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News des 11. März 2011

Laut BSN hat ein nVidia-Mitarbeiter die am Dienstag den 15. März antretende GeForce GTX 550 Ti als Karte für das 150-Dollar-Segment bezeichnet – was dann schon wesentlich freundlicher klingt als die früher mal genannten 169 Dollar. Bei einem Listenpreis von 149 Dollar sollte der Straßenpreis in etwa bei 120 Euro liegen, bei einem ebenfalls möglichen Listenpreis von nur 139 Dollar sind sogar 110 Euro Straßenpreis machbar. Dazu passt auch eine bei HT4U nachzuschlagende erste Preisnennung aus Asien mit umgerechnet 110 Euro – wobei asiatische Preise die Tendenz haben, leicht günstiger als europäische Preise zu sein (primär durch eine niedrigere Steuerlast). Die GeForce GTX 550 Ti ist – wie im Vorab-Bericht mit den Spezifikationen zu dieser Karte schon ausgeführt – eine durchaus potente Lösung, benötigt aber dennoch immer noch den richtigen Preispunkt, um wirklich einschlagen zu können. Und dies ist nicht als selbstverständlich anzunehmen, denn die Grafikchip-Entwickler haben durchaus die Tendenz, ihre neuesten Karten mal etwas zu hoch anzusetzen.

Performanceindex Spiele-Stromverbrauch Preislage
GeForce GTS 450 105% 84W 80-90 Euro
Radeon HD 5770 115% 81W 100-110 Euro
GeForce GTX 550 Ti ~ 130% geschätzt 90W anscheinend 110 Euro
GeForce GTX 460 768MB 140% 113W 120-130 Euro

Bei der GeForce GTX 550 Ti kann man sich dies allerdings auf keinen Fall erlauben, schon 10 Euro zuviel können für das Wohl und Wehe dieser Karte entscheidend sein. Das "Problem" der GeForce GTX 550 Ti ist halt, daß sie ohne technologische Neuerungen in einen Markt kommt, wo schon haufenweise gutklassige Lösungen existieren und daß die GeForce GTX 550 Ti somit exakt den zu ihrer Performance passenden Preispunkt finden muß – ein sonst gern mit eingerechneter Neuheitsaufschlag verbietet sich bei dieser Karte. Konkret schwebt die GeForce GTX 550 Ti zwischen den beiden Polen Radeon HD 5770 (100-110 Euro) und GeForce GTX 460 768MB (120-130 Euro) herum: Bezüglich der Performance sollte die GeForce GTX 550 Ti irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden Karten herauskommen, ergo sollte der Preis der GeForce GTX 550 Ti ebenfalls mittig zwischen Radeon HD 5770 und GeForce GTX 460 768MB liegen – dies wären im Idealfall 110 Euro für die GeForce GTX 550 Ti.

Die PC Games Hardware hat einen wunderbaren Artikel, welcher sich mit der Garantie und Gewährleistung bei der Radeon HD 6990 bezogen auf deren Overclocking-BIOS-Switch beschäftigt. AMD will sich in dieser Frage ja ziemlich einfach aus der Affäre stehlen, indem man einfach die Garantie bei der Aktivierung dieses BIOS abwählt – was vielleicht problemlos in Amerika ohne funktionierenden Verbraucherschutz funktioniert, im bundesdeutschen Rechtsstaat aber schon ganz anders aussieht. Da gilt erst einmal, daß eine Garantie freiwillig ist und AMD damit durchaus alles aus einer Garantie streichen kann, was man will. Allerdings gibt es zusätzlich zur freiwilligen Herstellergarantie noch eine gesetzliche Gewährleistung, welche in aller Regel mindestens zwei Jahre beträgt und welche die grundsätzlichen Produkteigenschaften automatisch absichert, ohne daß der Hersteller hieran Abstriche machen könnte.

Es geht im Fall des Overclocking-BIOS-Switches der Radeon HD 6990 also nur noch um die Frage, ob dieser Switch Teil der normalen Produkteigenschaften (de jure "Teil der vereinbarten Beschaffenheit") ist oder nicht. Um den Switch von der Gewährleistung auszuschließen, müsste der Käufer explizit darauf hingewiesen werden – und zwar eigentlich überall, wo der Switch erwähnt wird. Es reicht demzufolge nicht aus, einen Warn-Aufkleber neben den Switch (oder gar nur auf die Verpackung oder ins Handbuch) zu kleben und damit die Sache abzuhaken – dann hat der Käufer das Produkt schließlich schon erstanden, unter Umständen vielleicht sogar wegen der Werbung mit dem Overclocking-BIOS-Switch. AMD, die Grafikkarten-Hersteller und die Hardware-Händler müssten in allen Werbeanzeigen, Produktbeschreibungen und Verkaufsofferten, wo der Overclocking-BIOS-Switch erwähnt wird, dessen Ausschluß von der Gewährleistung erwähnen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.

Jede einzelne Werbung, Produktanzeige oder Kaufangebot mit Erwähnung des Switches, wo dessen Ausschluß von der Gewährleistung nicht notiert wird, torpediert die ganze Maßnahme natürlich – der Käufer kann dann (zu Recht) behaupten, das Produkt unter der Annahme erstanden zu haben, daß dieser Switch Teil der normalen Produkteigenschaften sei. Besonders kritisch wird es, wenn sich die Hersteller in ihren Texten immer nur auf die Garantie beziehen – ein Ausschluß des Switches von der (sowieso nur freiwilligen) Garantie bedeutet keinesfalls einen Ausschluß von der gesetzlichen Gewährleistung, einen Ausschluß von der Gewährleistung müsste man extra erwähnen. Alle gesetzlichen Grundlagen hierfür und weitere Ausführungen zur Thematik finden sich wie gesagt bei der PCGH.

Hardware-Infos haben ein paar Hintergrundinfos zur 28nm-Fertigung der zum Jahreswechsel 2011/2012 anstehenden nächsten Grafikchip-Architektur von AMD (wohl "Southern Islands"). Wichtig ist dabei der Punkt, daß AMDs Idee des Wettstreits der Auftragsfertiger TSMC und GlobalFoundries aufgrund deren unterschiedlicher 28nm-Fertigungsverfahren gar nicht so einfach zu realisieren ist – man müsste jeden Chip für jeden Auftragsfertiger extra umarbeiten, was eigentlich nicht lohnt. Daher ist es eher wahrscheinlich, daß AMD bei allen Chips überhalb des Mainstream-Segments doch wieder nur einen Fertiger beauftragt – aufgrund der Unsicherheit, ob GlobalFoundries seinen 28nm-Prozeß überhaupt Grafikkarten-reif bekommt, dürfte dies wieder TSMC sein. Eine Fertigung derselben Grafikchips bei gleich beiden Auftragsfertigern dürfte es wohl nur im LowCost- und eventuell noch im Mainstream-Segment geben, da hierfür das zwischen TSMC und GlobalFoundries ähnliche Bulk-Verfahren eingesetzt werden kann.

Es gibt inzwischen klare Hinweise darauf, daß der zur Wochenmitte gezeigte (angebliche) Die-Shot von "Project Denver" nicht echt ist – und dies obwohl das Foto direkt von nVidia stammt. Aber erstens spricht hierfür, daß es für einen Die-Shot einer erst im Jahr 2013 antretenden CPU noch reichlich zu früh ist. Selbst wenn CPUs längere Validierungsphasen als Grafikchips haben und daher durchaus schon einmal ein dreiviertel Jahr vor Erscheinen als erste Samples vorliegen, so sollte zu "Project Denver" kein Die-Shot vor dem Jahr 2012 verfügbar sein (auch unser Fehler, dies hätten wir eigentlich sofort realisieren müssen). Hinzu kommt aus dem XtremeSystems Forum ein faktischer Beweis für eine "kleine Fotomontage" seitens nVidia, wonach man schlicht einen Die-Shot des GF100/GF110-Chips als Die-Shot von "Project Denver" umgearbeitet hat.

Sofern diese Zuordnung zum GF100- oder GF110-Chip zutrifft, taugt der angebliche Die-Shot von "Project Denver" noch nicht einmal als Schemabild – weil ein GF100/GF110-Die runde 520mm² groß ist und nVidias kommende CPU sicherlich bei weitem kleiner ausfallen dürfte (ein Vierkern-Sandy-Bridge hat gerade einmal 216mm²). Was nVidia geritten haben mag, die Presse und vor allem die bei der nVidia-Präsentation geladenen Börsenanalysten hierbei hinters Licht zu führen, ist unklar – und es ist eine völlig unnötige Aktion, deren negative Auswirkungen gerade gegenüber den Börsenanalysten viel stärker ausfallen dürften als der minimale positive Effekt beim möglichen Gelingen dieses kleinen Fakes. Notwendig war es auf keinen Fall, weil wir auch so glauben, daß nVidia diese CPU bauen und daß diese hochinteressant (vor allem in ihren Auswirkungen auf das PC-Business insgesamt und die Marktverhältnisse in diesem) ausfallen wird – dafür braucht es keine gefälschten Die-Shots seitens nVidia.