20

News des 19./20. November 2011

Die Umfrage der letzten Woche fragte nach der aktuell verbauten CPU – und in welche Richtung die nächste Aufrüstung bzw. der nächste Neukauf voraussichtlich gehen wird. Die Umfrage-Ergebnisse lassen dabei viele interessante Schlüsse zu – so rangiert erst einmal das Verhältnis AMD zu Intel unter den Umfrage-Teilnehmern mit 31,3 zu 68,7 Prozent ungewöhnlich positiv für AMD, welche im Gesamtmarkt derzeit nur bei grob 20 zu 80 Prozent liegen. In der Aufteilung der Werte auf die einzelnen CPU-Architekturen fällt zudem auf, daß die Core-2-basierten Systeme nach wie vor mit 34,8 Prozent Stimmenanteil eine höchst aktive Rolle spielen – obwohl Intel seit über drei Jahren neuere Architekturen anbietet. Nicht unähnlich stark ist auch die Rolle der AMD-Systeme der K10-Bauart und älter, wenngleich diese bis vor wenigen Wochen noch State-of-the-Art von AMD waren. Die inzwischen releasten neuen AMD CPU-Architekturen Llano und Bulldozer konnten naturgemäß aufgrund der Kürze der Zeit noch keine bedeutenden Stimmenanteile auf sich ziehen.

 Welcher Prozessor ist verbaut und wo liegt die Tendenz für den nächsten CPU-Kauf?

Die Antworten auf den zweiten Teil der Frage (nach der voraussichtlichen Richtung der nächsten Aufrüstung) boten dann die Möglichkeit, sowohl die Zufriedenheit der Anwender mit ihrem aktuellen System als auch eine perspektivische Marktverteilung der Prozessoren-Bauer in der Zukunft zu ermitteln. Dabei holt sich Intel gerade mit den neueren Architekturen Nehalem und Sandy Bridge absolute Bestnoten ab, da satte 96,7 Prozent der Benutzer solcher Systeme ihre Zukunft wiederum in einem Intel-System sehen – ob nun Aufrüstung oder Neukauf. Bei AMDs Bulldozer ist die Quote mit 88,0 Prozent Anwender, welche bei AMD verbleiben wollen, nicht ganz so gut – aber angesichts des eher lauen Starts von Bulldozer trotzdem viel besser als erwartet. Problematisch für AMD sind eher jene 43,3 Prozent der Nutzer von K10-Systemen (oder älter), welche ihre Zukunft in einem Intel-System sehen – da hierbei mehr Anwender von AMD weggehen als von Intel hinzukommen, wird in Zukunft der Intel-Marktanteil unter den Umfrage-Teilnehmern ganz automatisch wachsen.

Aufrüstung AMD Neukauf AMD Aufrüstung Intel Neukauf Intel
Intel Core 2 oder älter - 8,3% 13,8% 77,9%
Intel Nehalem - 4,3% 17,8% 77,9%
Intel Sandy Bridge - 2,7% 48,4% 48,9%
AMD K10 oder älter 26,7% 30,0% - 43,3%
AMD Llano 23,5% 58,8% - 17,7%
AMD Bulldozer 49,4% 38,6% - 12,0%
insgesamt 8,9% 13,9% 17,2% 60,0%

In der insgesamt-Abrechung steht es dann bei den (voraussichtlichen) zukünftigen Systemen 22,8 zu 77,2 Prozent für Intel, dies ist ein Drittel weniger für AMD als derzeit (31,3 zu 68,7 Prozent). AMD wird also einen großen Teil seiner bislang immer noch ganz vernünftigen Deutungsmacht im Enthusiasten-Segment verlieren, sofern da nicht in absehbarer Zukunft größere Performance-Offensiven seitens AMD erfolgen. Ob dieser Punkt allerdings auch auf den allgemeinen Markt durchschlagen wird, ist jedoch vakant: Normalerweise haben Mißerfolge im Enthusiasten-Segment durch dessen Multiplikator-Funktion immer ihre Auswirkungen, allerdings sind speziell die CPU-Architekturen Bobcat und Llano sehr gut geeignet für die einzigen Marktregionen, wo es derzeit noch dickes Wachstum im PC-Segment gibt – die Märkte in Schwellen- und Entwicklungsländern. Daß Bulldozer so hüftlahm ausgefallen ist, hätte AMD vor einigen Jahren vermutlich noch viel härter getroffen, nun kann man dies mittels Bobcat und Llano gar nicht schlecht kompensieren.

Der aktuelle Artikel zu den beschnittenen Grafikkarten hat noch einmal ein kleines Update erfahren, mittels welchem einige Speichertaktungen korrigiert wurden – leider nach unten hin, was nochmals schlechtere Grafikkarten ergibt. Denn einige GeForce GTX 550 Ti Modelle der sich in diesem Sinne äußerst negativ hervortuenden Hersteller Club3D und Point of View (PoV) kommen nicht einfach nur mit DDR3-Speicher daher (obwohl die GeForce GTX 550 Ti eigentlich kategorisch mit auf 2050 MHz taktendem GDDR5 ausgerüstet ist), sondern benutzen auch noch sehr niedrigerer Speichertaktraten von 533 bis 600 MHz, was selbst für die Verhältnisse von DDR3-Speicher arg wenig ist. Damit kommt die Club3D GeForce GTX 550 Ti 1.5GB/3GB DDR3 auf glatte 71 Prozent weniger Speicherbandbreite gegenüber der regulären GeForce GTX 550 Ti, bei der Point of View GeForce GTX 550 Ti 128Bit 2GB/4GB DDR3 sind es sogar 83 Prozent (!) weniger Speicherbandbreite. Insbesondere letztere Karte sollte somit in jeder Sekunde an der viel zu geringen Speicherbandbreite hängen, die Performance dieser 110-Euro-Karte schätzen wir auf das Niveau einer GeForce GT 440 DDR3 ein, welche für ca. 50 Euro erhältlich ist. Daß für diese extremen Abspeckungen keinerlei besseren Preise (gegenüber regulären Kartenvarianten) geboten werden, setzt dem ganzen dann in negativer Hinsicht noch die Krone auf.

Abspeckungen Auswirkungen Hersteller & Karten
GeForce GTX 550 Ti DDR3 nur DDR3-Speicher anstatt GDDR5-Speicher, damit Speichertakt nur 600 MHz anstatt regulär 2050 MHz = 71 Prozent weniger Speicherbandbreite geschätzt 35 Prozent weniger Performance für derzeit keinen Preisnachlaß Club3D GeForce GTX 550 Ti 1.5GB/3GB DDR3
GeForce GTX 550 Ti 128Bit DDR3 nur 128 Bit anstatt 192 Bit DDR Speicherinterface, zudem nur DDR3-Speicher anstatt GDDR5-Speicher, damit Speichertakt nur 533 MHz anstatt regulär 2050 MHz = 83 Prozent weniger Speicherbandbreite geschätzt 60 Prozent weniger Performance für derzeit keinen Preisnachlaß Point of View GeForce GTX 550 Ti 128Bit 2GB/4GB DDR3

Die PC Games Hardware prangert in einer Kolumne den schlechten Stand der PC-Spiele an – was umso bedauerlicher und zugleich verwunderlich ist, wenn man den enormen Hardware-Vorsprung des PCs gegenüber der (immer noch) aktuellen Konsolengeneration mit in Betracht zieht. Die eigentlich interessante Fragestellung aus dieser Ausgangslage ist allerdings diejenige, weshalb hier die maßgeblich von teurer Gamer-Hardware profitierenden Hersteller wie AMD, Intel und nVidia sich nicht stärker gegen diesen Trend stellen – genügend Masse sollte man dafür problemlos aufbringen können. Schließlich würde es die Geschäfte aller dieser Hersteller maßgeblich tangieren, wenn sich die Gamer vom PC zurückziehen sollten bzw. wenn diese zukünftig davon ausgehen können, auch mit Mainstream-Hardware auf dem PC jederzeit gut mitspielen zu können.

Gerade die kommende 28nm Grafikchip-Generation stellt die Frage erneut sehr deutlich, wohin die ganze Leistung gehen soll, wenn es kaum Spiele gibt, die leistungsfähige PC-Hardware wirklich ausnutzen (Ausnahmen wie Battlefield 3 bestätigen die Regel, die beispielsweise durch Modern Warfare 3 untermauert wird). Irgendwann fangen die HighEnd-Käufer dann schließlich an, nur noch Hardware des Performance-Segments zu erwerben, während sich die früheren Performance-Käufer dann dem Mainstream-Segment zuwenden. Dies ist aus Käufersicht noch nicht einmal verkehrt – aber aus Sicht von AMD, Intel und nVidia überaus "geschäftsschädigend". Und wenn auf dem PC-Markt eines Tages der einzige wirklich laufenden Motor in Form der PC-Spieler mal anfängt zu stottern, könnten sich auch heftige Seiteneffekte bei der breiten Masse der normalen PC-Käufern ergeben – diesen könnte (endlich) klar werden, daß die heutigen PCs für Office-Tätigkeiten schon glatt überdimensioniert motorisiert sind.

Damit muß die Frage nochmals deutlicher gestellt werden: Was tun AMD, Intel und nVidia, um den PC-Gamer als Einnahmequelle und Fortschrittsantreiber zufriedenzustellen und diesen Markt sowie dessen hohe Multiplikator-Wirkung nicht versanden zu lassen? Bisher ist da recht wenig zu sehen – und dies könnte wie vorstehend ausgeführt mittel- oder langfristig zu gänzlich neuen Situationen führen, in welchen der Markt an Gaming-Hardware auf dem PC eben deutlich kleiner und unlukrativer wird. Die großen Hersteller müssen an diesem Punkt mehr machen als bisher, ansonsten wird die Unzufriedenheit der PC-Gamer irgendwann einmal auch in reale Handlungen umschlagen. Entweder man bringt demnächst Produkte mit spektakulären Features heraus, welche einen höheren Leistungsbedarf rechtfertigen – oder aber die großen Hersteller brauchen eine konkrete Unterstützungsstrategie für das PC-Gaming bzw. die damit befassten Spiele-Entwickler. Die Zeiten, wo man einfach nur den Bedarf der PC-Gamer bedienen konnte und das ganze Geschäft wie von alleine lief, scheinen jedenfalls dem Ende zuzugehen.