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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. Juli 2018

Wie der Planet 3DNow! argumentiert, sind auch weitere Mining-ASICs keine wirkliche Lösung für die Nutzung von Grafikkarten zu Mining-Zwecken und damit die potentielle Übertreibung der Grafikkarten-Preise durch diesen "Neben-Bedarf". Dies hat nur im Fall von Bitcoin seinerzeit mal funktioniert – heuer nun aber achten die meisten der hunderten anderen Cryptowährungen üblicherweise darauf, eben gerade nicht in Richtung von ASICs zu gehen. Denn mittels jenen läßt sich zuviel Rechenkraft in den Händen einzelner Mining-Blöcke bündeln, was 51%-Attacken ermöglicht – welche sogar schon vorgekommen sind. Insbesondere kleinere Cryptowährungen könnten durch ASICs vergleichsweise schnell in diese Problemlage rutschen, wenn sich durch neue ASICs die Mining-Performance auf einen Schlag drastisch erhöht und diese ASICs dann mehrheitlich in den Händen einer einzelnen Partei sind (beispielsweise bei den Hersteller dieser Mining-ASICs, welche ihre Produkte vor der Auslieferung nachweislich selber zum Minern benutzen). Generell herrscht auch einfach bei vielen kleineren Cryptowährungen noch der Glaube an die Dezentralisierung als wichtiges Element einer Cryptowährung vor – was sich mit ASICs einfach nicht verbinden läßt.

Ergo gehen mehr und mehr Cryptowährungen zur aktiven Bekämpfung von ASIC-Minern über. Monero ist dabei führend mit der Ankündigung der regelmäßigen Änderung des Hash-Verfahrens aller halben Jahre – um damit im "Untergrund" laufenden ASICs den Wind aus den Segeln zu nehmen bzw. die Entwicklung von ASICs für Monero dauerhaft unrentabel zu machen. Als dies zeigt letztlich darauf hin, das die meisten Cryptowährungen vorsätzlich auf Consumer-Hardware erzeugt werden wollen – und damit Grafikkarten als derzeit beste Parallelbeschleuniger weiterhin dem ständigen Risiko unterliegen, durch neu ausbrechende Mining-Booms unter erheblichen Preis- und Lieferdruck zu kommen. Die zuletzt erfreuliche Preissituation bzw. das Ende des Mining-Booms in diesem Frühling basierte primär auf dem Wertverfall vieler Cryptowährungen – und nicht dem Aufkommen von Mining-ASICs. Sollten irgendwelche Cryptowährungen plötzlich wieder anziehen, könnte aber auch jederzeit ein neuer Mining-Boom ausbrechen. Zudem könnten auch neue Grafikkarten-Generation mit deutlich mehr Mining-Power jederzeit die Effektivität des Cryptominings auf eine neue Stufe heben und damit einen solchen Mining-Boom auslösen. Mit diesem Risiko wird man zukünftig wohl zu leben lernen müssen – und nur langfristig gesehen kann man sich Abhilfe durch die generelle Ablösung des Mining-Konzepts erhoffen.

Die ComputerBase notiert Aussagen der Speicherchip-Sparte von Samsung auf einer HPC-Konferenz zum Thema Bedarf & Lieferbarkeit von HBM2-Speicher: Danach könnte Samsung seine HBM2-Fertigung einfach verdoppeln – und würde trotzdem den anliegenden Bedarf nicht decken. Dabei besteht der größte Teil des HBM2-Bedarfs augenscheinlich abseits von AMDs Consumer-Grafikkarten vielmehr im HPC-Bereich – was dann aus Sicht von AMDs Grafikkarten eher Fluch als Segen ist, denn in diesem Bereich will man einfach die hohen Bandbreiten ausnutzen und zahlt dafür auch gute Preise. AMDs langfristige Planung bezüglich HBM-Speicher, selbigen über die zunehmend höhere Produktion günstig genug für den Masseneinsatz zu bekommen, geht damit immer noch nicht auf – der Bedarf ist da, kommt aber primär aus dem Hochpreis-Segment und wirkt damit nicht wirklich preissenkend. Natürlich kam die Ausrollung von HBM-Speicher auch zu einer eher ungünstigen Zeit, wo die Speicherchip-Hersteller nunmehr sehr gut ausgelastet sind und damit kaum Platz für Ausweitungen der Fertigungsmenge und nachfolgende Preissenkungen ist (sieht hierzu auch die frühere Meldung über Speicherpreise von GDDR5, GDDR6 & HBM2).

An dieser Stelle wird immer deutlicher, das sich AMD mit dem Setzen auf HBM-Speicher wesentlich verkalkuliert hat: Sicherlich war der Fiji-Chip seinerzeit kaum ohne HBM1-Speicher zu erstellen, jener wäre platzmäßig mit GDDR5-Speicher nochmals viel größer geworden und ein breites 512 Bit GDDR5-Interface hätte den Fiji-Chip nochmals stromfressender gemacht. Und dennoch hat man sich damit in einen Entwicklungsstrang manövriert, welcher AMD bislang nichts wirklich zählbares gebracht hat – während die Konkurrenz der limitierten Bandbreite von GDDR5 einfach mittels GDDR5X und nachfolgend GDDR6 begegnete, und damit mit wesentlich weniger Aufwand samt Kosten gleichwertiges auf die Beine stellen konnte. AMD hätte den anfänglichen Nachteil von HBM durchaus einstecken können, wenn danach die erwartete HBM-Entwicklung stattgefunden hätte – hin zu konkurrenzfähigen Preisen samt höheren Taktraten. Dies ist jedoch (bislang) nicht passiert, womit AMD mit HBM in einem Entwicklungsstrang steckt, welcher (angesichts der Fortschritte bei GDDR6) eher mit jedem Tag ungünstiger wird, als denn besser zu werden. Angesichts dessen ist es nur folgerichtig, das der kommende Midrange-Navi (auf Performance-Niveau GeForce GTX 1170) auf GDDR6 setzt – und es ist durchaus denkbar, das in der mittelfristigen Zukunft HBM-Speicher auch bei AMD nur noch für HPC-Produkte zum Einsatz kommt.

Noch extra zu erwähnen sind die Details, welche WCCF Tech von der Computex 2018 bezüglich des Werdegangs von AMDs Grafikchip-Abteilung "RTG" über die letzten Jahre vermelden. Jene Insider-Informationen sind natürlich nicht offiziell und dürften sich auch kaum jemals bestätigen lassen – sind aber dennoch wenigstens plausibel. Danach soll AMDs CEO Lisa Su vor einiger Zeit bewußt die Entscheidung getroffen haben, AMDs Rückkehr zur Konkurrenzfähigkeit primär über die CPU-Sparte zu richten. Als unterstützende Maßnahme sollte die SemiCustom-Sparte zum solide funktionierenden Geldbringer ausgebaut werden – logisch, hier hat AMD inzwischen seinen eigenen Markt aufgebaut, wo die anderen kaum noch gut mitspielen können. Damit standen generell schon weniger Ressourcen für die Grafikchip-Abteilung zur Verfügung – und wesentlich erschwert wurde dies noch dadurch, das die Konzernspitze gleich zwei Drittel der RTG-Entwickler an die SemiCustom-Sparte abkommandiert hatte, angeblich zugunsten der Entwicklung des PS5-SoCs zugunsten von Sony. An dieser Stelle liegt dann auch ein (weiterer) Grund für den Abschied von RTG-Chef Raja Koduri bei AMD.

In der Summe – und sollten diese Insider-Infos stimmen – wird damit auch klarer, wieso AMD so wenig gerade aus der Vega-Generation herausholen konnte bzw. wieso reihenweise Vega-Features nicht richtig oder gar nicht funktionieren (Meldungen No.1 & No.2). Auf den wenigen berichten Entwickler-Ressourcen kommt vielleicht genau so etwas heraus – ein ambitioniertes Projekt, welches aber in der Praxis nicht das macht, wofür es gedacht wurde und daher dann letztlich nicht diese Performance bringt, die man sich vorab versprochen hat. Die ganze Geschichte deutet aber auch an, das AMDs RTG-Anteilung sicherlich besseres leisten kann, wenn sie nicht derart deutlich bei ihren Ressourcen beschnitten wird. Für die kommenden AMD-Grafikchips ist damit also Besserung zu erwarten, denn AMD hat über den Ryzen-Erfolg jetzt sicherlich wieder mehr Möglichkeiten an der Hand. Ein Selbstläufer wird es allerdings nicht werden, denn regulär ist nVidia derzeit so weit enteilt, das es durchaus Jahre dauern könnte, ehe AMDs RTG-Anteilung wieder den Anschluß findet. Zudem ist Chipentwicklung ein generell langwieriges Geschäft, AMD hat grob vier Jahre an der Zen-Architektur für die ersten Ryzen-Prozessoren gearbeitet.