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Gerüchteküche: AMDs Navi tritt im ersten Quartal 2019 mit einer Midrange-Lösung an

Die PC Games Hardware bringt von der Computex 2018 Kunde über AMDs nächste Grafikchip-Generation "Navi" mit, welche gegenüber den bisherigen Gerüchten schon vergleichsweise aussagekräftig daherkommt. Die hierzu seitens der PCGH notierten Ausführungen wurden nicht direkt mit einer Quelle referenziert, dürften somit primär auf "Messerauschen" basieren und sind somit noch nicht auf die Goldwaage zu legen. Dabei gibt es gute und schlechte Nachrichten: Gut ist, das der anivisierte Launchtermin auf dem Ende des ersten Quartals 2019 liegt – womit man nicht mehr bangen muß, das die bisherige Terminangabe "2019" womöglich auch erst das Jahresende 2019 bedeuten könnte. Selbst wenn AMD sich etwas verspätet (nur zu natürlich in diesem Geschäft), dürfte der Navi-Launch somit doch in der ersten Jahreshälfte über die Bühne gehen. Damit verkürzt sich das Fenster, in welchem AMD etwas "nackt" gegenüber nVidias Turing-Generation dasteht – gerade wenn letztgenannte dann doch noch etwas später kommen sollte als zuletzt angedeutet.

AMD Navi

  • Nachfolger von Vega, weiterhin Teil der GCN-Architektur
  • 6. GCN-Generation (GCN6) und damit auch letzte GCN-Generation
  • sollte sich gemäß sehr frühen Roadmaps um "Skalierbarkeit" und "NextGen-Speicher" (nach HBM2) kümmern
  • muß dafür allerdings die Limitationen der GCN-Architektur durchbrechen
  • 7nm-Fertigung von GlobalFoundries oder/und TSMC (zuletzt mit Tendenz zu TSMC)
  • technische Daten GlobalFoundries 14LPP zu 7LP: -65% Chipfläche zu -60% Stromverbrauch
  • technische Daten TSMC 16FF+ zu 7FF: -70% Chipfläche zu -60% Stromverbrauch
  • früher genannte Grafikchips: Navi 10 (HighEnd) und Navi 11 (Midrange)
  • kommt laut neuesten Gerüchten nunmehr zuerst mit einer Midrange-Lösung zum Ende des ersten Quartals 2019 (hypothetisch: "Radeon RX 680")
  • selbige Midrange-Lösung soll das Performance-Niveau einer GeForce GTX 1170/2070 erreichen und setzt dafür auf GDDR6-Speicher
  • spekulativ wären 4096 Shader-Einheiten auf 200-250mm² Chipfläche in der 7nm-Fertigung realisierbar
  • spekulativ ist damit die Performance einer Radeon RX Vega 64 (+X%) zum Stromverbrauch einer Radeon RX 480 (150W) machbar
  • der Verbleib der ursprünglich sicherlich geplanten HighEnd-Lösung ist derzeit komplett unklar

Doch die schlechte Nachricht hierzu ist, das AMD die Navi-Generation tatsächlich mit einem Midrange-Produkt starten will – sprich einer hypothetisch "Radeon RX 680" genannten Karte. Mittels dieser wird man dann natürlich ein Midrange-Niveau für das Jahre 2019 anbieten, sprich die Performance von Radeon RX 480 & 580 dürfte deutlich überboten werden. Im Vergleich mit nVidia will man aber dennoch nur dort herauskommen, wo die GeForce GTX 1170/2070 vermutet wird – dies wäre besseres Midrange- oder unteres HighEnd-Segment. Aus preislichen Gründen verzichtet man bei dieser Midrange-Lösung im Rahmen der Navi-Generation zudem auf den Einsatz von HBM-Speicher – und plant dagegen GDDR6-Speicher einzusetzen (AMDs Arbeit an GDDR6-Speicherinterfaces wurde früher schon entdeckt). So zumindest die Aussage der PCGH – welche allerdings dadurch zusätzliches Gewicht bekommt, das Fudzilla vor kurzem ähnliches berichtet hatte. Wenn zwei Quellen unabhängig voneinander selbiges zu berichten wissen, sollte man dies schon ernst nehmen – egal wie unglaubwürdig es auf den ersten Blick sein mag.

Dabei ist natürlich eine HighEnd-Lösung auf Navi-Basis nach wie vor nicht ausgeschlossen. Schon allein die Notiz, das GDDR6-Speicher zum Einsatz kommt, deutet ziemlich klar an, das hiermit der Navi-11-Grafikchip gemeint sein muß – denn den größeren Navi-10-Grafikchip dürfte AMD auch desweiteren auf HBM-Speicher planen (beide Navi-Grafikchips wurden schon Anfang 2017 erwähnt). Wenn die genannte Midrange-Lösung also Navi 11 darstellt und zuerst antreten soll, ist die große sich ergebende Frage, was nunmehr mit Navi 10 ist – und warum dieser Grafikchip nicht (typischerweise) zuerst kommt. Immerhin dürfte AMDs Chipentwicklung in dieser Frage durchaus dahingehend gestaltet sein, zuerst den großen Chip fertigzustellen, da hier die wichtigsten Features der neuen Chip-Generation zum Einsatz kommen bzw. teilweise sogar gebraucht werden (Stichwort Limitationen der GCN-Architektur). Weitere Grafikchips legt man in aller Regel erst nachfolgend auf, wenn also die grundsätzliche Architektur bereits spruchreif geworden ist.

Das dem in diesem Fall wohl nicht so ist, ergibt einige Möglichkeiten – wovon keine wirklich positiv ist: Am einfachsten wäre es noch, wenn AMD irgendwelche Schwierigkeiten mit Navi 10 hat und diesen Chip schlicht etwas später bringt. Eher schlecht wäre, wenn die Schwierigkeiten dann dazu führen, das man mit Navi 10 keine Konkurrenzfähigkeit im HighEnd-Segment erreichen kann. Im dümmsten Fall könnte es dann passieren, das AMD diesen HighEnd-Chip auch streicht (oder schon gestrichen hat) – und dann ein weiteres Jahr ohne echtes HighEnd-Angebot durchhalten muß, so wie im Jahr 2016 passiert, als es nur die ersten Polaris-Grafikkarten für Mainstream- und Midrange-Gefilde gab. Die These, das sich AMD bei der Navi-Generation an einem MultiChip-Design versucht, erscheint da als einzige mögliche Rettung – denn dann würde man in der Tat wirklich nur einen einzelnen Navi-Chip benötigen, alle höherwertigen Grafikkarten würden dann einfach mehrere davon tragen. Leider ist dies auch die mit Abstand unwahrscheinlichste Auflösung, denn an dieser Thematik versucht man sich schon lange und hat bislang nichts zählbares hervorgebracht, das faktische Ableben von SLI & CrossFire dürfte hier wohl entgültig die Luft rausgelassen haben.

Abseits dieser damit stark vakanten HighEnd-Lösungen innerhalb der Navi-Generation sind AMD dafür jedoch gute Chancen einzuräumen, im Midrange-Bereich etwas schlagkräftiges auf die Beine zu stellen. Der kürzlich gezeigte Vega-20-Chip in der 7nm-Fertigung hat dafür schon die Richtschnur vorgegeben: 4096 Shader-Einheiten samt Profi-Features und dickem 4096 Bit HBM2-Speicherinterface auf nur grob 300mm² Chipfläche sind ein hervorragender Wert. Ohne Profi-Features und mit "nur" GDDR6-Speicherinterface sind (trotz angenommen ebenfalls 4096 Shader-Einheiten) problemlos 200-250mm² Chipfläche und damit typische Midrange-Größe anpeilbar (Polaris 10 liegt bei 232mm²). Durch die 7nm-Fertigung sollte AMD dann sogar den Stromverbrauch (bei GlobalFoundries wie bei TSMC satte -60% zu 14/16nm) absolut im Griff haben können, was ja bisher immer so ein AMD-Problem war. Hiermit wäre im besten Fall die Performance einer Radeon RX Vega 64 (+X%) zum Stromverbrauch einer Radeon RX 480 (150W) machbar. Damit wäre selbst der derzeitige technologische Vorsprung seitens nVidia sehr gut angreifbar – zumindest so lange, bis nVidia ebenfalls auf die 7nm-Fertiung umschwenkt. Dazu gibt es derzeit aber noch keine Anzeichen, für die bei nVidia nachfolgende Turing-Generation sieht alles nach der 12nm-Fertigung aus.

Nachtrag vom 18. Juni 2018

Als weiteren Hinweis auf das kürzlich thematisierte Navi im Midrange-Bereich benennt die PC Games Hardware in einer Meldung pro/contra des MCM-Ansatzes die Chipfläche des ersten Navi-Chips als etwas kleiner als Polaris 10. Jener Grafikchip wird wie bekannt für AMDs Midrange-Angebote in Form von Radeon RX 470 & 480 sowie Radeon RX 570 & 580 benutzt und ist in der 14nm-Fertigung von GlobalFoundries 232mm² groß. Navi in der 7nm-Fertigung sollte somit dann irgendwo zwischen 190-220mm² groß werden. Die kleinere Chipfläche muß natürlich nicht auf eine (relativ gesehen) weniger performante Lösung hindeuten, schließlich handelt es sich bei 14nm zu 7nm um nahezu einen doppelten Fullnode-Sprung unter Auslassung der 10nm-Fertigung. GlobalFoundries gibt hierfür eine Flächenreduktion von -65% an, womit ein angenommener 200mm² 7nm-Chip somit in einer Milchmädchen-Rechnung mit einem 570mm² großen 14nm-Chip vergleichbar wäre. Anders formuliert könnte AMD in diese grob 200mm² bei Navi mehr Transistoren und Hardware-Einheiten hineinpacken als in den Vega-10-Chip, welcher in der 14nm-Fertigung auf eine Chipfläche von 486mm² kommt.

Soweit PC Games Hardware auf der Computex 2018 vernehmen konnte, soll die Desktop-Navi-GPU in 7 nm etwas kleiner ausfallen als Polaris 10/20 in 14 nm.
Quelle:  PC Games Hardware vom 14. Juni 2018