Den Fall "Paypal" gab es an dieser Stelle schon einmal, heute nun ist über einen besonders schildbürgerhaftigen Streich des "Online-Zahlungsservice einer neuen Generation" zu berichten.
So trug es sich zu, daß ein guter Bekannter ein neues Notebook bei einem bei Paypal angebundenen Online-Shop bestellen wollte – und da es schnell gehen sollte, wurde dann auch Paypal als Zahlungsweg auserkoren. Der Paypal-Account des Bekannten war schon bei Paypal verifiziert, genauso auch wie schon ein Bankkonto sowie eine Kreditkarte bei Paypal hinterlegt waren. Von dieser Warte aus sollte das ganze ein Kinderspiel sein, da die für Paypal benötigte Vorarbeit schon als erledigt erschien.
Doch weit gefehlt! Bei einer Geldsendung über Paypal (das Notebook war eine Sonderanfertigung und konnte somit nicht über das eigentliche Shopsystem des Online-Händlers bestellt werden) bot uns Paypal erst einmal keine Belastung des bei Paypal bekannten und auch verifizierten Bankkontos an. Es wurde nur die Möglichkeit angeboten, per Kreditkarte zu zahlen – die bei Paypal hinterlegte Kreditkarte musste allerdings leider erst einmal für Paypal verifiziert werden.
Für diesen Zweck bucht Paypal in eigenem Namen einen Mini-Betrag von der Kreditkarte ab, als Buchungsgrund wird dann unter anderem eine 4stellige Codezahl genannt, mittels welcher man dann die eigene Kreditkarte bei Paypal verifizieren kann. Leider dauert dieser Vorgang auch einige Tage, denn zwar wird der Betrag umgehend von der Kreditkarte abgebucht, taucht jedoch – je nach Kreditkarten-Firma – immer erst mit einiger Verzögerung in der eigenen Kreditkarten-Abrechnung auf. Dies ist zwar kein direkter Fehler Paypals, allerdings ist es trotzdem so, daß diese Methode damit im konkreten Fall schon länger dauerte als wenn wir den Rechnungsbetrag für das Notebook einfach per Banküberweisung bezahlt hätten.
Nachdem die Kreditkarte aber nun auch noch einwandfrei bei Paypal verifiziert war, dachte man eigentlich, daß uns nun nichts mehr bremsen würde können. Doch wieder weit gefehlt – trotz im Paypal-System als verifiziert geltender Kreditkarte wollte der Auftrag nicht durchgehen. Sobald man eine Geldsendung veranlasste, wurde wiederum nach neuen Kreditkartendaten gefragt bzw. behauptete das Paypal-System, exakt "0" verifizierte Kreditkarten zu kennen. In unserer Verzweiflung gaben wir sogar die Daten der eigentlich schon einmal verifizierten Kreditkarte im Geldsendeauftrag erneut ein – was zum selben Ergebnis führte und sich nebenbei später als fataler Fehler erweisen sollte.
Nachdem gar nichts mehr ging, blieb nur noch der Paypal-Support als letzte Möglichkeit übrig. Da versuchte eine sehr nette und hilfsbereite Mitabeiterin uns wirklich zu helfen und vor allem den Fehler zu finden – denn eigentlich hatten wir alles richtig gemacht, wie uns bestätigt wurde. Erst nach einiger Rätselei kam dann der Gedankenblitz der Paypal-Mitarbeiterin, nach dem geographischen Standort des Bekannten zu fragen. Und natürlich: Er war im Urlaub in Asien und hatte das ganze (Geldüberweisung sowie Bestätigung der Kreditkarte) vor dort aus versucht zu erledigen.
Danach war der vorliegende "Fehler" der Paypal-Mitarbeiterin umgehend klar: Eine Überweisung von seinem Standort in Asien aus wird niemals funktionieren – mein Bekannter sollte doch bitte aus Deutschland heraus bestellen. Gleichfalls wurde uns mitgeteilt, daß die doppelte Eingabe der bewussten Kreditkarte bei der geplanten Überweisung zur Folge hat, daß diese Kreditkarte nun lebenslang im Paypal-System gesperrt sein – ohne daß diese im übrigen jemals benutzt wurde, wohlgemerkt.
Am Ende hat mein Bekannter dann mittels einfacher Banküberweisung bezahlt. Seine Bank schob ihm glücklicherweise noch keinen Riegel vor, sich von einem anderen Kontinent aus in ein deutsches Bankkonto einzuloggen und eine Überweisung tätigen zu können. Ironischerweise lief die Überweisung dann sogar innerhalb nur eines einzigen Tages durch – und damit schneller, als allein für die vorbeschriebene Paypal-Prüfung der bewussten Kreditkarte benötigt wurde (jene dauerte ganze vier Tage, wobei diese Zeitspanne primär der Kreditkarten-Firma und nicht Paypal anzulasten wäre).
Nichtsdestotrotz hat Paypal erneut bewiesen, daß mit dem Unternehmen exakt dann nicht zu rechnen ist, wenn man es einmal wirklich benötigt. Wieso man bei einem Online-Bankdienst – der ja per Definition schon international ist – nichts aus dem Ausland überweisen darf, erschliesst sich nicht wirklich, bei anderen Personen (beispielsweise bei mir selber) geht dies im übrigen auch anstandslos. Es widerspricht auch etwas dem Sinn eines rein online verfügbaren Bankkontos, wenn man jenes nicht von jedem Ort auf dem Planeten bedienen kann.
Gleichfalls tritt Paypal erneut den Beweis an, daß dort leider Maschinen und nicht Menschen entscheiden – bezogen genauso auch auf den Punkt der lebenslang gesperrten Kreditkarte. Leider sind sämtliche Diskussionen mit Paypal in solchen Fragen fruchtlos, da die Mitarbeiter nicht die Ermächtigung haben, den Paypal-Computer zu Ausnahmen oder auch Sonderwegen zu zwingen – der Computer gibt den Weg vor, die Mitarbeiter können nur noch exakt nach den für den Computer aufgestellten Regeln arbeiten.
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In der Summe muß klar gesagt werden, daß man als Paypal-Kunde den Dienst faktisch wie ein rohes Ei behandelt muß und jederzeit selber mitdenken sollte, ob eine eigene Aktion nicht irgendwie seitens Paypal falsch aufgefasst werden könnte. Sobald letzteres passiert, ist es nämlich schon zu spät – dann hat bereits eine Maschine gegen einen entschieden und Mitarbeiter, welche sich über augenscheinliche Fehlentscheidungen der Paypal-Computer hinwegsetzen können, gibt es bei Paypal anscheinend nicht.
Damit soll Paypal jetzt nicht über Gebühr schlecht gemacht werden, der Dienst ist ja im eigentlichen richtig praktikabel. Der Prüfwahn von Paypal war aber schon immer etwas suspekt – und kann in Einzelfällen dann eben zu solcherart Ergebnissen führen, daß gar nichts mehr geht. Man muß auch klar sagen: Paypal gewinnt derzeit allein durch seine Marktstellung, weil Paypal bei sehr vielen Händlern und Diensten als Bezahloption verfügbar ist. Würde es dagegen einen anderen ähnlich weit verbreiteten Onlinezahlungsdienst geben, wäre Paypal wegen des Paypal-eigenen Prüfwahns umgehend nur noch letzte Wahl.
Nachtrag vom 3. Februar 2013
Jener Blogeintrag beschreibt eigentlich einen Einzelfall – dachte man zumindest, aber in der Diskussion hierzu taten sich dann noch weitere Abgründe auf respektive traten einige interessante Links hervor: So gibt es eine weitere Einzelgeschichte nachzulesen, hochinteressant ist aber vor allem die Gesamtbewertung von Paypal bei Ciao: 2 von 5 Sternen sind (bei einer ausreichenden Anzahl an Bewertungen und Erfahrungsberichte) regelrecht niederschmetternd, eine derart niedrige Bewertung gibt es ansonsten nur für wirklich durchgefallene Produkte. Wenigsten hat Paypal laut einer Golem-Meldung die Problematik endlich erkannt und verspricht in Zukunft "umfangreiche Änderungen". Aber natürlich muß dies auch erst einmal geliefert werden – Versprechungen gab es in der Vergangenheit genügend. Dabei kann Paypal durchaus einer der nutzvollsten Dienste im Internet seit – aber dafür muß der Dienst eben auch anstandslos funktionieren und darf seinen Kunden nicht mit übervorsichtigen Regeln und Vorschriften den Spaß an der Sache nehmen.