Launch-Analyse: AMD Radeon R7 240, 250 & 260X, R9 270X & 280X (Seite 3)

Dienstag, 8. Oktober 2013
 / von Leonidas
 

Die Radeon R7 250 basiert auf dem Oland-Chip in dessen Vollausbau und bringt Taktraten von ≤1050/2400 MHz daher. Vom Chip her entspricht die neue Karte der Radeon HD 7730 – wobei jene derzeit auf Basis eines abgespeckten Cape-Verde-Chips ausgeliefert wird, aber diese Abspeckung entspricht exakt dem Oland-Chip mit 384 Shader-Einheiten an einem 128 Bit DDR Speicherinterface. Allerdings weichen die Taktraten beider Karten deutlich voneinander ab, da die Radeon HD 7730 nur mit 800/2250 MHz taktet. Beide Karten werden mit 1 GB GDDR5-Speicher zum genannten Speichertakt sowie mit 1 oder 2 GB DDR3-Speicher angeboten, welcher üblicherweise mit 900 MHz taktet (Nepp-Angebote mit noch niedrigem Speichertakt sind wie üblich nicht auszuschließen).

Die Radeon R7 240 basiert ebenfalls auf dem Oland-Chip, verfügt allerdings nur 320 von dessen maximal 384 Shader-Einheiten. Zudem liegen die Taktraten mit ≤780/2400 MHz für die Variante mit GDDR5-Speicher erheblich niedriger als bei der Radeon R7 250. Die Taktraten sind zwar ähnlich zur Radeon HD 7730 (800/2250 MHz), aufgrund der geringeren Anzahl der Shader-Einheiten wird die Radeon R7 240 jedoch langsamer als diese herauskommen. Auch bei der Radeon R7 240 werden wieder Karten mit 1 GB GDDR5-Speicher sowie hinzu weitere Karten mit 1 oder 2 GB DDR3-Speicher auf üblicherweise 900 MHz Speichertakt angeboten.

Dato liegen noch keinerlei Tests zu Radeon R7 240 & 250 vor, obwohl jene offiziell vorgestellt wurden und in den nächsten Tagen verfügbar werden sollten. Die Performance von Radeon R7 240 & 250 läßt sich daher derzeit nur grob schätzen, basierend auf den bekannten Performance-Werten der ähnlichen Radeon HD 7730. Danach ist für die Radeon R7 250 GDDR5 aufgrund deren hoher Takraten eine Performance fast wie bei der Radeon HD 7750 GDDR5 (110%) zu erwarten, bei einem prognostizierten Performance-Index von 105-110%. Der Kontrahent auf nVidia-Seite wäre damit die GeForce GTX 650 (115%), welche aber vermutlich weiterhin etwas schneller als jene Radeon R7 250 GDDR5 bleibt.

Die drei anderen Varianten dürften hingegen das Performance-Feld der Radeon HD 7730 von 70-80% (je nach Speicherbestückung) nicht verlassen bzw. in der DDR3-Variante der Radeon R7 240 sogar eher nach unten hin unterbieten. Hierbei handelt es sich um klare LowCost-Beschleuniger, deren Performance heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist und welche unter aktuellen Spieletiteln schon mit abgesenkten Optionen ausgemessen werden müssen, um irgendwie noch auf vernünftige Frameraten zu kommen. Diese drei Grafikkarten (Radeon R7 240 DDR3 & GDDR5, Radeon R7 250 DDR3) sind nur für spezielle Anwendungszwecke wie platzbeschränkte HTPC oder ähnliches interessant, fallen jedoch nicht unter das Siegel "Gamer-Grafikkarten".

Radeon HD 7750 Radeon R7 250 GeForce GTX 650
Chipbasis AMD Cape Verde, 1,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf 123mm² Chipfäche AMD Oland, ~1 Mrd. Transistoren in 28nm auf ~100mm² Chipfläche nVidia GK107, 1,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 118mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.0, DirectX 11.2a & Mantle Kepler, DirectX 11.0
Technik 1 Raster-Engine, 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 1 Raster-Engine, 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Interface 1 Raster-Engine, 384 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten DDR3: 800/900 MHz
GDDR5: 800/2250 MHz
DDR3: ≤1050/900 MHz
GDDR5: ≤1050/2400 MHz
1058/2500 MHz
Speicher 1/2 GB DDR3
1/2 GB GDDR5
1/2 GB DDR3
1 GB GDDR5
1/2 GB GDDR5
Bauform SingleSlot Single/DualSlot Single/DualSlot
Kartenlänge 17cm ? 15cm
Stromstecker keine keine 1x 6pol.
TDP 75W 65W 64W
Perf.Index DDR3: ~70%
GDDR5: 115%
DDR3: ~70%
GDDR5: 105-110%
115%
Listenpreis 109$ 89$ 109$
Straßenpreis DDR3: 65-75€
GDDR5: 70-80€
erwartet für 70-80€ 80-90€
Launch 15. Februar 2012 8. Oktober 2013 13. September 2012
Radeon HD 7730 Radeon R7 240 GeForce GT 640 Rev.1 GeForce GT 640 Rev.2
Chipbasis AMD Cape Verde, 1,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf 123mm² Chipfäche AMD Oland, ~1 Mrd. Transistoren in 28nm auf ~100mm² Chipfläche nVidia GK107, 1,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 118mm² Chipfläche nVidia GK208, 1,x Mrd. Transistoren in 28nm auf ~90mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.0, DirectX 11.2a & Mantle Kepler, DirectX 11.0
Technik 1 Raster-Engine, 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Interface 1 Raster-Engine, 320 Shader-Einheiten, 20 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Interface 1 Raster-Engine, 384 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 1 Raster-Engine, 384 Shader-Einheiten, 32 TMUs (?), 8 ROPs, 64 Bit DDR Interface
Taktraten DDR3: 800/900 MHz
GDDR5: 800/2250 MHz
DDR3: ≤780/900 MHz
GDDR5: ≤780/2400 MHz
900/900 MHz 1046/2500 MHz
Speicher 1/2 GB DDR3
1 GB GDDR5
1/2 GB DDR3
1 GB GDDR5
1/2 GB DDR3 1/2 GB GDDR5
Bauform Single/DualSlot Single/DualSlot SingleSlot SingleSlot
Kartenlänge 17cm ? 14,5cm 15cm
Stromstecker keine keine keine keine
TDP 55W 30W 65W 49W
Perf.Index DDR3: ~70%
GDDR5: 80%
DDR3: ~60%
GDDR5: ~70%
75% ~85%
Listenpreis ? ? ? ?
Straßenpreis DDR3: 55-65€
GDDR5: 65-75€
erwartet für 60-70€ 65-75€ 70-80€
Launch Juli 2013 8. Oktober 2013 Juni 2012 Sommer 2013

Zudem steht zu befürchten, daß AMD bei Radeon R7 240 & 250 – recht typisch für das Mainstream- und LowCost-Segment – anfänglich keine attraktiven Preispunkt macht, sprich daß die neuen Karten anfänglich teurer sind als ältere, gleich schnelle Lösungen. Dieses Problem löst sich in aller Regel erst mit der Zeit auf. Interessant ist aber sowieso nur die Radeon R7 250 GDDR5, welche es allerdings zu ihrem Listenpreis schwer haben wird, die jetzt schon besser bzw. gleich gut liegenden Preispunkte der Radeon HD 7750 GDDR5 sowie der GeForce GTX 650 anzugreifen.

AMD hat mit dem heutigen Tag in Form eines Fünffach-Launches mit zudem gleich drei benchbaren Grafikkarten (deren Einzelwerte wir uns gespart haben vorstehend auszubreiten) sein komplettes Grafikkarten-Portfolio umgekrempelt und damit der Hardware-Szene viel Stoff zum Lesen und Verarbeiten gegeben – und möglicheweise sogar zu viel für einen Tag. Wahrscheinlich werden die nächsten Tage noch diverse Nacharbeiten und Feinjustizierungen bringen. Zudem müssen sich vor einer ganz endgültigen Bewertung auch erst einmal Straßenpreise zu den neuen Grafikkarten herausbilden – welche es allerdings erst zum Wochenende geben wird, da AMD den ganzen Schwung an neuen Grafikkarten erst zum 11. Oktober ausgeliefert sehen will. Offen bleibt derzeit auch, in welcher Form AMD seine Never-Settle-Bundles mit den neuen Grafikkarten weiterführt, was für eine solide Preis/Leistungs-Bewertung ein sicherlich relevanter Punkt ist.

Damit ist derzeit erst einmal nur eine grobe Bewertung der neuen Lage am Grafikkarten-Markt möglich: Bei den Top-Modellen sieht die Volcanic-Islands-Generation jedenfalls schon einmal recht gut aus, dort bieten Radeon R9 270X und 280X durchaus bessere Preis/Leistungs-Verhältnisse und damit interessante, kaufbare Grafikkarten an. Die Radeon R7 260X schwebt dagegen ein wenig zwischen den Welten und will nicht wirklich gefallen, hier fehlt auch ein wirklich überzeugender Preispunkt. Radeon R7 240 & 250 sind hingegen schlichter Ersatz des bisherigen Portfolios zu einer ähnlichen und teilweise sogar höheren Preislage, erzeugen also keinerlei Spannung.

AMDs Idee, mittels Volcanic-Islands überall die besseren Preis/Leistungs-Verhältnisse aufzubieten, funktioniert derzeit also nur bei Radeon R9 270X und 280X, aber nicht darunter. Aus Gamer-Sicht ist dies schon nahezu ausreichend, eine richtig bahnbrechende 100-Euro-Grafikkarte wäre zur Abrundung des durchaus guten Gesamteindrucks natürlich noch besser gewesen. Den eigentlichen Eindruck von Volcanic Islands gibt es dann wie bekannt in einer Woche, wenn AMD die eigentlichen Topmodelle Radeon R9 290 & 290X zu deren schon bekannten Spezifikationen vom Stapel läßt.