Launch-Analyse AMD Radeon R9 Fury X (Seite 3)

Donnerstag, 25. Juni 2015
 / von Leonidas
 

Zur Performance-Ermittlung der Radeon R9 Fury X im Vergleich zur GeForce GTX 980 Ti (gleichpreisig) und GeForce GTX Titan X (höherpreisig) standen eigentlich genügend Testberichte zur Verfügung – welche sich allerdings dann doch teilweise deutlich in ihrer Aussage unterschieden. Dabei war die Tendenz überall durchaus ähnlich – Radeon R9 Fury X nahe bei der GeForce GTX 980 Ti – aber da es (unter der 4K-Auflösung) einmal in diese Richtung und einmal in die andere Richtung ging, fielen die Urteile zur Performance dann eben auch einmal gegensätzlich aus. Mittels unserer Analyse der Performance-Werte von möglichst vielen Testberichten wollen wir daher versuchen, etwas Licht in den Dschungel dieser gegensätzlichen Bewertungen zu bringen:

1920x1080 4xMSAA/FXAA/SMAA 290X 390X FuryX 980 980Ti TitanX
TweakPC  (20 Tests) 79,6% 87,1% 100% 88,6% 106,5% -
ComputerBase  (18 Tests) - 85,8% 100% 88,5% 108,6% 110,9%
TechPowerUp  (22 Tests) 79% 87% 100% 95% 114% 118%
Hardware.info  (12 Tests) 80,8% 91,1% 100% 97,3% 117,5% 119,2%
2560x1440 4xMSAA/FXAA/SMAA 290X 390X FuryX 980 980Ti TitanX
PC Games Hardware  (14 Tests) - 82,5% 100% 89,7% 106,1% -
TweakPC  (20 Tests) 71,2% 80,5% 100% 79,1% 102,7% -
ComputerBase  (18 Tests) - 83,6% 100% 83,7% 105,7% 107,1%
Hardwareluxx  (8 Tests) 68,3% - 100% 74,7% 99,7% 101,2%
Tom's Hardware  (8 Tests) 74,0% - 100% 81,5% 101,6% 102,2%
Guru3D  (9 Tests) 72,0% 79,9% 100% 81,2% 105,6% 110,6%
Hardware Canucks  (12 Tests) 71,4% 80,3% 100% 80,1% 106,7% 109,3%
TechPowerUp  (22 Tests) 76% 84% 100% 87% 109% 113%
Hardware.fr  (13 Tests) 81,7% 87,0% 100% 87,0% 112,2% 113,9%
3840x2160 MSAA/FXAA/SMAA 290X 390X FuryX 980 980Ti TitanX
PC Games Hardware  (8 Tests) - 79,4% 100% 83,0% 100,8% -
TweakPC  (20 Tests) 69,8% 77,0% 100% 73,7% 98,5% -
ComputerBase  (18 Tests) - 79,3% 100% 77,1% 99,0% 100,0%
Hardwareluxx  (8 Tests) 67,4% - 100% 80,9% 98,9% 100,6%
Tom's Hardware  (8 Tests) 70,4% - 100% 76,6% 95,6% 98,6%
Guru3D  (9 Tests) 68,3% - 100% 76,9% 99,8% 106,4%
Hardware Canucks  (12 Tests) 69,3% 80,2% 100% 77,6% 103,1% 107,0%
TechPowerUp  (22 Tests) 73% 81% 100% 80% 102% 106%
Hardware.info  (12 Tests) 71,3% 82,1% 100% 78,7% 104,1% 106,6%
Hardware.fr  (13 Tests) 77,2% 83,5% 100% 78,7% 105,5% 107,1%

Dabei wird das Ergebnis den AMD-Anhängern sicherlich nicht gefallen – aber es ist eindeutig unter Betrachtung der vorliegenden Zahlen: AMD hat es bei der Radeon R9 Fury X nicht wirklich geschafft, eine gleichschnelle Grafikkarte gegenüber der GeForce GTX 980 Ti aufzulegen. Sicherlich ist die Performance beider gleichpreisigen Grafikkarte unter der 4K-Auflösung nahezu perfekt gleich – aber für diese Auflösung fehlt der AMD-Lösung einfach die passende Speicherausstattung, wären in dieser Situation immer die 6 GB der nVidia-Lösung vorzuziehen. Unter den niedrigeren Auflösungen 1920x1080 und 2560x1440 (sprich dort, wo die 4 GB der Karte ausreichend wären) verliert die Radeon R9 Fury X dagegen das Duell mit der GeForce GTX 980 Ti – grob gesehen um immerhin 10% unter 1920x1080 und um noch 5% unter 2560x1440.

Angesichts dessen, daß diese beiden Auflösungen derzeit noch (mit großer Mehrheit, ~91% in einer kürzlichen 3DCenter-Umfrage) weit üblicher als die 4K-Auflösung von 3840x2160 sind, kann kein anderes Urteil ergehen, als die Radeon R9 Fury X als insgesamt langsamer als die GeForce GTX 980 Ti einzuordnen. Dies drücken wir mittels des 3DCenter Performance-Index aus, in welchem wir die Radeon R9 Fury X auf 660% festsetzen – und damit bemerkbar hinter die GeForce GTX 980 Ti (Perf.Index 730%), wenigstens aber deutlich vor die GeForce GTX 980 (Perf.Index 600%). Einzig allein im separaten 3DCenter 4K Performance-Index kann die Radeon R9 Fury X halbwegs glänzen – dort erreicht sie mit 95% dieselbe Wertung wie die GeForce GTX 980 Ti und kann sich massiv von der GeForce GTX 980 (4K Perf.Index 75%) absetzen.

290X 390X FuryX 980 980Ti TitanX
1920x1080 4xMSAA/FXAA/SMAA 79,3% 87,5% 100% 91,4% 110,8% 114,0%
2560x1600 4xMSAA/FXAA/SMAA 73,0% 80,8% 100% 81,4% 104,8% 107,6%
3840x2160 MSAA/FXAA/SMAA 70,6% 78,2% 100% 77,9% 100,2% 103,8%
3DCenter Performance-Index 520% 570% 660% 600% 730% 760%
3DCenter 4K Performance-Index 70% 75% 95% 75% 95% 100%
Spiele-Stromverbrauch 276W ~290W 284W 174W 237W 240W
Straßenpreis 330-370€ 430-470€ erwartet für 700€ 480-520€ 680-730€ 1000-1100€

Sehr verwunderlich ist allerdings, wie wenig sich die Radeon R9 Fury X von den nächstschnelleren AMD-Grafikkarten absetzen kann: Unter 3840x2160 und 2560x1440 gibt es gerade einmal 24-28% Mehrperformance zur Radeon R9 390X, unter 1920x1080 sind es gar nur kümmerliche 14,3% Mehrperformance. Dies ist für den hohen betriebenen Silizium- und Technologieaufwand der Radeon R9 Fury X deutlich zu wenig, da hatte man doch mehr erwartet. Die Käufer einer Radeon R9 290X oder 390 können hier zu Recht fragen, wieso sie für für gut ein Viertel Mehrperformance das Doppelte hinlegen sollen. Dies würde sich vielleicht lohnen, wenn die Radeon R9 Fury X die große 4K-Grafikkarte wäre – aber dies kann sie prinzipbedingt wegen der dafür zu knappen Speichermenge nicht sein.

Auch nicht wirklich besser wird das Bild, wenn man zur Übertaktung der Radeon R9 Fury X schreitet: Obwohl vorab teilweise als Overclocking-Wunder betrachtet und auch mit einer Stromversorgung und Kühlsystem für eine Leistungsaufnahme von 500 Watt ausgerüstet (das Power-Limit der Karte ist um satte 50% erhöhbar, die Chip-Spannung derzeit allerdings nicht), kommt der Fiji-Chip nicht auf wirklich bessere Taktraten: Die Spannbreite der Overclocking-Ergebnisse reicht ausgehend vom default-Takt ≤1050/500 MHz nur von 1100 bis 1185 MHz Chiptakt – womit keine der vorliegenden Karten die 1200 MHz Chiptakt geknackt hat. Das durchschnittliche Overclocking-Ergebnis liegt derzeit bei nur 1139 MHz – dies sind gerade einmal 8,5% mehr Chiptakt, der Speicher läßt sich derzeit prinzipbedingt (regulär) nicht übertakten (was aufgrund der monströsen Speicherbandbreite eigentlich kein Problem sein sollte).

Herkunft OC-Takt Mehrperf.
PC Games Hardware AMD 1100/500 MHz  (+4,8%) -
PC Games Hardware Alternate 1150/500 MHz  (+9,5%) +4%  (1 Test)
ComputerBase AMD 1115/500 MHz  (+6,2%) +2,9%  (3 Tests)
ComputerBase Caseking 1130/500 MHz  (+7,6%) +4,0%  (3 Tests)
Golem AMD 1114/500 MHz  (+6,1%) -
Hardwareluxx AMD 1185/500 MHz  (+12,9%) +9,5%  (4 Tests)
Guru3D AMD 1125/500 MHz  (+7,1%) +5,7%  (3 Tests)
Hardware Canucks AMD 1160/500 MHz  (+10,5%) +5,1%  (3 Tests)
Hot Hardware AMD 1155/500 MHz  (+10,0%) +3,5%  (2 Tests)
PC Perspective AMD 1155/500 MHz  (+10,0%) -
TechPowerUp AMD 1150/500 MHz  (+9,5%) +5,1%  (1 Test)
Hardware.info AMD 1145/600 MHz  (+9,0%/+20,0%) -
Hardware.fr AMD 1125/500 MHz  (+7,1%) +6,2%  (1 Test)

Zu dieser nur arg durchschnittlichen Overclocking-Eignung gesellen sich einige merkwürdig niedrige Performancegewinne unter Übertaktung: Nicht bei allen, aber bei einer bemerkbaren Anzahl an Testberichten gewann die Radeon R9 Fury X grob nur die Hälfte (und teilweise weniger) an Performance gegenüber ihrer prozentualen Übertaktung hinzu. Ein gewisser Effizienzverlust bei Übertaktung ist zwar normal – nur die Hälfte dessen zu gewinnen, was man übertaktet, ist jedoch ein sehr großer Effizientverlust. An der Speicherbandbreite kann es kaum liegen, jene sollte ausreichend hoch für alle Operationen sein.

Man kann eher vermuten, daß der Fiji-Chip dann am Ende doch noch zu verschwenderisch mit seiner satten Rohleistung umgeht – seien es die nur 4 Raster-Engines oder die nur 64 Raster Operation Units (ROPs) – beide in der Anzahl unverändert zum Hawaii-Chip – welche hier möglicherweise limitieren. Unter Umständen sehen wir hier auch den Grund, weshalb die Radeon R9 Fury X bei ~45% mehr Rechenleistung und ~33% mehr Speicherbandbreite nur zwischen 14-28% auf die Radeon R9 390X oben drauf legt: Der Fiji-Chip ist auf den Taktraten der Radeon R9 Fury X wohl schon maßgeblich ineffizient, irgendwo gibt es scheinbar größere Limitationen im Chipdesign oder der GCN-Architektur. Wahrscheinlich kann man die Taktraten und damit die Leistungsaufnahme der Radeon R9 Fury X maßgeblich reduzieren, ohne dabei all zu viel an Performance zu verlieren – ein Umstand, welchen AMD bei der Radeon R9 Nano im dritten Quartal ausnutzen wird.

Für den Augenblick ist AMD mit der Radeon R9 Fury X dann aber doch zu kurz gesprungen – oder nVidia hat mit der GeForce GTX 980 Ti den extrem passenden Vorab-Konter gesetzt, je nachdem wie man es betrachten will. Im Vergleich beider preisgleicher Grafikkarten gibt es wenig Anwendungsfälle, wo es einen wirklichen Gleichstand gibt – die gleiche 4K-Performance wird durch die Problematik der knappen Speichermenge wieder entwertet. Dabei ist die Radeon R9 Fury X eine durchaus interessante Grafikkarte, insbesondere das Gesamtprodukt betrachtend. Doch als Kontrahent zur GeForce GTX 980 Ti taugt sie weniger – es ist eine Grafikkarte im Performance-Bereich zwischen GeForce GTX 980 & 980 Ti, welche (auch wegen der gleichen Speichermenge) eher denn zur GeForce GTX 980 hin tendiert.

Hätte AMD auch einen dementsprechenden Preis in der Mitte zwischen GeForce GTX 980 und 980 Ti angesetzt, nichts spräche gegen einen erfolgreichen Launch und eine Empfehlung pro der Radeon R9 Fury X. Mit einem Preispunkt auf der Höhe der GeForce GTX 980 Ti liegt die Radeon R9 Fury X jedoch falsch – passender als jene 649 Dollar wären eher so etwas wie 549 Dollar, und damit in preislicher Nähe zur GeForce GTX 980 (Perf.Index 600%, kürzlich reduzierter Listenpreis von 499$). Diesen Zweikampf könnte die Radeon R9 Fury X gewinnen – den aktuell angestrebten Zweikampf gegen die GeForce GTX 980 Ti verliert sie jedoch. Es bleibt zu hoffen, daß AMD hieran entweder mittels Treiberarbeit oder aber einem in Zukunft angepassten Preispunkt noch etwas ändern kann.