Diskussion zum QH-1339

Donnerstag, 2. April 2009
 / von BlackBirdSR
 

Was ist nun davon zu halten, dass QPAD das MMX300 von Beyerdynamic unter neuem Namen verkauft? Es offenbarten sich keine funktionellen Modifikationen gegenüber dem Original, so gesehen weitet die deutsche Firma einfach ihren Absatzmarkt über einen Distributor von Gamer-Hardware aus. Ein bestehendes Basismodell über mehrere Vertriebspartner auf den Markt zu bringen, ist jedoch auch anderen Herstellern nicht neu.

Ein entscheidender Vorteil, vielleicht so gar Kaufgrund für das QH-1339, ist sicherlich die Auswahlmöglichkeit für Klinke oder USB. Notebookbesitzer und die zunehmende Onboard-Fraktion erfreuen sich am qualitativ konstanten Digitalanschluss ohne Treiberzwang. Am schlechten Output soll es demnach nicht liegen – im Test gab sich ein älteres Notebook am Analogausgang mit AC97-Codec recht bescheiden hinsichtlich der Leistung (Lautstärke). Viel schlimmer noch: Es ergab sich ein stetes Hintergrundrauschen. Am USB-Konverter gab es dagegen Stille, die Lautstärke war höher. Über den reinen Konverter kann die Lautstärkenregulierung nur auf das Windows-interne Management zugreifen, eine unabhängige Regelung ist nicht möglich.

Zudem fehlen Einstellungsmöglichkeiten, um Bässe und Höhen den eigenen Vorlieben anzupassen. Man ist auf die wenigen XP/Vista-internen Ansätze angewiesen. Durch den integrierten Verstärker ist die Lautstärke an einer Soundblaster X-Fi generell höher als am USB-Konverter. Auf Knopfdruck wird das Mikrofon deaktiviert, eine LED signalisiert die Stummschaltung. Im Normalfall bleibt der Konverter dagegen dunkel. Bei 2.5m Kabel in nächtlicher Umgebung geht der dann schnell verloren. Ein Clip zum Befestigen am Körper oder Tisch fehlt ebenso. Das Mikrofon dauerhaft zu deaktivieren oder eigene LEDs anbringen, ist sicherlich keine praktikable Lösung.

Die Möglichkeit, das QH-1339 über Klinke auch an eine zusätzliche Soundkarten anzuschließen, kommt in erster Linie Profi-Modellen und der X-Fi-Serie zu Gute. Über die Treiber der Soundkarten können dann auch Höhen und Bässe, sowie Hall und Mikrofoneigenschaften nach Belieben angepasst werden. Speziell über Creatives CMSS-Headphone, kommt das QH-1339 zudem in den Genuss ausgeklügelter Surround-Virtualisierung. MP3-Player und einige Handys verfügen ebenfalls über Anschlüsse für 3,5mm Klinke und erwachen durch das QH-1339 oftmals zu neuem Leben. Der beigelegte Adapter auf 6,35mm Klinke ermöglicht auch einen Anschluss an Hi-Fi-Geräte, um Dolby-Headphone oder Stereo-Musik zu genießen. Leider kann das Mikrofon nicht abgenommen werden, wer sich daran nicht stört, der kann das Headset auch als Kopfhörer auf Reisen und in der Öffentlichkeit zur Schau stellen.

Der Mikrofonarm mit Schwanenhals lässt sich nur unwillig und deutlich gerastert in Position bringen. Wer nicht an der Basis, sondern am Arm oder direkt am Mikro anpackt, kommt nicht weit. Widerstand und Rasterung sind stark genug, um Headset und Kopf durchzuschütteln. Auf der anderen Seite läuft man in der Hitze des Gefechts nicht Gefahr, das Mikro durch eine ungewollte Bewegung zu verstellen. Der Windschutz ist abnehmbar und kann bei Beyerdynamic ebenfalls nachbestellt werden.

Die auswechselbaren Polster für Ohrmuscheln und Bügel sind zu begrüßen. Ein Headset in dieser Preisregion wird vom Käufer wohl über einen langen Zeitraum im Einsatz bleiben, so daß hartnäckige Verschmutzungen auf Dauer nicht ausbleiben werden. Generell verbieten sich natürlich Essen und offene Getränke mit dem QH-1339 auf dem Kopf. All zu schnell kommt man mit einer unachtsamen Bewegung an Windschutz oder das Velours – Joghurt, Pizza und Energy-Drinks hinterlassen hier nur zu gerne ihre Spuren. Unverständlich ist dagegen, warum das 2,5m lange Kabel am Headset nicht ebenfalls getauscht werden kann. Zwar scheint das Kabel auf den ersten Blick ordentlich mit dem Gehäuse verbunden, allerdings geraten die insgesamt 4m Kabel leicht zwischen Füße oder dem Stuhl.

Speziell der Bügel offenbart eine Schwäche, welche für den einen oder anderen Schockmoment verantwortlich ist. Das Kopfpolster sitzt fest am Federstahl und fühlt sich ausgesprochen angenehm an, hier ist kein Problem zu finden. Die Bügel der Ohrmuscheln liegen jedoch mit Spiel zwischen den Metallstreben des Kopfbügels. Dadurch können sie sich zwar in Maßen an die Bedürfnisse der Ohren anpassen, führen aber zu Metall-Metall-Kontakt und verkanten ab und an nach dem Aufsetzen. Im Laufe der folgenden Kopfbewegungen springt der Bügel zurück in die Ausgangsposition, wobei er ein deutlich vernehmbares Geräusch erzeugt, das so manchem neuen Nutzer erst einmal einen gehörigen Schrecken verpassen dürfte. Bis auf Abrieb am Metall passiert nichts weiter und man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Wehe dem jedoch, der sein Headset unvorbereitet und voller Konzentration auf andere Dinge aufsetzt.

Aufgrund der Konzeption der Ohrmuscheln und dem sehr dicken Velours werden die Ohren vollständig umschlossen und das Headset bietet gute Schalldämpfungseigenschaften. QPAD und Beyerdynamic geben für das Headset eine Schalldämpfung um ca. 18db(A) an. Das klingt mehr als es ist und entspricht nicht ganz einer tickenden Wanduhr, reicht aber für das Rauschen der Lüfter im PC in einigem Abstand oder die meisten Festplattengeräusche. Tastatureingaben, Mausklicks und die Rasterung des Mausrads bleiben dem Benutzer erhalten. Wirkliche Elimination von einzelnen Geräuschen erreicht man nur über aktive Systeme, mit Aufnahme der Umgebungsgeräusche und Weitergabe in umgekehrter Polarität. Aber auch so hilft das QH-1339, das allgemeine Rauschen in der Umgebung auszublenden und schwächt einige störende Geräusche ab. Einen kurzen Moment zur Anpassung brauchen Gehirn und Ohren dann allerdings schon, wenn das Headset nach längerer Tragedauer wieder abgenommen wird.

Am Tragekomfort gibt es nicht viel zu meckern. Das Headset sitzt mit festem Druck am Kopf, damit die 380g nicht verrutschen. Als störend wird dies jedoch nicht empfunden, da die dicken Velourspolster viel davon abfangen. Das gilt auch für den Bügel, der auch über längere Zeit keine üblen Druckstellen auf die Haarpracht oder der freien Kopfhaut hinterlässt. Das leidige Problem mit der Brille wird ebenfalls etwas relativiert. Das Velours passt sich gut an und die Brille erzeugt nur marginal mehr Druck auf Nase oder Ohren. Da die runden Ohrmuscheln die Ohren vollständig umschließen, verringert sich natürlich die Wärmeabfuhr an den Ohren. Vielleicht noch nicht bei den aktuellen Wintertemperaturen, aber der ein oder andere wird durchaus in diese unangenehme Situation kommen – auch ein Grund, warum das Velours gewechselt werden kann und soll.

Die Rasterung des Mikrofonarms wurde bereits angesprochen und will, mit seiner zu groben Art, so gar nicht ins restliche Konzept passen. Dafür bietet das QH-1339 wohl eine der elegantesten Wege, sein Headset mit auf Reisen zu nehmen. Die kleine Tasche hat jede Menge Platz für allerhand Utensilien und schützt das Headset vor allen Gefahren, außer Verlust. Klinke-Adapter und optionaler USB-Anschluss erlauben größtmögliche Flexibilität, wobei der USB-Konverter etwas ungünstig ausgefallen ist. Nachts nicht zu finden und dann meistens in den Rollen des Drehstuhls verschwunden.

Auf LAN-Parties oder im Freundeskreis wird nicht jeder sofort sehen (können), dass hier eine Investition von knapp 300 Euro vor einem liegt. Gegenüber den bunten Designer-Modellen anderer Hersteller betreibt man hier also offensives Understatement. Wer sich also auskennt, der weiß was Sache ist, dem Rest wird es nicht weiter auffallen. Beyerdynamic bietet für das MMX-300 inzwischen die Möglichkeit an, gegen Aufpreis Farbe und Musterung zu personalisieren, um auch garantiert aufzufallen. Es wäre zu begrüßen, wenn QPAD hier gleichzieht.