3

Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im ersten Quartal 2018

Seitens der Marktforscher von Jon Peddie Research liegen neue Zahlen zu den Grafikchip-Marktanteilen im abgelaufenen ersten Quartal 2018 vor. Leider fehlen nach wie vor neuere Vergleichszahlen seitens der Marktforscher von Mercury Research, welche in der Vergangenheit etwaige zu hohe Sprünge immer ganz gut ausgeglichen haben. Im Markt aller PC-Grafikchips, welcher bekannterweise überaus klar von integrierten Lösungen dominiert wird, hat sich wie üblich nur punktuell etwas bewegt, die Plazierungen bleiben in jedem Fall intakt. Dennoch ergibt sich mittlerweile eine gewisse Entwicklungstendenz, welche Intel über die Quartale hinweg etwas heruntergedrückt hat – von früher einmal knapp über 70% auf nunmehr recht klar unterhalb 70% Marktanteil. Hintergrund dieser Entwicklung dürften zum einen Verkäufe an Crypto-Miner sein, welche nur dem Teilsegment der echten Grafikkarten zu gute kommen (in welchem Intel nicht beteiligt ist) – und zum anderen vielleicht auch Raven Ridge und damit AMDs Wiedererstarken im Markt der Prozessoren mit integrierter Grafiklösung.

Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 Q4/2017 Q1/2018
AMD 13,1%
13,4%
13,2%
13,2%
13,0%
13,0%
14,2%
 
14,9%
 
Intel 71,1%
70,5%
70,6%
70,3%
67,8%
70,1%
67,4%
 
66,6%
 
nVidia 15,8%
16,0%
16,3%
16,4%
19,3%
16,9%
18,4%
 
18,4%
 
Quellen: Jon Peddie Research (schwarz) bzw. Mercury Research (blau)

Die Zahlen zu den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten (Add-in Boards) geben dann eher wieder, was wirklich im Grafik-Markt gelaufen ist – und zeigen erneut eine positive Tendenz zugunsten von AMD an. Inzwischen erreicht AMD mit grob 35% Marktanteil (bei grob 65% Marktanteil für nVidia) im ersten Jahresquartal 2018 endlich wieder ein Niveau, welches man Anfang der Dekade für einige Jahre innehatte – ehe dann ab dem Jahr 2014 der Absturz kam, welcher AMD teilweise bis in Gefilde von unter 20% Marktanteil führte. Natürlich sind selbst 35% zu 65% Marktanteil angesichts des bestehenden Duopols im Grafikkarten-Markt immer noch eine eher ungesunde Situation, denn nVidia hat mit diesen Zahlen nahezu den doppelten Marktanteil – aber wenigstens ist AMD nunmehr zurück auf einem Niveau, welches ausbaufähig hin in Richtung eines wirklich gesunden Wettbewerbsverhältnisses aussieht.

Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 Q4/2017 Q1/2018
AMD 27,5%
28,7%
30,3%
28,6%
27,2%
27,9%
33,7%
 
34,9%
 
nVidia 72,5%
71,3%
69,7%
71,4%
72,8%
72,1%
66,3%
 
65,1%
 
Quellen: Jon Peddie Research (schwarz) bzw. Mercury Research (blau)

Allerdings muß auch erwähnt werden, das die Statisik ab dem zweiten Quartal 2017 durch Verkäufe an Crypto-Miner maßgeblich verzerrt sein dürfte. Da AMDs Grafikkarten bei den Crypto-Minern zudem noch besonders beliebt waren (und sind), dürfte die aktuelle Steigerung des AMD-Marktanteils eher denn auf diesen Einmaleffekt zurückzuführen sein – was bedeutet, das sich das Bild jetzt nach Ende des Mining-Booms auch ganz schnell wieder drehen kann. Hier kommt hinzu, das produkttechnisch AMD dieses Jahr fast nichts neues bei Gamer-Grafikkarten zu bieten hat, während nVidia mit der Turing-Generation dagegen etwas gänzlich neues bieten wird. Spätestens nach deren Release dürfte AMD erheblich unter Druck kommen im Grafikkarten-Markt – und ganz gleich ob man dem durch Preissenkungen oder andere Maßnahmen begegnet, gänzlich spurenlos wird dies nicht an den Marktanteilen vorbeiziehen.

Jener bis zu letzt noch galoppierende Mining-Boom hat daneben noch für ein sensationelles erstes Jahresquartal aus geschäftlicher Sicht gesorgt: Nachdem man im Jahr 2016 üblicherweise 9-13 Mio. Grafikkarten pro Quartal abgesetzt hatte, wurden im ersten Quartal 2018 gleich ca. 15,5 Mio. Grafikkarten verkauft. Die Zahl wirkt um so stärker, wenn man die folgenden zwei Punkte einrechnet: Erstens wurde jene Absatzmenge in einem ersten Quartal erzielt, welches üblicherweise das schwächste Jahresquartal darstellt. Und zweitens sank der PC-Absatz im ersten Quartal 2018 gegenüber dem Vorquartal um satte -24%, während trotzdem der Absatz an Grafikkarten sogar leicht um +6% zulegte. Spätestens an dieser Zahl kann man dann sehen, das hier eine Ausnahmesituation vorliegt bzw. Einmaleffekte (wie die Crypto-Miner) am Werk gewesen sein müssen.

Eben aus diesem Grund lag der Quartalsumsatz mit Desktop-Grafikkarten (angeblich) auf knapp über 5 Mrd. Dollar – wobei die Zahl dennoch etwas zu hoch wirkt. Denn dies ergäbe einen durchschnittlichen Grafikkarten-Preis von 322 Dollar – was eingedenk von Abermillionen LowEnd- und LowCostGrafikkarten in günstigen OEM-PCs, welche zumeist bei weit unter 100 Dollar verrechnet werden, eher schwer zu erreichen scheint. Andererseits werden die allgemeinen Preiserhöhungen durch den Mining-Boom hier sicherlich mit hineinspielen, dies ist ein Effekt, welcher sich kaum anhand von Erfahrungswerten betrachten läßt. Die rein an die Miner gelieferten Grafikkarten dürften hierbei noch am wenigsten gewirkt haben, denn jene stellen mit (angeblich) 1,7 Mio. Stück im ersten Quartal 2018 doch nur 11% vom Stückzahlenumsatz. Eine gewisse zu hohe Angaben durchschnittlicher Grafikkarten-Preise hat jedenfalls Tradition bei Jon Peddie Research; abseits des Mining-Booms ist der durchschnittliche Grafikkarten-Abgabepreis wegen des bekannt großen OEM-Segments eher auf Richtung 150 bis bestenfalls 200 Dollar zu schätzen.