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Die finalen Spezifikationen zu AMDs Cape Verde: Radeon HD 7750 & 7770

Nachdem eine MSI-Roadmap zum Monatsanfang den Launchtermin des kommenden AMD Mainstream-Chips "Cape Verde" mit dem 15. Februar schon genannt hatte, konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis finale Spezifikationen zu diesen Grafikchips bekannt werden würden. Es gab zwar vorab schon ein paar erste Benchmark-Ergebnisse zur Radeon HD 7770 mit der Performance-Tendenz zwischen Radeon HD 6790 und 6850, aber bislang noch nichts wirklich griffiges an Hardware-Daten zu diesen neuen Mainstream-Karten. Nun liegen uns – auch gerade einmal nur knapp eine Woche vor dem kolportierten Releasedatum – die finalen Spezifikationen zur Radeon HD 7750 & 7770 vor, welche wie folgt aussehen:

    AMD Cape Verde

  • Mainstream-Grafikchip der GCN-Architektur nach DirectX 11.1
  • 28nm-Fertigung bei TSMC
  • 1,5 Milliarden Transistoren, Die-Größe gemäß früheren (groben) Messungen bei ~130mm²
  • 10 Compute Units (CU) aka Shader-Cluster mit 64 Shader-Einheiten und 4 Textureneinheiten pro CU
  • damit insgesamt 640 Shader-Einheiten und 40 Textureneinheiten für Cape Verde
  • 16 Raster Operation Units (ROPs)
  • 128 Bit DDR Speicherinterface (bis GDDR5)
    AMD Radeon HD 7770

  • 10 aktive CUs
  • 640 Shader-Einheiten und 40 Textureneinheiten
  • 16 Raster Operation Units (ROPs)
  • 128 Bit DDR Speicherinterface
  • Taktraten: 1000/2250 MHz
  • Rechenleistung: 1280 GFlops, Texturierleistung: 40 GTex/sec, Speicherbandbreite: 72 GB/sec
  • Typical Board Power: ~80W
  • übliche Speicherbestückung: 1024 MB GDDR5-Speicher
    AMD Radeon HD 7750

  • nur 8 aktive CUs
  • 512 Shader-Einheiten und 32 Textureneinheiten
  • 16 Raster Operation Units (ROPs)
  • 128 Bit DDR Speicherinterface
  • Taktraten: 800/2250 MHz
  • Rechenleistung: 819 GFlops, Texturierleistung: 25,6 GTex/sec, Speicherbandbreite: 72 GB/sec
  • Typical Board Power: ~55W
  • übliche Speicherbestückung: 1024 MB GDDR5-Speicher

Wenn uns diese Daten aus sicherer Quelle nicht bestätigt worden wären, würden wir diese ehrlicherweise nicht wirklich glauben wollen – denn AMD geht damit im Mainstream-Bereich den seit immerhin über zwei Jahren existierenden RV840/Juniper-Chip der Radeon HD 5750/5770 & 6750/6770 Karten mit einem wirklich schmalbrüstigem Hardware-Einsatz an. So verfügt der RV840/Juniper-Chip schon über 800 (VLIW5) Shader-Einheiten – dies mit nur 640 (1D) Shader-Einheiten beim Cape-Verde-Chip kontern zu wollen, ist eine mutige Entscheidung seitens AMD. Aber die Daten sind bestätigt und auch in sich schlüssig, insofern scheint das wohl alles zu stimmen.

Da die Performance gemäß den Vorab-Benchmarks durchaus ansprechend ausfällt, stellt sich nun die Frage, woher die Mehrleistung des Cape-Verde-Chips gegenüber dem RV840/Juniper-Chip kommen kann. In der nominellen Rechenleistung wie auch in der nominellen Speicherbandbreite ist sicherlich nichts zu finden, denn in diesen Disziplinen liegt der neuere Chip um jeweils 6 Prozent gegenüber dem älteren Chip zurück (bei der Texturierleistung liegt dagegen Cape Verde durch den höheren Chiptakt um 17 Prozent vorn). Und so werden wir beim Cape-Verde-Chip wohl zum ersten Mal die höhere Effizienz der GCN-Architektur in nachprüfbarer Aktion sehen – die bisherigen Vergleiche in diese Richtung hin basierten schließlich immer nur auf bei der Rohleistung grundverschiedenen Grafikchips. Beim Vergleich Radeon HD 7770 gegen Radeon HD 6770 liegt letztgenannte ältere Karte jedoch in fast allen Rohleistungs-Vergleichen vorn – wenn AMD wirklich mehr Performance bieten will, dann geht dies primär nur über die höhere Effizienz der GCN-Architektur.

Allerdings sollte man sich gemäß dieser Hardware-Ansetzung nicht all zu viel an Mehrperformance versprechen, die bislang bekannten 3DMark-Ergebnisse sind unter Umständen schon das beste, was die Radeon HD 7770 zu bieten hat. Die Performance einer Radeon HD 6850 ist damit zweifelsfrei nicht zu erreichen – und außerhalb von 3DMarks könnte es schon schwierig werden, sich immer klar vor die Radeon HD 6790 zu positionieren. Am Ende ist sowieso jeder Prozentpunkt Mehrperformance gegenüber der Radeon HD 6770 für die Radeon HD 7770 ein Ausdruck der höheren Effizienz der GCN-Architektur, schließlich tritt AMD hier mit deutlich geringerem Silizium-Einsatz an. Die somit etwas nach unten zu schraubenden Performance-Erwartungen für die Radeon HD 7750 & 7770 dürften sich dann auch am Preispunkt wiederspiegeln. Da die Preise zur Radeon HD 6850 den für die Radeon HD 7770 ansetzbaren Preis sehr effektiv limitieren dürften, erwarten wir einen Listenpreis von 129 Dollar und Straßenpreise von ca. 115 Euro für die Radeon HD 7770.

Evergreen & Northern Islands Perfm.
Index
Southern Islands
Radeon HD 6850
RV940/Barts, 960 SE, 48 TMU, 32 ROPs, 256 Bit SI, 840/2100 MHz
115-130 Euro
160%  
  140% Radeon HD 7770
Cape Verde, 640 SE, 40 TMU, 16 ROPs, 128 Bit SI, 1000/2250 MHz
geschätzt 115 Euro
Radeon HD 6790
RV940/Barts, 800 SE, 40 TMU, 16 ROPs, 256 Bit SI, 840/2100 MHz
100-120 Euro
130%  
Radeon HD 5770/6770
RV840/Juniper, 800 SE, 40 TMU, 16 ROPs, 128 Bit SI, 850/2400 MHz
80-95 Euro
115% Radeon HD 7750
Cape Verde, 512 SE, 32 TMU, 16 ROPs, 128 Bit SI, 800/2250 MHz
geschätzt 90-100 Euro
Radeon HD 5750/6750
RV840/Juniper, 720 SE, 32 TMU, 16 ROPs, 128 Bit SI, 700/2300 MHz
75-90 Euro
100%  

Die Radeon HD 7750 ist dann nochmals deutlich langsamer einzuschätzen, immerhin fehlen zur Radeon HD 7770 satte 36 Prozent an Rechen- und Texturierleistung – bei allerdings dann wieder gleicher Speicherbandbreite. Wir erwarten daher von der Radeon HD 7750 eine Performance irgendwo auf dem Niveau der Radeon HD 5770/6770, mit der Tendenz allerdings eher nach unten hin. Ob AMD den dafür angemessenen Preis zu machen imstande ist, bliebe streng abzuwarten – vermutlich wird man seine neuen Karten am Anfang nicht gleich verramschen wollen und setzt für die Radeon HD 7750 einen Preispunkt von 99 oder 109 Dollar an, was Straßenpreise von 90 oder 100 Euro ergeben sollte. Gegenüber der Radeon HD 6770 hat man damit preislich zwar nicht wirklich eine Chance – aber natürlich kommen hier Neuheitswert und klar niedrigerer Stromverbrauch als Pluspunkte hinzu.

Gerade im Punkt Stromverbrauch haben diese neue Mainstream-Beschleuniger augenscheinlich ihre eigentliche Stärke: Die Radeon HD 7770 liegt bei einer "Typical Board Power" von 80 Watt, die Radeon HD 7750 bei sogar nur 55 Watt (die Stromverbrauchswerte unter Spielen sollten erfahrungsgemäß ungefähr in diesem Rahmen oder minimal niedriger ausfallen). Hier zeigt sich dann doch der Vorteil der 28nm-Generation – und wer eine Gamer-Einsteigerlösung mit wirklich überschaubarem Stromverbrauch sucht, wird bei diesen beiden Cape-Verde-basierten Lösungen wohl fündig werden. Nur den ganz großen Performanceeffekt darf man sich von AMDs kommender neuen Mainstream-Generation nicht versprechen, der Performancegewinn bleibt mit 15 bis 20 Prozent im absolut überschaubaren Rahmen.