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Die AMD-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2020

Chipentwickler AMD hat (nach Intel) seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2020 vorgelegt, welche einen massiven Sprung in allen Kategorien einhergehenden mit einem neuen absoluten Umsatzrekord zeigen. Jener kletterte auf gleich 2,8 Mrd. Dollar, was für AMD eine ganz neue Sphäre ist, wo man bislang erst einmalig knapp über 2 Mrd Dollar Quartalsumsatz erreichte (im vierten Quartal 2019) und in den Zeiten des tiefsten geschäftlichen Tals der Jahre 2015 und 2016 der durchschnittliche Quartalsumsatz nur minimal oberhalb der Marke von 1,0 Mrd. Dollar lag. AMD hat sich damit also endlich einmal von den üblicherweise durchschnittlichen Geschäftszahlen nach der Übernahme von ATI anno 2006 wegbewegen können. Als (alleiniger) Anbieter gleich dreier Technologie-Kategorien (Prozessoren, Grafikkarten & Spielekonsolen-SoCs) sollte dies auch eigentlich "normal" sein, der harte Wettbewerb gegen Nahezu-Monopolisten und teilweise auch AMDs schwache eigene Produkte haben dies jedoch lange verhindert – bis sich jetzt endlich auch der geschäftliche Erfolg für AMD einstellt.

Damit ergeben sich in allen Detailvergleichen satte Zugewinne: Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorquartal um +45% sowie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um +56% zu. Beim nominellen Gewinn lauten diese Zahlen auf +148% sowie +225%, beim operativen Gewinn auf +159% bzw. +141%. Der massive Gewinnsprung führt AMD somit auch gleich mit weg von den zuletzt üblichen Gewinnzahlen im knapp dreistelligen Bereich – wobei zum ersten Mal seit Äonen die nachfolgende Übersicht der letzten fünf Quartale keine einzige Gewinnzahl unterhalb des dreistelligen Bereichs zeigt. Mit dieser geschäftlichen Entwicklung befindet sich AMD somit auf einem Weg nicht nur zu klar stärkeren Umsatzzahlen, sondern nun auch substantiellen Gewinnzahlen. Angesichts der schwachen Intel-Geschäftszahlen kommt dies aber auch nicht unerwartet, denn der IT-Markt ist offensichtlich weiterhin robust – sprich, das Schwächeln von Intel zeigte somit schon an, dass AMD nunmehr Intel tatsächlich Marktanteile und Geschäfte abnimmt. In einem Duopol-Markt ist dies kaum anders möglich, das Vorpreschen des einen Marktteilnehmers führt automatisch zur Schwäche des anderen.

Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Umsatz 1801 Mio. $ 2127 Mio. $ 1786 Mio. $ 1932 Mio. $ 2801 Mio. $
Gewinn 120 Mio. $ 170 Mio. $ 162 Mio. $ 157 Mio. $ 390 Mio. $
operativer Gewinn 186 Mio. $ 348 Mio. $ 177 Mio. $ 173 Mio. $ 449 Mio. $

Die wirklichen Geschäftstreiber sind den beiden nominellen Geschäftssparten von AMD leider nicht anzusehen, da hierbei jeweils zu viele verschiedene Produkte miteinander vermischt werden. Den Kommentaren von AMD läßt sich allerdings entnehmen, dass die hauptsächlichen Geschäftstreiber für das abgelaufene dritte Quartal Ryzen-Prozessoren, Epyc-Prozessoren und SemiCustom-Chips gewesen sind – letztere kann man direkt mit den SoCs für die NextGen-Konsolen übersetzen, da deren Vorfertigungsphase augenscheinlich schon im zweiten Quartal angelaufen war. Für sein Grafikkarten-Business gibt AMD hingegen schwächere Geschäfte an, was gemäß dem derzeitigen Portfolio bzw. dem laufenden Sprung hin zur nächsten Grafikkarten-Generation bei AMD wie auch nVidia durchaus verständlich ist. Damit müssen in der für Consumer-Produkte zuständigen "Computing & Graphics" Sparte die Ryzen-Prozessoren allerdings um so besser gegangen sein, denn hier konnte AMD gegenüber den zwei Vorquartalen deutlich zulegen.

Interessanterweise gab AMD für die Ryzen-Prozessoren im Jahresvergleich sogar einen etwas niedrigeren durchschnittlichen Abgabepreis an, welcher durch mehr verkaufte Mobile-Prozessoren verursacht wurde. Dies deutet darauf hin, dass AMD endlich ein paar größere Anteile im Notebook-Markt ergattern konnte, sprich dass nicht immer nur die Selbstbau-Fraktion im Desktop-Markt für die Ryzen-Käufe sorgen muß. Der massive Sprung in der "Enterprise, Embedded & Semi-Custom" Sparte dürfte hingegen primär auf die SoCs der NextGen-Konsolen zurückzuführen sein, auch wenn AMD nicht müde wird, hierzu immer wieder seine Epyc-Prozessoren zu erwähnen. Aber nur mit Konsolen-SoCs kann man ein Ergebnis hinlegen, welches dem Doppelten des Vorquartals sowie sogar dem Dreifachen des Vorvorquartals entspricht. Auch in diesem Punkt führt die Vermischung höchst unterschiedlicher Produkte in derselben Geschäftssparte leider dazu, dass man nur bessere Vermutungen anstellen kann, jedoch keine belastbaren Zahlen bekommt.

Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Computing & Graphics 1276 Mio. $ 1662 Mio. $ 1438 Mio. $ 1367 Mio. $ 1667 Mio. $
Enterprise, Embedded & Semi-Custom 525 Mio. $ 465 Mio. $ 348 Mio. $ 565 Mio. $ 1134 Mio. $

Perspektivisch kann es für AMD nur noch besser werden, denn bis auf die schon laufende Fertigung der Konsolen-SoCs stehen die eigentlichen 2020er Produkte erst noch an: Zen 3 auf der Prozessoren-Seite wie auch RDNA2 auf der Grafikkarten-Seite (letzteres erwartet seine offiziellen Vorstellung heute um 17 Uhr auf AMDs YouTube-Channel). Jene neuen AMD-Produkte können im laufenden vierten Quartal natürlich nur teilweise geschäftswirksam werden – zum einen wegen des vergleichsweise späten Starts, zum anderen weil es sich beiderseits erst um die Anfänge der entsprechenden Portfolios handelt, welche dann erst im Jahr 2021 weiter ausgebaut werden. Das Geschäft mit den Konsolen-SoCs dürfte sich hingegen für die nächste Zeit als Quell sprudelnder Freude erweisen, womit AMD für das vierte Quartal 2020 einen Quartalsumsatz von 3,0 Mrd. Dollar (±100 Mio. Dollar) prognostiziert. Dies wird dann auch zu einem neuem Rekord beim Jahresumsatz führen – wobei jene Marke vermutlich schon jetzt genommen ist, denn nach dem dritten Quartal stand AMD bei 6,519 Mrd. Jahresumsatz 2020, wo das Gesamtjahr 2019 hingegen nur mit 6,731 Mrd. Dollar abgeschlossen wurde (Differenz 212 Mio. Dollar).