3

Die AMD-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2023

AMD seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 vorgelegt, was insbesondere nach den wirklich schwachen Intel-Zahlen aufmerksam begleitet wurde. Dabei ist AMD aus der aktuellen Schwächeperiode des PC-Markts noch mit einem vergleichsweise blauen Auge davongekommen: Zwar fällt jenes erste Quartal sehr wohl schwächer aus als das Vorquartal und auch der Vorjahreszeitraum, aber im Vergleich zu Intel ist die Relation des geschäftlichen Absturzes eine völlig andere. So verlor AMD beim Umsatz –4% zum Vorquartal sowie –9% zum Vorjahreszeitraum, bei Intel lauten diese Zahlen hingehen auf –17% bzw. –36%. Rein optisch hat AMD damit nur etwas von seinen vorherigem Höheflug eingebüßt, steht aber immer noch klar vor den Umsatzzahlen des Jahres 2021 (3,4-4,8 Mrd. Dollar pro Quartal).

Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023
Umsatz 5887 Mio. $ 6550 Mio. $ 5565 Mio. $ 5599 Mio. $ 5353 Mio. $
Gewinn 786 Mio. $ 447 Mio. $ 66 Mio. $ 21 Mio. $ –139 Mio. $
Bruttomarge 48% 46% 42% 43% 44%
operativer non-GAAP-Gewinn 1837 Mio. $ 1982 Mio. $ 1264 Mio. $ 1262 Mio. $ 1098 Mio. $

Intel hingegen muß bis ins Jahr 2010 (!) zurückschauen, um einen Quartalsumsatz zu finden, welcher dem aktuellen "Ergebnis" gleichkommt. Gleichfalls hat Intel nunmehr auch satt im Milliarden-Bereich Minus gemacht, während bei AMD diese Zahl zwar inzwischen auch in rot zu schreiben ist, aber dennoch in einem vergleichsweise kleinen Rahmen (für die Unternehmensgröße) ausfällt. Beide Disziplinen sehen also einen klaren Dimensions-Unterschied im jeweiligen Abschwung: AMD verliert beim Umsatz die Entwicklung eines Jahres und macht faktisch keinen Gewinn mehr, Intel hingegen verliert beim Umsatz die Entwicklung der letzten 12 Jahre und baut ein Milliarden-schweres Minus auf.

AMD kommt somit viel besser durch die aktuelle PC-Krise, man kann derzeit halt nicht mehr zulegen – während Intel (für den Augenblick) brachial zurückgeschrumpft wird und über die satten Minus-Zahlen bei jedem dieser Quartale substantielle Teile der eigenen Rücklagen verliert. Letztlich wird AMD also doch noch belohnt für die jahrelang besseren Produkte im CPU-Bereich und die vielen damit verbundenen Anstregungen. Dafür brauchte es in der aktuellen Marktkonstellation (mit nur 2 Anbietern) allerdings eine handfeste Krise, denn im vorherigen Boom konnte Intel wie bekannt teilweise noch großartige Geschäfte auf Rekordniveau machen – und dies teilweise sogar zu Zeiten, wo Intel immer noch mit Skylake-Derivaten unterwegs war.

Allerdings würden bei AMD die jüngsten Geschäftszahlen durchaus schlechter ausfallen, wenn AMD nicht über die letzte Zeit einen breiteren Geschäftsansatz gewählt und dabei insbesondere stark in Richtung professioneller Nutzer geschaut hätte. Denn die reinen Consumer-Geschäfte sind auch bei AMD derzeit schwach, die Ryzen-Sparte hat gegenüber dem Vorjahreszeitraum satte –65% (!) an Umsatz verloren. Die Gaming-Sparte läuft demgegenüber mit –6% zum Vorjahreszeitraum ganz vernünftig, gerade wenn man einrechnet, dass im ersten Quartal des Vorjahres noch ein Produktions-Hoch als Ausläufer des letzten Cryptomining-Booms die Auftragsbücher füllte. Die Server-Sparte lief hingegen zum Vorjahreszeitraum auf plus/minus Null, was allerdings gegenüber den –33% von Intels Server-Sparte massiv besser aussieht.

Umsätze Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023
Data Center  (Epyc & Instinct) 1293 Mio. $ 1486 Mio. $ 1609 Mio. $ 1655 Mio. $ 1295 Mio. $
Client  (Ryzen) 2124 Mio. $ 2152 Mio. $ 1022 Mio. $ 903 Mio. $ 739 Mio. $
Gaming  (Radeon & Konsolen-SoCs) 1875 Mio. $ 1665 Mio. $ 1631 Mio. $ 1644 Mio. $ 1757 Mio. $
Embedded 595 Mio. $ 1257 Mio. $ 1303 Mio. $ 1397 Mio. $ 1562 Mio. $

Das Gesamtergebnis optisch stark aufgehübscht hat dann die Embedded-Sparte, welche im Vorjahreszeitraum noch ohne die Xilinx-Erwerbung lief und heuer somit nominell auf das 2,6fache zulegen konnte. Der Erfolg der Sparte ist aber nicht einfach nur der Xilinx-Übernahme zuzuschreiben, auch die letzten Quartale über konnte die Embedded-Sparte von AMD immer wieder etwas zulegen. Letztlich rettet sich AMD somit über die grob eine Milliarde Dollar Umsatz, welche mittels der Xilinx-Übernahme hinzugekommen ist, sowie den grob gleichbleibenden Umsätzen der Gaming- und Server-Sparten – damit wird das desaströse Ergebnis der Ryzen-Sparte nicht so auffällig. Letzteres darf jedoch als Warnung betrachtet werden, dass sich auch AMD mitnichten von generellen Marktentwicklungen abkoppelt kann.

Jene scheint auch die Geschäftsentwicklung des laufenden zweiten Quartals zu dominieren, für welches AMD dieselbe Voraussage macht wie schon für das erste Quartal: Man rechnet mit einem Quartalsumsatz von 5,3 Mrd. $ (±300 Mio. $), mit Wachstum diesesmal im Ryzen- und Server-Segment, Rückschritten hingegen im Gaming- und Embedded-Segment. Für das zweite Halbjahr erhofft sich AMD dann wieder bessere Geschäfte, womit ein Jahresabschluß irgendwo in der Mitte zwischen den Jahresergebnissen für 2021 & 2022 (16,4 bzw. 23,6 Mrd. $) zu prognostizieren wäre. Intel muß hingegen zusehen, mittels eines starken Rebounds der eigenen Geschäftsergebnisse wenigstens die 50-Mrd-Dollar-Marke für das Gesamtjahr anzupeilen. Dies wäre dann aber immer noch nur das Niveau des Jahres 2013 (52,7 Mrd. $) und weit weg von den Intel-Rekorden der Jahre 2020 & 2021 (77,9 bzw. 79,0 Mrd. $).