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Die Intel-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2023

Intel hat seine Geschäftszahlen für das erste Quartal 2023 vorgelegt, welche wie vorab schon erwartet desaströs ausgefallen sind. Bei allen Vergleichen gibt es nur große Minus-Zahlen und auch die vormals exzellenten Gewinnzahlen sind nunmehr allesamt in den roten Bereich gewechselt. So sank der Quartalsumsatz auf für Intel untypische Verhältnisse von 11,7 Mrd. Dollar ab, dies sind –17% zum Vorquartal sowie gleich –36% zum Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem im vierten Quartal 2021 aufgestellten Rekordumsatz ist es sogar ein Absturz um –43%, optisch sieht dies inzwischen wie eine Umsatz-Halbierung (!) aus. Demzufolge sind auch alle Gewinnzahlen steil nach unten gekippt, Intel macht inzwischen satt Minus – und dies als vorher eines der dauerhaft profitabelsten Unternehmen der Branche.

Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023
Umsatz 18,353 Mio. $ 15'321 Mio. $ 15'338 Mio. $ 14'042 Mio. $ 11'715 Mio. $
Gewinn 8113 Mio. $ –454 Mio. $ 1019 Mio. $ –661 Mio. $ –2768 Mio. $
Bruttomarge 50,4% 36,5% 42,6% 39,2% 34,2%
operativer non-GAAP-Gewinn 4241 Mio. $ 1417 Mio. $ 1655 Mio. $ 602 Mio. $ –294 Mio. $

Dies ist auf diesen Umsatz-Ergebnissen aber auch kein Wunder: Das Unternehmen ist in gewissem Sinne auf hohe Umsatzzahlen angewiesen – und wenn diese nicht erreicht werden, drücken zu viele Fixkosten das Ergebnis herunter. Im Fall der aktuellen PC-Flaute kommen dann natürlich auch noch sinkende Abgabepreise hinzu, welche die Bruttomarge mal wieder auf für Intel untypisch niedrige Werte nach unten schicken. Intel könnte dieser Situation nur über eine "normale" Umsatzzahl entfliehen – oder müsste in größerem Maßstab Kosten reduzieren, wenn keine Aussicht auf eine "normale" Umsatzzahl existiert. Selbiges Problem hatte seinerzeit jahrelang AMD, als man an der Milliarden-Grenze beim Quartalsumsatz herumsegelte, die Unternehmensgröße dafür allerdings unpassend war – und somit einige Entlassungswellen bei AMD folgten.

Gut an den Ergebnissen der Einzelsparten zu sehen ist der Umstand, dass es hier keinen einzelnen Übertäter gab – sondern dass alle wichtigen Sparten verloren. Dies zeigt auf eine generell schwache Marktlage hin, von welcher Intel als Branchenschwergewicht dann stärker betroffen ist als eventuell andere Unternehmen. Zugleich hat Intel aber natürlich oftmals auch das Problem von nicht gänzlich überzeugenden Produkte, sowohl Consumer-Prozessoren als auch ganz besonders Server-Prozessoren betreffend. All dies hat sich in den Phasen des IT-Booms 2020-2022 erstaunlicherweise nicht negativ für Intel ausgewirkt, Intel wurde seinerzeit von der Marktstärke sogar auf Rekordergebnisse hochgezogen. Nun aber im Abschwung bekommt Intel dann doch noch die Quittung für (oftmals) durchschnittliche Produkte im Consumer-Markt und regelrecht schwache (bzw. zu späte) im Server-Markt.

Umsätze Q1/2022 Q2/2022 Q3/2022 Q4/2022 Q1/2023
Client Computing  ("Consumer-Sparte") 9294 Mio. $ 7665 Mio. $ 8124 Mio. $ 6625 Mio. $ 5767 Mio. $
Datacenter and AI  ("Server-Sparte") 6034 Mio. $ 4649 Mio. $ 4209 Mio. $ 4304 Mio. $ 3718 Mio. $
Network and Edge 2213 Mio. $ 2333 Mio. $ 2266 Mio. $ 2061 Mio. $ 1489 Mio. $
Mobileye 394 Mio. $ 460 Mio. $ 450 Mio. $ 565 Mio. $ 458 Mio. $
Accelerated Computing Systems and Graphics 219 Mio. $ 186 Mio. $ 185 Mio. $ 247 Mio. $
Intel Foundry Services 283 Mio. $ 122 Mio. $ 171 Mio. $ 319 Mio. $ 118 Mio. $

Consumer- und Server-Sparte haben dabei im Jahresvergleich ähnlich stark verloren (beiderseits –38%), allenfalls "Network and Edge" lief zumindest gegenüber dem allgemeinen Trend mit einem Verlust von "nur" –33% nicht ganz so schlecht. Die anderen Sparten haben nicht die Bedeutung bzw. zeigen oftmals auch durch Einzeleffekte stark springende Geschäftsergebnisse, sind also kaum zu werten. Zumindest läßt sich sehen, dass Intels "Foundry Services" bislang nicht aus dem Knick kommt, auch wenn hier in Zukunft wohl eine gewisse Zunahme erwartet werden kann. Zudem wurde die bislang krass defizitäre Grafik-Sparte "AXG" wie bekannt aufgelöst bzw. auf die anderen Sparten verteilt, womit sich das dort erzielte Minus besser kaschieren läßt.

Für das laufende zweite Quartal rechnet Intel mit einem Umsatz im Rahmen von 11,5-12,5 Mrd. Dollar samt einem Quartalsverlust von "nur" noch –0,6 Mrd. Dollar. Gegenüber dem desaströsen ersten Quartal wäre dies durchaus eine Verbesserung, gegenüber dem Vorjahreszeitraum bzw. früheren Intel-Höhen aber natürlich immer noch ein fettes Minus. Irgendwelche Jahresrekorde sind damit für 2023 schon aus dem Spiel, Intel wird eher zusehen müssen, wenigstens zur Jahresschlußrechnung wieder in den schwarzen Zahlen zu landen. Dies hängt natürlich zum größeren Teil auch vom weiteren Verlauf des PC-Geschäfts im Jahr 2023 ab, von dessen Schwäche Intel stark getroffen wurde – und welches Intel nachfolgend auch wieder rausretten könnte. Die früheren Höhen von bis zu 20 Mrd. Dollar Quartalsumsatz sowie durchgehende Quartalsgewinne von 4-7 Mrd. Dollar dürfte Intel allerdings kaum wieder so schnell sehen.

Nachtrag vom 28. April 2023

Heise erwähnen in ihrer Meldung zu den Intel-Quartalszahlen auch konkrete Zahlen zur Verteilung von Desktop- und Mobile-Geschäft bei Intel. Selbige lag im vergangenen Quartal bei grob 36:64%, im Vorjahreszeitraum hingegen bei 31:69%. Dies passt gut zur generellen Annahme, dass die Consumer-Prozessoren sich auf dem Gesamtmarkt grob in ein Drittel Desktop und zwei Drittel Mobile aufteilen. Genauer läßt sich dies meist sowieso nicht feststellen, da unterschiedliche Quellen mit unterschiedlichen Zahlenansätze arbeiten: Die Geschäftszahlen bei Intel beziehen sich natürlich auf den reinen Umsatz, während die üblichen Marktanteils-Zahlen von Mercury Research auf abgesetzten Stückzahlen basieren. Die "⅓ Desktop, ⅔ Mobile" Faustregel dürfte (wie hiermit bestätigt) dennoch stimmen, nur darf man jene halt nur vergleichsweise grob betrachten.

Umsätze Desktop-CPUs Notebook-CPUs Verhältnis
Intel Q1/2022 2,65 Mrd. $ 5,98 Mrd. $ 31:69%
Intel Q1/2023 1,88 Mrd. $ 3,41 Mrd. $ 36:64%