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2013 scheint das Ende der Netbooks zu kommen

Die DigiTimes verkündet das inoffizielle Ende des Netbook-Marktes, nachdem Asus und Acer als die einzigen verbliebenen Hersteller keine Pläne mehr für neue Netbook-Produkte haben und somit nur noch bestehende Produktlinien abverkaufen werden. Die Rolle der Netbooks als kleine und vor allem preiswerte Mobile-Computer übernehmen immer stärker die Tablets, während für höhere Leistungsansprüche inzwischen genügend preisgünstige Notebooks mit größeren Displays und besserer Motorisierung zur Verfügung stehen. Möglicherweise wird der eine oder andere Hersteller auch weiterhin noch Geräte mit dem für Netbooks typischen 11-Zoll-Display auflegen, dies dann aber eben nicht mit einer extra Produktkategorie würdigen, sondern jene Geräte schlicht unter "11-Zoll-Notebooks" einordnen.

Damit geht ein Kapitel der PC-Geschichte (ziemlich schnell) zu Ende, welches exemplarisch für den großen Hype sowie den jähen Absturz steht, welchen es im PC-Geschäft immer wieder gegeben hat und wohl auch weiterhin noch geben wird. Zur Erinnerung: Ende 2007 brachte Asus den EeePC als erstes kommerzielles Netbook mit sofort durchschlagendem Erfolg in den Markt. Zwar gab es Mini-Notebooks in Form der Subnotebooks auch schon seinerzeit, allerdings waren dies meist von der Performance her ausgewachsene Notebooks, welche nur auf ein besonders kleines Maß geschrumpft wurden. Damit wurden für diese Subnotebooks dann jedoch teure ULV-Chips verwendet (welche sich heutzutage in den gleichfalls teuren Ultrabooks wiederfinden), was die Subnotebooks trotz kleinerer Größe & Display zumeist deutlich teurer als reguläre Notebooks machte (grob 1500 Euro und mehr).

Mittels des EeePCs ging Asus einen anderen, eigentlich jedoch völlig einleuchtenden Weg: Anstatt per Krampf die Performance eines ausgewachsenen Notebooks innerhalb dieses sehr kleinen Formfaktors halten zu wollen, baute man einfach normale, den Platzmöglichkeiten angepasste Komponenten ein – und versuchte vor allem, unterhalb der Preise regulärer Notebooks zu landen. Das Ergebnis war faktisch ein Subnotebook zu einem bisher bei Subnotebooks bisher nicht gekanntem niedrigen Preis (anfänglich ca. 300 Euro), welcher zudem auch die Preise aller regulären Notebooks schlug. In gewissem Sinne war es ein schlichtes Billig-Notebook – aber durch den kleinen Formfactor und damit die hohe Mobilität und Akkuleistung hatte es etwas für sich, was bisherige Notebooks (außerhalb der überteuerten Subnotebooks) nicht bieten konnten.

verkaufte Netbooks Wachstumsrate
2007 400.000 Stück -
2008 16,4 Mill. Stück +4100%
2009 33,3 Mill. Stück +103%
2010 39,4 Mill. Stück +18%
2011 29,4 Mill. Stück -25%
2012 geschätzt 10-15 Mill. Stück -

Daß die Motorisierung gerade jener ersten Netbooks mit den originalen Atom-Prozessoren alles andere als gut war, wurde dagegen erst viel später wirklich realisiert – erst einmal rollte in den Jahren 2008 und 2009 der Hype los, welcher faktisch eine ganze neue Geräteklasse mit vielen Produkten und Anbietern entstehen ließ. Der schnelle Absturz in den Jahren 2011 und 2012 kann dabei auf ein Ereignis zusammengefasst werden: Tablets. Mittels des Aufkommens dieser neuen Geräteklasse wurden die Schwächen der Netbooks – zu kleine Tastatur & Display für wirkliches Arbeiten – offengelegt, während als Unterhaltungsgerät die Tablets wiederum besser nutzbar waren/sind. Die Netbooks stehen nunmehr zwischen allen Stühlen: Für ernsthafte Arbeiten zu klein gegenüber echten Notebooks, als Spielgerät von den Tablets überholt.

Zugutehalten muß man den Netbooks allerdings, daß die Geräteklasse der Tablets ohne die Netbooks möglicherweise nie erschienen wäre (oder erst viel später): Erst über den rauschenden Anfangserfolg der Netbooks wurde es den Technikherstellern wohl klar, daß es Platz für eine Geräteklasse gibt, welche als ultramobiles Spielgerät ausgelegt ist. Zwar existierte bei verschiedenen Herstellern die Tablet-Ideen schon des längerem, aber zwischen der Produktidee eines Ingeniersteams und der Absegnung durch die Chefetage liegt meist ein steiniger Weg – welcher viel einfacher wird, wenn man die Erfolgschancen eines zukünftigen Produkts vernünftig belegen kann. Wahrscheinlich hat das Netbook (und damit vor allem Asus) hier unersetzbare Pionierarbeit auf dem Weg zum Tablet geleistet.