Das Abpinseln von Marketing-Präsentationen

Wenn etwas an den von nVidia zum GF100-Chip bzw. der Fermi-Grafikchiparchitektur herausgegebenen Informationen zusätzlich bemerkenswert ist, dann daß, wie mit diesen Informationen auf den meisten Webseiten umgegangen wurde. Denn sehr oft wurde in den entsprechenden GF100-Artikeln faktisch nur der Inhalt der nVidia-Dokumente wiedergegeben, oftmals mit demselben Aufbau und demselben Handlungsfaden. Letzteres läßt sich gut nachprüfen, wenn man das nVidia White Paper (alternativ: direkter Download) einfach einmal direkt mit diversen GF100-Berichten vergleicht.

Jetzt liegt es mir fern, anderen Webseiten bezüglich ihrer Herangehensweise irgendwelche Vorschriften machen zu wollen. Trotzdem muß klar gesagt werden, daß das Abpinseln von Marketing-Präsentation jene Webseiten anfällig macht für diese Ungenauigkeiten und Auslassungssünden, welche in den Originaldokumenten liegen. Schließlich handelt es sich bei den Originaldokumenten um reinrassiges Marketingmaterial, welches per Definition die Vorzüge des eigenen Produkts hervorstreichen und über die Nachteile einen Schleier decken soll.

Vor allem aber sind White Papers von Hersteller meisten kaum dazu geeignet, einen echten Grundüberblick über eine Technologie oder einen Chip zu liefern. In aller Regel vermeiden es die Hersteller nämlich, einen vergleichbaren Aufbau zu früheren Architekturen zu liefern, sondern konzentrieren sich eben auf diese Punkte, welche sie gerne herausgestrichen hätten. Zudem geht jegliche Gewichtung der Wichtigkeit von Details & Einzelfeatures zugrunde – diese könnte nur der Hardware-Redakteur selber treffen, indem er bestimmte Punkte nicht danach bewertet, wie lang und breit sie in den Herstellerunterlagen abgehandelt werden, sondern wie wichtig sie seiner fachlichen Meinung nach sind.

Ehrlicherweise liegt gerade darin der Mehrwert der Bearbeitung einer Hersteller-eigenen Präsentation durch einen Journalisten – in der Bewertung und Gewichtung der vorliegenden Informationen. Wenn man sich einfach an dem von der Hersteller-eigenen Präsentation aufgestellten Schema orientiert, dann läuft man damit unweigerlich dem Marketing des Herstellers in offene Messer. Auch ohne dies zu wollen (oder teilweise zu ahnen), fungiert man damit in diesem Fall unweigerlich als verlängerter Arm des Hersteller-Marketings – nicht das, was was der Leser erwartet, und auch nicht das, was dieser von seriöser Berichterstattung erwarten darf.