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News des 31. Dezember 2008

Wie Fudzilla berichten, wird der erste 40nm-Chip von ATI im Jahr 2009 nicht der Nachfolger des RV770 HighEnd-Chips sein, sondern der RV740-Chip für das Mainstream-Segment in Ablösung des RV730-Chips der Radeon HD 4600 Serie. Dieser soll bereits im zweiten Quartal erscheinen, während der (weiterhin vom Codenamen her unbekannte) RV770-Nachfolger erst danach in den Sommermonaten des Jahres 2009 folgen wird. Damit fährt ATI anscheinend die umgekehrte Strategie gegenüber nVidia, welche wie gestern berichtet im zweiten Quartal mit dem GT212 einen neuen HighEnd-Chip bringen wollen und dann erst im dritten Quartal mit GT214 und GT216 neue Mainstream-Grafikchips. Allerdings kann sich bis dahin natürlich noch viel bewegen, endgültig sind diese Terminvorgaben keineswegs.

Jener RV740-Chip soll im übrigen laut dem ATI-Forum (und basierend auf direkt von AMD stammenden Informationen) nicht mehr vom üblichen Chip-Auftragsfertiger TSMC, sondern von AMD bzw. deren Fertigungsunternehmen "The Foundry Company" höchstselbst in Dresden hergestellt werden. Diese erste eigene Grafikchip-Produktion würde damit zwar deutlich früher als bisher angenommen starten, andererseits dürfte ein Mainstream-Chip hierfür ein ganz gutes Startobjekt darstellen. Angeblich will The Foundry Company bald auch für andere Grafikchip-Entwickler Fertigungsaufträge in 40nm entgegennehmen – ob allerdings nVidia oder Intel daran interessiert sein dürften, fast direkt bei AMD zu produzieren, darf doch bezweifelt werden.

Gemäß Hardware-Infos sieht die Leistungsaufnahme der Phenom II Prozessoren in 45nm-Fertigung nach ersten Tests ausgesprochen gut aus, angeblich verbraucht ein Phenom II auf 2.6 GHz nur 50 Watt unter Last. Diese Zahl wurde jedoch aus einer Umrechnung aus dem System-Gesamtverbrauch erzeugt, ist also weit entfernt vom Status "exakt". Trotzdem läßt sich auch so schon ein großer Sprung zwischen der 65nm- und der 45nm-Fertigung bei AMD erkennen. Was andererseits auch nicht ganz unerwartet kommt, schließlich hatte AMD bislang nur geringe Vorteile aus der 65nm-Fertigung ziehen können, womit viel Platz für die 45nm-Fertigung blieb, um entsprechend glänzen zu können. Sollte sich vorstehendes Ergebnis auch nur annäherend bestätigen, hätte AMD urplötzlich beim Stromverbrauch wieder einen erheblichen Vorteil gegenüber Intels Core i7 Prozessoren.

Zwei sehr konträre Meldungen zum selben Thema bringen The Inquirer und WinFuture: Prinzipiell geht es dabei um einen Patentantrag seitens Microsoft für einen Pay-per-Use-PC, wo also die Hardware stark verbilligt oder kostenlos abgegeben und dafür für die jeweilige Nutzung bezahlt wird. Gleichzeitig will Microsoft aber auch die Leistungsfähigkeit des PCs je nach Nutzung und Bezahlung regeln – wenn Spiele gespielt werden, steht mehr Leistung zur Verfügung und der Tarif ist dann auch höher. Diese Leistungsregelung soll auch dazu ausgenutzt werden, dem Benutzer im Laufe der Zeit immer mehr Leistung zur Verfügung zu stellen – allerdings augenscheinlich nicht durch Hardware-Updates (davon steht im Patentantrag kein Wort), sondern schlicht dadurch, daß der PC zum Kaufzeitpunkt künstlich gedrosselt wird und mehr Leistung dann erst nach und nach freigeschaltet wird.

In der Bewertung dessen gehen die Meinungen dann wie gesagt weit auseinander: Während die einen hier ein bei Handys übliches Vertragsmodell auf den PC übernommen sehen, gehen andere gleich vom Untergang des (IT-)Abendlandes aus. Klar ist zumindest, daß sich Microsoft mit diesem Modell nicht gegen wirklich leistungsfähige PCs positioniert, selbst wenn man sich schon eine Nutzungsgebühr fürs Computerspielen (1,25 Dollar pro Stunde) ausgedacht hat. Es geht hier eher um diese PCs, welche im Nettop-Segment verkauft werden, ergo billige Surfmaschinen. Klar ist auch, daß Microsoft mit dieser Idee letztlich mehr Geld aus den Käufern herauslocken will, als diese beim bisherigen Geschäftsmodell bezahlen würden – was Microsoft auch offen zugibt. Und natürlich funktioniert die Sache auch nur, wenn man Microsoft wirklich die totale Kontrolle über das Computersystem überläßt, schließlich müssen Nutzungsart und Nutzungsdauer exakt erfaßt werden.

Wo da aber der Vorteil für den Computernutzer liegen soll, ist nicht ganz ersichtlich. Microsoft redet etwas nebulös davon, daß der Nutzer beim bisherigen Geschäftsmodell über einen längeren Nutzungszeitraum mit immer stärker den Leistungsanforderungen nicht mehr entsprechender Hardware zu kämpfen hat. Das stimmt zwar prinzipiell, aber Microsoft bietet hierfür auch keine wirkliche Lösung an: Dem Nutzer jetzt einen Mainstream-Computer zu verkaufen, ihn aber anfänglich nur auf LowCost-Geschwindigkeit laufen zu lassen und dann im Laufe der Zeit per Software immer mehr Leistung freizuschalten, ist eine geradezu absurde "Lösung" dieser Problematik. Ein (eigentlich naheliegender) ständiger Austausch von Hardware, um den Computer immer up-to-date zu halten, ist jedenfalls nicht vorgesehen – wäre aber auch wegen der Unvorhersehbarkeit der Hardware-Entwicklung nicht ganz so einfach zu realisieren.

Generell bleibt sowieso abzuwarten, ob sich diese Idee auch einmal in kaufbaren Produkten niederschlägt – was im Handy-Bereich allgegenwärtig ist, muß im PC-Bereich noch lange nicht funktionieren. Hier könnte sich bei den potentiellen Käufern auch viel eher die Erkenntnis durchsetzen, daß man in einem Pay-per-Use-Modell letztlich immer mehr bezahlt, ohne dafür einen wirklichen Mehrheit zu erhalten. Und letztlich dürfte der Microsoft-Idee noch die neue Preisstruktur im LowCost-Bereich gegenüberstehen: Die Preise für Nettop-PCs sind einfach zu niedrig und entsprechen psychologisch gesehen auch dem gefühlten Wert dessen, was man dafür in die Hände bekommt, als daß alternativ hierzu das Waagnis eines Abomodells als attraktiv erscheinen würde.