XP vs. Vista: Red Alert 3

Freitag, 19. Dezember 2008
 / von BlackBirdSR
 

XP vs. Vista: Red Alert 3

Aus den vorherigen Ergebnissen könnte man folgern, dass moderne Spiele und Engines diese Probleme gar nicht erst aufweisen. Comanche4 und UT2004 sind nun nicht gerade die jüngsten Titel, gleiches gilt für den 3DMark2001. Um diesen Artikel nicht als Nostalgie-Center zu beenden, schließen wir mit dem brandneuen Command & Conquer: Red Alert 3. Strategiespiele legen traditionell mehr Wert auf CPU-Leistung als viele Ego-Shooter dies tun. Sobald sich viele Einheiten über Wegfindung und Kollisionsabfrage streiten, Partikeleffekte den Bildschirm überdecken und die KI unermüdlich ihre Skripts überprüft, gehen selbst starke Rechner in die Knie.

Wir wollen zwei dieser stressigen Szenen mit Fraps insgesamt 30 Sekunden auf den Zahn fühlen, wobei nur die ersten Sekunden wirklich Action zeigen. Der Rest besteht aus Sound, vielen Einheiten, Wegfindung und Kollisionsabfrage. Den Anfang macht, wie immer, das AMD-System mit der Radeon HD 2900 XT. Als Auflösung haben wir uns für 1280x1024 entschieden, wobei weder Antialiasing noch anisotroper Filter zum Einsatz kommen. Alle Details stehen auf "High", Vsync wurde deaktiviert. Aber auch so läuft Red Alert 3 bei knapp 30 fps in einen gewollten Begrenzer.


Abbildung 15: Durchgehender Performanceverlust für Vista64 auf AMD-System

Gleich der erste Durchgang bescheinigt Vista64 eine derbe Schlappe. Der Einbruch im ersten Drittel ist hier viel ausgeprägter, so dass der Spieler definitiv einen Slowdown bemerkt. Im Spielverlauf sind solche Szenen häufig anzutreffen. XP64 fällt nicht ganz so tief und trifft kurz darauf auf den Begrenzer, welchen Vista64 gar nicht erst erreicht.

In Szene 2 geht es noch etwas härter zur Sache, so dass nun auch unter XP64 die CPU spürbar an ihre Grenzen gelangt:


Abbildung 16: Durchgehender Performanceverlust für Vista64 auf AMD-System

Ein ähnliches schlechtes Ergebnis für Vista64, wobei man hinzufügen muss, dass beide Verläufe schwer einbrechen und der Unterschied am kritischsten Punkt relativ gering ausfällt. Insgesamt dürfte und wird ein Spieler die Unterschiede zwischen den Betriebssystemen sehr wohl spüren. Aus purem Interesse können wir noch mögliche GPU-Limitierung entfernen und die CPU bei 1.2 GHz betreiben.


Abbildung 17: Ähnlicher Verlauf bei 1.2 GHz CPU-Takt, AMD-System

Die Unterschiede fallen naturgemäß etwas geringer aus, da die Frameraten nun recht niedrig angesetzt sind. Das vorläufige Ergebnis bleibt allerdings, dass schwächere CPUs unter Vista64 ordentlich schwitzen müssen. Dies schreit nahezu nach einem Vergleich mit nur einem Kern, den wir an dieser Stelle auch gern antreten wollen.


Abbildung 18: Vergleich für Single-Core, AMD-System

Vista64 rutscht mit einem Kern endgültig in einen Performancebereich, in dem wenig Spaß aufkommen will. Ein Reduzieren der Detailstufe ist unabwendbar. XP64 kann sich dagegen behaupten und liefert einen etwas zähen, aber vertretbaren Spielfluss.

Nun haben wir in Beispielen zuvor bereits bemerkt, dass XP64 anscheinend größeren Nutzen aus einem zusätzlichen Kern ziehen kann. Inwiefern dies unter Red Alert 3 der Fall ist, wollten wir mit einem weiteren Diagramm überprüfen. Das Resultat wirft kein gutes Licht auf Vista64.


Abbildung 19: Vergleich XP64 Single-Core vs. Vista64 Dual-Core, AMD-System

Demnach reicht XP64 ein einzelner Kern, um mit dem Zweikern-K8 in Vista64 gleich zu ziehen. Zwar gewinnt auch Vista durch DualCore, jedoch bei weitem nicht vergleichbar viel. Der Umstieg auf eine DualCore-CPU mit ähnlicher Taktrate und Vista64 dazu würde sich in diesem Spiel als völlige Geldverschwendung herausstellen. Überhaupt liegt Vista in jeder denkbaren Konstellation weit zurück und beeinträchtigt das Spielgefühl erheblich.

Im nächsten Schritt wollten wir daher wissen, wie sich Red Alert 3 und Vista bei einer weitaus schnelleren CPU verhalten. Das Intel/nVidia-System durchläuft die gleichen Benchmarks und beschert uns gleich die nächste Überraschung.


Abbildung 20: Identische Performance für alle Betriebsysteme auf Intel-System
Performance insgesamt niederiger im Vergleich zum AMD-System

Abbildung 21: Identische Performance für alle Betriebsysteme auf Intel-System
Performance insgesamt niederiger im Vergleich zum AMD-System

Zwei Tatsachen fallen sofort auf: Zum einen sind die Unterschiede zwischen allen drei Testsystemen geradezu vernachlässigbar, zum anderen erreicht das Testsystem die 30-fps-Marke nicht. Am oberen Ende liegt man ein gutes Stück hinter dem K8 und der HD2900XT, am unteren Ende erreicht man nur minimale Vorteile. Ein kurzer Gegentest mit 800x600 Bildpunkten zeigt, das die 8800GTS hier tatsächlich ein Limit erreicht. Dabei kommen weder Bildverbesserungen, noch die maximale Detailstufe zum Einsatz. Ein Treiberwechsel brachte auch keine Besserung.


Abbildung 22: Identische Peformance für alle Betriebsysteme auf Intel-System
Performance in 800x600 endlich höher als AMD-System bei 1280x1024

Abbildung 23: Identische Peformance für alle Betriebsysteme auf Intel-System
Performance in 800x600 endlich höher als AMD-System bei 1280x1024

Bei 800x600 läuft zwar auch das Intel-System in den Frameratenbegrenzer, am Gleichstand zwischen XP64 und den beiden Vista-Versionen ändert dies aber nichts. Hinzu kommt ein weiteres Phänomen hinzu, das wir so nicht erwartet hätten. Um den Einfluss einer langsameren CPU zu simulieren und den Nutzen einer DualCore-CPU abzuschätzen, wird erneut ein Kern deaktiviert.


Abbildung 24: Kein Einbruch unter XP64 für Single-Core, Intel-System

Abbildung 25: Kein Einbruch unter Vista64 für Single-Core, Intel-System

Wir sind uns der einschläfernden Gefahr bewusst, die durch die Abbildung immer gleicher Diagramme entsteht. Allerdings lässt uns das Intel-System keine Wahl: Red Alert 3 läuft so schnell wie zuvor. Dies hätten wir eben nicht erwartet, fallen die Unterschiede bei K8 und Radeon doch so gravierend aus. Mit Hinblick auf die ebenfalls überraschenden Ergebnisse im 3DMark2001, könnte man zur Erkenntnis gelangen, DualCore-Optimierungen spielen hier keine Rolle. Sollten die Performancevorteile auf die AMD-Platform beschränkt bleiben? Aber welchen Sinn ergäbe dies?

Nun wollen wir nicht einfach ohne weiteres hinnehmen, dass Vista64 auf dem Intel-System keine Performanceunterschiede aufweist und zudem die Reaktion der beiden Betriebssysteme auf den simulierten SingleCore ausbleiben. Wir gehen aufgrund der bisherigen Ergebnisse davon aus, dass Vista definitiv irgendwo zwischen CPU und GPU an Leistung verliert.

Unsere nächste Idee entstammt zu Teilen bereits dem Nachfolger dieses Artikelteils. Demnach kann der Core 2 die anfallenden Leistungsverluste eventuell durch schiere Rechenleistung verstecken. Je moderner und GPU-lastiger die Engine, desto geringer der Effekt. Mit lediglich 2 GHz sollen Core 2 und 8800GTS die Tests also erneut durchlaufen. Der vorherige Durchlauf mit 3 GHz dient dabei als Vergleichswert.


Abbildung 25: Identische Performance für alle Betriebsysteme, Intel-System
3 GHz vs 2 GHz, minimale Unterschiede bei Vista64

Schon wieder langweilig? – Der grüne Verlauf soll Abwechslung fürs Auge erzeugen, denn wir hätten ihn uns auch genau so gut sparen können. Allenfalls Vista64 in rot, zuckt mit 2 GHz ganz minimal. Eigentlich kaum der Rede wert, wäre da nicht ...


Abbildung 26: Mittlere Einbrüche für XP64, schwere bei Vista64 feststellbar, Intel-System
Single-Core 2 GHz

Und da passiert es – ganz plötzlich und ohne erkennbare Andeutungen in all den vorherigen Tests: Auch das Intel/nVidia-System zieht also seinen Nutzen aus dem zweiten Kern. XP64 schwächelt am kritischen Punkt kurz, findet dann aber den Weg zurück zum Begrenzer. Auf Vista64 geht dem Core 2 dagegen die Puste aus. Der Unterschied im Spielgeschehen ist deutlich zu spüren, der Frameratenbegrenzer unerreicht. Bis zu diesem Punkt konnte der Core 2 also jederzeit genug Leistung aufbringen, um den Effekt zu kaschieren. Gäbe es die Begrenzung nicht, der Unterschied wäre vielleicht schon in den ersten Benchmarks zu erkennen gewesen, wenn auch nie zu spüren.