Der Gottesbeweis

Landauf, landab war die letzten Tage auf vielen Nachrichten-Webseiten die Meldungen über einen (angeblich) gelungenen Gottesbeweis zu lesen, welchen ein Computer errechnet hat. Leider ging im Überschwang der meisten Meldungen unter, daß hiermit nichts anderes als das Mathematik-Modell eines eher philosophischen Gottesbeweises untersucht und für mathematisch korrekt erklärt wurde. Mathematik ist allerdings eine sehr formbare Sache: Beispielsweise läßt sich auch eine Mathematik erstellen, wonach Zeitreisen möglich sein sollten – dies ist dann allerdings kein Beweis für die wirkliche Möglichkeit zu Zeitreisen, sondern nur, daß dies rein mathematisch und unter den getroffenen Annahmen nicht unmöglich ist.

Gleiches gilt exakt auch für diesen Fall: Es wurde die reine Mathematik dieses Gottesbeweises untersucht – und nichts mehr. Und nur weil ein Computer dann bestätigen konnte, daß diese Mathematik in sich stimmt, sagt dies nichts über den Gottesbeweis an sich aus – nicht umsonst haben sich bislang eher nur Philosophen mit dem Gottesbeweis von Kurt Gödel beschäftigt. Zu dieser eigentlichen Frage haben die Berechnungen des Computers in dem Sinne nichts hinzugetragen.

Das ganze ist aber nicht wegen der Frage eines Gottesbeweises interessant (ein Punkt, der jedem selber überlassen bleiben soll), sondern aus medien-kritischer Sicht: Hier liegt ein Paradebeispiel dafür vor, was im Journalismus derzeit falsch läuft. Zum einen wurde der Beitrag nur deswegen gepuscht, weil er eine gute Schlagzeile abgibt, nicht weil der Inhalt in irgendeiner Form beachtenswert wäre. Und zum anderen wurde der Inhalt der Meldungen in den meisten Fällen so zurechtgebogen, daß es zur Titelzeile passt – und dabei jedoch die eigentliche Geschichte nur unzureichend wiedergegeben. Oder knapp formuliert: Der Meldungsinhalt wurde auf diese Story reduziert, die zur Schlagzeile passt.

Am Ende bekommt der Leser nur viel Gesülze, aber wenig echte Informationen. Und selbst wenn man die ganze Sache für berichtenswert hält, sollte man sie in jedem Fall derart darlegen, daß nicht ein gänzlich anderer Eindruck ("Computer beweist Gott") herauskommt als das, was eigentlich passiert ist ("Mathematik des Gottesbeweises ist korrekt"). Leider geht es im heutigen Journalismus aber nicht mehr darum, irgendeinen Informationsgewinn beim Leser zu erreichen – sondern allein darum, Meldungen (als Trägerfläche für Werbung) zu verkaufen. Der Inhalt der Meldung spielt nur noch eine drittrangige Bedeutung, denn der Gewinn wird allein durch den Klick auf die Meldung erzielt.

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