des Kaveri-Spitzenmodells A10-7850K aufweisen. Im Schnitt der Messungen kommt der A8-7600 (45W) damit auf immerhin 84,0% der iGPU-Performance des A10-7850K, beim A8-7600 (65W) sind es 91,9%. Vor allem gegenüber dem Haswell-basierten Core i3-4330 sieht dieser Vergleich richtig gut aus: Der Kaveri-basierte A8-7600 (45W) erzielt satte 62,2% mehr iGPU-Performance als jener Intel-Zweikerner. Dies kann im richtigen Anwendungsfeld den grob 20%igen Nachteil bei der CPU-Performance problemlos aufwiegen.

Das Thema Prozessoren-Vergleiche ist in jedem Fall vielschichtiger als Grafikkarten-Vergleiche, wo sich am Ende alles auf einen einzelnen Performance-Index herunterbrechen läßt. Bei CPUs wird gern und vielfältig mit verschiedenen Architekturen, unter verschiedenen Gesichtspunkten (gleicher Preis oder/und gleicher Stromverbrauch) und am Ende auch noch unter verschiedenen Performance-Disziplinen (Anwendungs-Performance, Spieleunterstützungs-Performance, iGPU-Performance) verglichen. Um hier im Dschungel der Zahlen und Kommentierungen besser den Überblick zu behalten, wollen wir das Thema einer abschließenden Betrachtung dreigeteilt angehen:

Vergleich Spitzenmodelle Kaveri vs. Richland
A10-7850K A10-6800K
Technik 4C @ 3.7/4.0 GHz, 512 SE @ 654/720 MHz, DDR3/2133, 95W TDP 4C @ 4.1/4.4 GHz, 384 SE @ ≤844 MHz, DDR3/2133, 100W TDP
Preislage Listenpreis 173$, Straßenpreis ~155€ Listenpreis 142$, Straßenpreis ~120€
Idle/Last-Verbrauch (übliches System) ~40W/110W ~40W/120W
CPU Anwendungs-Performance 100% -0,4%
CPU Spieleunterstützungs-Performance 100% +0,2%
iGPU Spiele-Performance 100% -10,6%
(Kaveri 11,9% schneller)

Im Vergleich der Desktop-Spitzenmodelle zwischen Richland- und Kaveri-Architektur bewegt sich nur bei der Last-Leistungsaufnahme sowie der iGPU-Performance etwas – und dort auch nur vergleichsweise wenig. Für eine rundherum neue Architektur ist dies ziemlich wenig, vor allem da AMD im Vorfeld deutlich mehr versprochen hatte. Den höheren Preis, welchen AMD für den Kaveri-basierten A10-7850K gegenüber dem Richland-basierten A10-6800K verlangt, rechtfertigt sich in diesem preissensitivem Marktsegment derzeit überhaupt nicht. Vor allem diejenigen, welche sich von Kaveri bedeutsame Performance-Durchbrüche erwartet haben, dürften doch zu Recht enttäuscht sein.

Vergleich Spitzenmodelle Kaveri vs. Haswell-Zweikerner
A10-7850K Core i3-4340
Technik 4C @ 3.7/4.0 GHz, 512 SE @ 654/720 MHz, DDR3/2133, 95W TDP 2C + HT @ 3.6 GHz, 20 AE @ 350/1150 MHz, DDR3/1600, 54W TDP
Preislage Listenpreis 173$, Straßenpreis ~155€ Listenpreis 149$, Straßenpreis ~135€
Idle/Last-Verbrauch (übliches System) ~40W/110W ~35W/75W
CPU Anwendungs-Performance 100% +7%
CPU Spieleunterstützungs-Performance 100% +42%
iGPU Spiele-Performance 100% -48,4%
(Kaveri 93,8% schneller)

Der Vergleich mit dem Zweikern-Spitzenmodell von Haswell in Form des Core i3-4340 ist bei der Performance sehr zweischneidig: Der Hasell-Prozessor liegt bei der Anwendungs-Performance etwas vor dem Kaveri-Prozessor, bei der Spieleunterstützungs-Performance dagegen sehr deutlich. Die iGPU-Performance geht dagegen mit sehr erheblichem Vorsprung (nahezu Performance-Verdopplung) an den Kaveri-Prozessor. Hier kommt es entscheidend darauf an, für welchen Zweck man den Prozessor benötigt – wobei Kaveri eigentlich nur bei klarer Spieleneigung wirklich gut aussieht. Für den allgemeinen Einsatz erscheint der Intel-Angebot auch aufgrund des etwas günstigeren Preispunkts sowie des klar besseren Stromverbrauchs als runder.

Vergleich Kaveri vs. Haswell auf gleichem Stromverbrauch & Preis
A8-7600 (45W) Core i3-4130
Technik 4C @ 3.1/3.3 GHz, 384 SE @ 654/720 MHz, DDR3/2133, 45W TDP 2C + HT @ 3.4 GHz, 20 AE @ 350/1150 MHz, DDR3/1600, 54W TDP
Preislage Listenpreis 119$, Straßenpreis geschätzt ~106€ Listenpreis 122$, Straßenpreis ~100€
Idle/Last-Verbrauch (übliches System) ~40W/80W ~35W/75W
CPU Anwendungs-Performance 100% +18%
CPU Spieleunterstützungs-Performance 100% +52%
iGPU Spiele-Performance 100% -37,8%
(Kaveri 62,2% schneller)

Beim Vergleich auf gleichem bzw. ähnlichem Stromverbrauch und Preis treten dann für Kaveri der A8-7800 (45W) sowie für Haswell der Core i3-4130 an. Während jedoch das Intel-Modell einfach nur 200 MHz niedriger getaktet ist als der Core i3-4340 (eine kleine Abspeckung beim Level3-Cache kommt noch hinzu), muß das AMD-Modell doch deutliche Abspeckungen bei der CPU-Taktrate sowie den aktiven Shader-Einheiten der iGPU verkraften. Deswegen steigt der Performance-Vorsprung von Intel bei der Anwendungs-Performance auf nunmehr beachtenswerte 18% an, bei der (für diese Prozessoren allerdings nicht besonders maßgeblichen) Spieleunterstützungs-Performance sind es sogar 52% mehr zugunsten von Intel.

Gleichzeitig sinkt der Abstand bei der iGPU-Performance: Bei den jeweiligen Spitzenmodellen liegt AMD um 93,8% vorn, in diesem Vergleich bei ähnlichem Stromverbrauch & Preis sind es dann noch 62,2%. Dies ist immer noch sehr deutlich zugunsten des Kaveri-Modells – und wie gesagt spielen in diesem Vergleich die Nebenpunkte Stromverbrauch und Preis nicht mehr mit hinein, da durch die Modell-Wahl schon austariert. Der Hardware-Käufer oder Gerätehersteller tauscht also 18% mehr Anwendungs-Performance bei Intel gegen 62% mehr iGPU-Performance bei AMD – ein für mit diesen Prozessoren erstellte Systeme eigentlich sinnvoller Tausch, da bei der Anwendungs-Performance im Mainstream-Markt nirgendwo mehr der Schuh drückt, Gaming-Performance dagegen eine der klaren Schwächen heutiger Mainstream-PCs darstellt.

Trotzdem wird es für die Einkäufer bei den Geräteherstellern nicht einfach werden, eine Kaufempfehlung pro AMD in der Chefetage durchzubekommen: Zum einen fürchtet man einen sichtbaren Nachteil bei CPU-Benchmarks, welche üblicherweise als allgemeingültiger betrachtet werden gegenüber den oftmals außerhalb von Technik-Kreisen verpönten Spiele-Benchmarks – und zum anderen hat Intel einfach noch die (dramatisch) viel größere Marktmacht, welche man seitens Chefetagen ungern verärgert. Manch ein Gerätehersteller dürfte die guten AMD-Angeboten zudem in erster Linie dazu benutzen, bei Intel bessere Preise oder sonstwie bessere Konditionen (sehr beliebt sind "Marketing-Zuschüsse") herauszuholen – nicht aber um APUs bei AMD zu ordern.

Andererseits ist die Realität auch, daß die gleiche CPU-Performance eben nicht dann geboten wird, wenn der gleiche Stromverbrauch angesetzt wird. Die 7% Differenz bei der Anwendungs-Performance zwischen den Spitzenmodellen sind negierbar, die 18% Differenz zwischen den beim Stromverbrauch ähnlichen Modellen dann eben nicht mehr. Daß AMD es immer noch nicht geschafft hat, seinen APUs mal richtig mehr CPU-Performance mitzugeben, wirkt sich an dieser Stelle nach wie vor entscheidend negativ aus – denn würde AMD hier nicht patzen, gäbe es keinen Grund auch für störrige OEM-Einkäufer, nicht generell auf AMD zu setzen.

So aber liegt weiterhin viel Überzeugungsarbeit vor AMD – weiterhin muß man OEMs und PC-Käufer davon überzeugen, bei AMDs APUs etwas weniger CPU-Performance gegen viel mehr iGPU-Performance einzutauschen. Da diese Überzeugungsarbeit bisher schon nicht viel gefruchtet hat, dürfte es auch Kaveri wieder schwer im Markt haben. Der große Run der Endkunden ist keinesfalls zu erwarten, dafür hätte man ein an allen Ecken überzeugendes Produkt bieten müssen – nicht eines, welches nur in Teildiziplinen wirklich gut ist. Und die Gerätehersteller sind üblicherweise schwer und nur eher langfristig zu überzeugen – daß AMD die Mobile-Modelle von Kaveri auf einen unbekannten Termin später im Jahr gelegt hat, dürfte hier auch nicht gerade weiterhelfen.

Viel gewonnen hat AMD mit Kaveri derzeit also nicht, die grundsätzliche Situation ist trotz gewisser Verbesserungen nach wie vor schwierig. Dies ist am Ende ein eher maues Urteil, verglichen vor allem mit der gewissen bis größeren Begeisterung zu den Launches von Llano und Trinity. Seinerzeit konnte man allerdings mangels Erfahrungswerten noch darauf hoffen, daß AMD mit seinen APUs auf einen grünen Zweig kommt. Dies ist nunmehr klar offensichtlich nicht eingetreten – womit alle neuen Versuche von AMD auch daran zu bewerten sind, ob es AMD gelingt, die identifizierten Schwachstellen anzugehen. Und bei Kaveri ist dies – trotz daß die APU besser ist als Richland – nur teilweise gelungen. Der Effekt der Kaveri-Verbesserungen ist aber wahrscheinlich zu gering, um einen entscheidenden Marktumschwung zugunsten von AMD zu erreichen.