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Eine aktualisierte Betrachtung der Spiele-Performance von Ryzen 2000 vs. Ryzen 1000 & Coffee Lake

Die teilweise sehr verschieden ausgegangenen Testergebnisse zur Spiele-Performance von Ryzen 2000 haben einiges an Diskussionen verursacht, gerade da hierbei die Testergebnisse von AnandTech als klar (zu) positiv für AMD herausstachen. Aufgrund der wenigen vorliegenden Werte konnte man allerdings nicht eindeutig (anhand rein nur der Ergebnisse) sagen, ob hieran etwas falsch war. Allerdings haben AnandTech nunmehr das ganze nachgestellt und dabei einen größeren Fehler gefunden, welcher deren frühere Benchmark-Ergebnisse im Spiele-Bereich in einem sehr erheblichen Maßstab verfälscht hat. Da nun auch neue Testergebnisse vom Tech Report, der PC Games Hardware, vom TechSpot sowie der GameStar vorliegen, haben wir nachfolgend diese Performance-Situation nochmals neu durchkalkuliert – mit in der Folge dessen auch einem neuen Performance-Index zur Spiele-Performance der aktuellen Prozessoren von AMD und Intel.

Spiele (1%Min@1080p) i7-7700K i5-8400 i5-8600K i7-8700K R5-1600X R7-1800X R5-2600X R7-2700X
Technik KBL, 4C +HT, 4.2/4.5 GHz CFL, 6C, 2.8/4.0 GHz CFL, 6C, 3.6/4.3 GHz CFL, 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, Zen, 6C +SMT, 3.6/4.0 GHz Zen, 8C +SMT, 3.6/4.0 GHz Zen+, 6C +SMT, 3.6/4.2 GHz Zen+, 8C +SMT, 3.7/4.3 GHz
AnandTech (5 Tests) - - - 100% - - 83,2% 87,0%
ComputerBase (6 Tests) 88% 92% - 100% 78% 82% 87% 93%
GameStar (6 Tests) 97,5% 89,9% - 100% - 84,3% - 89,8%
Golem (5 Tests) - - - 100% - 83,5% - 96,2%
PC Games Hardware (6 T.) 89,4% - 91,0% 100% 81,8% 82,5% 84,9% 88,7%
SweClockers (5 Tests) 97,2% 94,6% 97,2% 100% 86,0% 89,1% 94,4% 95,3%
TechSpot (6 Tests) 94,1% 91,5% 94,5% 100% - 87,6% 85,1% 91,0%
The Tech Report (5 Tests) 79,2% 87,3% - 100% 75,6% 78,9% 81,3% 86,0%
Performance-Index * 90,4% 90,5% 93,4% 100% 79,5% 83,4% 85,5% 90,5%
Listenpreis 339$ 182$ 257$ 359$ 219$ 349$ 229$ 329$
Straßenpreis ab 285€ ab 171€ ab 219€ ab 327€ ab 170€ ab 288€ ab 220€ ab 319€
* Der Performance-Durchschnittwurde leicht gewichtet zuungunsten jener Testberichte, welche anstatt 1080p nur 720p benutzt haben (Golem & PCGH).
Performance-Index für weitere erfasste/ausgewertete Prozessoren: Ryzen 5 1600 @ 76,9%, Ryzen 7 1700 @ ~77%, Ryzen 7 1700X @ ~81%, Ryzen 5 2600 @ ~83%, Ryzen 7 2700 @ ~85%.

In den neuen Performance-Index sind dann zuerst die neuen Benchmark-Ergebnisse von AnandTech eingegangen, welche doch sehr erheblich von den früheren Ergebnissen abweichen und damit den neuen Index maßgeblich beinflussen. So wurde der Ryzen 7 2700X mit den früheren Testergebnissen von AnandTech auf immerhin +17,8% der Spiele-Performance eines Core i7-8700K gesehen. Mit den neuen Testergebnissen sind es dagegen -13,0% – eine regelrecht dicke Differenz, bei den anderen Ryzen-Prozessoren sieht es ähnlich aus. Die Auswirkungen der neuen AnandTech-Resultate ziehen sich dann in ähnlicher Form durch das gesamte Testfeld – sprich sowohl bei den restlichen AMD- als auch bei einigen Intel-Prozessoren. Denn auch bei diesen waren die früheren AnandTech-Werte ausgesprochen positiv für die kleineren und älteren Intel-Prozessoren, somit ergeben sich mit dem neuen Performance-Index also auch gewisse Auswirkungen auf die Intel-Prozessoren.

Jener neue Performance-Index (basierend auf ~300 Einzelbenchmarks) wird zudem beeinflußt durch eine Neukalkulation bei der PC Games Hardware aufgrund einer neu hinzugekommenen Meßreihe unter Rise of the Tomb Raider, neue Werte zum Ryzen 5 2600 beim TechSpot, einer Fehlerkorrektur im Test von GameStar sowie natürlich den generell neu hinzugetragenen Meßreihen des Tech Reports. In der Summe verschiebt sich der gebildete Performance-Index damit beachtbar – nicht massiv, aber dennoch im Detail deutlich. Die Skalierung bei den Intel-Prozessoren wird beispielsweise etwas größer, bleibt aber noch im Rahmen von maximal 10% Differenz zwischen Core i5-8400 und Core i7-8700K. Alle Ryzen-Prozessoren verlieren deutlich, wobei der generelle Unterschied zwischen Ryzen 1000 und Ryzen 2000 erhalten bleibt: Das schnellste Modell von Ryzen 1000 kommt gerade einmal auf der Spiele-Performance des kleinsten Modells von Ryzen 2000 heraus – der diesbezügliche Fortschritt von Ryzen 2000 bleibt also sichtbar.

(vorläufiger) Index zur Spiele-Performance (1%Min@1080p)
AMD Ryzen 1000/2000 Intel Coffee Lake
100% Core i7-8700K 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, 95W TDP, 359$, ab 327€
~99% Core i7-8700 6C +HT, 3.2/4.6 GHz, 65W TDP, 303$, ab 280€
93% Core i5-8600K 6C, 3.6/4.3 GHz, 95W TDP, 257$, ab 219€
~92% Core i5-8600 6C, 3.1/4.3 GHz, 65W TDP, 213$, ab 210€
~91% Core i5-8500 6C, 3.0/4.1 GHz, 65W TDP, 192$, ab 185€
8C +SMT, 3.7/4.3 GHz, 105W TDP, 329$, ab 319€ Ryzen 7 2700X 90% Core i5-8400 6C, 2.8/4.0 GHz, 65W TDP, 182$, ab 171€
6C +SMT, 3.6/4.2 GHz, 95W TDP, 229$, ab 220€ Ryzen 5 2600X 85%
8C +SMT, 3.2/4.1 GHz, 65W TDP, 299$, ab 289€ Ryzen 7 2700 ~85%
8C +SMT, 3.6/4.0 GHz, 95W TDP, 349$, ab 288€ Ryzen 7 1800X 83%
6C +SMT, 3.4/3.9 GHz, 65W TDP, 199$, ab 188€ Ryzen 5 2600 ~83%
8C +SMT, 3.4/3.8 GHz, 95W TDP, 309$, ab 254€ Ryzen 7 1700X ~81%
6C +SMT, 3.6/4.0 GHz, 95W TDP, 219$, ab 170€ Ryzen 5 1600X 79%
6C +SMT, 3.2/3.6 GHz, 65W TDP, 189$, ab 147€ Ryzen 5 1600 77%
8C +SMT, 3.0/3.7 GHz, 65W TDP, 299$, ab 240€ Ryzen 7 1700 ~77%

In der Bewertung der Spiele-Performance von Ryzen 1000 ergeben sich damit jedoch einige Unterschiede: Konnte man vorher bei -3% Differenz von Ryzen 7 2700X zu Core i7-8700K noch von einem "groben Gleichstand" zwischen AMD und Intel reden, so ergibt die neue Differenz von -10% dann bestenfalls noch eine Wertung von "nahekommend zur Intel-Performance". Eine echte Gleichwertigkeit erreicht Ryzen 2000 auf diesen neuen Benchmark-Ergebnissen bzw. dem neuen Performance-Index nicht mehr – bei keinem weltbewegenden, aber einem gut nachweisbaren Unterschied. Da auch die kleineren Modelle von Ryzen 2000 entsprechend niedriger eingeordnet werden mussten, ergibt sich somit nun doch ein (vor allem optisch) sehr gut sichtbarer Unterschied zwischen Ryzen 2000 und Coffee Lake bei der Spiele-Performance: So kommt der Core i5-8400 als kleinster Coffee-Lake-Sechskerner auf demselben Performance-Niveau (bei der Spiele-Performance) heraus wie das größte Ryzen-2000-Modell in Form des Ryzen 7 2700X.

Ob jene Differenz immer noch dafür reicht, um von einer "Ryzen-Spieleschwäche" zu reden, steht dagegen auf einem anderen Blatt. Nominell ist selbiges Bild vielleicht so zu sehen, aber die absoluten Differenzen sind hierfür dann doch eher zu knapp. Auf Ryzen 1000 trifft jene Betitlung vielleicht noch zu, bei Ryzen 2000 darf jedoch auch mit dem neuen Performance-Index in Frage gestellt werden, ob jene fairerweise angebracht ist. Denn der Großteil des Unterschieds bei der Spiele-Performance zwischen Ryzen 1000 und Coffee Lake konnte Ryzen 2000 sicherlich überwinden – und auch wenn es nicht für die vordersten Plätze langt, so erreicht Ryzen 2000 bei der Spiele-Performance gemäß dieser neuen Auswertung dennoch vollkommen respektable Ergebnisse. Echte Performance-Nachteile sind somit von Ryzen-2000-Prozessoren in der Spiele-Praxis nicht zu erwarten.

Nachtrag vom 7. Mai 2018

Die kürzliche Neu-Betrachtung der Spiele-Performance von Ryzen 2000 gegen Ryzen 1000 & Coffee Lake musste leider nochmals korrigiert werden, da sich die GameStar in einem Benchmark vertan und die (völlig) falschen Ergebnisse veröffentlicht hatte. Es handelte sich dabei zwar nur um eine einzelne Meßreihe, aber in dieser gab es eine erhebliche Wertedifferenz (grob -40% gegen Intel-Prozessoren) – was sich dann sowohl auf den Performance-Index der GameStar als auch auf den insgesamten Performance-Index deutlich auswirkt. Nur auf die GameStar-Ergebnisse bezogen bedeutet diese Fehlerkorrektur, das der Ryzen 7 2700X von (fälschlicherweise) 99,2% des Performance-Niveaus eines Core i7-8700K nunmehr (korrekterweise) auf nur noch 89,8% abruscht (bei den anderen AMD-Prozessoren kommt ähnliches heraus). Diese Differenz um immerhin fast 10 Prozentpunkte bei der GameStar ergibt dann auch einen nochmals sinkenden insgesamten Performance-Index bei der Spiele-Performance – für den Ryzen 7 2700X auf nunmehr 90,5% des Performance-Niveaus eines Core i7-8700K.

Spiele (1%Min@1080p) 7700K 8400 8600K 8700K 1600X 1800X 2600 2600X 2700 2700X
Perform.-Index (original) 93,1% 91,3% 95,1% 100% 82,7% 87,2% ~89% 92,3% ~89% 97,0%
Perform.-Index (1. Korrektur) 90,1% 90,2% 93,1% 100% 80,5% 84,5% ~84% 87,2% ~86% 91,8%
Perform.-Index (aktuell) 90,4% 90,5% 93,4% 100% 79,5% 83,4% ~83% 85,5% ~85% 90,5%

In der genannten Meldung wurde dieser Fehler nunmehr direkt korrigiert, zuzüglicher minimaler Änderungen in der Kommentierung. An der Gesamtsituation macht diese Differenz von 1-2 Prozentpunkten kaum noch etwas aus – allerdings wird nunmehr doch offensichtlicher, das Intel bei der Spiele-Performance weiterhin vorn liegt, wenn der kleinste Coffee-Lake-Sechskerner diesbezüglich denselben Performance-Index erhält wie das größte Ryzen-2000-Modell (Core i5-8400 & Ryzen 7 2700X beiderseits auf 90,5%). Im übrigen wären die Auswirkungen dieses Fehlers kleiner ausgefallen, wenn einfach zwei Punkte erfüllt wären: Bei Hardwaretests mit 10-12 Einzelbenchmarks (anstatt nur 4-6) geht eine solche Einzeldifferenz schneller im Gesamtbild unter, das Vorhandensein von ca. 20 Hardwaretests mit aussagekräftigen Benchmarks (anstatt nur 8) würde den Fehler nochmals stärker herunterdrücken, bis am Ende in den Kommabereich hinein. Nur zum Vergleich: Die 3% Differenz, welche die Anwendungs-Benchmarks von AnandTech ohne HPET ausmachen, würden im aufgestellten Perfomance-Index zur Anwendungs-Performance von Ryzen 2000 eine Differenz von nur noch 0,1% ergeben.