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Die Intel-Geschäftsergebnisse im vierten Quartal 2019

Prozessoren-Entwickler Intel hat seine Geschäftsergebnisse für das vierte Jahresquartal 2019 sowie das Gesamtjahr 2019 vorgelegt – und konnte dabei wiederum teilweise neue Rekordzahlen zeigen. Dazu trugen vor allem die glänzenden Geschäfte im vierten Jahresquartal bei, wo mit 20,2 Mrd. Dollar ein neuer, deutlicher Umsatzrekord hingelegt wurde. Dies sind glatt eine Milliarde Dollar mehr als der bisherige Rekordwert (vom vorhergehenden Quartal) – bei Intel liegen inzwischen die reinen Umsatzsprünge so hoch wie bei anderen Firmen der Gesamtumsatz ;). Gegenüber dem Vorquartal liegt der relative Umsatz-Zuwachs bei +5,3%, gegenüber dem Vorjahresquartal bei +8,3%. Zugleich gab es auch mit 6,9 Mrd. Dollar einen neuen, sehr klaren Gewinn-Rekord – und auch die 6,8 Mrd. Dollar operativer Gewinn sind eine starke Leistung, wenngleich kein Rekordwert.

Augenscheinlich stört Intel das Vorpreschen von AMD in den meisten Marktsegmenten rein geschäftlich noch überhaupt nicht bzw. wird dies dadurch überdeckt, das der Bedarf insgesamt gestiegen ist – und somit beide Marktteilnehmer gleichermaßen profitieren können. Dabei ist Intel bekannterweise immer noch in Lieferproblemen für seine 14nm-Prozessoren, welche aufgrund der (sehr) mangelhaften Marktabdeckung mit 10nm-Prozessoren derzeit weiterhin den (übergroßen) Löwenanteil von Intels Absätzen einnehmen. Ironischerweise hätte Intel also ohne seine 14nm-Lieferprobleme wahrscheinlich noch ein gutes Stück mehr verkaufen können. In einer solchen Situation ist es dann wohl vollkommen verständlich, das die Gewinne aufblühen: Intel muß tendentiell weniger Rabatte geben, wenn einem sowieso alles aus den Händen gerissen wird. Zudem schichtet Intel angesichts von ausgelasteten Fertigungskapazitäten natürlich zugunsten von Margen-starken Produkte um, beispielsweise aus dem Server-Bereich – aber auch zugunsten der teuersten Modelle des Consumer-Portfolios.

Q4/2018 Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019
Umsatz 18657 Mio. $ 16061 Mio. $ 16505 Mio. $ 19190 Mio. $ 20209 Mio. $
Gewinn 5195 Mio. $ 3974 Mio. $ 4179 Mio. $ 5990 Mio. $ 6905 Mio. $
operativer Gewinn 6224 Mio. $ 4174 Mio. $ 4617 Mio. $ 6447 Mio. $ 6797 Mio. $

Somit kommt es dann wenig überraschend, wenn die eine Milliarde Umsatz-Steigerung sich fast vollständig in der Server-Sparte verorten läßt – während die anderen Intel-Sparten so ein bißchen vor sich hin oxidiert haben (und bis auf die Consumer-Sparte sowieso zu klein für größere Umschwünge sind). Die Consumer-Sparte konnte zwar erstmals die 10-Mrd-Dollar-Marke nehmen, legte aber mit +3,1% zum Vorquartal sowie +1,9% zum Vorjahresquartal beachtbar unterdurchschnittlich zu. Die Server-Sparte kletterte dagegen erstmals auf über 7 Mrd. Dollar Quartalsumsatz, deren Steigerungen sehen mit +13,0% zum Vorquartal bzw. +18,9% vom Vorjahresquartal dann (für eine solch große Unternehmung) wirklich erstklassig aus. Damit steigerte sich die Server-Sparte auf nunmehr schon 72% des Umsatz-Niveaus der Consumer-Sparte bzw. 36% Anteil am Gesamtumsatz. Im Vorjahreszeitraum lagen diese Zahlen bei 62% Umsatz-Niveau der Consumer-Sparte bzw. 33% Anteil am Gesamtumsatz – was für nur ein Jahr eine durchaus beachtbare Veränderung darstellt.

Q4/2018 Q1/2019 Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019
Client Computing Group  ("Consumer-Sparte") 9822 Mio. $ 8586 Mio. $ 8841 Mio. $ 9709 Mio. $ 10010 Mio. $
Data Center Group  ("Server-Sparte") 6069 Mio. $ 4902 Mio. $ 4983 Mio. $ 6383 Mio. $ 7213 Mio. $
Internet of Things Group 999 Mio. $ 1119 Mio. $ 1187 Mio. $ 1234 Mio. $ 1160 Mio. $
Non-Volatile Memory Solutions Group 1107 Mio. $ 915 Mio. $ 940 Mio. $ 1290 Mio. $ 1217 Mio. $
Programmable Solutions Group 612 Mio. $ 486 Mio. $ 489 Mio. $ 507 Mio. $ 505 Mio. $

Auf das Gesamtjahr 2019 bezogen sah Intel allerdings nicht ganz so glänzend aus, auch wenn es hier genauso teilweise Rekorde zu vermelden gab. So konnte mit 72,0 Mrd. Dollar ein neuer Rekordumsatz erzielt werden, beim nominellen Gewinn blieb man jedoch denkbar knapp sowie beim operativen Gewinn deutlich unterhalb der letztjährigen Bestwerte. Hier wurde Intel insbesondere über die schwachen beiden ersten Jahresquartale 2019 nach unten gezogen – und hätte es nicht das herausragende vierte Jahresquartal gegeben, wäre auch das Jahresergebnis 2019 deutlich schwächer ausgefallen. Augenscheinlich konnte Intel in der ersten Jahreshälfte 2019 tatsächlich deutlich weniger liefern, als was man hätte verkaufen können – und konnte diese Probleme in der zweiten Jahreshälfte 2019 wenigstens so weit in den Griff bekommen, das es wenigstens nicht mehr direkt in den Geschäftszahlen auffällt.

Umsatz Gewinn operativer Gewinn
2007 38,4 Mrd. $ 7,0 Mrd. $ 8,3 Mrd. $
2008 37,5 Mrd. $ 5,2 Mrd. $ 8,9 Mrd. $
2009 35,1 Mrd. $ 4,3 Mrd. $ 5,7 Mrd. $
2010 43,6 Mrd. $ 11,6 Mrd. $ 15,9 Mrd. $
2011 53,9 Mrd. $ 12,9 Mrd. $ 17,4 Mrd. $
2012 53,3 Mrd. $ 11,0 Mrd. $ 14,6 Mrd. $
2013 52,7 Mrd. $ 9,6 Mrd. $ 12,3 Mrd. $
2014 55,9 Mrd. $ 11,7 Mrd. $ 15,3 Mrd. $
2015 55,4 Mrd. $ 11,4 Mrd. $ 14,0 Mrd. $
2016 59,4 Mrd. $ 10,3 Mrd. $ 12,9 Mrd. $
2017 62,8 Mrd. $ 9,6 Mrd. $ 17,9 Mrd. $
2018 70,8 Mrd. $ 21,1 Mrd. $ 23,3 Mrd. $
2019 72,0 Mrd. $ 21,0 Mrd. $ 22,0 Mrd. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Im laufenden Jahr 2020 bekommt Intel zwar weiteren Produkt-technischen Druck seitens AMD, will dafür aber auch für eine deutliche Entspannung an der Front der eigenen Fertigungskapazitäten sorgen: Über gesamte Jahr 2020 will Intel dabei seine Waferkapazität um immerhin +25% steigern. Dies hört sich auf den ersten Blick nach sehr viel (für nur ein Jahr) an, allerdings muß hierbei eingerechnet werden, das Intel auf dieser größeren Waferkapazität dann auch viele Produkte herstellen wird (müssen), wo man dem Prozessoren-Käufer kostenlos mehr CPU-Kerne gibt – und damit intern mehr Waferfläche verbraucht, ohne deswegen in gleicher Höhe mehr Erlöse zu generieren. Intels 14nm-Lieferprobleme kommen ja nicht primär aus zu geringen Fertigungskapazitäten, sondern sind in den durch AMD angestossenen "Kern-Kriegen" begründet: Intel musste deswegen (deutlich) mehr CPU-Kerne pro Prozessor liefern – und verbraucht damit wegen des Fehlens der 10nm-Fertigung auf der immer noch laufenden 14nm-Fertigung schlicht eine wesentlich höhere Anzahl an Wafern.

Nichtsdestotrotz sollten die +25% Zuwachs an Waferkapazität im Jahr 2020 die gröbsten Probleme beseitigen können – womit Intel trotz des Produkt-technischen Rückstands in vielen Marktsegmenten mit weiterhin wachsenden Geschäftsergebnissen rechnet. So soll im ersten Quartal 2020 ein prognostizierter Quartalsumsatz von 19 Mrd. Dollar erzielt werden – was einen exzellenter Jahresstart ergeben würde, im Jahr 2019 gab es an dieser Stelle einen doch deutlichen Kater nach der Jahresendparty 2018. Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert Intel hingegen einen Umsatz von 73,5 Mrd. Dollar – was zwar Rekord wäre, aber ausgehend von den im Jahr 2019 erreichten 72,0 Mrd. Dollar auch nicht als so großartig erscheint. Durch die Blume läßt Intel hiermit erkennen, das man zwar von einem guten Jahresstart ausgeht, das Jahresende hingegen etwas ruhiger ausfallen dürfte. Möglicherweise rechnet man dann mit einem (endlich) einsetzenden Effekt von AMDs verschiedenen Produkt-Offensiven – oder aber man hat halt sehr defensive Prognosen herausgegeben und will dann mit besseren Zahlen überraschen.

Nachtrag vom 24. Januar 2020

In der Foren-Diskussion zu Intels Quartalszahlen werden einige der Gründe genannt, wieso Intel nach wie vor so gut im Prozessoren-Markt steht bzw. (trotz AMDs Zen-Prozessoren) derart glänzende Geschäftsergebnisse vorweisen kann. Primär geht es hierbei um die Zähflüssigkeit des Marktes außerhalb des Retail-Segments – und auch das (große) Geschäft mit Komplett-PCs und Notebooks zählt aufgrund der Vorentscheidungen der Geräte-Hersteller schließlich nicht zum klassischen Retail-Handel. In diesem OEM-Geschäft und vor allem im Server-Geschäft bewegt sich eben alles viel langsamer, war AMD bei vielen Geräte-Herstellern auch gar nicht mehr existent und muß daher ganz von vorn anfangen (Fun Fact: Intel hätte im vierten Quartal noch mehr Server-Prozessoren verkaufen können, konnte nur nicht mehr liefern). Zudem gibt es durchaus Situationen, wo die Nebenkosten eines Umstiegs größer ausfallen können als die Einsparungen an der Hardware-Seite: Sei es über einfache Dinge wie notwendige Umschulungen, zusätzliche Lager-Kosten samt einem höheren Support-Aufwand durch diese zweite Produkt-Schiene. Genauso gibt es aber auch Spezial-Fälle, wo (teure) Software nach der Anzahl der benutzten CPU-Kerne abgerechnet wird – und wo also AMDs Ansatz von mehr CPU-Kernen sogar zu höheren Software-Kosten führt.

In vielen Fällen ist den Entscheidern aber auch einfach nur "Jacke näher als Hose" – und werden somit die langfristigen Vorteile eines echten Wettbewerbers gegenüber dem bisherigen de-facto-Monopolisten Intel nicht in die Kalkulation einbezogen. Von Intels früheren Markttaktiken mit illegalen Rabatten (bspw. extra Preisnachlässe, wenn man keinerlei AMD-Produkte führt) ist derzeit hingegen nichts zu hören – dies wird zwar immer wieder mit Verweis auf frühere Zeiten genannt, aber möglicherweise kann sich Intel dies in heutiger Zeit nicht mehr leisten, steht man zu sehr unter Beobachtung (was eine erfreuliche Entwicklung wäre). In jedem Fall kann man nach vielen Quartalen mit verfügbaren erstklassigen AMD-Prozessoren ein was klar konstatieren: Während das Retail-Segment neue, gute Produkte sehr schnell goutiert (und hiermit dem Ideal eines "Markts" entspricht), mahlen die Mühlen im OEM- und Server-Segment geradezu unendlich langsam. AMD wird wenn dann den Erfolg seiner Mühen immer erst Jahre später einstreichen – und darf sich währenddessen natürlich keine Durchhänger leisten, denn jene werden im OEM- und Server-Segment immer als Anlaß genommen, alle zarten Anbandlungen mit AMD gleich wieder zurückzufahren. Sollte AMD allerdings auch in den folgenden Jahren "dran" bleiben, dann sollte sich der Erfolg durchaus auch noch zählbar einstellen – nicht nur mittels AMDs eigener Geschäftszahlen (die zuletzt schon ganz gut aussahen), sondern vielleicht auch einem gewissen Druck auf die Intel-Geschäftszahlen.

Schließlich geht Intel selber inzwischen von einem gewissen AMD-Effekt im Jahr 2020 aus – mit einem wirklich guten Jahresanfang, dann aber vermutlich eher durchschnittlichen Zahlen (auf natürlich weiterhin hohem Niveau). Wenn man sich die Intel-Prognose für 2020 genauer ansieht, dann fällt auf, das 19 Mrd. Dollar für das erste Jahresquartal zu 73,5 Mrd. Dollar für das Gesamtjahr 2020 letztlich einen mittleren Quartalsumsatz von 18,2 Mrd. Dollar für die Quartale II bis IV ergeben – und damit deutlich weniger als für das erste Quartal prognostiziert. Klar könnte Intel hierbei maßgeblich tiefstappeln – aber in jedem Fall hat man damit zumindest schon einmal die Börse auf einen eventuellen AMD-Effekt ab dem zweiten Quartal 2020 vorbereitet. Und natürlich spricht auch Intels Produkt-Programm für 2020 nicht gerade dafür, das diese Prognose völlig abwegig ist: Sicherlich bringt Intel mittels Comet Lake eine neue Prozessoren-Generation, jene dürfte allerdings auf Basis derselben Skylake-Architektur und derselben 14nm-Fertigung wie schon anno 2015 (!) nicht besonders viel gegenüber AMDs nunmehr mittels der Renoir-APU vollzähligem Aufgebot an Zen-2-basierten Prozessoren reißen können. Vielmehr wird Intel im Jahr 2020 erneut wieder mehr Waferfläche pro Prozessor ausgeben müssen, um überhaupt mit AMD mitzuhalten – womit Intel trotz +25% mehr Waferfläche in 2020 nur mit einem Umsatzwachstum von +2% plant.